Coronavirus in Russland: Aktuelle Lage und welche Maßnahmen die russische Regierung ergreift

Während die Corona-Epidemie in Europa außer Kontrolle geraten ist, steht Russland mit bisher knapp über 300 Infizierten noch vergleichsweise sehr gut da. Daher lohnt sich ein Blick darauf, wie Russland gegen die Epidemie kämpft und welche Maßnahmen eingeleitet werden.

Die Sendung des russischen Fernsehens „Nachrichten der Woche“ hatte auch an diesem Sonntag vor allem ein Thema: Corona. Der erste Beitrag dazu behandelte die Situation in Russland und die Maßnahmen, die die Regierung zur Bekämpfung der Epidemie und zur Unterstützung von Menschen und Wirtschaft eingeleitet hat. Auch Russland hat Milliardenprogramme gestartet, allerdings hat Russland allein in seinem „Wohlfahrtsfond“ Reserven von über 100 Milliarden Euro und muss sich für die Maßnahmen nicht verschulden, es hat genug Rücklagen.

Ich habe die den Beitrag des russischen Fernsehens über die Lage in Russland übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Heute gibt es auf der Welt nur ein Thema: das Coronavirus. Russland hat diese Gefahr bisher durch präventives und rechtzeitiges Handeln der Behörden hinausgezögert. Die globale Pandemie breitet sich im Vergleich zu China und Europa bei uns mit Verzögerung aus. Wir haben noch keinen einzigen Todesfall durch das Coronavirus und die Zahl Infizierten geht nicht in die Tausende, sondern in die Hunderte. Am 21. März waren es 306 Fälle. In den letzten 24 Stunden wurde bei 53 Menschen das Virus entdeckt. Alle sind in Behandlung. Die Heilung geht nicht schnell, aber die Ärzte retten Menschen. 16 Menschen sind schon wieder gesund.

Jedenfalls hat Russland Zeit gewonnen und damit die Möglichkeit, das Problem besser zu untersuchen, sich vorzubereiten und zu sehen, welche der in- und ausländischen Erfahrungen in unserem Land am effektivsten sein können. Ein weiteres wichtiges Detail: Russen bringen das Coronavirus immer noch vor allem aus dem Ausland mit nach Hause.

Trotzdem sollte die Bedrohung nicht unterschätzt werden. In allen Regionen des Landes wurden präventive Maßnahmen ergriffen, unabhängig davon, ob es dort Fälle gibt. Die wichtigsten sind strenge Quarantänemaßnahmen, Desinfektion und Körperhygiene. Das wird helfen, das Worst-Case-Szenario zu verhindern.

Außerdem sollte man auf zuverlässige Informationen der russischen Behörden hören. Alle Statistiken sind auf dem Portal стопкоронавирус.рф (übersetzt: stopcoronavirus) abrufbar.

Über die Maßnahmen in Russland berichtet Alexei Petrov.

Die Welt gewöhnt sich an das Leben unter den neuen Bedingungen. Die tägliche Daten über die Ausbreitung der Infektion sind wie Frontberichte. Europa ist zum Epizentrum der Krise geworden. Die Lage in den USA verschlechtert sich. In Russland hätte das Ausmaß der Katastrophe auch ganz anders aussehen können, hätten die Behörden nicht so deutlich und koordiniert reagiert.

„Dank der sowohl auf regionaler, als auch föderaler Ebene schon in der ersten Woche der Epidemie getroffenen, operativen Maßnahmen, haben wir es geschafft, die massenhafte, das möchte ich betonen, die massenhafte Ausbreitung der Krankheit in Russland zu verhindern. Noch ist die Situation trotz des potenziell hohen Risikos unter Kontrolle. Medizinische Organisationen, Grenzschutzbehörden und andere Dienste sind in höchster Alarmbereitschaft. Ich bitte Sie, weiterhin extrem mobilisiert zu bleiben, konzentriert und koordiniert – und vor allem mit Voraussicht – zu handeln und zu arbeiten“, sagte Präsident Putin.

Alle Daten über die Coronavirus-Situation werden unverzüglich dem Koordinierungsrat der Regierung, einer Art Stab für den Kampf gegen die Epidemie, vorgelegt. Außerdem wurde eine Arbeitsgruppe des Staatsrates gebildet. Ressourcen sind reichlich vorhanden. Den Ärzten stehen 40.000 Beatmungsgeräte zur Verfügung, 55.000 zusätzliche Betten wurden für Infizierte bereit gestellt. 7.500 Isolierboxen wurden für Infizierte vorbereitet.

„Es wurde ein Vorrat an Medikamenten und persönlicher Schutzausrüstung geschaffen. Die medizinischen Organisationen sind auf verschiedene Szenarien vorbereitet. Die Produktion von diagnostischen Testsystemen läuft und alle Menschen, die in unser Land aus den Ländern zurückkehren, in denen die Infektion weit verbreitet ist, sowie diejenigen, mit denen sie in Kontakt gestanden haben, wurden und werden getestet.“, sagte Michail Mischustin, der russische Regierungschef.

Es gibt bereits mehr als 700.000 solcher Testsysteme.

„Die gesamte medizinische Infrastruktur für Infektionen ist aufgebaut und bereit, eine angemessene medizinische Versorgung zu gewährleisten. Alle medizinischen Organisationen haben eine Zwei-Wochen-Reserve an Medikamenten, die unverminderte Lieferung von persönlichen Schutzausrüstung läuft, jede Organisation wurde mit den Empfehlungen für die Diagnose und Behandlung der neuen Coronavirus-Infektion bekannt gemacht. Heute stehen 6.000 Ärzten für Infektionskrankheiten, fast 2.000 Pneumologen und mehr als 18.000 Krankenschwestern bereit, medizinische Hilfe zu leisten“, sagte Tatiana Golikova, stellvertretende Ministerpräsidentin.

Die drei wichtigsten Aufgaben des Kabinetts sind: Gewährleistung der Finanzstabilität, der Stabilität der Wirtschaft und natürlich die Unterstützung der Menschen. Es wurde eine finanzielle Reserve von 300 Milliarden Rubel (ca. 3,8 Milliarden Euro) gebildet., außerdem ein Garantiefonds für Restrukturierungskredite von Unternehmen, die in eine schwierige Lage geraten.

Kleine und mittlere Unternehmen gehören zu denen, die es besonders schwer haben.

„Dieser bedeutende Sektor darf nicht unter plötzlichen Veränderungen der Situation oder unter höherer Gewalt leiden. Selbstverständlich werde ich Sie in jeder Hinsicht unterstützen, um diesem Wirtschaftssektor zu helfen. Es ist notwendig, Unternehmer so weit wie möglich vor übermäßigen Kontrollen zu bewahren und ihnen bei der Zahlung der Steuern und dem Schuldendienst helfen und unter Berücksichtigung der aktuellen Situation auf alle möglichen Bußgelder zu verzichten“, sagte Wladimir Putin.

Für drei Monate, beginnend im März, wird ein Aufschub der Zahlung von Versicherungsprämien eingeführt. Wer öffentliche oder kommunale Räumlichkeiten vermietet, kann mit der Mietzahlung warten. Es wird ein Moratorium für Inspektionen kleiner und mittlerer Unternehmen, einschließlich von Finanzamt und Zoll, eingeführt. Auch Subventionen und vergünstige Darlehen werden helfen. Es ist schwierig für alle, unabhängig von der Größe des Unternehmens. Unternehmen, die Staatsaufträge haben, werden von Vertragsstrafen wegen Verzögerungen freigestellt.

Die Hotelbranche und die Fluggesellschaften werden unterstützt. Für sie wurde ein Zahlungsaufschub der Steuern bis zum 1. Mai beschlossen. Das gilt auch für Filmstudios, Kinos, Kulturinstitutionen und Sportveranstalter. Besondere Aufmerksamkeit wird dem sozialen Bereich gewidmet. Und vor allem den Tausenden von Ärzten, die jetzt an vorderster Front im Kampf gegen das Virus stehen.

„Medizinische Fachkräfte sind Menschen, die ihre berufliche Pflicht ehrenhaft erfüllen und, wie es mehr als einmal in der Geschichte der nationalen Gesundheitsfürsorge der Fall war, ihre Gesundheit riskieren, um anderen zu helfen. Ich fordere die Regierung, das Gesundheitsministerium und die Regionen auf, Maßnahmen zur zusätzlichen Unterstützung von Ärzten und medizinischem Personal zu erarbeiten, um die Gehälter für Mitarbeiter des Verbraucherschutzes zu erhöhen. Das sind Menschen, die als erste daran arbeiten, die Kranken zu identifizieren. Die Löhne müssen auch in den Regionen erhöht werden. Es geht um Therapeuten, Allgemeinmediziner, Pneumologen, Infektionsärzte, Anästhesisten, Intensivmediziner und Krankenschwestern. Lassen Sie uns auch das medizinische Personal vergessen. Das sind auch Menschen, die direkt in der Risikozone arbeiten“, sagte der Präsident.

Das Geld ist bereits zugewiesen, etwa 12 Milliarden Rubel (ca. 150 Millionen Euro). Aber nicht nur der Staat muss in dieser Situation helfen. Geschäftsbanken haben bereits die Empfehlung erhalten, keine Strafen für verspätete Kreditzahlungen zu verhängen, wenn ein Kunde mit dem Coronavirus infiziert ist. Außerdem kann die Krankschreibung nun ohne Untersuchung aus der Ferne erteilt werden. Wer sich in Quarantäne befindet, kann mit Zahlungen rechnen.

„Die Zahlung erfolgt im Voraus direkt an den Patienten, bis zum Ende der Krankschreibung. Das Krankengeld wird an jedem fünften Arbeitstag ausgezahlt, damit Bürger, die unter Quarantäne stehen, nicht ihr Einkommen verlieren“, versicherte Golikova.

Der Arbeitsmarkt wird wöchentlich im ganzen Land überwacht.

Auch die Situation in den Geschäften wird überwacht: ob es genug Lebensmittel und Kinderwaren gibt und ob die Preise überteuert sind. Für die Einfuhr von Arzneimitteln und Medizinprodukten gibt es grünes Licht, der Zoll wurde auf Null gesetzt. Auch die Zustellung von rezeptfreien Arzneimitteln nach Hause wurde vereinfacht. Gleichzeitig werden die Kontrollen verstärkt, um Betrug mit gefälschten Arzneimittel zu verhindern.

Die neue medizinische App „DocDok“ wurde von der Sberbank gestartet. Jetzt kann man mit dem Arzt per Video sprechen, und zwar auf Kosten der Bank. Die Fernüberwachung der Virussituation erfolgt über ein spezielles Informationszentrum, in dem alle Daten zusammen laufen. Nicht weniger genau werden hier Falschmeldungen verfolgt, von denen es bereits viele im Internet gibt. Das Heilmittel gegen eine solche Pseudo-Informationshysterie sind genaue Informationen und Offenheit.

„Die Bürger des Landes müssen über alle notwendigen Informationen verfügen. Welche Bedrohung wir haben, welche Maßnahmen der Staat ergreift und was jeder Mensch tun sollte, um sich und seine Lieben zu schützen. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Gründe für das Auftreten schädlicher Gerüchte und erst recht böswilliger Spekulationen zu diesem Thema auszuschließen. Aber um das auszuschließen, gibt es nur eines: verlässliche, rechtzeitige und vollständige Informationen“, ist sich Wladimir Putin sicher.

Russland ist, ebenso wie die Europäische Union, gezwungen, seine Grenzen für Ausländer zu schließen. Wer aus dem Ausland zurückkehrt, sollte besonders auf seine Gesundheit achten und muss 14 Tage in häusliche Quarantäne. Die Kontrolle liegt bei den Strafverfolgungsbehörden.

„Wir haben die Dienststellen des Innenministeriums angewiesen, den Regionen folgende Informationen zur Verfügung zu stellen: In welche Region Menschen aus welchem Land zurückkehren. Das ist eine sehr wichtige Geschichte, weil das die Risikogruppe ist, mit der wir arbeiten müssen“, sagte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjabin.

Ältere und behinderte Menschen bleiben nicht ohne Unterstützung. Kinder sollten trotz der Schließung von Schulen nicht sich selbst überlassen werden.

Das Coronavirus ist zu einer Herausforderung für die Welt geworden. Russland hat genügend Reserven: sowohl medizinische, als auch wirtschaftliche. Aber unter diesen schwierigen Bedingungen sollte die Gesellschaft diejenigen unterstützen, die zur Risikogruppe gehören.

Es ist zu früh für eine Entwarnung. Aber man darf nicht in Panik geraten. Alle Entscheidungen müssen genau abgewägt und berechnet werden. Und zusätzliche Maßnahmen – betont der Präsident – wird es nur geben, wenn sie wirklich benötigt werden.

Ende der Übersetzung

In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich direkt hier über den Verlag bestellbar.

Hier geht es zum neuen Buch

Werbung

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Eine Antwort

  1. Corona ist nur eine von vielen Seuchen. Spanische Grippe Rinderwahnsinn Schweinegrippe Sars Corona immer ist das Verhältnis Mensch/Tier der Ursprung. So mussten zB. auch immer wieder flächendeckende Notschlachtungen bei Nutztieren durchgeführt werden.

    Mit den Chemikalien für die Produktion unserer Güter, über 100 000, den Pestiziden und antibakteriellen Mitten, haben wir die Insekten stark dezimiert. Vor allem die Vielfalt. Auch die Bienen sterben. Genauso – das ist anzunehmen – ergeht es den Mikroben. Leben aber ist auf Überleben programmiert, kämpft, passt sich an, verändert sich. So können harmlose Bakterien und Viren auch zu einer Gefahr werden. Die übermässige Chemie schwächt zudem unser Immunsystem.

    Wir importiert gewaltige Mengen tierische Produckte aus dem globalen Markt. Niemand kann mir erzählen, dass das Ganze von uns verursachte tiefe Leid das wir Tiere antun nichts macht. Nicht Ursache zu irgendetwas wird. Von der Farma über die Mode bis hin zur Lebensmittelindustrie hat die Welt über die Jahre Billionen an Tieren verdient. Längerfristig sollten wir auch das anschauen.

    Auch wenn mein Bekanntenkreis das so sieht, so glaube ich trotzdem nicht, dass sich in der Welt etwas ändern wird, man wird weiter rationalisieren um die Verluste reinzuholen.

    Bei uns wurde von allen Balkonen und den Leuten auf der Strasse für das medizinische Personal geklatscht, Bravo!

Schreibe einen Kommentar