Geopolitik

Die Hintergründe von Bidens Vietnambesuch

US-Präsident Biden ist vom G20-Gipfel nach Vietnam geflogen, um mit dem Land eine besondere Partnerschaft auszurufen. Hier schauen wir uns an, was es damit auf sich hat.

Die russische Nachrichtenagentur TASS hat ein sehr weites Netzwerk von Korrespondenten, die sich in ihren Gastgeberländern gut auskennen. Daher übersetze ich immer wieder Analysen der TASS-Korrespondenten, weil solche fundierten Analysen von Ländern, die die Medien normalerweise „nicht auf dem Schirm haben“, sehr interessant sind. Nun hat der Vietnam-Korrespondent über die Hintergründe des Besuches von US-Präsident Biden berichtet und ich habe seinen Artikel übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

„Umfassende Partnerschaft“ und „vier Neins“: Wie Vietnam seine Beziehungen zu den USA ausbaut

Jurij Denissowitsch, Chef des TASS-Büros Vietnam, darüber, was der Besuch von Joe Biden in Hanoi gezeigt hat

Die Sozialistische Republik Vietnam und die USA haben sich darauf geeinigt, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern auf die Ebene einer umfassenden strategischen Partnerschaft zu heben. Wie nach Gesprächen zwischen dem Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV), Nguyen Phu Trong, und dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden in Hanoi bekannt gegeben wurde, tun sie das „im Namen des Friedens, der Zusammenarbeit und der nachhaltigen Entwicklung“. Vor der Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung unterhielt Vietnam nur mit vier Ländern Beziehungen auf diesem höchsten Niveau: China, Russland, Indien und Südkorea.

Die historische Vereinbarung war das wichtigste Ergebnis des ebenso historischen Besuchs – des ersten Besuchs eines amerikanischen Präsidenten in Vietnam auf Einladung des Generalsekretärs des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Vietnams. Die durch den Vietnamkrieg unterbrochenen zwischenstaatlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern wurden 1995 offiziell wiederhergestellt und im Juli 2013 zu einer umfassenden Partnerschaft aufgewertet. Der erste US-Präsident, der Vietnam nach der „Versöhnung“ besuchte, war Bill Clinton im November 2000. Seine Nachfolger George W. Bush, Barack Obama und Donald Trump besuchten Vietnam während ihren Amtszeiten ebenfalls. Sie alle kamen auf Einladung ihrer Kollegen, der Präsidenten der Republik, nach Vietnam. Aber zum ersten Mal erfolgte der Besuch eines amerikanischen Staatschefs auf Einladung des Generalsekretärs des Zentralkomitees der KPV, des Mannes an der Spitze der Hierarchie der Staatsmacht in Vietnam. Das ist ein klares Indiz dafür, dass die düstere gemeinsame Vergangenheit politisch überwunden und durch den gegenseitigen Wunsch ersetzt wurde, das Potenzial für die Entwicklung der bilateralen Beziehungen voll auszuschöpfen.

Natürlich haben die Vietnamesen auch fast fünf Jahrzehnte nach dem Kriegsende nicht vergessen, was die schreckliche amerikanische Aggression ihr Volk gekostet hat: Drei Millionen Tote, mehr als vier Millionen Kriegsversehrte und Opfer der von der US-Armee eingesetzten Chemikalien. Doch heute ist die Zusammenarbeit bei der Bewältigung der Kriegsfolgen einer der wichtigsten Bereiche der humanitären Zusammenarbeit zwischen Hanoi und Washington. Beide Seiten suchen gemeinsam nach sterblichen Überresten und identifizieren die Namen der Vermissten, arbeiten an der Beseitigung nicht explodierter Munition und neutralisieren die chemische Kontamination durch hochgiftige Entlaubungsmittel in der Nähe ehemaliger US-Luftwaffenstützpunkte in verschiedenen Teilen Vietnams.

Laut vietnamesischen Beamten ist die Entwicklung der Beziehungen zu den USA in der gegenwärtigen Phase durch das Motto gekennzeichnet, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, Unterschiede zu überwinden, Gemeinsamkeiten zu fördern und nach der Zukunft zu streben.

Schon vor der Ankündigung von Bidens bevorstehendem Besuch in Hanoi haben die USA aktiv angedeutet, dass sie die Beziehungen zu Vietnam von der derzeitigen umfassenden Partnerschaft sofort zu einer umfassenden strategischen Partnerschaft ausbauen wollen, wobei eine Zwischenstufe (die zweite Stufe der strategischen Partnerschaft) übergangen wird. Hanoi stimmte dem zu, stellte aber klar, dass dieser Schritt keine gravierenden Änderungen in der Außenpolitik Vietnams selbst bedeuten würde, das traditionell einen ausgewogenen und ausgeglichenen Ansatz in den Beziehungen zu den Großmächten verfolgt. Auch wird Vietnam seine Verteidigungspolitik nicht ändern, die auf den „vier Neins“ beruht: keine Militärbündnisse, keine Zusammenarbeit mit einem Land gegen ein anderes, keine ausländischen Militärstützpunkte auf vietnamesischem Territorium und keine Anwendung oder Androhung von Gewalt in den internationalen Beziehungen. Hanoi hat auch seinen Standpunkt zu internationalen Konflikten deutlich gemacht: Vietnam setzt sich stets dafür ein, dass die Konfliktparteien in einen Dialog eintreten und alle Differenzen auf der Grundlage der Achtung der Grundprinzipien des Völkerrechts und der UN-Charta friedlich lösen.

Es liegt also auf der Hand, dass die USA bei ihren Aktionen, die beispielsweise darauf abzielen, China in der Frage des östlichen Südсhinesischen Meeres einzudämmen, nicht auf die Unterstützung Vietnams zählen sollten, da Hanoi und Peking ihre Angelegenheiten selbständig regeln werden. So trafen sich Ende Juni die Regierungschefs Vietnams und Chinas in Peking und bekräftigten eindeutig, dass sich beide Seiten zur Überwindung der Differenzen und zur Wahrung von Frieden und Stabilität im östlichen Südсhinesischen Meer strikt an das geschlossene Abkommen über die Grundprinzipien für die Beilegung maritimer Fragen halten, die legitimen Interessen der jeweils anderen Seite respektieren und alle Streitigkeiten mit friedlichen Mitteln im Einklang mit dem Völkerrecht und unter Nutzung von Verhandlungsmechanismen lösen werden.

Gegenseitiges Verständnis und Respekt sind die Grundlage der Beziehungen

Bei dem Gespräch am 10. September in Hanoi erklärten der Generalsekretär des Zentralkomitees der KPV und der US-Präsident, dass die Entwicklung der vietnamesisch-amerikanischen Beziehungen auch immer auf der bedingungslosen Achtung des Völkerrechts, der Unabhängigkeit, der Souveränität und der territorialen Integrität sowie der politischen Institutionen der jeweils anderen Seite beruhen müsse.

Washington, so Biden, legt großen Wert auf die Rolle und Position Vietnams in der Region und schätzt die aktive Rolle Hanois bei der Lösung zahlreicher regionaler und globaler Probleme.

Laut Marc Knapper, Botschafter der USA in Vietnam, besteht eines der Hauptziele der USA darin, die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern auf der Grundlage von gegenseitigem Verständnis und Vertrauen zu fördern. Vietnam und die USA haben einen gemeinsamen Ansatz in einer Reihe von internationalen Fragen, einschließlich der Frage östlichen Südсhinesischen Meeres – beide Seiten betonen die Bedeutung der Einhaltung des UN-Seerechtsübereinkommens von 1982. Der Diplomat sagte auch, dass die USA mit Vietnam gemeinsame Ansichten zu anderen wichtigen Themen teilen: die Reaktion auf den Klimawandel, die öffentliche Gesundheit, insbesondere die Bewältigung der sozioökonomischen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, und die Unterstützung der Bemühungen Vietnams, das Land bis 2045 zu einem Land mit einem hohen durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen zu machen und das Ziel zu erreichen, seine Verpflichtungen zur Kohlenstoffneutralität bis 2050 zu erfüllen.


Das Problem des Südсhinesischen Meeres
Das Südchinesische Meer oder Ostmeer, wie es in Vietnam genannt wird, ist seit vielen Jahren ein Gebiet, in dem es um die Gebietsansprüche mehrerer asiatischer Länder auf die Spratly-Inseln und die Paracel-Inseln (und die sie umgebenden Gewässer) geht. An dem Streit sind Brunei, China, Vietnam, Malaysia, Malaysia und die Philippinen in unterschiedlichem Maße beteiligt.
Der Wert dieser Inseln besteht darin, dass sie an der Kreuzung der Schifffahrtsrouten des Indischen und des Pazifischen Ozeans liegen und Experten zufolge dort beträchtliche Öl- und Mineralienvorkommen konzentriert sind.
Im Jahr 2013 begann Peking mit der Errichtung künstlicher Inseln in diesem Seegebiet, was bei vielen Staaten, insbesondere den Ländern des asiatisch-pazifischen Raums, scharfe Kritik hervorrief. Die USA wiederum beschuldigen China, das Südchinesische Meer zu militarisieren und räuberische Wirtschaftsaktivitäten zu betreiben. Peking hingegen beharrt auf der Legitimität seiner territorialen Ansprüche.


Führender Handelspartner

Seit Washington und Hanoi diplomatische Beziehungen aufgenommen haben, sind die USA zum zweitgrößten Handels- und Wirtschaftspartner Vietnams geworden. Nach Angaben von Ted Osius, Präsident und CEO des US-ASEAN Business Council, ist der bilaterale Handel von 450 Millionen Dollar im Jahr 1994 auf 123,86 Milliarden Dollar im Jahr 2022 gestiegen. Für die USA ist Vietnam der achtgrößte Handelspartner der Welt und der größte unter den ASEAN-Ländern. Das jährliche Wachstum der vietnamesischen Exporte in die USA betrug in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt fast 20 Prozent pro Jahr. Die USA sind heute der größte Exportmarkt Vietnams und gehören zu den Hauptinvestoren in der vietnamesischen Wirtschaft. US-Unternehmen haben in Vietnam 1.286 Projekte mit einem Gesamtkapital von mehr als 11,79 Milliarden Dollar durchgeführt.

Während seiner Reise traf sich Biden auch mit dem vietnamesischen Premierminister Pham Minh Chinh. Sie erörterten die Zusammenarbeit in den Bereichen Infrastruktur, hochqualifizierte Ausbildung, Energiewende, digitale und grüne Wirtschaft. Der vietnamesische Premierminister erklärte, er und der US-Präsident seien sich einig, dass Technologie, Innovation und Investitionen zu einer wirklich neuen wichtigen Grundlage für eine umfassende strategische Partnerschaft werden sollen. Der vietnamesische Premierminister teilte Bidens Ansicht, dass Innovation der Schlüssel zur Zukunft ist, und forderte die Unternehmen auf beiden Seiten auf, Investitionen in Wissenschaft und Technologie und innovative Entwicklung zu priorisieren, insbesondere in den Bereichen digitale Technologie, Halbleiterindustrie, “grünes” Wachstum, erneuerbare Energien und Bekämpfung des Klimawandels.

Es ist anzumerken, dass dieses Mal neben der Regierungsdelegation auch Führungskräfte führender US-Technologieunternehmen, darunter Google, Intel, Amkor, Marvell, GlobalFoundries und Boeing, Hanoi besuchten. Der letzte Besuch von Vertretern von 52 großen US-Unternehmen in Vietnam fand im März dieses Jahres statt.

US-Pläne für Vietnam

Es ist offensichtlich, dass Washington vorsichtige geopolitische Pläne für Hanoi hat. Laut Jake Sullivan, dem nationalen Sicherheitsberater des US-Präsidenten, ist Bidens Besuch in Vietnam ein wichtiger Schritt zur Stärkung der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern und spiegelt die führende Rolle wider, die Vietnam im wachsenden Netzwerk der US-Partnerschaften im indopazifischen Raum spielen wird. „Bei der Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen – vom Südchinesischen Meer bis hin zu kritischen und neu entstehenden Technologien – werden die USA und Vietnam eine Vision formulieren, wie sie ihre dynamische Partnerschaft im 21. Jahrhundert aufrechterhalten können“, sagte der Präsidentenberater und fügte hinzu, dass die Regierung in Washington der Region große Aufmerksamkeit schenke. Er sagte, die USA erwarteten, ihre Partnerschaft mit Vietnam so zu entwickeln, dass sie zu Sicherheit, Stabilität und Wohlstand in der indo-pazifischen Region beitrage.

Nothing personell, just business

Man kann mit Sicherheit sagen, dass Vietnam sich von der weiteren Entwicklung der Beziehungen zu den USA mehr praktische Vorteile erhofft. Die Anhebung des Status der bilateralen Partnerschaft könnte Hanoi dabei helfen, von Washington eine Reihe von Präferenzen zu erhalten, wie zum Beispiel die Senkung der Einfuhrzölle auf vietnamesische Produkte und die Anerkennung Vietnams als marktwirtschaftliches Land, was bemerkenswerte Handelsvorteile und die Möglichkeit einer Steigerung der Ausfuhren in die USA mit sich bringen wird.

Vietnam ist besonders an der Chipproduktion interessiert und hat die Aussicht, ein neues Zentrum für Halbleiter und ein wichtiger Produktionsknotenpunkt in den US-Lieferketten zu werden, was im Einklang mit der breiteren US-Strategie steht, China in diesem Segment einzuschränken und es daraus zu verdrängen. Auf einer Pressekonferenz in Hanoi erklärte Biden jedoch, dass die USA kein solches Ziel verfolgen und dass alle ihre Maßnahmen nicht darauf abzielen, China zu isolieren und einzudämmen, sondern eine „stabile Basis“ in der indo-pazifischen Region zu schaffen. US-Finanzministerin Janet Yellen, die im Juli Hanoi besuchte, sagte, die USA sähen Vietnam als einen wichtigen Partner beim Aufbau neuer nachhaltiger Halbleiterlieferketten. Sie wies darauf hin, dass Vietnam in den letzten zehn Jahren durch umfangreiche Investitionen von US-Unternehmen zu einem wichtigen Bestandteil der weltweiten Halbleiterlieferkette geworden ist. So plant beispielsweise das in Arizona ansässige Unternehmen Amkor, in der nordvietnamesischen Provinz Bac Ninh demnächst ein Halbleiter-Montage- und Testwerk zu eröffnen. Im Süden, in der Provinz Dong Nai, stellt ein anderes US-Unternehmen, Onsemi, Chips her, die in Autos auf der ganzen Welt verwendet werden. Ganz in der Nähe, in einem High-Tech-Park in der südlichen Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt, befindet sich das weltweit größte Montage- und Testzentrum des Prozessorherstellers Intel.

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

43 Antworten

  1. Die yankee’s agieren im Grunde immer nach dem gleichen Schema, mit maximal schwankenden Nuancen in der Ausführung – und gerade das sollte Vietnam nicht vergessen – und niemals die eigene Geschichte, sind ja nicht mal Reparationen gezahlt worden – da kann es KEINE Partnerschaft geben! – nur neues Leid! 😤😤

    1. Sehe ich auch so. Die Amis werden wieder langsam und durch die Hintertür auch Vietnam für ihre Intrigen einspannen. Dafür werden auch die „4 Neins“ irgendwie ausgehebelt.
      Es sei denn, es gelingt wirklich den Dollar rechtzeitig ins Niemandsland zu schicken.

  2. Igittigitt, unendlicher Ekel und Abscheu war mein erstes Gefühl, als ich anfing den Artikel zu lesen.
    Hatte schon eine Mischung aus Würgereflex und Entsetzen, als der sackgesichtige Pflegefall
    seine Gastgeber mit „Good morning Vietnam“ begrüßte. Er hätte genausogut auf die Gastgeber urinieren
    können. Verhöhnung der Opfer ist etwas, worauf man sich bei den Amis verlassen kann.
    „Partnerschaftliche“ Beziehungen mit dem Teufel, der das Land mit Chemikalien und geächteten Waffen
    vergewaltigt hat? Mit heute noch spürbaren Folgen? Nothing personal, just business?
    Wow, was bin ich doch naiv zu glauben, dass es sowas wie Selbstachtung gäbe.
    Pragmatismus in allen Ehren, aber mit DENEN? Igitt, bekomme Gelbsucht vor Ekel.

    1. @ Nakajima:
      Ihren Frust und Ekel – absolut nachvollziehbar – in allen Ehren, aber so funktioniert Geopolitik nun einmal nicht.
      Nur zur Erinnerung: Was die deutschen Faschisten in den Jahren 1941-45 in der SU an Gräueltaten begangen haben, sucht bis heute seinesgleichen. Trotzdem wollte schon Stalin!! ein wiedervereinigtes Deutschland. Unter der Voraussetzung der Neutralität. Ob auch Stalin – verstorben 1953 – schon 1955 wieder diplomatische Beziehungen zu Deutschland aufgenommen hätte, bleibt Spekulation. Keine Spekulation ist sein Satz: Die Hitlers kommen und gehen, aber das deutsche Volk bleibt bestehen.
      Damit will ich sagen: ganz so einfach, wie sich das hier einige vorstellen, sind die USA geopolitisch nicht zu marginalisieren. Noch sind sie die größte(zweitgrößte) Volkswirtschaft dieses Planeten. Militärisch weiterhin die Nr. eins – wenn wir die Rüstungsausgaben und Militärstützpunkte weltweit berücksichtigen. Warum unterhalten wohl sämtliche Länder dieser Erde – also logischerweise auch Russland, China, Nordkorea und Kuba – diplomatische Beziehungen zu diesem Verbrecherstaat? Weil sie es zur Zeit noch müssen. Weil die Handelsbeziehungen es verlangen. Russland liefert weiterhin riesige Mengen Öl in die USA, Chinas größter? Handelspartner sind die USA, trotz der kriegerischen Töne aus diesem Land. Trotzdem es wohl in nicht allzu ferner Zukunft mit einem Krieg gegen dieses Land zu rechnen hat.
      Letzter Satz: Die USA sind nach wie vor ein sog. Global-Player, auch wenn die Einflussmöglichkeiten sinken. Und Vietnam braucht – iss ärgerlich, aber nicht zu ändern – diesen Handelspartner für seine Entwicklung. Aber das die Kommunisten ihre Ideale für ein Linsengericht ausgerechnet an diese Banditen verkaufen, davon gehe ich nicht aus.

      1. @Putinchen
        Mir ist schon klar, dass Geopolitik nach rein rationalen Gesichtspunkten gemacht wird.
        Beim Biden-Besuch sehe ich aber keinerlei Demut oder Respekt, wenigstens als diplomatisches
        Mindestmaß an Höflichkeit. Mag dann geheuchelt sein, aber wenigstens die Form sollte
        gewahrt werden. Sowas ist weder von Lawrow noch von Putin zu erwarten, das wäre unter
        ihrer Würde. Anyway, habe auf der emotionalen Seite gerade ein sehr dünnes Fell, weil Doitshland
        ein totales Irrenhaus ist, geschichtsvergessen, arrogant, Größenwahn gewürzt mit
        völligem Realitätsverlust und das gierig bei seinem eigenen Untergang mithilft.
        Meine Scham, Teil dieses Landes zu sein, ist gewaltig. Russen waren nie unser Feind, haben uns nichts
        getan. Trotz der Greueltaten haben sie uns ihre Hand ausgestreckt und uns Chancen gegeben. Ja, auch
        um ihrer eigenen Interessen willen. Ich bin entsetzt, wie einfach es war die Bevölkerung erfolgreich
        zu russophobieren. Doitshland wurde geoutet als strunzdummes, rassistisches Land und „solidarisch“
        mit echten Nazis, die kein Problem haben, schon wieder Russen zu töten. Was für eine Schande.
        Leider sitze ich hier fest und muss diesen Alptraum ertragen. Sorry fürs offtopic.

        1. @ Nakajima:
          Ich stimme Ihnen insoweit zu, dass wir – das „normale Volk“ – sich leiten lassen kann von Frust und Scham dieses Deutschland betreffend. Da gibt es nichts hinzuzufügen. Mir geht es ganz genauso.
          Aber Staatenführer, noch dazu kommunistische wie z.B. in Vietnam oder China, dürfen sich davon überhaupt nicht leiten lassen. Schwellenländer wie Vietnam und selbst die chinesische Führung bezeichnet das eigene Land noch als Entwicklungsland und will diese Epoche spätestens 2049 – 100 Jahre nach der Revolution – verlassen haben, müssen Handel treiben – auch mit dem größten Feind – wollen sie aus der Armut befreit werden. Armut nützt niemanden. Und gerade kommunistisch geführte Länder stehen in dieser Frage vor großen Herausforderungen, wenn sie die Zustimmung des Volkes nicht verlieren wollen. Staatenführer müssen das Beste für das eigene Volk herausholen.
          Hier ein kurzer Hinweis von Pepe Escobar:
          „Zwei Drittel des Handels werden immer noch in Dollar und Euro abgewickelt; der chinesische Yuan macht nur drei Prozent aus. Indien weigert sich, den Yuan zu verwenden. Und es besteht ein riesiges Ungleichgewicht zwischen Russland und Indien: 40 Milliarden Rupien liegen auf den Konten russischer Exporteure und können nirgendwo hinfließen.“ Das zeigt m.E. sehr deutlich, dass die Amis immer noch eine gewisse Macht innehaben und diese nutzen, um andere Länder weiterhin gefügig zu halten.
          Das Deutschland von absoluten Kretins regiert wird… da kann es keine zwei Meinungen geben. Aber auch diese Typen, ala Lenchen und Augenklappe, rennen in Indien offene Türen ein. Wirtschaftliche Türen, versteht sich.
          Wir müssen immer eines berücksichtigen:
          Nationen haben keine Freunde. Nationen haben Interessen. Und wenn Vietnam Geschäfte mit den Amis zum Wohle des eigenen Volkes machen kann, dann wird Vietnam genau das tun. Auch wenn „wir“ das nicht verstehen und es eventuell unsere Schmerzgrenze übersteigt. Bitte keine voreiligen Schlüsse ziehen.

          1. Frust schon, Scham nicht, weil Sie die Geschichte nicht kennen wollen. Immer schön Asche aufs Haupt, dann sind die Alliierten von beiden Seiten zufrieden. Deutschland darf keine Rolle mehr spielen und tut es auch nicht. Damit das so bleibt, bleibt der Schuldkult. Beide Teile in Ost und West reiben sich die Hände. Die Mittelmacht wurde 1918 entfernt, sie könnte ausgleichen, aber warum? Das Spiel von good Cop und bad Cop funktioniert doch 87 Jahre.

          2. „Nationen haben keine Freunde. Nationen haben Interessen. Und wenn Vietnam Geschäfte mit den Amis zum Wohle des eigenen Volkes machen kann, dann wird Vietnam genau das tun“

            Seien wir doch mal ehrlich:
            Den USA geht es vornehmlich nur um zwei Dinge:
            1) für amerikanische Unternehmen ein (noch) billigeres Land für die Produktion
            ihrer Waren zu finden.
            2) sich in Bezug auf die Produktion von Halbleiterprodukten von China (Taiwan)
            „unabhaengig“ zu machen.

            Wenn sich dann Jahre spaeter ein „neues“ Land findet, wo man noch billiger
            produzieren kann, dann zieht auch die Karawane weiter.
            Nicht umsonst kam Biden gleich mit einer kleinen „Garde“ amerikanischer
            Unternehmenschefs…

            Ob das nun für Vietnam wirklich „nachhaltig“ ist, wage ich zu bezweifeln.
            Es mag zwar kurzfristig das Niveau von Vietnam nach oben bewegen, aber
            etliche Beispiele zeigen, wie schnell man auch in „Ungnade“ fallen kann,
            wenn man sich zu sehr in Abhaengigkeiten zur USA begibt.

      2. Von den USA kommt nichts Gutes! Nie!

        Das „Gute“ ist der Speck in der Falle.

        Immer erst in der Rückschau steht unwiderlegbar fest, dass Uncle Sam wieder einmal einen „Freund“ geleimt hat.

    2. Amerika zum Feind zu haben, bringt einen in Gefahr.
      Mit Amerika befreundet zu sein, ist eine Katastrophe.

      Henry Kissinger

      1. Dies sollte evtl. bei Gelegenheit der Außenministern von Deutschland
        mittgeteilt werden. Am besten von Herrn Kissinger selbst.

        Baerbock in den USA: Ich dachte das sei eine einmalige Gelegenheit, um zu unterstreichen, daß
        die Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern viel mehr ist, als ein Treffen von
        Vertretern in den Hauptstädten.

        https://odysee.com/@RTDE:e/baerbock-in-den-usa-freundschaften-sind-wichtig-auch-wenn-sie-vielleicht-nicht-einverstanden-sin:5

        1. „Letztendlich wurden zwei Weltkriege geführt, um eben das, eine dominante Rolle Deutschlands, zu verhindern.“

          Henry Kissinger

          „Welt am Sonntag“, 23. Oktober 1994

      2. Ole_Bienkopp sagt:
        16. September 2023 um 09:38 Uhr

        Dieses Zitat ist mir nicht bekannt. Wäre toll die Quelle zu erfahren. Danke

        Im Rahmen eines Artikels im Mai diesen Jahres zu seinem besonderem Jubiläum hatten einige Journalisten einen Artikel geschrieben, wieder in Verbindung des Russisch-Chinesischen Projektes zur Wandlung der Welt in eine andere Form in der man Streitigkeiten NICHT mit dem Gewehr in der Hand regelt.

        Und da war er- Kissinger nun mal prädestiniert dazu etwas zu sagen- Da er schon viel gesagt hat in seinem Leben und auch eben die wesentlichen Zitate auch festgehalten wurden, wir selbst vor Jahren schon auftragsmäßig seine Zitate vom englischen ins Deutsche und Polnische übersetzten, fand sich das Passende sehr schnell

        „Ein Land, das in seiner Außenpolitik moralische Perfektion verlangt, wird weder Perfektion noch Sicherheit erreichen.“
        Foreign Affairs, Jg. 73, Nr. 3 (Juni 1994), S. 130

        Nun hatte ich eben mal in den eigenen Daten gesucht. Die eigene Suchmaschine fand dieses Zitat jedoch nicht.

        Dem Grunde nach auch völlig untypisch….

          1. Ein hier oft mitlesender Freund schrieb mir auf Telegram, dass dieses Zitat zwar oft Kissinger zugeschrieben wird, jedoch aus einer Äußerung eines Dritten stammt Er sendete mir das vollständige Zitat, was ich mal übersetze.

            „Nixon sollte gesagt werden, dass es wahrscheinlich ein Ziel von Clifford ist, Thieu (den südvietnamesischen Präsidenten Nguyen Van Thieu ) abzusetzen, bevor Nixon vereidigt wird. Nixon sollte mitgeteilt werden, dass, wenn Thieu das gleiche Schicksal wie Diem ereilt, das Wort an die Nationen der Welt gehen wird, dass es gefährlich sein kann, Amerikas Feind zu sein, aber Amerikas Freund zu sein, ist fatal.“

            Das klingt nicht nach Henry…. insoweit bleibe ich mal bei der ZUSCHREIBUNG ohne Garantie .

            Kleiner Zusatz was mich etwas sicherer macht keinen Stuss zu erzählen:

            „Ich habe immer alleine gehandelt. Das gefällt den Amerikanern ungemein.“

            Henry Kissinger
            Interview mit Oriana Fallaci (November 1972)
            mit mehreren Querverweisen mit Links die ich alle nicht einstellen kann, da der Kommentar dann erst mal geprüft wird, was wieder Arbeit für den Mann bedeutet.

            Doch soooo wichtig ist das alles ja nun mal nicht.

    3. Am Vietnamkrieg waren auch Südvietnam, sowie Thailand, Taiwan, Südkorea und Australien beteiligt. Es gibt eine große Diaspora in den USA, und mit ihren Kindern und Enkeln sind das heute keine „Südvietnamesen“ mehr, sondern einfach nur noch Vietnamesen, und ökonomisch ein wichtiger Faktor. Andere Südvietnamesen waren teils Vietminh, teils kamen sie in die Position von Besiegten und wurden „umerzogen“.

      Die Sicht der heutigen Vietnamesen auf die Vergangenheit ist also sehr unterschiedlich, und die „Feinde“ Thailand, Taiwan, Südkorea, und USA incl. Diaspora sind wichtige Partner geworden. Und anders als die EU, die so etwas bestenfalls als Übergangsstadium bis zur vollen Durchsetzung ihrer Ansprüche hinnimmt, sind die USA in vielen Fällen durchaus bereit, eine multivektorale Außenpolitik zu akzeptieren, in der sie sich die Freundschaft ihres Partners mit China oder Rußland teilen.

      Im übrigen sei darauf hingewiesen, daß die EU incl. der Vergangenheit ihrer Mitgliedsländer, darunter bis 2020 auch GB, sich noch weitaus kriegerischer aufgeführt hat als ihr Ableger USA. Direkt 1945 begann eine neue Serie von Kolonialkriegen, unter Beteiligung in die Kolonialtruppen aufgenommener SS-Leute und Nazi-Kriegsverbrecher, die mit unvorstellbarer Grausamkeit geführt wurden. Darunter einer von Frankreich in Vietnam.

      Ihre „moralisch rigorose“ Sichtweise würde bedeuten, daß ein großer Teil der Länder der Welt vollständig mit der EU und den USA brechen müßte. Darunter auch alle früheren Gegner des Nazireichs. So weit gehen die aber nicht. Sie wünschen gewöhnlich eine Beendigung des Neokolonialismus und der Imperialkriege, und eine Bereinigung der „alten Geschichten“ und normale (statt neokolonialer) Beziehungen.

  3. Was man dem Artikel hätte voran schicken sollen, da in D kaum jemand Vietnam auf den Schirm hat:
    Vietnam hat in den letzten Jahrzehnten eine ähnliche Entwicklung gemacht wie China. Als China Ende der 60 seinen Weg begann, tobte noch der Vietnamkrieg, deshalb hinkte Vietnam immer hinter her, was natürlich auch erkannte Fehler vermied. Inzwischen dürfte sich Vietnam wirtschaftlich auf Augenhöhe mit Korea und Japan befinden.
    China und Vietnam waren (und sind?) sozialistische Staaten, deshalb glauben viele in D es sind auch gute Freunde, das war eigentlich nie so. Von dem Höhepunkt der Streitereien, als China kurz nach dem Vietnamkrieg mit dem Militär kurz vor Hanoi stand, nur um zu zeigen, wer das sagen hat, ist auch in D wenig bekannt. Hanoi hat und hat immer bessere Beziehungen zu Moskau als zu Peking.
    Chinas Wirtschaftsregionen entwickeln sich im Südosten, also nach chinesischer oder russischer Lesart eigentlich an der Grenze. Damit hat Vietnam eine ähnliche Funktion wie Mexiko für die USA. Während die Kosten in China immer höher werden, folgt Vietnam doch mit Abstand.
    Auch bei den zu erwartenden wirtschaftlichen Spannungen zwischen den USA und China macht es Sinn im Nachbarland zu produzieren.
    Aus dieser Sicht könnte man erwarten, das Habeck und Baerbock 2 bis 3 mal im Jahr da Türklinken putzen ach ja Vietnam bekennt sich zum Sozialismus, ist also automatisch eine Diktatur und da sind die Olivgrünen Ideologiefrei.
    Natürlich geht Vietnam ein hohes Risiko ein: Macht man sich so abhängig von den USA könnten die bei den erwarteten Spannungen zwischen den USA und China diese als ERpressungspotential benutzen.

    1. Voransetzen den eigenen Worten möchte ich ein 👍 zu ihren Ausführungen.

      Es könnte (könnte) jedoch auch ganz anders sein. Das eben Hanoi eben nicht auf die Stufe des Geistes einer deutschen Regierung gestellt werden kann, muss man niemandem der bisschen denken kann erzählen. Im besonderen der Ostdeutschen Bevölkerung nicht.

      Bei allen Differenzen mit den Chinesen überwiegt nun mal die gemeinsame Fähigkeit im Gegensatz der Deutschen „ELITE“, eben nicht nur von 12-bis Mittag zu denken, sondern eben ein auf Nachhaltigkeit aufbauende Zukunft für das eigene Land. Eben im gemeinsamen Wissen, dass dies NUR gelingen kann, wenn man es schafft, die derzeitig noch funktionierende Regelbasierte USA- Weltrordnung zu demontieren.

      Die Übereinstimmung der Ziele des Chinesisch-Russischen Projektes NEUE WELTORDNUNG könnten anstatt auf 30 Seiten formuliert zukünftig ganz einfach verständlich auch in der vietnamesischen Form der

      VIER NEINS POLITIK (Weißbuch 2019)
      Keine Militärallianzen; keine Bündnisse zulasten Dritter; keine ausländischen Militärbasen in Vietnam; und keine Gewalt oder Gewaltandrohung in den internationalen Beziehungen.

      Wenn auch das Weißbuch jedoch auch explizit darauf hingeweis, dass verteidigungspolitische Beziehungen gestärkt werden sollen, um die Kapazitäten zur Verteidigung der Souveränität und zur Lösung gemeinsamer Sicherheitsherausforderungen zu stärken.

      Über den Fakt, dass gerade bei den Vietnamesen die Realitätsbezogene Politik überwiegt, muss man sich wohl nicht streiten. Das die Realität zuungunsten der beiden Staaten Russland und China wird umschlagen zur Installation der neuen Weltordnung zum Vorteil der Amerikaner, wird wohl auch kein Gedankengang der Vietnamesen beflügeln.

      Das die Chinesen und Vietnamesen es OHNE KRIEG schaffen werden ihre „Uneinigkeiten“ zu klären, davon geht auch wohl jeder aus der bisschen denken kann.

      Wenn also die Vietnamesen aufgrund der VIER-NEIN’s Politik der Entstehung der neuen Weltordnung NICHT durch eine Bündnispolitik mit den Russen und Chinesen helfen kann, weil auch eben eine solche nach dem Russisch-Chinesischen Konzept NICHT möglich ist, so gibt es doch einen WEG 😊

      Eben den USA die Sorgen & LUST an Taiwan zu nehmen

      Stichwort:
      Sukzessive Chipproduktiosverlagerung aus Taiwan nach Vietnam.

      Wobei jegliche Gedanken natürlich unter dem Begriff „KÖNNTE SO SEIN “ stehen.

  4. Da ich mit einer Reihe von vietnamesischen Immigranten, die als Boat-People nach BRD kamen befreundet oder bekannt bin, kenne ich deren politisches Denken recht gut. Mehrheitlich stehen sie auf dem Standpunkt, man müsse die Kriegsgreuel vergessen und an die Zukunft, d.h. vor allem: an die Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse denken. Hinzu kommt, daß die USA das Land mit der höchsten Anzahl von vietnamesischen Immigranten sind, denn diese Immigranten und deren Nachkommen sind eine nicht unwesentliche Kraft bei der Entwicklung wirtschaftlicher Beziehungen. Aus geopolitischer Sicht gibt es immer wieder Reibereien zwischen Vietnam und China, die Vietnamesen sind daher auf China nicht besonders gut zu sprechen. Die politische Führung in Hanoi verspricht sich also durch die Partnerschaft mit den USA mehr Unabhängigkeit gegenüber Peking. Sie werden wohl klug genug sein, den Amerikanern nicht etwa Militärstützpunkte auf vietnamesischem Boden zu erlauben.

  5. Sollte man nicht doch mit dem Wissen um der Geschichte des Krieges mit all seinen Folgen ganz sachlich an die Tatsache herangehen, warum das Treffen nun stattfand in Verbindung des Ergebnisses, dass Hanoi eben die USA den Chinesen aussenpolitisch gesehen gleichstellt in der Anordnung seiner strategischen Partnerschaften.

    Was läuft da schief zwischen Hanoi und Peking ?

    https://www.globaltimes.cn/page/202211/1278519.shtml

    1. Gedacht war der Kommentar als Antwort auf
      Nakajima sagt:
      16. September 2023 um 06:38 Uhr
      reihte sich dann jedoch als eigenständiger Kommentar ein.

      Die beiden Nachfolgekommentare von Heimer Mann und Momos treffen nach meinen eigenen Erfahrungen, Recherchen und Meinung die Sachlage sehr gut.

      Wobei ich meine eigene Meinung auch mit befreundeten vietnamesichen Journalisten bilde- jedoch eben in hohem Masse aus den Chinesischen Kontakten die sowohl regierungsnah berichten als auch sehr viel „zwischen den Zeilen“ schreiben müssen um ihre Brötchen verdienen zu können.

  6. Wenn ich das lese, dann frage ich mich, inwieweit auch die KP schon vom Wahn befallen ist, in den USA das Heil zu sehen. Es ist ja nicht nur der Vietnamkrieg, der mit einer Lüge begann, die 7 Mio. Opfer forderte, nein, Libyen, das derzeit wegen der brutalen Zerschlagung des Landes durch USA und Co. Die Folgen der Überschwemmung nicht in den Griff kriegt, Serbien, daß immer weiter zerstückelt wird, selbst die Ukraine, die einen Stellvertreterkrieg gegen Russland für die USA führt. Kurz gesagt, wer sich mit den USA einlässt, verliert auf Dauer – alles: Souveränität, Wohlstand, Leben.
    Wenn ich an die USA denke, fällt mir unwillkürlich das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein ein. Nun scheint als Vietnam auch noch dem Kreidefressenden Raubtier auf den Leim gegangen sein. Echt, ich weiß nicht, was noch passieren muss, damit die Menschen aufwachen und dieses ekelhaft Imperium zum Teufel jagen. Wobei ich absolut nicht damit meine, alle US-Amerikaner umzubringen, nicht mal diese Oligarchenclique dort. Es reicht, ihnen, den letzteren, all ihre Billionen geraubter Güter zu nehmen und die damit verbundene Macht.
    Wieso eigentlich rennen ständig lokale Machthaber betteln hinter diesem Monster her, wenn sie Probleme mit anderen Staaten in ihrer Region haben, wissend, dass dieses Monster alles frisst, was ihm in den Weg läuft? Nun, wenn ich zynisch darauf antworte, dann seht zu, wie ihr damit fertig werdet, dass irgendwann dann Militärstützpunkte auf Eurem Territorium sein werden, trotz Eurer vier Neins. Die wird das Monster im Schafspelz einzeln einkassieren, wetten?

  7. Erst einmal Dank für den sehr guten Artikel – sehr sachliche Aufschlüsselung.
    Gegen gute wirtschaftliche Beziehungen mit Synergieeffekt beider Staaten ist nichts einzuwenden. Auch ich sehe Handel/Ökonomie als Basis für Frieden. Doch sind die USA plötzlich an einer Zusammenarbeit interessiert, bin ich immer skeptisch. Man schaue wer da kommt – sind es Entwicklungsminister und Wirtschaftsbosse oder nur eine Frau Nuland und ein Herr Blinken. Das ist ein Unterschied zwischen Krieg und Frieden. Und eines sag ich ganz offen: Amerikaner darf man nie trauen, ich traue keinen Ami der auch nur auf der Toilette ist, die sind Experten für Fünf Schachzüge im Voraus um Länder in eine Falle zu locken um Interessen zu finalisieren – irgendwie.
    Schon gar nicht, wenn einer daherkommt, der unverblümt Terrorakte gegen Deutsche Infrastruktur bewilligt. „Wir unterbinden das“ – Warum also diese freundliche Maske zu Vietnam? Oder sind es die üblichen kapitalistischen Gebaren: „Ihr könnt für uns Chips produzieren, aber zu unserem Preis“??? Dann wäre ja noch alles durchsichtig – doch wie gesagt, wenn der Teufel im Gewand eines Engels in der Tür steht, würden bei mir alle – aber wirklich alle Alarmglocken laut von der Decke fallen.

  8. Bei Vietnam habe ich nicht nur den Krieg im Hinterkopf, sondern vor allem die Behandlung des LAndes durch die USA in den 90er Jahren.
    Als der Ostblock zusammengebrochen war, und Russland wegen der „weisen Reformen“ des Westens ums wirtschaftliche Überleben kämpfte, blieb Vietnam nur der Weg über den Handel mit dem Westen. Den allerdings blockierten die USA, und zwar so lange, bis Hanoi sich verpflichtete, die Schulden des ehemaligen US-Vasallenstaates Südvietnam anzuerkennen und abzubezahlen. Am Ende haben also die Vietnamesen für die Bomben, die man ihnen damals auf den Kopf geworfen hatte, noch bezahlen müssen…

      1. Ich bitte dich! Unsere Heldin ist gerade nach New York gereist, um die UNO zu reformieren!

        Sie will „das Betriebssystem updaten“ auf eine Version 21. Jahrhundert!

        „Das System müsse »gerechter, inklusiver und handlungsfähiger« werden, sagte die Grünenpolitikerin wenige Tage vor der Uno-Generaldebatte.“ (Spiegel)

        Kannste dir nicht ausdenken….

  9. Biden: „…und diesmal sind wir ein ehrlicher, glaubwürdiger Partner auf Augenhöhe – großes Indianer-Ehrenwort“.
    Dass man in Vietnam die Kriegszeit hinter sich lassen möchte und in der Gegenwart leben und handeln möchte, ist ja verständlich, aber gerade wenn man in der Jetzt-Zeit lebt, sollte einem beim Handeln der USA, gerade in der Ukraine, doch irgendetwas auffallen.
    Dies könnte man durchaus aus dem gegebenen historischen Blickwinkel beurteilen.
    Langsam ist die Zeit reif, das der globale Süden, die Entwicklungsländer auch Farbe bekennen, sich ewig vor einer klaren Positionierung zu drücken, wird ihnen schwer auf die Füße fallen.
    Der US-Plan für Vietnam ist klar: „Ihr fällt China in den Rücken und wir sorgen dafür, dass ihr ‚Apocalypse Now-Reloaded‘ erfahrt. Dumm ist, wer Dummes tut (F.G.)

  10. Mir stellt sich die Frage, wieso Vietnam so vergesslich scheint, die unsäglichen Opfer durch den Bombenterror und Napalm zählen die im Bewußtsein der Führung Vietnam nicht mehr?
    Außerdem fällt mir das Buch : „Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ ist der deutsche Titel einer geopolitischen Abhandlung Zbigniew Brzezińskis.
    Brzezinski (1928 – 2017) sollte jeder kennen, gebürtiger Pole (Reparationsforderungen an Berlin und demnächst auch Moskau) und hochrangiger ehemaliger Präsidentenberater – sozusagen die graue Eminenz. In seinem Buch spricht er von den USA, seinen Vasallen und triputpflichtigen Staaten, muß man da noch Fragen stellen

    1. @ Nie Wieder:
      All das, was jetzt von einigen Kommentatoren den Vietnamesen – oder, genauer, deren Staatsführung – vorgeworfen wird, hat es bis zur Konterrevolution 1990 in der damaligen SU nicht gegeben. Man wusste die Sowjetunion an der Seite. Das galt für viele Staaten, nicht nur für Vietnam. Und heute? Heute, im Jahr 2000 und folgende, müssen ganz andere Prioritäten gesetzt werden. Will Vietnam den US-amerikanischen Markt nicht verlieren muss das Land Kompromisse eingehen. Auch mit einem Erzfeind. Schwer zu verstehen, aber so sind zur Zeit die geopolitischen Prioritäten. Man kann sich die Amis sonst wohin wünschen, aber Politik ist kein Wunschkonzert, sondern muss sich, oder sollte sich, immer an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten. Wohin eine verfehlte Politik führen kann, zeigt die BRD ganz deutlich. Die Bevölkerung wird immer ärmer, die Reichen immer reicher und die imperialistische Kaste immer kriegsgeiler.
      Vietnam wird, da bin ich mir sicher, den Amis nicht auf den Leim gehen, aber der Staat kann nicht so agieren wie hier manche vorschlagen: z. B.: Mit euch Widerlingen reden wir nicht mehr, verpisst euch. Nein, das geht momentan nicht. Traurig, aber wahr.
      Ähnlich verhält sich auch Kuba. Lässt über den Tourismus alle westlichen Touristen ins Land – einzige Möglichkeit Devisen zu vereinnahmen – und holt sich – sollte die kommunistische Partei nicht aufpassen – die Pest ins Land. Aber gibt es eine Alternative? Nein, die gibt es nicht.

  11. Ich habe den Vietnamkrieg miterlebt, wenn auch weitgehend am Fernseher. Von daher empfinde ich es als Frechheit, dass die USA sich dem Land gegenüber als Partner aufspielen wollen. Noch heute werden in Vietnam jedes Jahr Kinder mit schwersten Deformationen und Behinderungen geboren, erzeugt durch Agent Orange und andere chemische Waffen. Und das aktuelle Interesse der USA ist auch durchsichtig: Vietnam soll gegenüber China instrumentalisiert und vorgeschickt werden. So wie es mit Dutzenden Ländern viele Male geschehen ist. Die Vietnamesen sind höfliche Menschen wie alle Ostasiaten, aber eigentlich sollten sie Herrn Blinken hinauswerfen.
    Immerhin, damals, als die USA Vietnam zu einer Mondlandschaft bombardierten (vielleicht erinnert sich noch jemand an sie Bilder: Bombenkrater neben Bombenkrater) gingen hier und selbst in den USA Hunderttausende auf die Straße, um ihren Zorn zu artikulieren. Heute herrscht Friedhofstille – die Kriegstreiber haben ihre Lektion gelernt.

    1. Und das Agent Orange von heute ist die Uran Munition. Die USA machen immer noch so weiter wie damals. Denen ist jedes Elend, dass sie verbreiten, völlig egal. Von daher habe ich null Verständnis, wenn Vietnam so tut als könne man mit den USA irgendwelche Partnerschaften unterhalten.

  12. Hat die USA auch in Vietnam geschafft korrupte Politiker in höhere Positionen zu bringen? Haben die auch dort die Medien und damit für jüngere Bevölkerung im Griff bzw schon verblödet? Übel.

  13. Ein US-Besuch auf höchster Ebene in Vietnam hat kein gutes Geschmäckle. Die USA waren nie glaubwürdig, warum sollten sie es jetzt im Nachbarland Chinas werden.
    Im Südchinesischen Meer prallen zu viele Interessensphären aufeinander.
    Vietnam sollte sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Trojanische Pferde haben sich immer gerächt.
    Aber vielleicht höre ich ja nur Flöhe husten.

  14. Die Vietnamesen werden sicher dankbar sein für außenpolitischen Anleitungen aus einem Land, das Spitzendiplomaten wie Maas und Baerbock hervorgebracht hat.

    Und aus dem Land, das Vietnam „entlaubt“ hat. Der Grundstoff für das Agent Orange konnte wegen seiner Dioxinbelastung nicht verwendet werden und hat jahrelang bei Boehringer Billwerder herumgegiftet und die Arbeiter wie auch die Kanäle verseucht. Die Überreste sind heute in einem „Sarkophag“ im Müllberg Georgswerder. Das meiste allerdings wurde in den Vietnamkrieg „entsorgt“.

    Verantwortlich: Richard von Weizsäcker, „Barbarossa“, Schlacht um Moskau, Leningrader Blockade, Ordonnanzoffizier Führerhauptquartier Werwolf bei Winnitsa, Eisernes Kreuz 1. Klasse, Vergiftung seiner Arbeiter bei Boehringer, „Entlaubung“ Vietnams, Amtsnachfolger des Führers.

    Vietnam dagegen ist ein zivilisiertes Land und Teil der Neuen Ära der multipolaren Welt. Es hat freundschaftliche Beziehungen zu Rußland, China und den USA, denen sich ein Teil der Bürger im Süden verbunden fühlt und wo Vietnam eine große Diaspora hat.

    Deutsche, die einen Bruch mit den USA wünschen, sollen doch dafür sorgen, daß Deutschland mit den USA bricht, und den Vietnamesen ihre Entscheidung darüber bitteschön selber überlassen.

    1. @паровоз ИС20 578
      Uranmunition ist auch eine doitshe Erfindung zur Entsorgung von Atommüll.
      Ist schon widerlich, sich zu realisieren, dass an vielen Niederträchtigkeiten, Abartigkeiten
      und gigantischen Verbrechen eine doitshe Beteiligung zu finden ist. Insofern haben Sie vollkommen
      recht, dass man sich außenpolitische Anleitungen und Moralinsäure sparen kann. Wir haben vor
      unserer eigenen Haustüre so viel Dreck, dass wir für die nächsten Jahrzehnte viel Kehrarbeit zu leisten
      haben. An dieser Stelle erneut Dank für Ihren Kommentar.

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