Polnischer Nationalismus

Dmitri Medwedew schreibt über das Ende der polnischen Staatlichkeit als Folge der polnischen Politik

Dmitri Medwedew, der ehemalige russische Präsident und Stellvertretende Chef des russischen Sicherheitsrates, hat sich in einem sehr langen Artikel über Polen geäußert und ein Ende der polnischen Staatlichkeit ins Spiel gebracht.

Dmitri Medwedew, der ehemalige russische Präsident und Stellvertretende Chef des russischen Sicherheitsrates, spielt in meinen Augen in Moskau die Rolle des Mannes, der dem Westen ungefiltert die Meinung sagen darf, während das offizielle Moskau zwar auch durchaus deutliche Worte findet, die sich aber an die Regeln der internationalen Diplomatie halten. Die Posts, die Medwedew auf Telegram und X veröffentlicht, sind oft ironisch und giftig formuliert, aber man darf davon ausgehen, dass er zumindest die Meinung eines großen Teils der russischen Führung wiedergibt.

Daher ist sein Artikel, den er nun in der Russiiskaja Gaseta veröffentlicht hat, sehr lesenswert. Dem Spiegel war das eine Meldung mit der Überschrift „Russlands Krieg gegen die Ukraine – Dimitrij Medwedew droht der Regierung in Warschau“ wert, der mit folgender Einleitung begann:

„Russlands ehemaliger Präsident hat Polen als »gefährlichen Feind« bezeichnet und mit dem »Tod der polnischen Staatlichkeit« gedroht. Diplomaten fürchten, dass die Kreml-Elite Medwedews Einstellung teilt.“

Der Artikel von Medwedew ist auch deshalb lesenswert, weil er den russischen Blick auf die Geschichte zeigt, der sich sehr von dem unterscheidet, was man in Deutschland über die Geschichte des 20. Jahrhunderts und der Zeit davor erfährt. Und vor allem zeigt der Artikel, welche Schlussfolgerungen viele in Moskau aus der Geschichte ziehen. Damit Sie sich eine eigene Meinung darüber bilden können, habe ich den kompletten Artikel von Medwedew übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Russland und Polen: Notizen zum 4. November

Polen: Größenwahn, Minderwertigkeitskomplex und Phantomschmerzen eines gescheiterten Imperiums

Am Samstag wird in Russland der Tag der Einheit des Volkes begangen. Das Datum ist einem der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte des russischen Staates gewidmet: der Befreiung Moskaus von den polnischen Invasoren im Jahr 1612 durch des Zemstvo-Aufstandes. Vor dem Feiertag hat der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, die historischen Wurzeln der unruhigen Beziehungen unseres Landes zu seinem westlichen Nachbarn beschrieben.

„Ohne die russischen Armeen wäre Polen vernichtet oder in die Sklaverei getrieben worden, und die polnische Nation selbst wäre vom Erdboden verschluckt worden.“
Winston Churchill

Unmittelbar nachdem Russland im Februar 2022 die Militäroperation in der Ukraine eingeleitet hatte, wurde Polen zu einem der wütendsten Mitglieder der NATO und der EU und befürwortete die volle Unterstützung des mörderischen Regimes in Kiew und eine harte Konfrontation mit unserem Land. Warschau setzte und setzt alles daran, die Ukraine-Krise zu verschärfen, wodurch sich das Zentrum der internationalen Politik nun nach Osteuropa verlagert hat. Innerhalb weniger Monate hat sich das aus den Fugen geratene Polen in einen Frontstaat verwandelt und seine Bedeutung als regionaler Gegner Russlands hat deutlich zugenommen.

Die nackte polnische Russophobie hat die Beziehungen zwischen unseren Staaten schon vor langer Zeit praktisch beerdigt. Darüber habe ich mehr als einmal geschrieben. Aber diese aktive Beteiligung Warschaus daran, das sterbende Kiewer Regime um jeden Preis zu halten, erklärt sich nicht nur durch einfache Russophobie. Sie ist in den Köpfen der polnischen Eliten und der polnischen Gesellschaft seit langem, wenn nicht für immer, fest verankert. Unter dem Deckmantel des Ukraine-Konflikts setzt Polen seinen jahrhundertealten Kampf um einen der führenden Plätze in Europa und im System des kollektiven Westens fort. Sein Ziel ist es, konkrete Früchte seiner aggressiven geopolitischen Strategie zu ernten, selbst auf Kosten fataler Folgen für Polens Nachbarn und sogar für sich selbst.

An diesen Bestrebungen ändern auch die Ergebnisse der jüngsten Parlamentswahlen in diesem Land nichts. Die Oppositionsparteien, die zusammen über die Mehrheit der Stimmen verfügen und eine Regierungskoalition bilden können, erklären ihre Unterstützung für die Ukraine und unterscheiden sich kaum von der russophoben Partei Recht und Gerechtigkeit, die bei den Wahlen den ersten Platz belegt hat. Außerdem müssen sie diese Koalition erst noch bilden. Vielleicht wird sich in der polnischen Innenpolitik und in den schwer angeschlagenen Beziehungen zu den europäischen Granden etwas ändern, aber der Kurs des territorialen Revanchismus, nach dem die modernen Polen dürsten, wird derselbe bleiben.

Der derzeitige polnische Präsident, dessen Nachnamen man nicht zu erwähnen braucht, spuckt weiterhin stinkende und ungeheuerliche Aussagen aus, hat schließlich sein menschliches Antlitz verloren und die Einwohner seines Landes, die zu Zeiten der Volksrepublik Polen an Wahlen teilgenommen hatten, als „Schweine“ bezeichnet. Im Gegensatz zur sozialistischen Vergangenheit gebe es in Polen heute „fantastische Warteschlangen vor den Wahllokalen bis spät in die Nacht“. Besessen von der Idee der Wiederbelebung des polnischen Imperiums, erklärte dieser Mann offen die Notwendigkeit, „hier, in unserem Teil Europas, eine große Gemeinschaft aufzubauen, deren Stärke uns unsere Geschichte lehrt“. Wenn er von dieser berüchtigten „Stärke der Geschichte“ spricht, meint er natürlich nicht seine Landsleute, „die Schweine“ der sozialistischen Ära, sondern die Rzeczpospolita, die Ende des 18. Jahrhunderts zusammenbrach und ein riesiger Staat mit einer Fläche von mehr als 700.000 Quadratkilometern war. Das Gespenst dieses Staates spukt noch immer in den polnischen Machthabern, denen die heutigen, für europäische Verhältnisse recht großen Grenzen, zu eng sind. Daher die nicht minder großspurigen Erklärungen darüber, das polnische Militär in das Nachbarland zu führen, das sich in einer tiefen Krise befindet, und darüber, dass die Grenze zwischen Polen und der Ukraine bald verschwinden werde und eine neue Welt entstehen werde, in der ein starkes Russland angeblich keinen Platz hat.

Bis vor kurzem hörten die kurzsichtigen Politiker in Kiew diese pathosbeladenen Worte mit offenem Mund und mit Freude. Doch inzwischen dämmert ihnen, dass die gleichberechtigte Partnerschaft zwischen Warschau und Kiew nicht mehr als eine fragile Illusion ist. Indem Polen die Ukraine in ihrem Konflikt mit Russland unterstützt, will es mit Hilfe des NATO- und EU-Schirms nur eines: seine totale Vorherrschaft in der Region sichern, indem es die Staaten zwischen Warschau und Moskau kontrolliert. Das Land ist entschlossen, seine Gebiete zurückzuerobern, die ihm seiner Meinung nach zu Unrecht genommen wurden, und seine lang gehegten Vorstellungen von einer „gerechten Weltordnung“ zu verwirklichen. Entgegen dem gesunden Menschenverstand könnte es in der Region äußerst riskante und unerwartete Maßnahmen ergreifen.

Seien wir fair: Trotz aller geopolitischen Aufregung bleibt Polen ein „historischer Loser“. Es bleibt ein Staat im „Hinterhof“, der in seiner Entwicklung deutlich hinter den führenden westeuropäischen Ländern zurückbleibt. Es gelingt ihm nicht, aus der Matrix der „immerwährend hinterher hinkenden Entwicklung“ herauszukommen und die demütigenden Merkmale limitrophischer Staaten loszuwerden. Darüber hinaus werden der beträchtliche Zustrom ukrainischer Flüchtlinge und der rücksichtslose Verzicht auf russische Energieträger die sozioökonomische Lage des Landes weiter verschlechtern und die Taschen von Millionen einfacher Polen belasten.

Die polnische Führung ist sich dessen wohl bewusst und hat wieder einmal zu der bewährten Medizin gegriffen, die die Gesellschaft von den aktuellen Problemen ablenkt und sie zu mythischen Erfolgen inspiriert. Diese Medizin ist eine gefährliche Mischung aus engstirnigem Nationalismus und unerbittlicher Russophobie. Den polnischen Eliten fällt nichts Neues ein, um die Unterlegenheit ihres Landes und seine nicht verarbeiteten historischen Missstände zu überspielen, und sie wollen es auch nicht. Die Zukunft der polnischen Staatlichkeit wird wieder einmal gedankenlos auf den Altar der politischen Manipulation geworfen. Die Geschichte bietet jedoch keine Garantie dafür, dass Polen aus dem Konflikt, den es selbst ausgelöst hat, als Sieger hervorgehen wird. Vor allem, wenn es sich entschließt, erneut gegen Russland zu ziehen.


Unsere Beziehungen zu Polen waren nie einfach und ungetrübt. Aber wenn es zu Zeiten von Rurikowitsch und dem ersten polnischen Herrschergeschlecht der Piasten möglich war, durch den Abschluss dynastischer Ehen friedlich zu koexistieren, dann entfaltete sich mit dem Erscheinen der Jagiellonendynastie auf dem polnischen Thron eine jahrhundertelange bewaffnete Auseinandersetzung um das Erbe der Kiewer Rus‘. Polen verfolgte eine aggressive Eroberungspolitik auf der Grundlage des katholischen Proselytismus. Es positionierte sich als Vorposten der gesamten westlichen Zivilisation im Osten, der ständig bedroht war. Schon im 16. Jahrhundert, zur Zeit Iwans des Schrecklichen, begannen die Polen, Westeuropa mit Propagandaschriften in lateinischer Sprache in Angst und Schrecken zu versetzen, indem sie die noch heute bekannte Mythologie des „wilden“ und „aggressiven“ Russlands verbreiteten. Vergleicht man diese Texte von vor 450 Jahren mit den aktuellen Reden des polnischen Präsidenten und des Ministerpräsidenten, so findet man viele Ähnlichkeiten.

Lügenpropaganda war bei weitem nicht immer das wichtigste Mittel zur Bekämpfung unseres Staates. In seiner elfhundertjährigen Geschichte hat Polen es oft vorgezogen, Probleme mit seinen Nachbarn mit militärischer Gewalt zu lösen, wie beispielsweise das barbarische Verhalten der Polen in Moskau und im Kreml während der Zeit der Unruhen zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Von 960 bis 1795 waren die Polen an etwa 247 internationalen Konflikten beteiligt, was bedeutet, dass sie etwa alle drei Jahre Krieg führen mussten. Diese Dynamik hielt auch in der Zwischenkriegszeit von 1918 bis 1939 an, als Polen in mindestens sieben bewaffnete Auseinandersetzungen an seinen Grenzen verwickelt war.

Obwohl sich Polen nach außen hin zu „aufgeklärten“ europäischen Werten bekannte, empfand die polnische Gesellschaft die Expansionspolitik nach Osten als normal und sogar lobenswert. Wie Solschenizyn schrieb, „erschienen die Polen sich selbst als Gottes auserwähltes Volk, eine Bastion des Christentums, mit der Aufgabe, das wahre Christentum an die ‚Halbheiden‘ – die Orthodoxen – im wilden Moskowien zu verbreiten“. Der polnische Literaturnobelpreisträger von 1980, Czeslaw Milosz, betonte mit zynischer Offenheit: „Im 16. und 17. Jahrhundert war die polnische Sprache – die Sprache der Herren – die Sprache der Aufgeklärten, die im Osten bis nach Polotsk und Kiew Raffinesse und Geschmack verkörperte. Moskowien war das Land der Feinde, mit denen es, wie mit dem tatarischen Heer, an der Peripherie Krieg führte“.


Um die derzeitige militante Arroganz der Polen besser verstehen zu können, sollten wir uns einige Fakten aus ihrer historischen Vergangenheit ins Gedächtnis rufen. Außerdem ist die tragische ukrainische Frage in vielerlei Hinsicht mit dem polnischen Problem verknüpft.

Nach der Errichtung der Union von Lublin zwischen dem Königreich Polen und dem Großherzogtum Litauen im Jahr 1569 wurde der neue föderative Staat der Polnisch-Litauischen Gemeinschaft für fast ein Jahrhundert zur stärksten politischen Einheit in Osteuropa. Während der Vereinigung spielte Polen eine dominante Rolle, die nach der Brester Kirchenunion von 1596, die der Position des orthodoxen Glaubens einen schweren Schlag versetzte, noch verstärkt wurde. Im System der „zwei Nationen“ gab es keinen Platz für die Ostslawen, die der Orthodoxie treu blieben. Sie erwiesen sich als „fünftes Rad am Wagen“ der Rzeczpospolita, was bald zu einem Konflikt und – im 17. Jahrhundert – zum Aufstand von Bogdan Chmelnyzky führte, der die Existenzgrundlage der Rzeczpospolita erschütterte und die Abspaltung Kiews und anderer Gebiete zur Folge hatte, die im 20. Jahrhundert die Grundlage für das Gebiet der Sowjetukraine bildeten.

Für die Polen waren die Ergebnisse der Perejaslaver Rada von 1654 eine sehr schmerzhafte Niederlage. Als der derzeitige polnische Präsident im Februar 2023 dieses Ereignis charakterisierte und 369 Jahre später dazu aufrief, die Beschlüsse von Perjaslawl zu überdenken, sagte er kurz und bündig, dass sich damals „die Wege der Ukrainer und Polen trennten“. Natürlich erwähnte er nicht die wahre Ursache für diese Ereignisse. Diese Wege trennten sich nicht sofort und auch nicht durch die Selbstherrschaft von Getman Chmelnyzky. Die Bewohner der ukrainischen Gebiete waren der ständigen Misshandlungen durch polnische Magnaten und Adlige überdrüssig, die jeden Versuch, sich der Verfolgung des orthodoxen Glaubens und der wirtschaftlichen Expansion zu widersetzen, in Blut ertränkten. Aber natürlich interpretieren die modernen polnischen Eliten die Geschichte der „ukrainischen Frage“ auf eine ganz andere Weise und versuchen, sie für ihre eigenen, sehr skrupellosen politischen Interessen zu nutzen.

Die Kriege mit der Türkei, der Nordische Krieg und die schwedische Intervention, die auf die Wiedervereinigung Russlands mit der Ukraine folgten, die extreme Verschärfung der innenpolitischen Situation im Staat, die endlosen Intrigen von Magnaten und Adligen, das Feheln von Königen, der Kampf um den Thron und die militärische Intervention Russlands führten zur faktischen Zerstörung der politischen und administrativen Strukturen der Polnisch-Litauischen Gemeinschaft. Polens internationales Ansehen sank stark und die Möglichkeiten der polnischen Diplomatie, eine bedeutende Rolle in europäischen Angelegenheiten zu spielen, wurden auf ein Minimum reduziert. König Jan Sobieski, der 1683 in Wien einen glänzenden Sieg über die Türken errang, wurde zum „letzten Mohikaner“. Der berühmte polnische Historiker und Politiker des 20. Jahrhunderts, Stanisław Czat-Mackiewicz, bemerkte zu Recht, dass Polen im 18. Jahrhundert „seit Sobieskis Zeiten keinen einzigen militärischen Sieg errungen hat.“ Und der berühmte russische Historiker Kliutschewski schrieb über die schwerwiegenden Folgen dieser militärischen Schwäche: „Erschöpft … hörte Polen auf, gefährlich zu sein.“

All das führte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den unvermeidlichen Teilungen der polnisch-litauischen Gemeinschaft zwischen den drei größten Nachbarmächten. Preußen erhielt 20 Prozent des Territoriums mit 23 Prozent der Bevölkerung der ehemaligen polnisch-litauischen Gemeinschaft, das österreichische Kaiserreich erhielt 18 Prozent des Territoriums mit 32 Prozent der Bevölkerung und das russische Reich etwa 62 Prozent des Territoriums mit 45 Prozent der Bevölkerung. Ein Teil der ethnisch polnischen Gebiete wurde Teil von Preußen. Die ethnische Zusammensetzung der Gebiete, die in den Besitz des Österreichischen Reiches übergingen, war heterogen und umfasste hauptsächlich polnische und ukrainische Gebiete.

Russland nahm als Folge der Teilungen keine ethnisch polnischen Gebiete in Besitz. Es übernahm die von Ostslawen bewohnten Gebiete (die heutigen Gebiete der Ukraine und Weißrusslands). In den östlichen Gebieten der ehemaligen Polnisch-Litauischen Gemeinschaft waren die Polen eine Minderheit, sie waren vor allem im Adel vertreten. Die Wiedervereinigung des größten Teils der ukrainischen und aller weißrussischen Gebiete mit dem Russischen Reich entsprach objektiv den Interessen des ukrainischen und weißrussischen Volkes. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Integration in den gemeinsamen staatlichen Raum nicht nur das Ergebnis politischer und diplomatischer Entscheidungen war. Sie fand auf der Grundlage des gemeinsamen Glaubens, der kulturellen Traditionen und der sprachlichen Nähe statt. Die ukrainische Kosakenelite profitierte erheblich vom Anschluss an Russland. Sie erhielt riesigen Landbesitz und die Möglichkeit, aktiv am Staatsgeschehen teilzunehmen – man denke nur an die Rasumowskis, Kotschubejews, den Kanzler des Russischen Reiches Alexander Bezborodko, die Feldmarschälle Alexander Barjatinski und Iwan Paskewitsch. Ihre schwindelerregenden Karrieren wären für orthodoxe Bewohner der ukrainischen Gebiete der Polnisch-Litauischen Gemeinschaft absolut unmöglich gewesen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gaben die konservativen Historiker der Krakauer Schule, Jozef Szujski und Michał Bobrzynski, eine kurze und sehr beleidigende Antwort auf die Frage nach dem Untergang der Polnisch-Litauischen Gemeinschaft: „Es war ihre eigene Schuld“. Eine ausführlichere und durchaus logische Erklärung findet sich bei dem herausragenden russischen Historiker Sergej Solowjew: „Als Folge der hässlichen einseitigen Entwicklung einer Klasse, als Folge der inneren Unordnung, verlor Polen seine politische Bedeutung; seine Unabhängigkeit war nur noch nominell, seit mehr als einem Jahrhundert litt es bereits an einem schwächenden Fieber, das seine Kräfte erschöpft hatte.“ Schonungslos und richtig schätzte Tsat-Matskiewicz die Gründe für die Teilungen ein: „In unserem Land zerbrach die Gesellschaft im 18. Jahrhundert alle Mechanismen, die den Staat regierten, natürlich unter patriotischem Geschrei … Hier hört niemand auf jemanden, weder auf den König, noch auf den Sejm, noch auf das Tribunal. Es gibt hier überhaupt keine Autorität, es herrscht die vollkommenste Anarchie.“

Die polnische Gesellschaft versäumte es jedoch, die richtigen Schlüsse aus den Geschehnissen zu ziehen. Sie zog es vor, ihr schwere Verärgerung „äußeren Kräften“ zuzuschreiben: Friedrich von Preußen, Katharina die Große und Maria Theresia von Österreich. Die zweite Teilung des polnisch-litauischen Staates im Jahr 1793 verlief im Gegensatz zur ersten Teilung im Jahr 1772 nicht so reibungslos. Im gesellschaftlichen Leben des polnischen Adels tauchte ein neuer Faktor auf – ein akutes und schmerzhaft empfindliches Nationalbewusstsein. Der Aufstand von 1794, angeführt von Tadeusz Kosciuszko, war eine klare Bestätigung dafür. Diese Bemühungen waren jedoch zum Scheitern verurteilt. Ein schwieriger, für die Aufständischen aussichtsloser bewaffneter Kampf mit Russland und Preußen zugleich endete mit dem Fall Warschaus und der Niederschlagung des Aufstandes. Die wichtigste Folge des gescheiterten Aufstands war jedoch, dass er zum wichtigsten Grund für die dritte und endgültige Teilung der Polnisch-Litauischen Gemeinschaft im Jahr 1795 wurde, die den Polen 123 Jahre lang, bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, einen Status ohne Staat gab.

Nach der Auflösung der Polnisch-Litauischen Gemeinschaft verfolgten die drei Reiche eine unterschiedliche Politik gegenüber der Bevölkerung in den aufgeteilten Gebieten. So setzte Preußen beispielsweise auf eine rigide Germanisierung mit Hilfe einer deutschen Bauernschicht und der Einführung der deutschen Sprache in Schulen und Verwaltungseinrichtungen.

Gleichzeitig verfolgten die russischen Regierungen von Katharina II., Paul I. und Alexander I. Sprache und Religion nicht, versuchten nicht, die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung zu verändern, und sie versuchten vorsichtig und allmählich, die Bevölkerung zur Orthodoxie zu bringen. Der gesamte polnische Adel behielt seine adeligen Privilegien. Und während der Adel in Russland nie mehr als drei Prozent der Bevölkerung ausmachte, erreichte diese Zahl in Polen mancherorts zehn Prozent und in einigen Komitaten bis zu 15 Prozent. Infolgedessen machte der polnische Adel nach 1795 zwei Drittel des Adels des Russischen Reiches aus, 1858 waren es 53 Prozent, 1897 waren es 40 Prozent. Nach endlosen Kriegen und Adelskonflikten erlebte das Königreich Polen, das innerhalb des Romanow-Reiches größtmögliche Autonomie erhalten hatte, in den Jahren 1815-1830 eine Zeit des Wohlstands und der raschen Entwicklung. In dieser Zeit wuchs die Bevölkerung Polens von 2,7 auf vier Millionen Menschen und die Warschaus von 80.000 auf 150.000 Menschen.

Die Regierung in St. Petersburg förderte die Entwicklung der Bildung in polnischer Sprache. Die größte Universität des Russischen Reiches war zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Universität Vilna, an der überwiegend auf Polnisch unterrichtet wurde. Dort studierte auch der große polnische Dichter Adam Mickiewicz. Im Jahr 1816 wurde die Universität in Warschau, der Hauptstadt des Königreichs Polen, eröffnet. Auch als sich die polnische Politik des Reiches verschärfte und das Königreich Polen in Privisland umbenannt wurde, entwickelten sich die polnischen Gebiete des Russischen Reiches wirtschaftlich erfolgreich weiter. Die Industrie wuchs rasant, so wurde beispielsweise Lodz durch die Entwicklung der Textilindustrie von einem kleinen Dorf zu einer großen Stadt. Von 1815 bis 1915 wuchs die Bevölkerung um das 600-fache (!) auf 600.000 Menschen.

Die Bevölkerung Warschaus war 1914 sogar noch größer und es war damals eine moderne europäische Stadt mit einer entwickelten Infrastruktur. Dafür „verantwortlich“ war der russische General Sokrat Iwanowitsch Starynkiewicz, der von 1875 bis 1892 langjähriger Bürgermeister von Warschau war. Ihm gelang es, den beim polnischen Adel verbreiteten Mythos zu zerstreuen, die Polen seien kultivierter als der Rest des russischen Reiches. Starynkiewicz brachte den Menschen in Warschau eine Modernisierung auf höchstem Niveau. In der Großstadt, die noch in den 1870er Jahren über keine moderne Wasserversorgung und Kanalisation verfügte, begannen grandiose Bauarbeiten. Bis 1890 wurden in Warschau fast 107 Kilometer Wasserleitungen verlegt und mehr als 42 Kilometer Abwasserkanäle gegraben. Es entstanden moderne Kläranlagen, ein Wasserturm, eine Wasserfassung an der Weichsel, Pferdebahnen und Tausende von Straßenlampen. Die Arbeiten wurden vom Bürgermeister persönlich überwacht, der das Komitee für den Bau der Kanalisation und der Wasserwerke der Stadt Warschau leitete. Der russische Zar Alexander III. beteiligte sich persönlich an der Finanzierung dieses sehr kostspieligen Projekts.

Allerdings wandte die polnische Gesellschaft, die immer davon träumte, ihr verlorenes Land zurückzuerobern, die Speerspitze ihres Nationalismus gegen Russland. Und das nicht nur, weil die Polen nach der Niederlage Napoleons, auf dessen Eroberungen sie große Hoffnungen gesetzt hatten, ihre Staatlichkeit verloren. Ja, fast ein Jahrhundert lang verschwanden die ehemaligen Grenzen, die Russen und Polen voneinander trennten, auch die ethnischen Grenzen. Aber es gab weiterhin unüberwindliche Barrieren, die auf tiefgreifende historische Prozesse zurückzuführen waren.

Seit dem Beginn des 16. Jahrhundert betrachtete der polnische Adel, der eine zahlenmäßige Minderheit darstellte, die hochgeborenen polnischen Adligen als eine separate und einzigartige Nation. Sie stammten angeblich von dem alten Volk der Sarmaten ab und unterschieden sich von den „gemeinen Slawen“ und Litauern. Dieser Mythos war tief im polnischen Nationalbewusstsein verwurzelt und wurde zur Grundlage des polnischen Messianismus in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Gemäß dieser Doktrin verstand sich Polen als „Jesus, der berufen ist, die Sünder zu retten und zu vereinen“, also die anderen Nationen Europas, wie Adam Mickiewicz in seinem berühmten Gedicht „Dzyady“ schrieb. Das ist der Hauptgrund, warum die Idee einer slawischen nationalen Einigung auf der Grundlage ethnischer, kultureller und sprachlicher Gemeinsamkeiten in der Praxis nie verwirklicht wurde. Eine Annäherung vor der möglichen deutschen Bedrohung fand auf keinem der Slawenkongresse – 1848 und 1908 in Prag sowie 1910 in Sofia – statt. Der in Polen geborene englische Schriftsteller Joseph Conrad, geboren als Joseph Korzeniowski, schrieb 1921 in seiner Sammlung Notes on Life and Letters: „Zwischen dem Polonismus und dem Slawismus besteht nicht so sehr Hass als vielmehr eine vollständige und unausrottbare Unvereinbarkeit.“

Die Idee der slawischen Einheit stand in krassem Widerspruch zu dem Gefühl der Exklusivität und Überlegenheit, das die polnische Nation weiterhin quälte. Ein polnischer Emigrant aus der Provinz Kiew, Frantiszek Duchinsky, der in den Jahren 1858-1860 in Paris das Buch mit dem Titel „Grundzüge der Geschichte Polens, anderer slawischer Länder und Moskaus“ veröffentlichte, zeichnete sich in diesem Zusammenhang besonders aus. Die Russophobie wird hier auf die Spitze getrieben: Viele Schlussfolgerungen des von einem Dämon besessenen Autors stimmen mit den Wahnvorstellungen der Ideologen des nationalsozialistischen Deutschlands überein. Der Großrusse Duchinsky zog es in seiner „turanischen Theorie“ vor, Russen ausschließlich „Moskals“ zu nennen, die sich von den arischen Polen rassisch gesehen grundlegend unterscheiden. An den „Moskals“, den Trägern des Asiatentums und ursprünglichen Feinden der Polen, ist nichts Slawisches, auch ihre Sprache ist nicht slawisch, und der Ort dieses Volkes liegt ausschließlich in Asien. Lange Zeit wurde diese „Theorie“, die nichts mit Wissenschaft zu tun hat, als das Geschwätz eines radikalen Emigranten angesehen, aber im 21. Jahrhundert haben die Ansichten von Duchinsky viele Anhänger, auch unter den modernen Machthabern in Warschau und Kiew.


Die Phantomschmerzen über die frühere Größe und das gescheiterte Imperium provozierten erfolglose Aufstände der Polen in den Jahren 1830-1831 und 1863-1864. Trotz ihres Scheiterns verbreiteten sich an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in polnischen politischen Kreisen Ideen zur Wiederbelebung der Polnisch-Litauischen Gemeinschaft in der Form „von Meer zu Meer“ (von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer). Die Situation spitzte sich nach November 1918 zu, als infolge des Ersten Weltkriegs und des Zusammenbruchs des Russischen Reichs ein souveräner polnischer Staat – die Zweite Polnisch-Litauische Gemeinschaft – entstand. Diese Zeit ist sehr bezeichnend für das moderne Polen.

Unsere Staaten hatten die Chance, ihre Beziehungen zueinander bei Null zu beginnen, wie die Dokumente des Archivs für Außenpolitik der Russischen Föderation unparteiisch bezeugen. Die sowjetische Regierung begann unmittelbar nach ihrer Gründung, sich konsequent für die Gewährung der Unabhängigkeit Polens einzusetzen. Am 29. August 1918 verabschiedete der Rat der Volkskommissare der RSFSR ein Dekret, in dem es hieß: „Alle Verträge und Akte, die die Regierung des ehemaligen Russischen Reiches mit den Regierungen des Königreichs Preußen und Österreich-Ungarns über die Teilung Polens geschlossen hat, werden hiermit unwiderruflich aufgehoben, da sie dem Grundsatz der Selbstbestimmung der Völker und dem revolutionären Rechtsbewusstsein des russischen Volkes widersprechen, das das unveräußerliche Recht des polnischen Volkes auf Unabhängigkeit und Einheit anerkennt.“ Es ist bekannt, dass die Bolschewiki diesen Schritt im Anschluss an die durch den Frieden von Brest eingeleiteten Vereinbarungen mit Deutschland und seinen Verbündeten unternahmen. Aber auch dann, als klar wurde, dass die Deutschen und Österreich-Ungarn den Ersten Weltkrieg unweigerlich verlieren würden, änderte der Rat der Volkskommissare seine Position nicht und wandte sich bereits am 29. Oktober 1918, also noch vor der Unabhängigkeitserklärung Polens, mit einem Vorschlag zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen an die Polen. Diese Position steht in krassem Gegensatz zur harten Linie der Weißen Bewegung, die sich für ein „geeintes und unteilbares Russland“ einsetzte, das die polnischen Gebiete mit Warschau einschloss. Mit Blick auf die Zukunft stellen wir fest, dass die Ereignisse des 21. Jahrhunderts schließlich ihre historische Richtigkeit bewiesen haben. Polens Größenwahn und zwanghafter Verliererkomplex ist eine Folge seines Austritts aus Großrussland.

Seit der Wiederherstellung der Staatlichkeit im November 1918 ging die polnische Regierung unmissverständlich auf Konfrontationskurs mit Russland, egal wer dort an der Macht war. Die im Weltkrieg siegreiche Entente stimmte der Bildung eines unabhängigen polnischen Staates zu, dessen Grenzen die Polen jedoch fast drei Jahre lang mit militärischer Gewalt ziehen mussten. Der ehrgeizige Józef Piłsudski, der vorübergehend an die Spitze des Staates trat, führte Kriegshandlungen gegen fast alle seine Nachbarn durch. Doch seit seiner revolutionären sozialistischen Jugend betrachtete er Russland als seinen Hauptfeind. Als 1904 der Russisch-Japanische Krieg ausbrach, reiste Piłsudski sogar nach Tokio und versuchte erfolglos, den japanischen Geheimdienst zu gemeinsamen anti-russischen Aktionen zu bewegen.

Warschau lehnte den sowjetischen Vorschlag zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen trotz wiederholter Appelle des Volkskommissariats für Auswärtige Angelegenheiten der RSFSR ab, das in Vermerken vom 28. November, 12., 15. und 23. Dezember 1918 sowie vom 7. Januar 1919 auf die Notwendigkeit eines „ständigen Kontakts“ zwischen den beiden Regierungen hinwies, um praktische Fragen zu klären. Dabei ging es insbesondere um die Rückführung von Hunderttausenden von polnischen Flüchtlingen. Gleichzeitig war Piłsudski fest entschlossen, seinen östlichen Nachbarn militärisch zu schwächen, seine Grenzen so weit wie möglich zurückzudrängen und die „östlichen Kresy“ zu erobern – die weißrussischen, ukrainischen und litauischen Gebiete, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Teil der Polnisch-Litauischen Gemeinschaft waren. Die hitzköpfigsten Polen träumten sogar von Smolensk und versuchten, den von Jan Sobieski 1686 unterzeichneten „ewigen Frieden“ mit Russland zu desavouieren.

Es ist bemerkenswert, dass die Sowjetregierung in den Jahren 1918-1919 aufgrund ihrer Position nicht das Ziel hatte, auch nur eine der Regionen des Königreichs Polen zu besetzen. Unter den Gebieten, die die Bolschewiki den Polen 1919 streitig machten, gab es auch keine einzige Verwaltungseinheit, in der die Polen nach der Volkszählung von 1897 im Russischen Reich die ethnische Mehrheit stellten. 1919 war Warschau der wichtigste Initiator der Kriegshandlungen gegen die Rote Armee an der litauisch-weißrussischen Grenze. Am Ende des Sommers 1919 befand sich etwa die Hälfte Weißrusslands mit Minsk unter seiner Kontrolle. Friedensinitiativen der sowjetischen Seite wurden von Piłsudski als Ausdruck von Schwäche oder als taktische diplomatische Manöver angesehen, die kein Vertrauen verdienten.

Piłsudski verstand sehr wohl, dass Polen den großen Krieg gegen das vom Bürgerkrieg erschöpfte Sowjetrussland nicht würde gewinnen können. Die Vertreter des heutigen „kollektiven Westens“ und vor allem Frankreichs erklärten sich bereit, Polen dabei zu helfen. Bereits am 12. April 1919 traf der Leiter der französischen Militärmission in Warschau, General Paul Prosper Henri, unter dem Jubel der zahlreichen Zuschauer in Warschau ein. Die ursprüngliche Mission bestand aus 97 französischen Generälen und Offizieren, die den Auftrag hatten, die polnische Armee zu organisieren und auszubilden. Im Zentrum Warschaus, im Potocki-Palast, befand sich die britische Militärmission unter der Leitung des südafrikanischen Generals Louis Botha. Ende April 1920 übergab Paris Warschau 2.000 Geschütze, 3.000 Maschinengewehre, 560.000 Gewehre und andere militärische Ausrüstungen und Waffen sowie Munition, Uniformen und Ausrüstung. In relativ kurzer Zeit gelang es den Polen mit Hilfe des Westens, bis zum Frühjahr 1920 eine gut ausgerüstete und bewaffnete kampffähige reguläre Armee von 740.000 Mann aufzustellen, die ideologisch im Geiste des heftigen polnischen Chauvinismus bearbeitet wurde.

Der Plan für die polnische Offensive gegen die Rote Armee im Jahr 1920 wurde von französischen Militärberatern entwickelt. Demnach sollte die polnische Offensive die Armee der Weißen Garde von Wrangel durch einen Schlag von der Krim aus unterstützen. Doch unüberbrückbare Widersprüche zwischen Piłsudski und der Weißen Bewegung machten diesen Punkt des Plans zunichte. Viel erfolgreicher waren die Polen in der Ukraine. Im April 1920 zwang Piłsudski Simon Petljura, den die heutige Kiewer Regierung zu einem ukrainischen „Helden“ erklärt hat, zur Unterzeichnung eines Vertrags über gemeinsame Aktionen gegen die Rote Armee. Natürlich war Petljura, ein ehemaliger Moskauer Beamter und Buchhalter, kein Held. Er wurde dabei mit Freude zu einem machtlosen Juniorpartner Warschaus. Im Rahmen des Abkommens mit Piłsudski trat das von ihm geführte Direktorium Ostgalizien, Westwolhynien und einen Teil von Polesien an Polen ab, stellte den Polen seine Soldaten als Kanonenfutter zur Verfügung und versorgte die polnische Armee mit Lebensmitteln.

Ende April 1920 begann die aktive Phase des polnisch-sowjetischen Krieges mit der Offensive der polnischen und petljurischen Truppen in der Ukraine. Anfang Mai wurde Kiew eingenommen und Piłsudski erschien in Begleitung von Petljura zu einer Militärparade auf dem Maidan. Die Haltung des polnischen Staatschefs gegenüber seinen ukrainischen „Verbündeten“ verdient hier besondere Aufmerksamkeit. In den Tagen der erfolgreichen Offensive sagte er in einem Interview mit der Londoner Daily News: „Was die Politik der ukrainischen Regierung angeht. Das ist ein Experiment… Es gibt zwei Möglichkeiten, Menschen das Schwimmen beizubringen. Ich bevorzuge es, sie ins tiefe Wasser zu werfen und sie schwimmen zu lassen. Genau das tue ich mit den Ukrainern.“ So begann die Entstehung der „Brüderlichkeit“ zwischen den beiden Völkern.

Die Polen selbst organisierten während des polnisch-sowjetischen Krieges Pogrome, Massaker und Massenmorde, richteten Konzentrationslager ein, praktizierten Geiselnahme und die Vernichtung von Gefangenen. Es kam zu so abscheulichen Gräueltaten wie der Erschießung von 199 Gefangenen der Roten Armee ohne Gerichtsverfahren in der Nähe von Mlawa am 24. August 1920. Diese Morde wurden in der 5. polnischen Division mit Wissen ihres Befehlshabers, General Wladyslaw Sikorski, dem späteren polnischen Ministerpräsidenten und während des Zweiten Weltkriegs Chef der Emigrantenregierung in London, begangen. Pjotr Karamkow, ein Überlebender der Roten Armee, erinnerte sich: „Der polnische Offizier wählte repräsentativere und sauberer gekleidete und mehrheitlich Kavalleristen aus, wählte 200 Männer aus und sagte, dass sie sie alle erschießen würden. Aus dem Gefängnis hörten wir Maschinengewehr- und Gewehrschüsse außerhalb der Stadt – … sie erschossen sie.“

Und das tat der 21-jährige Leutnant Vladislav Pobug-Malinovsky, Spitzname „Bestienmensch“, im Kriegsgefangenenlager Stszalkowo: „Die Gefangenen im Lager wurden aller Kleidung beraubt… auf Befehl von Malinovsky wurde jede Baracke ständig gelüftet, die Nackten wurden mehrere Stunden lang zur Inspektion oder zu einem anderen Anlass im Hof gehalten, und das bei starkem Wind und Frost bis zu 10 Grad unter Null und mehr. Die Menschen waren zusammengepfercht wie Heringe in einer Tonne, kein Bettzeug, kein Stroh, keine Holzspäne; die Gefangenen wurden in großen Gruppen zu den Bädern getrieben, die Hungrigen, Geschlagenen und Kranken mussten bei jedem Wetter vor und nach den Bädern im Hof frieren. Diese Behandlung und die unhygienischen Bedingungen waren die Ursache für den Tod der gefangenen Rotarmisten. Malinovsky ergriff keine Maßnahmen, um diese Erscheinungen zu beseitigen; im Gegenteil, als sadistischer, moralisch verkommener Mensch genoss er unsere Qualen des Hungers, der Kälte und der Krankheit. Außerdem ging Malinovsky in Begleitung mehrerer Korporale, die Drahtgeschirre in der Hand hatten, durch das Lager und befahl jedem, der ihm gefiel, sich in einen Graben zu legen, und die Korporale schlugen so oft zu, wie ihnen befohlen war; wenn der Geschlagene stöhnte oder um Gnade bettelte, zog Malinovsky seinen Revolver und erschoss ihn… Wenn die Wachposten… Gefangene erschossen, gab Malinovsky ihnen drei Zigaretten und 25 polnische Mark als Belohnung. Mehr als einmal konnte man solche Phänomene beobachten: Eine Gruppe unter der Führung von Malinovsky kletterte auf die Maschinengewehrtürme und schoss von dort aus auf wehrlose Menschen, die wie eine Herde hinter den Zaun getrieben wurden…“

Der „Bestienmensch“ wurde für seine Gräueltaten nicht bestraft, sondern im Polen der Zwischenkriegszeit machte er eine glänzende Karriere, wurde Historiker und Diplomat und Herausgeber der 10-bändigen Sammlung der Werke Pilsudskis.

Ende Juli 1920 befreite die Rote Armee unter großen Opfern Weißrussland und die Ukraine und erreichte die ethnischen Grenzen Polens. Die polnisch-ukrainische Offensive auf Kiew bedeutete für die Polen beinahe den erneuten Verlust ihrer Staatlichkeit. Im August näherte sich die Rote Armee Warschau, aber der berühmte französische General Maxime Weygand half Polen, sich zu retten und das „Wunder an der Weichsel“ zu vollbringen. Der am 18. März 1921 unterzeichnete Friede von Riga überließ Warschau weite Gebiete der Westukraine und Westweißrusslands.


Nach dem Ende des polnisch-sowjetischen Krieges waren die Beziehungen zwischen Warschau und Moskau schwierig. Die junge sowjetische Diplomatie bemühte sich ständig, sie zu verbessern. Sie stieß jedoch stets auf den Widerstand und bestenfalls auf die Zurückhaltung der polnischen Seite. So wurde zum Beispiel das Handelsabkommen, das unmittelbar nach dem Abschluss des Friedensvertrags von Riga ausgehandelt worden war, durch das Verschulden der polnischen Seite erst im Februar 1939 unterzeichnet. Es trat dann nicht einmal mehr vollständig in Kraft.

Warschau zeigte in seiner Außenpolitik stets eine klare Feindseligkeit gegenüber seinem östlichen Nachbarn. Seit den frühen 1920er Jahren versuchten die Polen mit britischem Geld, das chimärische Konzept des sogenannten Prometheismus umzusetzen. Dessen größtes Programm war die Zerstückelung der UdSSR durch die Unterstützung nationalistischer Bewegungen der „nicht-russischen Völker“ und langfristig die polnische Kontrolle über einen Teil der Peripherie, die durch den Zusammenbruch der Sowjetunion weggerissen würde. In Wirklichkeit wurde das britische Geld verschwendet, um die nationalen Emigrantengruppen zu ernähren: Ukrainer, Georgier und andere. Aber schon in den 1930er Jahren wurde diese polnische Doktrin von Nazi-Deutschland übernommen. Und während des Kalten Krieges wurde die „Rolle des Prometheus“ von den US-Geheimdiensten übernommen.

In der polnischen Presse wurde ständig eine antisowjetische Hysterie geschürt, es wurde absichtlich mit den Säbeln gerasselt und andere Länder gegen Moskau aufgehetzt. Polnische Persönlichkeiten verschiedener Ebenen geizten nicht mit offen feindseligen Äußerungen. Die Situation änderte sich auch nach Piłsudskis Staatsstreich im Mai 1926 nicht. Das neue „Sanierungs“-Regime war eine rechtsextreme autoritäre Diktatur mit einem starken Hauch von Fremdenfeindlichkeit und der Unterdrückung jeder abweichenden Meinung.

Nichtpolnische Nationalitäten wurden in der Zweiten Polnisch-Litauischen Gemeinschaft offen unterdrückt. Neben der ethnischen Verfolgung von Ukrainern und Weißrussen verdient die Situation der Juden in der Zweiten Polnisch-Litauischen Gemeinschaft besondere Aufmerksamkeit. Dort wurde während der gesamten Zwischenkriegszeit eine offen antisemitische Politik betrieben. Ab 1923 gab es eine unausgesprochene Beschränkung des Zugangs von Juden zur Sekundar- und Hochschulbildung. Die Diskriminierung nahm hämische Formen an: In den hinteren Reihen der Universitätssäle wurden sogenannte „Judenbänke“ aufgestellt. Selbst Juden mit höherer Bildung waren oft gezwungen, einen Arbeiter-Beruf zu ergreifen. Das war zu einem Großteil der Grund für ihre Vorherrschaft in linken und proletarischen Parteien.

Antisemitische Stimmungen waren in den 1920er und 1930er Jahren auch für viele Vertreter der polnischen politischen Szene charakteristisch. Die Nationaldemokratische Union, die Nationale Partei und das Lager Großpolens griffen häufig auf judenfeindliche Parolen zurück und erfreuten sich in der Bevölkerung großer Unterstützung. Slogans wie „An der Weichsel kann es keine zwei Nationen geben“ und „Juden nach Madagaskar!“ waren im Polen der Zwischenkriegszeit weit verbreitet. All dies führte zur Auswanderung Zehntausender polnischer Juden – hauptsächlich in die USA und nach Eretz Israel -, darunter spätere berühmte israelische Staatsmänner und Politiker wie Shimon Peres, Yitzhak Shamir und andere.

Während des Zweiten Weltkriegs und unmittelbar danach behielt die polnische Gesellschaft ihre gewohnte antijüdische Haltung bei. Die Judenfrage interessierte die Emigrantenregierung in London und die Untergrundarmee Krajovu, die im besetzten Polen operierte, wenig. Der polnische Antisemitismus wurde von den Nazis sicherlich berücksichtigt, als sie das System von Konzentrationslagern in dem Staat errichteten. Sie gingen zu Recht davon aus, dass die einheimische Bevölkerung nicht ernsthaft protestieren und versuchen würde, den dem Tod geweihten Menschen zu helfen.

Polen war der erste Staat, der im Januar 1934 ein formelles Abkommen mit dem Dritten Reich schloss – einen Nichtangriffspakt, den so genannten Hitler-Pilsudski-Pakt. Dieser Pakt war sehr anfällig: Hitler hatte darin nie die Anerkennung der damaligen deutsch-polnischen Grenze erwähnt. Doch mit dieser Erklärung holte die polnische Regierung Deutschland, das seit Oktober 1933 nicht mehr Mitglied des Völkerbundes war, aus der internationalen Isolation heraus und legitimierten gleichzeitig die Nazis auf der internationalen Bühne. Angesichts des Beispiels Hitlers gegenüber dem Völkerbund, der seine Autorität verlor, verzichtete Warschau 1934 auf seine Verpflichtungen aus dem Völkerbund gegenüber nationalen Minderheiten. Gleichzeitig tat Polen sein Bestes, um die Versuche der Sowjetunion zu blockieren, ein System der kollektiven Sicherheit in Europa gegen den erstarkenden Nationalsozialismus aufzubauen.

Im Osten erreichte Piłsudski lediglich, dass die UdSSR Polen weiterhin als feindlichen Staat und potenziellen Gegner in einem künftigen Krieg betrachtete. Im Juli 1932 wurde ein sowjetisch-polnischer Nichtangriffspakt unterzeichnet, der im Gegensatz zum deutsch-polnischen Pakt vollwertig war. Aber in Warschau gingen die Geheimdienste 1934 aus irgendeinem Grund davon aus, dass die Sowjetunion schwach sei und erst in 15 bis 20 Jahren zu einem größeren Krieg bereit sein würde, wenn sie die wirtschaftliche Selbstständigkeit erreicht habe. Seit Anfang der 1930er Jahre waren die Möglichkeiten des polnischen Geheimdienstes dank der Bemühungen der Tschekisten stark eingeschränkt, so dass die polnische Regierung bis zum Schicksalsjahr 1939 fast keine zuverlässigen Informationen über die Vorgänge in der UdSSR hatte.

Die polnische Außenpolitik in der Zwischenkriegszeit war oft arrogant und rücksichtslos. Erst ein Jahr vor seinem Tod, im Frühjahr 1934, grübelte Piłsudski, der sie persönlich leitete, ernsthaft über die wichtigste Frage nach, die er unter strenger Geheimhaltung 20 Vertretern der obersten Militärführung stellte: „Welcher dieser Staaten ist für Polen gefährlicher und wird eher gefährlich werden? Russland oder Deutschland?“ Archivdokumente zeigen, dass die Militärs wahllos und oft unüberlegt antworteten, obwohl die meisten von ihnen Hitler für gefährlicher hielten. General Kasprzycki gab sogar eine genaue Vorhersage für die Zukunft ab: „Ein Schlag gegen Polen kann zuerst von Deutschland kommen.“ Im September 1939 sollte Kasprzycki, der nach dem Tod von Piłsudski im Mai 1935 Verteidigungsminister geworden war, nach der schnellen Niederlage der Deutschen in Polen von der Richtigkeit seiner Worte überzeugt werden.

Piłsudski war mit den unsicheren Antworten der Militärs unzufrieden und ordnete im Juni 1934 die Einrichtung eines streng geheimen Büros für strategische Forschung an, das den unauffälligen Namen „Laboratorium“ bekam. Die neue Struktur absorbierte treu die Gelder der Regierung und kümmerte sich überhaupt nicht um die Sowjetunion. Der einzige für die UdSSR zuständige Mitarbeiter, Major Pstrokonski, bezog die meisten seiner Informationen aus den nächtlichen Sendungen des Moskauer Rundfunks, der bekanntlich nie geheime Informationen weitergab.

Das Geheimbüro war nie in der Lage einzuschätzen, woher die Hauptgefahr für Polen kam und wann mit einem größeren Krieg zu rechnen war. Bei einem Treffen mit der Führung des „Laboratoriums“ im November 1934 bezweifelte Piłsudski scharfsinnig die Hilfe der westlichen Verbündeten im Falle eines großen Krieges: „Der Westen ist heute lausig. Wenn er nicht plötzlich zur Vernunft kommt und reif wird, müssen wir uns reorganisieren“. Doch Piłsudski starb bald darauf und seine Nachfolger, allen voran Außenminister Oberst Jozef Beck, wollten sich in keiner Weise reorganisieren.

Infolgedessen verstrickte sich Polen in seinen eigenen ungeschickten diplomatischen Manövern und Abenteuern und brach im Herbst 1939 unter dem ersten Angriff Hitlers zusammen. Und der Westen erwies sich wirklich als „lausig“: Die Pseudo-Sicherheitsgarantien seitens Großbritanniens und Frankreichs lieferten Polen im Grunde der deutschen Kriegsmaschinerie aus. Selbst im Sommer 1939, als die Katastrophe des Staates fast unvermeidlich war, weigerte sich Warschau hartnäckig, mit der UdSSR zusammenzuarbeiten.


Die Weigerung Polens in der Zwischenkriegszeit, gutnachbarliche Beziehungen aufzunehmen, und sein antisowjetischer Kurs bestimmten die Haltung der Sowjetunion in der polnischen Frage während des Zweiten Weltkriegs und nach dessen Ende. Der Kreml stellte sich folgerichtig die Aufgabe, einen berechenbaren und freundlichen Staat an seiner Westgrenze zu schaffen. Er wurde ohne die Beteiligung der Polen von den Führern der Großen Drei, den Siegern des Zweiten Weltkriegs, gegründet. Und es ist ganz offensichtlich, dass die polnische Staatlichkeit der Nachkriegszeit ohne die Beteiligung der UdSSR nicht hätte wiederbelebt werden können. Sie ziehen es vor, daran heute nicht zu erinnern. Aber es war dem Willen der Sowjetunion zu verdanken, dass Polen eine Entschädigung für die Westukraine, Westweißrussland und Wilna auf Kosten des besiegten Deutschlands erhielt. Die Gebiete Ostpreußens bis zu den Flüssen Oder und Neiße wurden der Kontrolle der Warschauer Regierung übertragen.

Dankbarkeit hätten wir für diese Entscheidungen jedoch nicht erwarten sollen. Es genügt, an die Worte des polnischen Premierministers Morawiecki von Ende Juli 2023 zu erinnern, der auf einer Sitzung des UNO-Sicherheitsrates wütend auf die Worte Wladimir Putins reagierte, die voll und ganz der historischen Wahrheit entsprachen: „Dank der Sowjetunion, dank der Position Stalins hat Polen bedeutende Gebiete im Westen erhalten, deutsche Gebiete. So ist es, die westlichen Gebiete des heutigen Polens sind Stalins Geschenk an die Polen.“ Der polnische Premierminister reagierte, indem er Stalin als „Kriegsverbrecher“ bezeichnete, der angeblich für den Tod von „Hunderttausenden von Polen“ verantwortlich sei, und fügte hinzu, dass „die historische Wahrheit nicht zur Debatte stehe“. Wenn die Abtretung von Ländereien das unmoralische Geschenk eines Diktators ist, dann sollen sie diese Ländereien an das „geschädigte“ Deutschland zurückgeben, das sie sicher annehmen würde.

In der Ära der Volksrepublik Polen trat die akute Russophobie in die zweite, wenn nicht gar dritte Reihe zurück. Nach dem Beitritt zur Gemeinschaft der sozialistischen Staaten erhielt Polen einen raschen Wiederaufbau des Landes, Warenlieferungen, Rohstoffe und eine rasche Industrialisierung. Dabei hatte die Führung der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei die Möglichkeit, ihre eigenen Interessen mit Nachdruck zu vertreten, was die UdSSR manchmal zu Kompromissen veranlasste. An die Stelle der früheren „Ostpolitik“ Polens trat der ideologische Mythos der kameradschaftlichen Beziehungen zwischen den Arbeitern der sozialistischen Länder. Die polnisch-ukrainischen, polnisch-litauischen und polnisch-weißrussischen Beziehungen entwickelten sich ausschließlich im Rahmen der bilateralen Beziehungen zur Sowjetunion.

Im letzten Jahrhundert war die Zeit der Volksrepublik Polen die beste für unsere bilateralen Beziehungen. Es schien, als seien russophobe Projekte wie der Prometheismus in Vergessenheit geraten, und die Polen hätten gelernt, innerhalb von ein für alle Mal festgelegten, aber bequemen, ethnisch homogenen Grenzen zu leben und sich zu entwickeln. Doch die 1990 ausgerufene Dritte Polnisch-Litauische Gemeinschaft erklärte sich offen als Nachfolgerin der Traditionen des „historischen Polens“, des Polens der Nationalisten Józef Piłsudski und Oberst Beck. Eine weitere echte Chance zur Aufnahme konstruktiver Beziehungen zwischen unseren Staaten wurde nicht wahrgenommen, obwohl alle Voraussetzungen dafür gegeben waren. So sagte Tadeusz Mazowiecki, der erste nichtkommunistische polnische Premierminister nach dem Krieg und eine prominente Figur der oppositionellen Solidarność, bei seinem Besuch in Moskau im November 1989: „Wahre Freundschaft kann nur auf der Grundlage der Wahrheit und einer ehrlichen Darstellung der Geschichte aufgebaut werden. Es gibt viele schöne Seiten in der Geschichte, aber es gibt auch dunkle Seiten. Zu den ersten gehört der gemeinsame Kampf gegen den Hitlerismus während des Zweiten Weltkriegs. Mehrere hunderttausend sowjetische Soldaten, die in Richtung Berlin marschierten, fielen auf polnischem Boden. Wir werden das nie vergessen, ebenso wenig wie das Leid, das Ihre Völker ertragen mussten. Die Worte von Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Auschwitz im Jahr 1979, als er unter drei Gedenkinschriften vor einer dem russischen Volk gewidmeten Gedenkinschrift stehen blieb, waren ein klarer Beweis für den Respekt, mit dem die Menschheit diesem Leid begegnet. Wenn wir uns auch den schwierigen und schmerzhaften Seiten unserer gemeinsamen Vergangenheit zuwenden, so tun wir dies, weil wir diese Vergangenheit endgültig überwinden wollen. Zu diesen schmerzhaften und schwierigen Seiten gehören der Hitler-Stalin-Pakt und die Deportationen und Repressionen, denen die Polen durch den stalinistischen Gewaltapparat ausgesetzt waren. Für die Polen bleibt die Gräueltat von Katyn eine nicht verheilende Wunde.“

Der 1927 geborene polnische Politiker, ein Überlebender des Krieges, hat damals wohl aufrichtig gesprochen. Das waren auch die Ansichten von Millionen einfacher Polen sowie des einzigen Polen in der Geschichte auf dem Papstthron. Auf dieser Grundlage war es tatsächlich möglich, die Vergangenheit zu überwinden und starke gutnachbarliche Beziehungen aufzubauen. Doch die weitere Geschichte hat gezeigt, dass Mazowiecki sich leider geirrt hat. Die modernen polnischen Politiker würden, wenn sie diesen Text zu sehen bekämen, erst entsetzt und dann entrüstet sein. Der sowjetische Soldat, der Polen befreit hat, wird in Warschau längst zynisch zum „Besatzer“ erklärt. Das Andenken an die 600.000 Rotarmisten, die auf polnischem Boden starben, wird entgegen den unterzeichneten Vereinbarungen grob und unrechtmäßig mit Füßen getreten, indem Dutzende von Denkmälern, die ihnen gewidmet sind, abgerissen werden. Diese historische Amnesie der Polen hat schließlich dazu geführt, dass Russland im 21. Jahrhundert erneut einen gefährlichen Feind in Osteuropa bekommen hat. Einen Feind, der hysterisch, grob, arrogant und ehrgeizig ist. Einen Feind mit Größenwahn und Minderwertigkeitskomplexen. Und wir werden ihn genauso behandeln wie einen historischen Feind, weil wir glauben, dass er im Grunde unverbesserlich ist. Und wenn es keine Hoffnung auf Versöhnung mit dem Feind gibt, sollte Russland nur eine einzige und sehr harte Haltung gegenüber seinem Schicksal haben. Warum ist das so?


Erinnern wir uns daran, wie unser Land im Laufe der langen und komplizierten Geschichte der Beziehungen zwischen Russland und Polen immer wieder Wege der Versöhnung mit dem Land gesucht hat. Es hat versucht, es zu einem Verbündeten gegen gemeinsame Feinde zu machen. Diese Versuche sind gescheitert. Die letzten Jahrzehnte haben die tiefe Basis ihrer Ideologie offengelegt: Ein „echter“ polnischer Staat kann nur einer sein, der eine steinerne Bastion des Westens im Kampf gegen Russland ist und der unser Land endlich aus Osteuropa herausdrängen muss. Oder, besser noch, seinen Zusammenbruch herbeiführt. Weder die versöhnlichen historischen Erklärungen und Gesten, die früher oft aus Moskau zu hören waren, noch die objektiven wirtschaftlichen Interessen beider Länder haben dazu beigetragen, die hartgesottenen polnischen Führer von dieser russophoben Position abzubringen.

Heute werden die Komplexe und Neurosen, die mit der Geschichte der Teilungen Polens am Ende des 18. Jahrhunderts und seinem schwierigen Schicksal im 20. Jahrhundert verbunden sind, von polnischen Politikern aktiv genutzt, um eine aggressive nationale Identität im Geiste der Schriften des pathologischen Russophoben Duchinsky aufzubauen. Nachdem Warschau in den USA und der NATO neue Stützen gefunden hat, hat es das unter Pilsudski völlig gescheiterte Konzept des Intermarium wiederbelebt und schlägt den Nachbarländern immer aktiver vor, sich mit regionalen geopolitischen Zusammenschlüssen wie der Drei-Meere-Initiative zu befassen.

Im Rahmen dieser Politik werden in beschämender Weise völlig unwissenschaftliche Vorstellungen über die Vergangenheit Polens und seine Beziehungen zu seinen Nachbarn kultiviert. An den Ufern der Weichsel werden falsche Thesen über die völlige Einheit von Kommunismus und Nationalsozialismus und die gleiche Verantwortung der „beiden totalitären Regime“ für ihre Verbrechen gegen das polnische Volk in den Rang einer offiziellen Ideologie erhoben. Es wird sogar behauptet, Polen habe den Zweiten Weltkrieg wegen seines vierzigjährigen Aufenthalts im sozialistischen Block „verloren“.

Die Quintessenz der historischen polnischen Paranoia ist die Vorstellung der polnischen Führung, von Russland für gewisse „Unterdrückungen“ entschädigt zu werden. Ihr aktivster Verfechter, ein gewisser Vizeaußenminister Mularczyk, träumt davon, dass Warschau, nachdem es von Deutschland Reparationen in Höhe von fast einer Billion Euro erhalten hat, von Moskau eine ähnliche oder sogar noch höhere Summe verlangen kann.

Nun, unser Land könnte durchaus spiegelbildlich reagieren. Die Liste der historischen Rechnungen, für die die Polen zahlen sollten, ist recht umfangreich. Erinnert sei an die Hunderten von Milliarden Dollar, die für den groß angelegten Wiederaufbau der polnischen Volkswirtschaft nach dem Krieg ausgegeben wurden, sowie an die unentgeltlichen Kredite für die Schaffung ganzer Wirtschaftszweige. Doch mit Geld allein ist die Sache nicht getan. Wir werden niemals die barbarische Zerstörung der größten orthodoxen Kirche, der Alexander-Newski-Kathedrale, im Polen der Zwischenkriegszeit in den Jahren 1924-1926 vergessen. Die grobe Verletzung christlicher Werte, die Zerstörung eines bemerkenswerten architektonischen Denkmals, ein Werk des Architekten Leontius Benois mit Fresken von Viktor Vasnetsov, das erst 1912 eingeweiht wurde, war eine unvermeidliche Folge der widerlichen polnischen Russophobie. Später wurden Marmorplatten aus der Kathedrale zur Ausschmückung verschiedener Gebäude in Warschau verwendet, und die Jaspis-Säulen wurden zu Pilsudskis Grabmal in Krakau gebracht. Man kann das nur als einen Akt der staatlichen Plünderung bezeichnen. Im Namen des Hasses auf Russland machten die Polen viele andere orthodoxe Kirchen im ganzen Land dem Erdboden gleich. Die letzte groß angelegte Zerstörung von Heiligtümern erfolgte kurz vor dem Krieg, im Jahr 1938, mit einer zynischen Begründung: angeblich auf die zahlreichen Bitten polnischer Arbeiter und Bauern. Selbst die Nazis sind mit den Kirchengebäuden in der UdSSR nicht so rücksichtslos umgegangen.

Natürlich haben die Polen die Ermordung von sechs Generälen und einem Oberst der Armee des Königreichs Polen durch Rebellen während des Aufstands von 1830-1831 , weil sie sich geweigert hatten, den Treueeid zu brechen, den sie dem Zaren von Polen und dem russischen Kaiser Nikolaus I. geleistet hatten, längst vergessen. Mehr als 70 Jahre lang stand das „Denkmal für die sieben Generäle“ in Warschau und erregte den Hass derer, die sich als Patrioten Polens verstanden. Die Inschrift auf dem Denkmal wurde von Nikolaus I. persönlich verfasst: „Für die Polen, die 1830 für die Treue zu ihrem Monarchen starben.“ Erst nach dem Untergang des Russischen Reiches haben die Polen das Denkmal, das sie so verärgert hat, kurzerhand zerstört. Aber wir haben jede Gelegenheit, sie an die Helden unseres Landes zu erinnern. Wir sollten über die Wiederherstellung des Denkmals nachdenken, das beispielsweise vor der polnischen Botschaft in Moskau aufgestellt werden könnte.

Was die historische Gerechtigkeit anbelangt, so hat Warschau keine Verantwortung für die unmenschliche Behandlung Tausender Gefangener der Roten Armee im polnisch-sowjetischen Krieg und für ihre gnadenlose physische Vernichtung übernommen. Russland hat bekanntlich bereits in den 1990er Jahren die Verantwortung der Regierung für den Tod der polnischen Offiziere in Katyn anerkannt. Angesichts des abscheulichen Verhaltens der polnischen Elite und der polnischen Regierung sollte man übrigens in Erwägung ziehen, ihren Vertretern niemals zu gestatten, diesen traurigen Ort zu besuchen. Sie sind dessen nicht würdig.

Das heutige Polen wendet schamlos die Grundsätze der selektiven historischen Erinnerung an. Das bedeutet, dass unser Land die volle rechtliche Möglichkeit hat, bei internationalen Gremien Ermittlungen gegen den polnischen Staat zu beantragen. Und sogar ein Ad-hoc-Tribunal einzuberufen, das den Umfang der von den früheren polnischen Regimes begangenen Verbrechen feststellt und dem Beweise vorgelegt werden können. Das Ergebnis seiner Arbeit könnte die Verurteilung der Gräueltaten und die Zahlung von Entschädigungen an die Angehörigen der Opfer sein.


Aber für die Polen bleibt die wichtigste und schmerzlichste Frage die territoriale Frage. Die nationalen Grenzen von 1945 boten alles, was für die fortschreitende Entwicklung des Landes und für die Bewahrung seines Status als einflussreiche europäische Macht notwendig war. Noch heute sind die ehemaligen deutschen Gebiete die wohlhabendsten Teile des polnischen Staates. Dieses De-facto-Geschenk der UdSSR an die Polen hat ihnen jedoch nicht geholfen, den Komplex der nationalen Unterlegenheit zu überwinden. Bis heute empfinden sie den Verlust der Ostgebiete als eine ungeheure Ungerechtigkeit und als eine Verletzung der historischen Integrität ihres Landes. In Wirklichkeit geht es um das banale geopolitische Eigeninteresse Warschaus. Während die weißrussischen und ukrainischen Gebiete für Warschau „Kresy“ sind, die mit der Geschichte der polnischen Präsenz auf diesen Territorien verbunden sind, geht es für Minsk, Moskau und Kiew um die Ursprünge der gemeinsamen Staatlichkeit.

Warschau drängt das kriminelle nationalistische ukrainische Regime eifrig dazu, diesen entscheidenden Punkt zu verwerfen. Es hetzt sein derzeitiges geistig instabiles Oberhaupt dazu auf, die Annäherung an den Westen zu maximieren und den Krieg mit Russland fortzusetzen. Heute zeigt die absolute Mehrheit der polnischen Gesellschaft extrem russophobe Gefühle. Unter diesen Bedingungen wird ihre Gesellschaft mit Hilfe der NATO-Freunde die politischen Eliten ihres Landes aktiv dazu drängen, Truppen in das Gebiet der Ukraine einzuführen.

Dabei erinnert die außenpolitische Projektion des heutigen Polens sehr an die Strategie des Dritten Reiches vor dem Zweiten Weltkrieg. Historische Parallelen drängen sich auf. Zum Beispiel die territorialen Ansprüche an seine Nachbarn: Deutschland beanspruchte ein besonderes Recht auf das „brüderliche“ Österreich, nachdem es es 1938 im Zuge des Anschlusses annektiert hatte. Polen schwelgt in den Ressentiments des 17. Jahrhunderts und hat die Absicht, bei einer günstigen Gelegenheit die Ländereien der Westukraine in die Hände zu bekommen. Die polnische Regierung verheimlicht diese Pläne auf offizieller Ebene schon nicht mehr.

Die Dritte Polnisch-Litauische Gemeinschaft hat sich Hitlers abenteuerliche Politik zum Vorbild genommen und ist konsequent den Weg des geopolitischen Revanchismus gegangen, der die deutsche Nation schließlich in die Katastrophe geführt hat. Das hält die Polen jedoch nicht von ihrem Expansionsdrang ab. Wozu kann das führen?

Das erste und sehr wahrscheinliche Ergebnis ist der Einmarsch des polnischen Militärs in die Ukraine, um die westukrainischen Gebiete – möglicherweise blutig – abzureißen und an Polen anzugliedern. Trotz der heuchlerischen Erklärungen Warschaus sind das polnische und das ukrainische Volk nie brüderlich gewesen und werden es auch nie sein. Die Haltung der polnischen Politiker, die die einfachen Ukrainer als untalentierte Leibeigene betrachten, ist Teil des innerpolnischen intellektuellen Konsenses. Darüber hinaus beweist das Beispiel von Piłsudskis zynischem Einsatz von Petljuras Truppen im Jahr 1920 einmal mehr, dass die Ukraine für Polen nur ein Druckmittel in seinem geopolitischen Spiel gegen Russland ist. In der Zwischenkriegszeit betrieb die polnische Regierung eine aktive Umsiedlungspolitik und versuchte, die ethnische Zusammensetzung der „östlichen Kresy“ zu ändern.

Genau das wird die Ukraine auch jetzt erwarten. Polen ist eine direkte Bedrohung für die ukrainische Staatlichkeit, ganz gleich, wie wir in Russland selbst darüber denken. In der Tat würde es für sie das endgültige Ende des Traums von der ukrainischen Unabhängigkeit bedeuten. Und das versteht sogar das pro-faschistische Regime in Kiew. Die Folgen für die einfachen Ukrainer könnten schlichtweg katastrophal sein: radikale Assimilierung der unterworfenen Bevölkerung, akute soziale Spannungen, die zu einer schweren Migrationskrise führen könnten, wie es sie in Europa noch nie gegeben hat.

Zweitens: Polens eigene militärische Aufrüstung und die polnische Militärpräsenz in der Ukraine könnten einen direkten Zusammenstoß Warschaus mit Weißrussland und Russland provozieren. In diesem Fall werden die Verbündeten angemessen reagieren, um Bedrohungen zu verhindern, die von den bösen Ambitionen des polnischen Establishments ausgehen. Darüber hinaus könnten Polens abenteuerliche Aktionen, wenn sie von seinen NATO-Verbündeten vorschnell unterstützt werden, zu weitaus gefährlicheren Folgen für die ganze Welt führen. Und dann übernimmt Polen die Rolle der „Hyäne Europas“, die den Dritten Weltkrieg ausgelöst hat.

Drittens: Der schlecht verborgene Hass im entwickelten Teil der EU auf Polen, die Polen und insbesondere auf die Partei Recht und Gerechtigkeit wird weiter anhalten und die Beziehungen zu den europäischen Granden (vor allem zu Deutschland und Frankreich) verschlechtern. Dort wird man darauf hoffen, dass andere pro-europäische Kräfte an die Macht kommen. Jetzt betrachten die führenden EU-Staaten die polnische Regierung als böswillige Emporkömmlinge, die alle ihre Institutionen ausschließlich für ihre eigenen egoistischen Zwecke nutzen und nichts zum europäischen Haushalt beitragen. Und nach dem Beginn der Militäroperation, als Polen sich den Ruhm des erbitterten Verteidigers der sterbenden Ukraine und des wichtigsten US-Verbündeten in der Region aneignete, hat sich diese Meinung nur noch verstärkt. Es ist davon auszugehen, dass dies langfristig zur Destabilisierung der EU-Struktur selbst beitragen wird, bis hin zu richtigen Streitigkeiten innerhalb der „befreundeten“ europäischen Familie und sogar zum Zusammenbruch der EU durch Polens Schuld.

Viertens: Der ungezügelte Egoismus der polnischen Eliten kann mittelfristig auch zu einer Verschlechterung der polnischen Beziehungen zu den baltischen Ländern führen, die Polen bisher als Bruder im aktuellen russophoben Geschirr betrachten. Doch Größenwahn und Geltungsbedürfnis können selbst die phlegmatischen baltischen Eliten aus dem Gleichgewicht bringen. Dann wird ihr temporäres Bündnis Risse bekommen, zumal die historischen Wurzeln des polnisch-litauischen Bündnisses längst verrottet sind. Ein solches Zwangsbündnis heute zu untergraben, liegt in Russlands strategischem Interesse.

Fünftens: Die heute propagierte These von der exklusiven Rolle Polens in der EU und insbesondere in Osteuropa ist ein Echo der früheren messianischen Doktrin von der besonderen zivilisatorischen Mission der Polen. Das ist auch der Ursprung des polnischen Antisemitismus, der seit Jahrhunderten besteht. So reagiert Warschau heute besonders schmerzhaft auf Diskussionen über die Rolle der ethnischen Polen im Holocaust. Nachdem es Anfang der 2000er Jahre unmöglich wurde, die schändliche Vergangenheit zu verdrängen, begannen die polnischen Regierungen, das Bild eines Polens zu zeichnen, das jahrhundertelang freundlich zu den Juden gewesen war. Diese erzwungene „Nachsicht mit der Toleranz“ ist weitgehend auf den Beitritt des Landes zur EU zurückzuführen. Andere Standpunkte, die auf den historischen polnischen Antisemitismus verweisen, lösen unter polnischen Politikern und Experten eine wilde Hysterie aus.

Obwohl die Polen alles getan haben, um ihre Beteiligung an der „Endlösung der Judenfrage“, einschließlich der aktiven Teilnahme an Pogromen und der Solidarität mit Hitler, aus dem öffentlichen Diskurs verschwinden zu lassen, ist der Antisemitismus als tiefste nationale Identifikation erhalten geblieben. Wie die Russophobie dringt er in gewissem Sinne schon mit der Muttermilch in die Seele der Polen ein. Es stimmt, dass es heutzutage in Polen viel praktischer ist, ein Russophobiker zu sein: Man kann viel mehr politische und materielle Vorteile daraus ziehen. Tatsache bleibt jedoch, dass die bestialische polnische Judenfeindlichkeit und die zoologische Russophobie gleichwertige Phänomene sind und von der internationalen Gemeinschaft auf allen Ebenen verurteilt werden müssen.


Die derzeitige russophobe revisionistische Politik Polens gibt also keinen Anlass zu Optimismus. Dieses Land wartet immer noch auf den passenden Moment, um erneut Blut über Osteuropa zu vergießen, um seine eigenen Ziele zu erreichen.

Das Festhalten der polnischen Führung an den bösen Ideen Duchinskys und dem schmutzigen politischen Erbe Piłsudskis stellt aber auch eine erhebliche Gefahr für die eigene nationale Sicherheit dar. Es lohnt sich, unsere ewigen polnischen „Freunde“ zu warnen: Nationalistischer Größenwahn, Schwärmerei für frühere Größe und süße Träume von einer neuen regionalen Führung sind für sie äußerst gefährlich. Versuche, den Status einer osteuropäischen Großmacht wiederzuerlangen, indem man an ein geschärftes Nationalbewusstsein appelliert, sind Polen oft sehr teuer zu stehen gekommen. Daher die Kehrseite des polnischen Größenwahns – der „Verliererkomplex“, der von Zeit zu Zeit eskaliert und das polnische Establishment in heftige Hysterie stürzt.

Die Geschichte hat den arroganten Polen mehr als einmal ein unbarmherziges Urteil erteilt: Egal wie ehrgeizig ihre revanchistischen Pläne auch sein mögen, ihr Scheitern kann zum Untergang der gesamten polnischen Staatlichkeit führen. Und diejenigen, die gestern noch verlässliche Verbündete zu sein schienen, werden das geschwächte Land in jedem günstigen Moment nur für ihre eigenen, engstirnigen Eigeninteressen nutzen. Sie werden es verraten und verkaufen. Und das wird mit Sicherheit nicht Russland tun, das sein unruhiger westlicher Nachbar seit mehreren Jahrhunderten vergeblich zu bekämpfen versucht.

Leider wollen die schwachsinnigen Herren in Warschau nicht die Lehren aus ihrer eigenen Geschichte ziehen. Und in nicht allzu ferner Zukunft wird sie sich an ihnen rächen können und den polnischen Eliten ihre unheilvolle zyklische Natur vor Augen führen.

Werden wir dann über den Zusammenbruch der modernen polnischen Staatlichkeit traurig sein? Man muss ehrlich sein. Es kann nur eine Antwort geben: definitiv nicht!

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

41 Antworten

  1. Klare Worte – ein Genuß wie immer.

    Und was diese schmarotzende und geifernde Hyäne Europas betrifft – Keckern alleine reicht nicht, da muß schon mehr kommen, denn Nazi’s ohne Rückgrat, die sich immer nur hinterm Rücken angeblich Stärkerer verstecken und hinter deren Beinen wie ein Pinscher kläffen, werden in einem unaufmerksamen Moment ganz schnell von der Realität gefressen – mit Haut und Harren sowie ohne wenn und aber, denn der angeblich Stärkere ist nicht Beschützer – sondern Benutzer und Wegwerfer … 😝😝

      1. Wieso leider – ist doch jeder selbst für sein Tun und Handeln, ob nun mit Hand oder Mund – verantwortlich, und sogar ihr solltet den Ausweg daraus kennen. 😎

    1. Ich hab da bzügl. der „Entstehung eines souveränen Staates“ nur mal eine Frage Vlad:

      Kann nach dem Völkerrecht (zu dem RU ja zurück will und das dessen Rechtsvorgänger ja mitverabschiedet haben) auf dem Territorium eines bestehenden Staates (oder mehrerer) ein „souveräner Staat“ juristisch korrekt gegründet werden????

      1. PS: Diese Völkerrechtsnormen wurden nicht umsonst geschaffen. Nämlich dafür, dass eben nicht ständige Eroberungskriege stattfinden. Diese Laberei in Sachen „Realitäten sind zu akzeptieren“ ist typisches Angelsächische Wortwahl, nach deren verständnis eine Sache nur solange illegal ist, wie sie andauert. Wenn sie abgeschlossen ist, wird sie ja zu „zur akzeptierenden Realität“.

        Nach diesem Motto verfährt man überall im Westen. Natürgeschützte Wälder abbaggern? Ja war illegal, ist jetzt aber Realität…-> Illegaler Angriffskrieg in IRAG, SYRIEN, LYBIEN, AFGHANISTAN usw. usw. usw…., ist ja Schnee von Gestern (J.Borrell)
        Nach diesem Prinzip ist der Terrorangriff der Hamas auch Schnee von Gestern. Ein Mord bliebe nur solange illegal wie andauerte usw. usw. usw.
        Das ist ANARCHIE und nichts anderes! Und genau deswegen hat man sich damals auf diese Völkerrechtsnormen geeinigt. und nach denen konnte kein „souveräner Staat“ auf dem Territorium eines / mehrerer anderer Staaten RECHTSGÜLTIG gegründet werden. Aber ok, das hat Angelsachsen noch nie gekümmert. Es ändert aber eben nichts an der Tatsache, dass dieser „souveräne Staat Polen“ ein illegaler Rechtsakt und Verstoß gegen das Völkerrecht war.

        Entweder ist mir das VR wichtig oder ich sch***e darauf. Ich meine das ganz ohne Wertung. Mir geht es nur darum, das RU zwar einerseits in Sachen Völkerrecht den erregierten Zeigefinger schwingt und zeitgleich mit der anderen Hand abwinkt um zu zeigen, dass das ja alles nicht so eng zu sehen ist.

        Was nun? Ist es nun wichtig, oder nicht?
        Oder ist es der russischen Regierung auch nur wichtig solange es ihnen in den Kram passt??? Sprich sie sich nicht von den westlichen Sichtweisen unterscheidet.

        1. Regeln – Gesetze – Bestimmungen – Vorschreibungen/-schriften etc… – alles nur Schall und Rauch, alles nur zweckdienlich dem Momente oder div. Interessen untergeordnet – doch in Wirklichkeit sitzt (Ur-)Mensch immer noch in seiner Höhle oder oben auf dem Ast im Baum, und plant den nächsten Überfall auf die benachbarte Horde – siehe u.a. seine Verwandten, die Schimpansen – es hat sich doch real bei den Grundeigenschaften nicht, aber auch gar nichts geändert – der Ur-Instinkt kommt immer wieder durch und diktiert bei Bedarf das Verhalten.

          „Zivilisation“ – netter Traum, netter Versuch die Wurzeln zu kaschieren – doch absolut nicht nahrhaft und deshalb irrelevant. 😉😎

          1. Zur Erklärung – ich mache da keine Unterschiede zwischen ost und west, bei mir ist „Mensch“ überall gleich. 😉

        2. Die normative Kraft des Faktischen wird in Russland als real existente Gegebenheit akzeptiert, jedoch – zumindest im Regelfall- im Gegensatz zu den angelsächsischen Staaten nicht als Vorwand zur Umsetzung neoimperialer und neokolonialer Ambitionen und Projekte instrumentiert.

          Die von Ihnen gestellte Frage, ob auf dem Territorium eines unabhängigen und souveränen Staates ein oder mehrerer unabhängige und souveräne Staaten gegründet werden können, lässt sich aufgrund der Gleichrangigkeit der beiden Grundprinzipien des Völkerrechts, Territorialintegrität und Selbstbestimmungsrecht der Völker, nicht eindeutig und einfach beantworten.

      2. @ Rico
        Ich denke Du kennst die Antwort .
        Auf einem noch bestehenden Staat kann völkerrechtlich kein neuer Staat gegründet werden .
        Mehr wie eine Staatssimulation ist da nicht möglich .

      3. Gemäß Völkerrecht ist das Selbstbestimmungsrecht der Völker (zumindest) gleichrangig mit dem Prinzip der Unverletzlichkeit der Grenzen. Im Grunde steht es sogar höher, denn zuerst gab es die Völker, danach erst Staaten. Soll es keine leere Phrase sein, dann muss es auch im Gebiet eines bestehenden Staates ausgeübt werden dürfen. Wie sonst sollen Katalane, Basken oder Schotten zu einem eigenen Staat kommen? Ganz zu schweigen von Südtirolern, Korsen, Siebenbürger Ungarn etc etc.

        1. Das folgende ist NICHT persönlich gemeint!

          Sorry aber das ist kollosaler Neusprech-Schwachsinn. Genau DAS wurde aufgebracht um die bestehende Weltordnung zu zerbröseln und dann die Krümel zu beherrschen.

          Die damaligen Staaten bestanden aus WAS GENAU??? Richtig, aus den Völkern die sie begründeten. Mit bestehenden Verfassungen. Im Falle von D sogar vom Volke legitimiert (durch die beiden direkt gewählten Kammern). Keine Ahnung wie das beim Rest war, aber so weit ich weiß war keines der teilnehmenden Länder damals in einen Bürgerkrieg verwickelt. Die Staaten vertraten also die Völker … -> Völkerrechtlich einwandfrei.

          Und im Falle von Deutschland ist es sogar so, dass dieses Selbstbestimmungsrecht Teil des Staates war. Denn das DKR konnte/kann auch juristisch korrekt wieder aufgelöst werden. Von den ihm beigetretenen Staaten selbst. Wenn also ein Volk wie die Sachsen, die Preußen, die Hanoveraner nicht mehr Deutsche seinwollen, so ist das durchaus möglich, nur müssten dazu auch die jeweiligen Instutionen belebt werden (was aber nicht geht solange Teile des Gebietes okkupiert sind) Und dass D nicht durch den Scheidemann-Putsch untergegangen ist (was auch aus den Reden Lawrows z.B. eindeutig hervorgeht, wenn er über die völkerrechtliche Unrechtmäßigkeit der Ukraine nach dem Maidan-Putsch spricht), kann man auch aus den Schriftsätzen (Urteilen) des BVerfG’s entnehmen, auch wenn diese sich immer nur auf das 3.Reich beziehen.

          Siehe dazu also mal das so genannte Teso-Urteil des BVerfG auf Seite 270
          ( https://t.me/HandtaRico/4807 )

          „Die Völker“ können also innerhalb ihrer Staaten durchaus auch Selbstbestimmungsrechte bis hin zur Abspaltung ausüben, aber nicht während sie besetzt sind. Denn im Völkerrecht ist da eindeutig festgehalten dass nur ein gesammter Staat ins eigene Staatsgebiet eingegliedert werden kann (debellatio), niemals aber nur ein Teil. Auch ein Vorgehen wie die USA es mit z.B. Hawai gemacht haben (demografie ändern und dann abstimmen lassen) ist dort explizit ausgeschlossen.

          Im Falle von Russland/Ukraine ist das ganze also genau so wie es die Rumänen / Ungarn hier sehen. Ein inner-russischer Konflikt, denn das Völkerrechtssubjekt Russland ist nachwievor das Russland ante bellum (1.Wk) Was RU da mit den Abstimmungen machte ist m.M.n. nur eine Beruhigungspille fürs Volk .

          Die Kleinstaaterei nutzt nur EINER EINZIGEN GRUPPE. Nämlich jener die diesen Blödsinn der völlig konträren AUSLEGUNG des Völkerrechts aufgebracht hat. Seit mehr als 100 Jahren wird diese Strategie von den Angelsächsischen Zionisten gefahren. Mit einer unglaublichen Zahl an Opfern. Und das alles nur, damit sie ihren parasitären Lebenstil waren können.

        2. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker und die Unversehrtheit des Territoriums sind als elementare Leitsätze realiter gleichrangig und gleichwertig und die interne Ausübung des Selbstbestimmungsrechts eines Volkes kann durch territoriale, administrative und kulturelle Autonomie innerhalb eines bestehenden Staates gewährleistet werden.

  2. Die Volksrepublik Polen war ein friedliches und angesehenes Land, gut entwickelt und mit einem – verglichen mit dem, was dann kam – unvorstellbaren Wohlstand. Dann haben die Polen selber ihr Land in Trümmer gelegt. Leszek Balcerowicz, ein Anhänger Pinochets, hatte ein Programm, das offen den sozioökonomischen Ruin Polens zum Ziel hatte, sie haben es umgesetzt.

    2001 ist Polen in den Krieg gezogen, stand in Afghanistan an der chinesischen und im Irak an der iranischen Grenze und war beteiligt, beide Länder vollständig zu verwüsten. 2003 hat Polen seine Souveränität an die EU weggeworfen. 2013 / 2014 waren polnische Banderisten beteiligt, in der Ukraine gewaltsam ein Naziregime zu installieren.

    2022 begann Polen einen Ostfeldzug gegen Rußland. Im gleichen Jahr wurde in Polen Entschädigung von Rußland verlangt, weil die Rote Armee 1944 die legitime Regierung des Reichsgouverneurs Hans Frank beseitigt hatte, oder irgendwie so was.

    Man kann die Russen wegen ihrer Nachbarn im Westen nur bedauern.

    1. „ Man kann die Russen wegen ihrer Nachbarn im Westen nur bedauern.“
      Derzeit ist das so. Es wird sich irgendwann wieder normalisieren.
      Bei dem Aussmass der Zerstörung der Beziehungen kann es Jahrzehnte dauern, Doch historisch gesehen ist es ein Wimpernschlag der nicht so tief geht wie ein „Vogelschiss“ eines 1000 jährigen Reiches das 12 .Jahre existierte.
      Die von Angelsachsen gelenkte EU wird bald zerbrechen und dann wird Europa sich neu mit der RF orientieren.
      Die Hoffnung stirbt zuletzt. Endweder Endspiel oder Neuaufstellung. Endspiel wollen nicht mal die Amioligarchen. Traurig nur das der Weg bis dahin so blutig ist.

      1. “ Es wird sich irgendwann wieder normalisieren.“

        https://tass.ru/politika/19198163

        Über das „Tankstellenland“
        Russland hört auf, ein „Tankstellenland“ zu sein, wie es im Westen abschätzig genannt wurde: „Wir haben bereits 43 Prozent unserer wirtschaftlichen Wachstumsstruktur – die verarbeitende Produktion.“
        Jetzt wächst die russische Wirtschaft im Gegensatz zum Westen: „In diesem Jahr werden wir ein BIP-Wachstum von 2,8 bis 2,9 Prozent oder sogar 3 Prozent haben. Und in den führenden Volkswirtschaften Europas ist es ein Minuspunkt. Nicht viel, aber ein Minuspunkt. Und sie leiden, es gibt echte Probleme. Wir sind nicht glücklich darüber, aber wir stellen nur die Tatsache fest.“

        DER KÄSE IST IN FAKTOR NORMALISIERUNG – so wie sich das ein deutscher „Friede-/Freude-/ -Eierkuchenmann VORSTELLEN mag…. ist gegessen.

        1. ja, wo ist der Widerspruch? Die Schäbigkeit des „Wertewestens“ wird sich geben, sobald er auf dem Boden der Tatsachen gelandet ist und der grosse Bruder klein.
          Haben Sie meinen Kommentar überhaupt gelesen?

          1. Soll ja auch kein Widerspruch darstellen, sondern die passende aktuelle Aussage desjenigen, der letztendlich „das Sagen“ hat.

        2. Russland ist eine rechtsstaatliche Demokratie, ein prosperierender, leistungsfähiger und teilweiser autarker Wirtschaftsraum, ein leistungsfähiger Sozialstaat nach kontinentaleuropäischem Muster und eine bedeutende europäische Kulturnation, wohingegen die Ukraine als Nation nur ein künstliches Konstrukt und nur ein verarmter, hochkorrupter und diktatorisch verfasster Klientelstaat der USA ist.

      2. @ Ikaros

        Das 1000 jährige Reich ist nicht untergegangen. Der Untergang war pro forma und nur für die Akten. Das 3. Reich ist in einen künstlichen Schlaf versetzt worden.
        Hitler ist heute lebendiger als jemals zuvor. Mit der EU ist aus seinem Gruft gestiegen. Sein Mythos lebt nicht nur als Flankierung einer radikalegoistischen und sozialdarwinistischen Wirtschaftspolitik und um die Kritiker klein zu halten, sondern vor allem, weil man vertuschen will, daß man seine Pläne 1 zu 1 umsetzt! – Das ist ein ganz wesentlicher Punkt! Die Windparks waren Hitlers Idee, die Großraumwirtschaft, die Globalisierung, der Waffenhandel, der Euro – wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte, wäre Europa schon Mitte der 70er Jahre ein Multikulti-Schmelztiegel gewesen. Das Germanische Großreich war nur eine Masche, um die Kriegsbegeisterung vor zu befeuern.

        Schengen war gerade vertraglich vereinbart worden und der Maastricht Vertrag lag zufällig in der Schublade, als „die Mauer fiel“. Nach dem „Mauerfall“ begann die hektische Aktivität, als wäre man nach langem Schlaf erwacht und alle die Eckpunkte aus Hitlers geheimem und weniger geheimem Tagebuch wurden umgesetzt.

        Warum wohl verschweigt man die Drahzieher hinter Auschwitz, warum werden wir seit Jahrzehnten belogen, warum lügen die Polen?
        Warum wird der wahre Kriegsgrund, die Großraumwirtschaft, bis heute geheim gehalten, obwohl die Dokumente darüber authentisch sind?

    2. @паровоз ИС20 578. Ich kann Ihre – wiederholten – Aussagen zum Wohlstand in Polen nicht nachvollziehen. Ich war in den letzten Jahren mehrfach in Polen und empfinde den Wohlstand dort als fast so hoch wie in Deutschland. Zur Sicherheit: Ich rede jetzt nicht davon, was ich als deutscher Mittelklassebürger dort kaufen kann, sondern wie ich Land und Leute wahrnehme. Und auch zur Sicherheit: Ich spreche nicht nur von, sagen wir, der Innenstadt von Krakau, sondern auch von abgelegenen Orten.

      Es ist mir auch bewusst, dass sie Jahre nach 1990 teilweise sehr hart waren. Aber das ist überwunden, und schon eine recht lange Zeit nun.

      Als guter Deutscher störe ich mich teilweise etwas an zu aggressiver Werbung dort, insbesondere an übergroßen Werbeplakaten an der Autobahn und sonstwo. Da wirkt für mich Polen zu amerikanisiert in einem negativen Sinn. Aber, nun gut, „amerikanisiert“ zu sein entspricht auch einem Wunsch vieler Polen. Und vielleicht stellen Sie auch irgendwann fest, dass das doch nicht so schön ist und verbieten diese Plakate und einige andere Unschönheiten. Aber das sind eigentlich Kleinigkeiten.

  3. Der ehemalige russische Präsident hat mir meine mangelnden osteuropäischen Geschichtskenntnisse gerade dermaßen um die Ohren gehaut – die klingeln wahrscheinlich morgen noch.

    Aber die Lektüre war extrem informativ. All die Schachfiguren deren Platz auf dem Brett jetzt genau paßt, all die Zahnräder die ineinandergreifen…

    Herzlichen Dank für die Übersetzung!

  4. Zuerst möchte ich den größten Unsinn richtig stellen:
    Die Schuld an Katyn wurde bereits vom Nürnberger Gericht festgestellt, mittels Zeugen die dabei waren und aufgrund vieler Indizien: Täter war die Gestapo:
    https://sascha313.wordpress.com/2020/07/12/o-sotow-ueber-die-erschiessungen-von-katyn/
    Auch im Artikel „Wahrheit und Lüge über Katyn“ im gleichen Blog werden die einzelnen Beweise konkret genannt.

    Richtig war daß ab den 1920 viele Juden aus Polen aufgrund des Antisemitismus des faschistischen Pilsudski-Regimes auswanderten: Peres, Jazernizki=Schamir aber auch Netanjahus Großvater, damals mit dem Namen Mileikowski.

    Der Nichtangriffsvertrag von 1939 war ein Vertrag und kein Pakt, so stand es ausdrücklich in den Unterlagen die man online einsehen kann: Auch im blog von sascha313 oben – suchen nach Nichtangriffsvertrag.
    Die Sowjetunion befreite ihre alten russischen Gebiete erst nachdem die polnische Regierung und Armeeführung sich 1939 ins Ausland absetzte.
    Wie Polen gerne von den Angelsachsen und Frankreich geopfert wurde damit Hitler endlich die Sowjetunion angreift und man Hitler auch aktiv dazu drängen wollte indem man Finnland auf die Sowjetunion 1940 hetzte wird im Buch von Starikow/Übersetzer Schacht – „Wer hat Hitler gezwungen Hitler zu überfallen“ beschrieben. Dieses eBuch gibts kostenlos zum download im Artikel: „Dr. Wolfgang Schacht – Geschichtsfälschungen entlarven !“ auch im blog von sascha313.

    Die Polen waren in den 1930ern gut über sowj. Politik informiert und schadeten durch ihre beiden Agenten der Sowjetunion sehr (die beiden wurden auch von Deutschland bezahlt/gekauft). Nämlich ihren Agenten und NKWD-Chefs Jagoda und leider auch sein Nachfolger NKWD-Chef Jeschow. Beide hatten auch den Auftrag der Sowjetunion möglichst viel zu schaden und das Militär zu schwächen. Sie verhafteten daher grundlos aufrechte Kommunisten, entließen sie aus dem Militär und wurden teils auch zu langjährigen Haftstrafen oder gar Todesstrafe verurteilt. (Der spätere Staatschef Chruschtschow gehörte auch zur Seite von Jagoda/Jeschow und rehabilitierte Jagoda/Jeschow nach dem Mord an Stalin nachträglich, obwohl deren Schuld erwiesen war).
    Nach Entdeckung ihrer Tätigkeit erhielten Jagoda und nach ihm später Jeschow selbst die Todesstrafe. Nach diesen beiden Reinfällen wollte Stalin einen zuverlässigen NKWD-Chef, das war Berija. Er arbeitete alte Fälle auf und setzte den größten Teil der ehemaligen Offiziere die in zivile Berufe wechseln mußten wieder ein, entließ auch den größten Teil der Verhafteten unter Jagoda u. Jeschow und verbot nebenbei auch die Folter.
    Ausführlich wird dazu im Buch von Gerhard Schnehen – Stalin. Eine marxistische Biografie berichtet. Übrigens auch über die Invasion von 14 imperialistischen Ländern von 1918-1922 in Russland – es war nicht nur Polen – und zur erfolgreichen Tätigkeit Stalins an der Front und dem Totalversagen/Verrat von Trotzki schon damals. Es ist das bisher neuste Buch über sowjetische Geschichte und Stalin mit vielen neu freigegeben Quellen aus dem Kreml, dazu spannend zu lesen.

      1. Man sollte nicht nur eine Quelle nehmen. Die Sicht dieses Historikers ist sicher nicht falsch, aber beengt. Zumindest war da ein echter Historiker am Werk. Doch wie gesagt, nur eine Sicht auf die Geschehnisse.
        Eine umfassende Sicht können nur Historiker erstellen, die eine ungefärbte Sichtweise haben und Quellen nicht selektiv wählen. Also so in 500 Jahren vielleicht(optimistisch).
        Bis dahin muss man mehr lesen als nur ein Buch😉

        1. Joe : Der Webseite von Sascha ist nicht zu 100 % zu vertrauen.-Da steht viel Unwahres drin, was die Beiträge betrifft.

    1. Die polnische Intelligenz, die in Polen für den Terror gegen die deutsche Bevölkerung verantwortlich war, wurde in Katyn von den Sowjets erschossen. Über 20 000 Mann. Diesen Teil übergeht Medwedew aber, wie auch einen wesentlichen Teil der sowjetischen Bestrebungen, vom bereits herrschenden Krieg zu profitueren. Stalin hatte schon seine Truppen in Stellung gebracht, um angreifen zu können. Er war nur noch nicht ganz fetig. Aber Flugplätze an den Grenzen anzulegen ist wohl nicht üblich.
      In meinem „wohlgeordnten“ Bücherverhau gibt es ein Buch von Suworow. Wenn der Name nicht genau stimmt, dann, weil ich es nicht finde.

  5. Werter Herr Röper, verbindlichen Dank für die Übersetzung. Der Artikel von D. Medwedew ist wirklich lesenswert, er bietet zahlreiche Hinweise, denen ich bei nächster Gelegenheit nachgehen werde. Wiewohl ich die Sage von Prometheus kenne, war mir der daraus abgeleitete Begriff in Bezug auf Polen unbekannt. Nochmals Danke !

  6. an Joe:

    „Die Polen waren in den 1930ern gut über sowj. Politik informiert und schadeten durch ihre beiden Agenten der Sowjetunion sehr (die beiden wurden auch von Deutschland bezahlt/gekauft). Nämlich ihren Agenten und NKWD-Chefs Jagoda und leider auch sein Nachfolger NKWD-Chef Jeschow. Beide hatten auch den Auftrag der Sowjetunion möglichst viel zu schaden und das Militär zu schwächen.“

    Soweit so gut.

    „Sie verhafteten daher grundlos aufrechte Kommunisten, entließen sie aus dem Militär und wurden teils auch zu langjährigen Haftstrafen oder gar Todesstrafe verurteilt.“

    Wo (in Polen?) wurden die grundlos verhaftet? Oder der Sowjetunion? Der sie ja schaden sollten? Wie kamen sie an die Positionen in der Sowjetunion? Oder waren sie doch nur in Polen tätig?

    „(Der spätere Staatschef Chruschtschow gehörte auch zur Seite von Jagoda/Jeschow und rehabilitierte Jagoda/Jeschow nach dem Mord an Stalin nachträglich, obwohl deren Schuld erwiesen war).“

    Schuld an was?

    Von wem wurde Stalin ermordet? Hatten die beiden damit etwas zu tun? Und die beiden wurden von Chruschtschow rehabilitiert?

    „Nach Entdeckung ihrer Tätigkeit erhielten Jagoda und nach ihm später Jeschow selbst die Todesstrafe. Nach diesen beiden Reinfällen wollte Stalin einen zuverlässigen NKWD-Chef, das war Berija.“

    Also Stalin war ermordet und hat herausgefunden, daß die beiden ein Reinfall waren und einen zuverlässigen NKWD-Chef, Berija, gefunden?

    „Er (Berija?) arbeitete alte Fälle auf und setzte den größten Teil der ehemaligen Offiziere die in zivile Berufe wechseln mußten wieder ein, entließ auch den größten Teil der Verhafteten unter Jagoda u. Jeschow und verbot nebenbei auch die Folter.“

    Eine abenteuerliche Geschichte.
    ??????????????????

  7. Witzig wäre , die Bääärbock zu fragen , ob sie irgend ein Wort verstanden hat.
    Ich denke , die wird viele Wörter von Medwedew noch nie gehört haben.

  8. Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Text. Obwohl meine Vorfahre aus dem heutigen Polen stammen und ich mich schon deshalb etwas für seine Geschichte interessiere, war mir vieles nicht bekannt. Und ich gehe trotz des gemäßigt polemischen Tons davon aus, dass es auch einer Überprüfung anhand anderer Quellen standhalten dürfte.

  9. Vielen Dank, Herr Röper, für den Hinweis auf diesen Artikel und für seine Übersetzung! Dmitri Medwedew hat diesen Artikel in gar keinem Fall selbst geschrieben. Man müßte ein wirklicher Spezialist für polnische Geschichte bzw. für die Geschichte der polnisch-russischen Beziehungen sein, um so einen Text verfassen zu können. Ich tendiere zu der Ansicht, dass sogar ein Team von Historikern den Artikel verfasst hat. Der Artikel zeigt außer der historischen Kenntnis auch eine bemerkenswerte Schärfe gegenüber Polen. Dass man ihn im Namen von Mewedew veröffentlicht – gewiss mit seinem Einverständnis -, das stimmt mich sehr bedenklich. Ich befürchte, dass Russland und Polen noch in diesem Jahrzehnt militärisch aneinander geraten. MfG, Weiner

  10. Mir fällt auf, daß Medwedjew bei der Teilung Polens Rußland als die Guten hinstellt, was ja legitim ist, für sein Land zu sprechen und der bRD völlig fehlt. Soso, dann hat Rußland nur die rein slawisch bewohnten Gebiete okkupiert, Preußen aber die Pollacken germanisiert.
    Polen war vor seiner Teilung nicht regierungsfähig, weil die Herrscher korrupt ohne Ende waren, eben so wie das Selensky-Regime heute. Rußland war/ist aber auch immer schon korrupt. Aber es scheint kein Zeichen von Regierungsunfähigkeit zu sein. Hier ist es mittlerweile ebenso,und diese trostlosen Gestalten regieren munter weiter.
    Preußen wurde nicht ohne Grund vernichtet.
    Polen will also zu seiner Stärke zurück? Zu welcher?

  11. Dmitri Medwedew hat den Anschlag auf die polnische Präsidentenmaschine 2010 in Katyn vergessen. Die Polen gehen davon aus dass Russland dahinter steckt. Ich bin mir da nicht so sicher..

  12. Warum hat Medwedjew nicht den Mut, ein für alle Mal mit dem Katyn-Mythos aufzuräumen, wenn er doch das russisch-polnische Verhältnis verbessern will?
    Es waren eindeutig deutsche Kugeln, die die 8000 polnischen Offiziere töteten. Es war vor Jahren ein idiotischer Fehler Gorbatschows, das Massaker auf Russland zu nehmen, um im Westen lieb Kind zu machen. Der Feind liebt den Verrat, aber nie den Verräter.

    1. Es ist doch längst erwiesen,daß das Katyn-Massaker von Russen begangen wurde, die es jedoch zu Unrecht den Deutschen in die Schuhe schoben. Gorbatschow hatte das 1990 auch zugegeben.- Sie sollten sich mal besser informieren.

  13. Diplomatie geht anders.

    Und Polen versucht nur mental auf die Füße zu kommen, geht dabei allerdings auch, sagen wir, Umwege.
    Die Polen haben wie alle Volksgruppen gelitten.
    Es ist Zeit sich der Zukunft zuzuwenden und die bedeutet nicht Krieg, sondern Zusammenarbeit.

  14. Also, einen Teil Deutschlands zu verschenken, ist völkerrechtswidrig. Diese geklauten deutschen Gebiete wurden lediglich von den Sowjets unter polnische Verwaltung gestellt. – Nachdem die Alliierten zum 18.7.1990 der BRD den Geltungsbereich entzogen hatten, waren die BRD- Politiker ohne hoheitliche Rechte.-Alle Verträge nach diesem Datum, wie der 2 plus- 4- Vertrag ( der demzufolge auch nicht ratifiziert wurde) sowie der deutsch-polnische Vertrag waren de jure und de facto illegal und völkerrechtlich nichtig. Entzug Geltungsbereich für die BRD: Bekanntgabe am 23. 9. 1990 im BGBl, Teil II, S. 885, 890.

    1. Ergänzung: Auch der Versailler Vertrag ist völkerrechtlich nichtig – ebenfalls nicht ratifiziert ! – Und er wurde mit Gewalt erzwungen durch die britische Seeblockade (man wollte die Deutschen damit aushungern, um den Versailler Vertrag zu erzwingen. – Viele tausende Deutsche sind durch diesen Gewaltakt tatsächlich verhungert ! )

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