Russlands „Ent-Dollarisierung“ der Wirtschaft: Die Folgen sind inzwischen international spürbar

Die russische Wirtschaft wendet sich weiter konsequent vom Dollar ab und setzt auf andere Währungen und auf Gold. Dabei geht es nicht nur die Währungsreserven der Zentralbank, sondern auch um den internationalen Handel, in dem Russland immer mehr auf Abrechnung in anderen Währungen als den Dollar setzt.

Ich habe immer wieder über diesen Prozess berichtet und auch Putin hat sich dazu mehrmals öffentlich geäußert. Im letzten Oktober wurde Putin bei einer Podiumsdiskussion danach gefragt, ob Russland an einer Ent-Dollarisierung der russischen Wirtschaft arbeitet und er sagte dazu, dass man durch die Politik der USA und ihre ständigen Sanktionsdrohungen ja keine andere Wahl habe, als zu Diversifizieren. Die Politik der USA, durch Sanktionen das internationale Vertrauen in den Dollar zu untergraben, hat Putin immer wieder thematisiert. Er sagt dazu, dass die USA den Ast absägen, auf dem sitzen, denn ihre große Stärke ist das internationale Vertrauen in den Dollar, das sie mit ihrer Politik selbst untergraben. Er sagte einmal wörtlich dazu: „Die USA schießen sich damit nicht bloß ins Knie, sondern ein Stück höher.

Auch in seiner Rede vor einigen Tagen auf dem Petersburger Wirtschaftsforum hat Putin das Thema am Rande angeschnitten. Die Rede habe ich komplett übersetzt, Sie finden sie hier.

Vor allem die russische Zentralbank setzt auf eine Reduzierung des Dollar, sie hat im letzten Jahr ihre Dollarbestände halbiert. Das sorgt für Nervosität im Westen und geht so weit, dass sogar schon der IWF Russland aufgefordert hat, westliche Staatspapiere zu kaufen, dass sei wichtig für die Sicherung von Ressourcen für die kommenden Generationen.

Russland hat einen großen Entwicklungsfonds, der Milliarden schwer ist und aus Gewinnen des Öl- und Gasverkaufs gespeist wird, es sind knapp 100 Milliarden in dem Fond. Zum 1. Januar 2019 hatte der Fond 18% seines Kapitals in Gold auf russischem Boden investiert, je 14% waren in Frankreich und Deutschland, vor allem in Staatsanleihen investiert. Danach erst kamen US-Staatsanleihen, die machten nur 10% aus.

Die Aufgabe des russischen Fonds ist es, im Krisenfall die russische Wirtschaft zu stabilisieren, wie zuletzt 2014, als der für einige Monate niedrige Ölpreis Russland sehr zugesetzt hat. Erst wenn der Umfang des Fonds ca. 7% des BIP erreicht, darf er auch zur Wirtschaftsförderung eingesetzt werden, um zum Beispiel Kredite für Exportgeschäfte zu vergeben.

Die Idee des IWF, diesen Fond mir mehr westlichen Anleihen auszustatten, stieß in Russland auf wenig Gegenliebe. Der Chefvolkswirt des russischen Fonds sagte dazu: „Die Aufgabe des IWF ist Krisenmanagement, er schätzt Risiken ein und gibt folgende Ratschläge: Sparen und möglichst wenig Geld innerhalb des eigenen Landes ausgeben, weil das zu Inflation und einer Störung der Stabilität führen kann. Diese Forderungen des IWF führten in der Vergangenheit zu Wirtschaftskrisen, weil die Experten nur die Finanzwirtschaft bewerten und nicht die gesamte Wirtschaft.

Die Gold- und Währungsreserven der russischen Zentralbank haben unterdessen einen neuen Fünf-Jahres-Rekord gebrochen und stehen zum ersten Mal seit 2014 wieder bei über 500 Milliarden. Der Verfall des Ölpreises Ende 2014 hatte die Reserven damals zurückgehen lassen. Heute hat Russland, trotz aller Sanktionen des Westens, seine Reserven wieder auf den Stand von 2014 erhöhen können. Alleine seit Anfang 2019 sind die russischen Reserven um fast 35 Milliarden gewachsen, sie stiegen von 468 Milliarden auf nun 502 Milliarden. Russland ist seit 2018 auch der größte Käufer von Gold, im letzten Jahr kaufte Russland 8,8 Millionen Unzen Gold und hält nun 15% seiner Reserven in Gold.

Auch im Handel setzt Russland auf eine Ent-Dollarisierung. Mit immer mehr Ländern schließt Russland Verträge, in denen der Handel in den nationalen Währungen der beteiligten Länder oder in Euro abgewickelt werden. Und die Chefin der russischen Zentralbank, Elvira Nabiulinna, prognostizierte, dass dieser Trend sich fortsetzen wird. Es sei langsamer und kontinuierlicher Trend, der auch deshalb langsam vorangehe, weil viele Verträge sehr langfristig abgeschlossen seien und man daher nicht schnell umstellen könne.

Auch über eine eigene Kryptowährung wird bei der russischen Zentralbank nachgedacht. Naibullina sagte dazu, dass das ein langfristiges Projekt sei, über das viele Zentralbanken nachdenken. Man müsse aber berücksichtigen, ob die Gesellschaft dazu bereit sei, zu Gunsten einer solchen Währung auf Bargeld zu verzichten. Vielen Menschen seien Privatsphäre und Anonymität wichtig, die Frage einer russischen Kryptowährung sei also eher eine Frage an die Gesellschaft, ob sie eine solche haben möchte.

Ein russischer Abgeordneter brachte bei dem Thema die Idee ins Spiel, eine russische Kryptowährung mit Gold zu hinterlegen und so die Stabilität dieser Währung zu sichern.

Russland ist eines der Länder mit den höchsten Währungsreserven der Welt. Nach dem jetzigen Anstieg dürfte Russland in diesem Jahr auf Platz 5 der Länder mit den höchsten Währungsreserven kommen. Zum Vergleich: Deutschland stand per Ende 2017 auf Platz 15 mit 185 Milliarden, Russland hatte damals 418 Milliarden.

Daher haben Russlands Aktionen auch Einfluss auf die weltweite Entwicklung. Die EZB sprach kürzlich in einem Bericht davon, dass der Anteil des Dollar an den weltweiten Devisenreserven seit der Krise 2008 um 7% gefallen ist. So hätten allein im Jahre 2018 Schwellenländer 200 Milliarden Dollar abgestoßen, um ihre Währungen zu stabilisieren und Russland selbst hat sich in 2018 von 100 Milliarden Dollar getrennt. Das war die Hälfte der Dollarbestände der russischen Zentralbank. Russland hat stattdessen Gold und Euro in die Reserven aufgenommen, setzt aber auch sehr stark auf den chinesischen Yuan, was aufgrund des schnell steigenden Handels mit China ein logischer Schritt ist, der aber – wie gesehen – dem IWF gar nicht gefällt.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. Zweifellos sägen sich die USA den Ast ab, auf dem sie sitzen, aber wenn man sich die geballte Idiotie und Aggressivität, die dort mit Pence, Pompeo, Bolton usw. an der Tete steht, anschaut, dann werden die USA noch aggressiver, weil ihnen sonst das Geld ausgeht, wenn immer mehr Länder ihre Dollarbestände herunterfahren. Dies ist allerdings logisch, denn wer will sich denn von jemandem abhängig machen, der ultimative Forderungen stellt und bei Nichtbefolgen dieser erpresserischen Forderungen mit Sanktionen oder sonstigen Zwangsmaßnahmen droht bzw. gleich den Colt zieht! Wenn sich immer mehr Länder vom Dollar verabschieden, werden die USA verstärkt Druck auf ihre europäischen Kolonien ausüben, Dollar oder US-Waren zu kaufen! Wird deshalb versucht, den Merz hier wieder in der Politik unterzubringen, um ein willfähriges Werkzeug zu haben? Fest steht, wenn unsere Führungen kein Rückgrat zeigen, dann werden wir in den Abwärtsstrudel der USA aber richtig mit hineingezogen!

  2. Ist der Dollar als Weltleitwährung eh nicht irgendwie nur eine Art Gewohnheits-Leitwährung? Dadurch, dass es kein Bretton-Woods mehr gibt und deren einziger Vorteil ist, dass das Öl in Dollar gehandelt wird von den arabischen Staaten? Es wird doch langsam zeit, dass dies abgelöst wird. Ich muss aber sagen, ich habe keine Ahnung von Wirtschaft. Ich weiß nicht, welche Auswirkungen das haben würde auf die Weltwirtschaft und die USA.
    Aber, ob es so schlau ist in YUAN anzulegen, weiß ich auch nicht. Das neue Buch von Dirk Müller hat in diesem Bereich ja gewarnt in Kombination mit dem andauerndem Handelsstreit zwischen USA und China.
    Dennoch, die Idee sich unabhängig zu machen, ist nicht verkehrt.

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