Unbeachtet von den deutschen Medien spitzt sich die Lage im Kosovo weiter zu

Vor einigen Tagen kam es weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse zu einer Verschärfung im Konflikt zwischen dem Kosovo und Serbien, über den ich berichtet habe. Jetzt gibt es einige neue Entwicklungen und daher will ich die Hintergründe der derzeitigen Verschärfung der Lage einmal beleuchten.

Am Dienstag rückten Spezialeinheiten der kosovarischen Polizei in serbisch bewohnte Gebiete des Kosovo vor und nahmen ca. zwei Dutzend Menschen fest. Der Kosovo nannte es ein Vorgehen gegen Korruption, Serbien sprach von einem gezielten Vorgehen gegen die serbische Autonomie in dem Gebiet und versetzte seine Armee in Alarmbereitschaft. Die Nato, als Schutzmacht im Kosovo, lehnte es ab, sich einzumischen und Brüssel schwieg zu den Vorgängen.

Um die Lage im Kosovo zu verstehen, muss man den albanischen Nationalismus verstehen. Es gibt albanische Kräfte, die ein „Großalbanien“ schaffen wollen. Das bedeutet, dass der Kosovo, weitere Teile Serbiens, das halbe Mazedonien und Teile Griechenlands an Albanien angeschlossen werden sollen. Und genau in diese Richtung gingen Aussagen der kosovarischen Führung in diesen Tagen.

Der kosovarische Regierungschef Hashim Thaçi hat ganz offen den Anschluss des Kosovo an Albanien angedroht, entweder durch Parlamentsbeschluss oder durch ein Referendum. Dabei warf er der EU vor, den Kosovo zu isolieren und ihn damit zu dem Schritt zu zwingen.

Das aber ist für Serbien inakzeptabel, das den Kosovo immer noch als Teil Serbiens ansieht. Hier entsteht also ein neuer Konflikt, zumal der kosovarische Regierungschef dabei auch die autonomen serbischen Gebiete und sogar Teile Serbiens an Albanien anschließen will, wie er immer wieder verkündet hat. Wenn er das umzusetzen versucht, droht ein neuer Krieg auf dem Balkan.

Da müsste auch die EU heftig protestieren, denn unter ihrer Schirmherrschaft ist nach langen und schwierigen Verhandlungen das sogenannte Brüsseler Abkommen ausgehandelt worden, das die Beziehungen zwischen Serbien und dem Kosovo regelt. In dem Abkommen hat Serbien den Kosovo zwar nicht anerkannt, aber der kosovarischen Regierung die Zuständigkeit über den Kosovo zugebilligt. Im Gegenzug bekamen die zum Kosovo gehörenden, aber serbisch bewohnten Gebiete Nord-Mitrovica, Zvecan, Zubin Potok und Leposavic eine sehr hohe Eigenständigkeit. Und genau gegen diese Eigenständigkeit wehrt sich nun der kosovarische Regierungschef sowohl verbal, als auch mit Aktionen wie der großangelegten Razzia am Dienstag.

Die EU schweigt jedoch zu diesen Verstößen des Kosovo gegen das Brüsseler Abkommen.

Heute hat sich der serbische Präsident Vucic zu Wort gemeldet und mitgeteilt, er sei schockiert über das Schweigen aus Brüssel und er erwarte eine eindeutige Reaktion und ein Bekenntnis Brüssels zu dem Abkommen:

„Wir sind darüber schockiert, dass die EU gar nicht auf die Erklärungen von Hashim Thaçi reagiert hat, der sagte, dass Pristina das Brüsseler Abkommen nicht mehr umsetzen will. Man muss uns sagen, ob das Abkommen noch Gültigkeit hat. Wir warten jetzt schon 24 Stunden und es gibt noch keine Reaktion. (…) Ich will ehrlich sein, ich bin absolut schockiert darüber, dass niemand ein Wort über das Dokument verloren hat, das in Brüssel unterschrieben wurde und für dessen Umsetzung die EU garantiert. (…) Wenn das Dokument für die Albaner nicht verpflichtend ist, dann weiß ich nicht, wie und mit wem sie in Zukunft hoffen, noch zu sprechen. (…) Das Dokument wurde von Hashim Thaçi und Ivica Dačić in Gegenwart von Catherine Ashton unterzeichnet. (…) Wenn die EU die für die Vereinbarung, die sie mit Serbien und dem Kosovo ausgehandelt hat, nicht garantieren kann, dann soll sie das sagen, damit wir wissen, dass das Abkommen nicht mehr gültig ist, dann werden sich die Dinge anders entwickeln. Wir hoffen, heute oder morgen eine Reaktion aus Brüssel zu hören, wenn nicht, dann wissen wir, was wir zu tun haben.“

Weitere Brisanz erhalten die Vorgänge in Mitrovica, weil bei der „Polizeiaktion“ am Dienstag auch russischer UN-Beobachter von kosovarischen Einheiten festgenommen und misshandelt wurde. Nach seiner Freilassung wurde er in ein Krankenhaus eingeliefert und später in ein Krankenhaus in Belgrad verlegt, wo ihn auch der serbische Präsident heute besucht hat.

Die neuen Entwicklungen auf dem Balkan sind sehr besorgniserregend und es ist unverständlich, dass Brüssel kein Wort sagt und man fragt sich, warum die deutschen Medien dazu schweigen. Wahrscheinlich werden sie sich erst zu Wort melden, wenn es dort wieder zu bewaffneten Zusammenstößen kommt und dann der deutschen Öffentlichkeit die Serben als Übeltäter präsentieren, ohne auf die Vorgeschichte einzugehen.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

12 Antworten

  1. Man braucht sich nicht fragen, warum die deutsche Lügenpresse ebenso wie die EU schweigt! Das ist immer so, wenn die einstigen „Freiheitskämpfer“ wie die UCK-Terroristen um Thaci in Größenwahn verfallen. Die EU müsste ihr Versagen eingestehen, ebenso wie die deutschen Lügenmedien und Thaci und Konsorten werden einiges an Material haben, was die Doppelzüngigkeit und Unmoral der EU in Sachen Kosovo belegt!

    1. Bei der inzwischen aufgelösten, politisch eindeutig völkisch-nationalistisch und irredentistisch orientierten Terrorgruppe UCK – deren Führungskader teilweise direkte Nachfahren von Angehörigen der albanischen Waffen-SS-Gebirgsdivision Skanderbeg waren bzw. sind – handelte es sich de facto primär nicht um eine nationale Befreiungsbewegung wie beispielsweise den Vietcong, sondern:
      1. um eine Fremdenlegion der NATO und
      2. um eine – mit paramilitärischen Schutztruppen lateinamerikanischer Drogenkartelle vergleichbare – Privatarmee der albanischen Drogenmafia.

      https://www.jungewelt.de/artikel/355283.jugoslawienkrieg-geopolitisches-schachspiel.html

      Die ehemaligen Führungspersönlichkeiten dieser Organisation haben einflussreiche Schlüsselpositionen in Staat und Wirtschaft inne und betätigen sich auf verschiedenen Feldern der organisierten Kriminalität, darunter der Verteilung von in Afghanistan im Auftrag von al-Qaida von den dortigen Drogenkriminellen produziertem und in der Türkei weiterverbreiteten Heroin in Europa.

  2. „Die „NATO III“ (1999–2014) diente den inzwischen 28 Mitgliedern nicht mehr nur als Verteidigungsbündnis, sondern wollte aktiv umfassende Sicherheit gewährleisten. Dazu zählten neben der Verteidigung des Bündnisgebiets und der Stabilitätsprojektion insbesondere das militärische Krisenmanagement außerhalb des Bündnisgebiets.

    Beginnend mit dem vom UN-Sicherheitsrat nicht autorisierten Militäreinsatz „Allied Force“ im Frühjahr 1999 im Kosovo hat die NATO in diesem Sinne eine ganze Reihe an Einsätzen durchgeführt.

    Das Spektrum der Operationen reicht heute von robusten Friedenssicherungsoperationen über maritime Anti-Terroroperationen, Ausbildungsmissionen, humanitäre Hilfseinsätze, Unterstützungsmissionen anderer Organisationen bis hin zu bisher einer Operation nach Artikel 5 als Beitrag zur Terrorbekämpfung,

    allesamt in der Regel mit UN-Mandat.

    http://www.bpb.de/izpb/209690/zwischen-verteidigungsallianz-und-weltpolizei-die-nato?p=all

    Findet den Fehler!

    https://www.youtube.com/watch?v=NF_rCHlNHc4

    https://www.youtube.com/watch?v=WdFbMPytszM

    Angriff auf Jugoslawien durch das Kriegsbündniss NATO // ARD – Doku

    https://www.youtube.com/watch?v=OFD7KfKHGfg

    https://www.academia.edu/1475880/Die_Humanitäre_militärische_Intervention_und_die_Diskrepanz_zwischen_Anspruch_und_Wirklichkeit

    Wenn man sich all das in Erinnerung ruft muss es niemanden verwundern das die Medien jetzt lieber schweigen. Tritt doch genau das ein was befürchtet wurde. Die verbliebene serbischen Minderheit wird von der Mehrheit der Kosovo Albaner nicht gleichberechtigt behandelt und wenn die serbische Enklave dann nach Serbien strebt wird gekämpft.

    Aber das alles passiert nicht einfach so sondern weil diese Region der blinde Fleck der Nato ist.
    Und der nächste Kandidat für einen Schwelbrand steht förmlich wegen der Großmachtsucht der Nato bereit.

    https://deutsch.rt.com/europa/83194-rechtsprofessorin-mazedonien-zum-nato-beitritt-gezwungen/

    Ich frage mich wie viele Beweise die Menschen noch brauchen um das schmutzige Spiel der Nato zu erkennen.

  3. Ich will ja den Ablauf der Geschehnisse nicht gut heissen ABER..wenn man rein die Geschichte des Balkan betrachtet, dann muss man doch zugeben, dass eigentlich die Albaner die ersten „Bewohnenden“ waren. Also Illyrer/Daker…die Slawen liessen sich erst gegen ca. 580 n. Chr. im Balkan nieder. Die Albaner waren ein illyrischer Stamm im nördlichen Albanien und auch vereinzelt lateinische Wörter sind in der Sprache zu finden. Also rein von diesem Aspekt her betrachtet, gehören sicher grössere Gebiete zu den Albanern als zu den Slawen. Verstehe zwar nicht was die Albaner dort betreiben aber das Serbien den Kosovo nicht anerkennt bleibt mir ein Rätsel.

    1. „Vor der osmanischen Eroberung war das Kosovo ein Teil des serbischen Staats und galt als kulturelles und religiöses Zentrum des Serbentums. Nach der Flucht der Serben vor den osmanischen Repressalien Ende des 17. Jahrhunderts wurden diese Territorien in der Folgezeit von Albanern besiedelt. Im Balkankrieg 1912/13 eroberten die Serben das Kosovogebiet vom Osmanischen Reich zurück; seither ist es völkerrechtlich ein Bestandteil Serbiens. “

      „Die Kosovo-Albaner begründen ihre Ansprüche damit, dass sie seit Jahrhunderten die Bevölkerungsmehrheit in diesem Gebiet stellen, und beziehen sich auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Außerdem ist in Prizren am Ende des 19. Jahrhunderts die Nationalbewegung der Albaner entstanden, weshalb das Kosovo für die albanische Nationalidentität so bedeutend ist.

      Die Dominanz der albanischen Bevölkerung im „heiligen Land“ Serbiens war immer ein Dorn im Auge der serbischen Nationalisten. “

      „Aus der Sicht der Albaner stellten sie schon seit der Besiedlung des Kosovo durch die Illyrer im 7. Jahrhundert, zu deren Nachfolgern sich die Albaner zählen, die Mehrheit dar. Die These über diese Kontinuität ist sicherlich fragwürdig, Tatsache ist aber, dass die Albaner seit Ende des 19. Jahrhunderts ohne Zweifel die größte Bevölkerungsgruppe im Kosovo bilden.“

      https://www.owep.de/artikel/465/wem-gehoert-kosovo-geschichte-eines-konflikts

      Ich meine mich zu erinnern, das man sich genau diesen alten geschichtlichen Konflikt beim Balkankrieg zu Nutze machte. (Wikileaks-Botschaftspapiere)

    2. Wir können doch nicht hergehen und jedes Land dem Völkerstamm zugestehen, das vor hunderten Jahren irgendwann mal die Ersten waren.

      Wie schwer kann es sein friedlich miteinander zu leben? Wir sind alle nur Menschen!

      1. Naja, dass stimmt schon. Aber theoretisch haben ja schon die ersten Siedler/Bewohner eigentlich das Recht dazu..natürlich mittlerweile gar nicht mehr umsetzbar..schlussendlich gehört ja Amerika auch den Indianern.. sie waren ja das „Volk“ das dort zuerst „Zuhause“ war. Also alles sehr theoretisch aber am Besten ist es wie du sagst..einfach alle miteinander friedlich zu leb en..

        1. Selbst wenn die aus wissenschaftlicher Sicht umstrittene, hypothetisch konstruierte Abstammung der Albaner von den Illyrern der Wahrheit entsprechen sollte, wäre der Verweis auf die Besiedlung des Kosovo durch die (mutmaßlichen) Vorfahren keine probate Legitimationsgrundlage für einen albanischen Besitzanspruch auf das gesagte Territorium.

    3. Die hypothetische konstruierte Abstammung der Albaner vom antiken Volk der Illyrer ist wissenschaftlich nicht schlüssig nachweisbar und eignet sich folglich nicht dazu einen historisch oder gar populationsgenetisch begründeten Besitzanspruch auf den Kosovo zu reklamieren.
      Die Albaner könnten theoretisch auch von den Dakern oder Thrakern abstammen, deren ursprüngliches Siedlungsgebiete allerdings im Osten des Balkan gelegen haben.

  4. Na da wird die Nato irgendwann wieder zum Bombadieren anfangen, das hatten wir ja schon.

    Ich frag mich wer von diesem Konflikt etwas hat und was die EU sich davon verspricht es zu ignorieren? Will man es eskalieren lassen, damit die Waffenhersteller mehr Profit machen können und damit man dem Voke der EU eine EU-Armee schmackhafter machen kann?

    Wie auch immer, am Ende gehts immer nur um Macht und Geld.

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