Mangel an Saisonarbeitern gefährdet die Ernten in der EU – Wie das russische Fernsehen darüber berichtet

Vor zwei Wochen habe ich in einem Meinungsartikel die These aufgestellt, dass fehlende Erntehelfer eines der meist unterschätzten Probleme der Coronakrise sind. Da der Artikel sehr kontrovers diskutiert wurde, will ich darüber berichten, wie Russland auf das Problem schaut.

Mein Artikel von vor zwei Wochen wurde zu meiner freudigen Überraschung in den Kommentaren weit aktiver diskutiert, als ich vermutet hätte. Offenbar stehe ich mit meiner Meinung, dass die Frage der Erntehelfer sehr wichtig ist, nicht allein, denn was soll nächstes Jahr in die Supermarktregale, wenn die Ernte nicht eingebracht werden kann? Auch wenn es kaum zu einer Hungersnot kommen würde, aber deutlich höhere Preise für Lebensmittel wären nicht zu verhindern.

Das ist unsere deutsche Sicht auf das Thema. Aber es gibt ja auch die Sicht der anderen Betroffenen, der Erntehelfer. Die brauchen das Geld, das sie bei den Ernteeinsätzen verdienen. Sie wissen aber auch, dass sie sehr geringe Löhne bekommen, für die die Menschen in Westeuropa im Leben nicht arbeiten würden, erst recht nicht in einer körperlich so harten Tätigkeit, wie der Ernte.

Auch wenn Russen nicht als Erntehelfer nach Europa gehen, hat man in Russland Mitgefühl für das harte Schicksal der Saisonarbeiter. Daher ist es interessant, wie – und vor allem, mit welch drastischer Wortwahl – das russische Fernsehen über das Thema berichtet. Daher habe ich einen Bericht des russischen Fernsehens über das Thema übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Das ukrainische Außenministerium erklärte heute, dass ukrainische Arbeitsmigranten nur dann ins Ausland reisen können, wenn sich die Situation um das Coronavirus in der Welt verbessert. Kiew erteilt keine Genehmigungen für Charterflüge, um Saisonarbeiter nach Westeuropa zu bringen, aber dort werden sie sehnsüchtig erwartet. In Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland und Großbritannien geht ohne Saisonarbeiter die Erdbeer- und Spargelernte verloren. Was passiert, wenn Obst und Gemüse nicht geerntet werden können?

Im Mai werden die britischen Landwirte ernten müssen, aber es gibt niemanden, der das tun kann. In den letzten zehn Jahren wurden hier billige Sklaven aus Osteuropa eingesetzt. Der übliche saisonale Zustrom von Migranten wurde in diesem Jahr vom Coronavirus gestoppt.

Rumänen, Bulgaren, Polen, Letten und Litauer, die es nicht geschafft haben, vor der Pandemie anzureisen, können kommen jetzt nicht mehr hin, denn die Grenzen sind geschlossen. Das Vereinigte Königreich steht aufgrund der großen Zahl Infizierter immer noch auf der Liste der Gefahrenländer. Um die Ernte einzuholen, müssten etwa 80.000 Arbeiter rekrutiert werden.

Britische Bauern appellierten in Videos an die lokale Bevölkerung. Mit Unterstützung der Regierung wurde eine Website eingerichtet, auf der 50.000 Arbeitsplätze in der Landwirtschaft angeboten werden, aber nur 112 Menschen konnten eingestellt werden, obwohl aktuell fast anderthalb Millionen Menschen finanzielle Unterstützung von der Regierung beantragt haben. Die Briten sind nicht bereit, um fünf Uhr morgens aufzustehen und den ganzen Tag auf dem Feld zu arbeiten. Um die Spargelernte zu retten, stellte Landwirt David Hartnell Bewohner aus benachbarten Dörfern ein. Jetzt beschweren sich der Landwirt und seine Mitarbeiter übereinander: Er ist unzufrieden über die Ergebnisse, die Arbeiter beklagen, die Arbeit sei körperlich sehr hart.

In Essex bezahlten verzweifelte Bauern einen Charterflug, um 150 Arbeiter aus Rumänien zu holen und Deutschland unterzeichnete mit dem rumänischen Staat einen Vertrag, um 40.000 Arbeiter mit Charterflügen zu holen, aber es braucht Hunderttausende. Wurde sich noch vor kurzer Zeit in Westeuropa über zu viele Migranten aus Osteuropa beschwert, steht nun ganz Westeuropa um sie Schlange.

Die Situation nutzend, haben die wichtigsten „Lieferantenländer“ für Sklaven keine Eile, sie einfach gehen zu lassen. Die ukrainische Regierung sagte jetzt, dass sie die Gesundheit ihrer Mitbürger nicht aufs Spiel setzen könne. Seit Beginn der Pandemie haben Ukrainer mit allen Mitteln versucht, aus Europa in ihre Heimat zurückzukehren, aber ohne Geld ist auch zu Hause sitzen schwierig.

Der erste Charterflug nach Finnland brachte 200 Personen aus der Ukraine. Diejenigen, die noch nicht rauskommen konnten, hören neidisch die Geschichten derer, die es geschafft haben, in Europa zu bleiben. Wegen der geschlossenen Grenzen werden oft auch abgelaufene Visa – normalerweise ein Grund für Abschiebung und mehrjährige Einreisesperre – derzeit nicht zu einem Problem.

Früher kamen die Ukrainer vor allem über Polen nach Westeuropa, von dort nach Deutschland und Frankreich. Bulgaren und Rumänen gingen nach Zentraleuropa oder ins Vereinigte Königreich, aber jetzt sind die Grenzen unüberwindbar. Wanderarbeitnehmer aus Moldawien sitzen derzeit zwischen Frankreich und Deutschland fest.

Die Menschen können nur mit dem Flugzeug gebracht werden. Anstelle der üblichen Busse will Polen Charterflüge in die Ukraine schicken.

Die Europäer haben Angst vor leeren Regalen in Supermärkten und steigenden Preisen, wenn die Ernte nicht eingebracht werden kann. Gleichzeitig beklagen die Milcherzeuger im Vereinigten Königreich, dass die Nachfrage nach ihrem Produkt sinkt und sie Milch vernichten müssen.

Die Pandemie hat die Lebensweise in Europa völlig auf den Kopf gestellt. Zu den geschlossenen Grenzen und dem Mangel an Bewegungsfreiheit kommt nun auch noch die Gefahr von Lieferengpässen bei Lebensmitteln hinzu.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

15 Antworten

  1. Die Erzeuger, die Landwirtschafts Unternehmer, die Subventions- Spezialisten und der Handel, nutzen die Chance, für Extra Profite, jetzt schon. Für Gemüse und Obst, zahlt man jetzt schon 50% mehr, wie im Vorigen Jahr. Kontinuierlich haben sie die Preise, in diesem Jahr, nach oben geschraubt.
    Nach dem Krieg, einen Tag vor der Währungsreform und der Ausgabe der DM, waren die Geschäfte leer, die Bauern, haben sich Kartoffeln und Möhren mit Gold aufwiegen lassen, Am nächsten Morgen, waren wie durch ein Wunder, ALLE Geschäfte voll.

    1. Bitte nicht immer auf den Landwirtschaftsunternehmern herumhacken und die als Subventionsspezialisten bezeichnen. Ich glaube nicht, dass viele Lust haben, diesen Job zu machen, denn die Subventionen gibts ja nicht einfach so, die sind als Ausgleich für Wettbewerbsnachteile gegenüber dem Weltmarkt und für Umweltauflagen gedacht!
      Ich kenne auch einen, der die Gemüseproduktion eingestellt hat, weil sie einfach unrentabel und mit viel Aufwand verbunden war! Wenn es ein Überangebot aufgrund günstiger Bedingungen gibt, fallen die Erzeugerpreise ins Uferlose! Gemüseproduzent sein heißt, in der Saison wochenlang durcharbeiten, da gibt es kaum Wochenenden oder Feiertage!
      Und wenn es um Subventionsspezialisten geht, da müssen wir zunächst, auch wenn das den wenigsten klar sein dürfte, die Ökobetriebe nennen! Die bekommen nämlich über die Flächenprämien, die jeder Landwirt erhält, noch ca. 100-200 €/ha Ökoprämie obendrauf!

      1. Sehr geehrter Kutusow, es gilt ja nicht nur die „normalen“ EU Subventionen gewinnbringend Anzulegen, sondern auch die ganzen Zusatz Subventionen, zB. die für eine saure Wiese, die nun als Öko -reservat ausgewiesen wird, die Subventionen, für Solar, Windkraft, Biogas, die von Staat abgesichert, eine Traumhafte Verzinsung, des Kapitals, über 25 / 30 garantieren. Landwirtschaftsunternehmen, sind ähnlich wie Siemens, Finanzunternehmen, wo der Firmenanlass, nur noch Folklore ist. Subventionen sind Leistungslose Einkommen.

        1. Lieber Felix, ich muss dich wieder korrigieren. Die Zahlungen für eine „saure Wiese“ würde auch der Ökobetrieb mitnehmen, wenn er sie nicht anders nutzen kann. Warum auch nicht, denn auch diese saure Wiese wird Kosten verursachen. Der Verpächter will auch dafür eine Pacht haben, egal ob privat, Kirche oder Staat, wobei man sagen muss, dass gerade Staat und Kirche die größten Preistreiber sind. Hinzu kommen Beiträge für Berufsgenossenschaft, Wasser- und Bodenverband sowie die Grundsteuer. Gemäht werden, auch wenn der Aufwuchs nicht viel bringt, muss auch, das verursacht ebenfalls Kosten. So richtig viel bleibt dann nicht mehr übrig, wenn überhaupt. Die Zahlungen für die Windkraft erhalten alle Eigentümer, egal ob Landwirt oder nicht. Es gibt auch schon etliche, die sich von ihren Windkraftanlagen getrennt haben, weil sie schlicht und einfach unrentabel waren! Und eine Gelddruckmaschine ist auch eine Biogasanlage nicht, weil die Auflagen immer umfangreicher und kostspieliger werden, die Reparaturen immer teurer und auch die muss vom 1. Januar bis 31. Dezember betrieben werden! Das will auch nicht jeder machen! Landwirtschaftsbetriebe, das verkennst du, sind keine Finanzunternehmen, die müssen, gerade in diesen Zeiten mit sinkenden Subventionen und Produktionsbedingungen zu Weltmarktbedingungen, sehr scharf rationalisieren, um noch über die Runden zu kommen! Die Subventionen wurden mal eingeführt, um den Landwirten ein der übrigen Wirtschaft adäquates Einkommen zu sichern, die Lebensmittelversorgung zu sichern und nicht zuletzt, um die Wettbewerbsnachteile, die in Deutschland und der EU durch höhere Arbeits- und Umweltstandards vorhanden sind, gegenüber dem Weltmarkt auszugleichen! Gerade bei Milch- und Schweineproduzenten wirken sich Schwankungen auf dem Weltmarkt massiv auf die Umsätze aus und es gibt kaum Möglichkeiten, gegenzusteuern, weil eine Kuh keine Maschine ist, der man mal eine Kürzung der Milchleistung verordnet! Ob das nun alles gut ist, will ich damit nicht sagen, es ist aber die Realität.

  2. Das Problem beginnt ja im Grunde schon viel früher und zwar bei der Pflanzung. Das betrifft zwar jetzt nicht den Spargel aber viele andere Gemüsearten. Da werden ja auch schon „Erntehelfer“ benötigt, die auf den Pflanzmaschinen tätig sind. Wenn nix gepflanzt wird, kann auch nichts geerntet werden. In Mitteleuropa kommt noch ein anderes Problem hinzu und zwar die dritte Dürre hintereinander. Die Trockenschäden sind jetzt schon sichtbar, die erforderlichen Regenmengen sind nicht in Sicht und was noch viel schlimmer ist, die Rinderhalter haben nach zwei Dürrejahren kein Futter mehr. Die Reserven sind aufgebraucht, es wird in Deutschland schon über eine neuerliche Dürrehilfe für die Landwirtschaft nachgedacht. Die Getreidepreise an den Börsen steigen langsam, aber stetig und wenn es nicht bald umfassenden Regen in Mitteleuropa gibt, dann werden die deutlich steigen!

    1. Also bis März war das Jahr sehr nass.
      Es hat ja fast ununterbrochen geregnet.
      Der April ist ein wenig trocken. Aber das war auch früher schon so.

      Wir hatten in den frühen 2000ern auch mal um die Zeit 6 Wochen strahlend blauen Himmel.
      Und danach einen verregneten Sommer.

      1540 Mitten in der kleinen Eiszeit war es auch so. Die hatten da auch so einen Sommer wie wir 2018. Geregnet hat es da 11 Monate nicht. Wenn ich mich recht erinnere (an den Bericht), dann konnte man durch das Donaubett gehen. Es gab kein Wasserstand mehr.

      Egal, das Wetter können wir nicht beeinflussen und noch viel weniger die Summe der Wetter über einen Zeitraum von 30 Jahren. Klima nennt man das. Es kommt wie es kommt. Und verhungert sind wir noch nicht. Erstmal haben wir derzeit keine Kleine Eiszeit, die die Sommer ausfallen ließ, sondern das Ende der letzten Warmzeit. Und dann stellen wir die wenigsten Nahrungsmittel noch selber her.
      Kartoffeln importieren wir aus Ägypten. Warum auch immer. Vielleicht findet jetzt mal ein Umdenken statt und unsere Bauern gehen gestärkt aus der Krise hervor. Genug Brachland haben wir.
      Bauern sind das Fundament jeder Gesellschaft. Niemand ist so wertvoll, wie die Bauern. Ohne sie geht gar nichts.

      1. Lieber Rudolf, ich weiß ja nicht, wo du lebst, in unserer Region ist das die dritte Dürre in Folge! Die Milchbauern haben kaum noch Futter, es wächst wegen der Trockenheit nichts, auf vielen Wiesen wird es nicht einmal einen ersten Schnitt geben, die Böden haben in 20-40 cm Tiefe noch etwas Feuchtigkeit, darunter ist es trocken, unsere Forstbeamten sagen, wenn es nicht bald richtig regnet, vertrockenen ganze Wälder! Was im letzten Jahr hier bereits an alten Bäumen in Wäldern, in Gärten, in Parks usw. vertrocknet ist, habe ich noch nicht erlebt. Und ich kann mich an viele trockene Jahre erinnern, aber was wir in den letzten drei Jahren erlebt haben, kennt niemand. Die Grundwasserstände sind dramatisch gesunken, viele Gräben sind leer, auf vielen Feldern sind bereits Trockenschäden und damit Mindererträge zu sehen und es ist kein Regen in der erforderlichen Menge in Sicht! Den Ökobauern geht es nicht besser, auch die haben nichts mehr! Ich will überhaupt nicht daran denken, was passiert, wenn wir das Ziel der Grünen, 20% der Fläche als Öko zu bewirtschaften! Erstens ist es unbezahlbar und zweitens werden wir dann ein noch größerer Nettoimporteur!

  3. Es gibt keine einzige Arbeit, die unnütz ist. Keiner steht über dem Anderen.
    Bezahlt die Leute, so dass sie davon leben können, dann braucht man auch keine Erntehelfer aus dem Ausland, deren Lebensunterhaltskosten geringer sind als hier in Deutschland.

    1. Rudolf, Du hast zwar im Grundsatz Recht, aber wir sind ja seit den Siebzigern – die Jahre des Wiederaufbaues lasse ich mal außen vor, auch wenn hier schon der NS-„Sozial“staat seine Spuren hinterlassen hat (z.B. Amt „Schönheit der Arbeit“ oder aktuell die Durchsetzung des arbeitsfreien 1. Mai) – immer mehr verwöhnt worden. Ich habe von meiner Mutter gelernt, daß Lebensmittel preiswert zu sein haben: Es wurde beim Aldi gekauft, aber bei Obst und Gemüse auch auf Belastungen, Qualität, Frische etc. geachtet. Entlohnung der Arbeiter spielte – leider – keine Rolle, zumal sich immer die Frage stellt, wieviel beim Produzenten (Stichwort: Milchseen) ankommt. Ich kann mich auch noch erinnern, als Grundschüler gerne und unentgeltlich dem Bauern um die Ecke beim Kartoffellesen geholfen zu haben. Und heute brauchte ich weder im Winter Spargel und Erdbeeren noch im Sommer Grünkohl oder Feldsalat, obwohl ich alles gerne esse. Nur hat die mit diesem Jahrhundert einsetzende „Geiz ist geil“-Mentalität dafür gesorgt, daß wir erwarten, permanent alle Genüsse der Welt zum Schnäppchenpreis kaufen zu können.
      Wenn wir uns heute in Europa umschauen, ist sind hohe Lebensmittelpreise immer noch Realität, weil in vielen (meist osteuropäischen) Ländern die Lebensmittel ein ähnliches Preisniveau wie bei uns haben – bei deutlich geringeren Löhnen. Das wird tw., wie uns Thomas am Beispiel Rußland mehrfach erläutert hat, durch geringere Kosten in anderen Bereichen aufgefangen. Aber D gibt, glaubt man Statistiken, europaweit am wenigsten für Lebensmittel aus.
      Die Problematik – und das hat der Frankfurter Spieltheoretiker Christian Rieck in seinem Video zu den Corona-Hamsterkäufen sehr schön herausgearbeitet – liegt in unserem Anspruchsdenken und daran, daß wir an Marktgesetze nicht mehr gewöhnt sind. Hätten die Drogeriediscounter den Preis für Desinfektionsmittel verdreifacht – und das an die Produzenten weitergegeben! –, wäre zwar ein Anreiz für Produktionsausweitungen entstanden, aber der Händler hätte einen Shitstorm geerntet. Das machtveranwortet in unserer Wellness-Gesellschaft (mit vielen Kapitalgesellschaften und PR-Abteilungen) niemand mehr – Es geht ums Beschämen, nicht um Scham: »Public Shaming«: Vergebung ist nicht vorgesehen.
      Und wir sollten uns keiner Illusion hingeben: Das ist politisch gewollt! Wir sollen in Muttis „Wellness“-Regime – das Wort „Staat“ nehme ich in diesem Zusammenhang nicht mehr in den Mund – unsere Daseinsfürsorge (von der Politik kontrollierten) Dritten überlassen und uns alle vier Jahre mit einem freundlichen Kreuzchen revanchieren – selbstverständlich weder bei der „Schwefelpartei“ (M. Klonovsky) noch bei der MLPD. Verantwortung ist nicht mehr vorgesehen! Aber diese Selbstentmündigung führt uns gerade vor Augen, daß die Politiker meinen, uns unter Berufung auf die Gefährlichkeit des Virus – und ihre Wiederwahl! – Alles zumuten zu können (Stichwort: „Öffnungsdiskussionsorgien“). Das wird beim Urlaub noch spannend werden! Und nicht nur bei uns: „Tesla-Chef Elon Musk nennt Corona-Sperren in Kalifornien «faschistisch»“ (DWN, 29.4.) – in einem der liberalsten Bundesländer der „Mutter der Demokratie“!

    1. Das ist doch nichts anderes als ein typischer Mainstreamkommentar des Staatssenders Deutschlandfunk, genauso falsch, wie die heutige Berichterstattung über die Ukraine, Syrien, Irak usw., auf den du da verweist!
      Die Landwirtschaft ist ein Wirtschaftszweig wie jeder andere auch! Die Produktivität ist wie in der übrigen Wirtschaft gewachsen und wie in anderen Bereichen der Wirtschaft werden die Unternehmen größer und wer nicht mithalten kann, verschwindet! Die sogenannten Thünenschen Kreise wurden bereits im 19.Jh. entwickelt und haben heute noch ihre Gültigkeit. Die Landwirtschaft kann lediglich nicht, wie große Teile der produzierenden Wirtschaft ins Ausland abwandern! Der Exportweltmeister Deutschland ist eben so produktiv, das die Produktion nicht im Inland abgesetzt werden kann und exportiert werden muss! Ist in der Landwirtschaft nicht anders! Wenn die Produktion quotiert und die Landwirtschaft als Ausgleich Subventionen erhält, ist es doch auch nicht richtig! Wie soll es denn gehen? Ich denke, von idealisierten Vorstellungen muss man sich da trennen!

  4. Ich hoffe die Bauern und Firmen klagen fleißig, denn wer UNBEGRÜNDET die Ernten durch Grenzschließungen und andere Maßnahmen verhindert, der ist für die Verluste verantwortlich zu machen.

    Ich denke wir alle hier wissen das die Maßnahmen die zu den aktuellen Problemen geführt haben unbegründet und die angebliche Bedrohung frei erfunden sind.

    1. jsm36: „Ich denke wir alle hier wissen …“

      Ich wage zu behaupten, dass niemand hier wirklich weiß. Sicher kann man einer Seite glauben und sich dann als wissend betrachten, wissend ist man deshalb aber nicht. Schließlich sind die Maßnahmen auch nicht unbegründet beschlossen worden und selbst, wenn diese Begründungen nicht der Wahrheit entsprechen, bedeutet das nicht, dass es keine Begründung gibt. Manches kann man dem Volk nicht sagen, so wie man auch seinen Kindern nicht alles sagen kann. 😉

  5. Weil die Landwirte in diesem Beitrag erneut als Subventionsspezialisten bezeichnet werden oder die Landwirtschaftspolitik an sich kritisiert und auf vermeintliche oder tatsächliche Fehlentwicklungen verwiesen wurde, möchte ich nochmals auf zwei Dinge hinweisen.
    Auch an der Landwirtschaft geht der technische Fortschritt nicht vorbei. Präzise Einzelkornablagen bei Drillmaschinen, exakte Ausbringung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln, z.T. GPS-gesteuert, sind heute Standard. Mittels Sensoren ist bei Hackmaschinen eine genaue Unkrautbekämpfung möglich. Große Landmaschinen können fast zentimetergenau GPS-geführt, Feldarbeiten erledigen. Moderne Melktechnik erfasst sensorisch und elektronisch die Milch, deren Inhaltsstoffe und Anzeichen von Euterentzündungen, so dass früh eingegriffen werden kann, um die Kuh gesund zu erhalten und den Medikamenteneinsatz zu verringern. Aber diese Technik hat ihren Preis und diese Technik armortisiert sich in kleineren Strukturen einfach nicht mehr! Das geht nur noch in großen Strukturen! Soll der Landwirt auf diese Dinge verzichten und seinen Betrieb wie vor hundert Jahren führen? Ich halte das für unrealistisch.
    Der Journalist Gerhard Schmidt (Schmidt & Partner) hat vor einigen Jahren einmal von einem Institut berechnen lassen, wieviel ein Ei kosten würde, wenn es in Deutschland nur noch 1.000 Hühner je Betrieb gehalten werden, eine Größenordnung, die vielen „Städtern“ so vorschweben dürfte. Das Ei würde unter diesen Verhältnissen ca. 5 € kosten! Wer will, wer soll das bezahlen? Darüber hinaus müssten in Deutschland ca. 40.000 Hühnerställe gebaut werden. Wer soll das machen und vor allem, wer will eine Hühnerhaltung mit 1.000 Tieren betreiben? Freiwillige bitte vortreten!
    Allein ein LKW wäre 14 Tage unterwegs, damit er überhaupt voll beladen ist, wenn er über die Dörfer tingeln und Eier aufladen müsste. Dann dürfte es damit weitergehen, dass sich etliche Zeitgenossen über das Gegacker der Hühner am Morgen aufregen, wenn sie noch schlafen wollen.
    Wer über Landwirtschaft disputieren möchte, sollte sich über alle solche Dinge einmal Gedanken machen, bevor er zum Stift greift. Man muss ja die heutigen Verhältnisse nicht alle gut finden (mache ich auch nicht), aber doch wenigstens darüber nachdenken.

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