Steckt Trump dahinter? Wie in Russland über die Ermordung des iranischen Atomphysikers berichtet wird

Das russische Fernsehen hat am Sonntag eine sehr interessante Analyse der Hintergründe der Ermordung des iranischen Atomphysikers Fakhrizadeh gebracht, die durchaus logisch erscheint und von einer Beteiligung der USA an dem Mord ausgeht.

Trumps anti-iranische Haltung ist allgemein bekannt. Trump war wohl der Israel-treueste Präsident der USA aller Zeiten und entsprechend feindselig stand der dem Hauptfeind Israels, dem Iran gegenüber. Trump hat das Atomabkommen mit dem Iran gebrochen und härteste Sanktionen gegen das Land eingeführt. Sollte Biden an die Macht kommen, besteht aus Trumps Sicht die Gefahr, dass Biden zu dem Atomabkommen zurückkehrt. Um das zu verhindern, so die Logik, müsste Trump vor dem Verlust seiner Macht noch die Beziehungen zum Iran nachhaltig vergiften.

Das russische Fernsehen ist am Sonntag in der Sendung „Nachrichten der Woche“ auf diese Theorie im Detail eingegangen und ich habe den Bericht des russischen Fernsehens übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Ein gezielter Terrorakt gegen den Iran. Der Anführer des iranischen Atomprogramms, der prominente Physiker Mohsen Fakhrizadeh, wurde bei einem Terroranschlag mit einer Explosion und einer Schießerei getötet. Das Verbrechen war kühn und ähnelt dem Plot der israelischen Spionageserie „Teheran“, die auf der Plattform von Apple zu sehen ist, in der israelische Agenten einen politischen Mord im Iran verüben.

Das ist jedoch nicht nur ein Film. In den Jahren 2010 und 2012 waren solche Massaker auf iranischem Territorium reale Praxis für Israel, bis die Obama-Administration Israel dazu drängte, aufzuhören, weil der Iran schon bereit war, ein Abkommen abzuschließen, das seine Nuklearforschung im Gegenzug für die Aufhebung der Sanktionen beendete. Und jetzt wieder. Im Iran besteht kein Zweifel: Die Spuren führen nach Israel.

Allerdings könnte Israel durchaus in Abstimmung mit der Trump-Administration handeln. Das Erscheinen des US-Flugzeugträgers Nimitz im Persischen Golf wenige Tage vor der Ermordung des führenden iranischen Atomforschers und stellvertretenden Verteidigungsministers wirft Fragen auf. Es ist klar, dass dieser Terrorakt eine große Provokation ist, und sollte die iranische Führung ihn für einen Kriegsgrund halten, ist die „Nimitz“ vor Ort. Darüber hinaus verlegten die Amerikaner strategische Bomber vom Typ B-52 Stratofortress in die Region. Also fragen Sie sich, warum all das jetzt auf ein Mal…?

Interessant ist die zahnlose Reaktion der EU:

„In diesen Zeiten der Ungewissheit ist es wichtiger denn je, dass alle Parteien ruhig bleiben und größtmögliche Zurückhaltung üben, um eine Eskalation zu vermeiden“, sagte der EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragte Josep Borrell. Er sagte also gar nichts.

Unterdessen schreibt die amerikanische Presse, Trump suche nach einem Grund, gegen den Iran zuzuschlagen, damit Biden solche Beziehungen zu Teheran erbt, dass es unmöglich ist, zum „Atomabkommen“ zurückzukehren. Und das Geschehene war eine Provokation, um den Iran zu einer Reaktion zu provozieren, die als Rechtfertigung für einen US-Schlag herhalten kann.

Im Iran versteht man das jedoch. Der oberste Führer des Landes, Khomenei, hat ziemlich ausgewogen reagiert: „Die Führung muss zwei wichtige Fragen ernst nehmen: erstens, die Verantwortlichen für das Verbrechen zu verfolgen und zu bestrafen, und zweitens, Fakhrizadehs wissenschaftliche und technische Bemühungen in allen Bereichen, mit denen er sich befasst hat, fortzusetzen.“

Über die Ereignisse im Iran berichtet unser Korrespondent.

Ein stilles Gebet. Eine weinende Witwe, eine Tochter und mehrere Verwandte. Der iranische Atomphysiker Mohsen Fakhrizadeh war zu Lebzeiten im Iran wenig bekannt, sein Beruf ist geheim. Sie verabschiedeten sich von ihm in bescheidenem Rahmen. Aber auf den Straßen von Teheran kochte zur gleichen Zeit die Leidenschaft. Die Flaggen der Vereinigten Staaten und Israels brennen. Porträts von Trump und Biden brennen. Die Ermordung eines Wissenschaftlers dieses Formats, der sogar noch stellvertretender Verteidigungsminister war, ist eine nationale Beleidigung.

„Das kann man nicht verzeihen. Wir fordern unsere Regierung auf, alle Spione auszuweisen, die unser Land unter dem Deckmantel internationaler Inspektoren überschwemmt haben. Das sind in Wirklichkeit israelische Spione“, sagen die Iraner.

Israel ist im Iran natürlich das erste Verdächtige. Es hatte einen Stil mit Wiedererkennungswert: Ein Hinterhalt auf einer verlassenen Autobahn, eine Explosion und der Beschuss des Autos des Wissenschaftlers und des Autos mit seiner Leibwache. In den letzten 10 Jahren wurden im Iran auf fast die gleiche Weise fünf prominente Physiker getötet.

Hier sind Bilder aus dem Jahr 2012. Das explodierte Fahrzeug von Mostafa Ahmadi-Roshan, der in einer Anlage zur Urananreicherung arbeitete. Nun zeigt der Präsident der Islamischen Republik, Hassan Rouhani, direkt auf die Verdächtigen: „Das iranische Volk ist klug genug, nicht in die Falle einer zionistischen Verschwörung zu tappen. Sie denken darüber nach, wie sie Chaos und Unruhe schüren können. Sie sollen wissen, dass wir über ihre Verschwörung Bescheid wissen und sie werden nicht in der Lage sein, ihre bösen Ziele zu erreichen.“

Nach Fakhrizadehs Tod stellte sich heraus, dass es nur sehr wenige Videoaufnahmen von ihm gab. Der geheime Atomforscher war ein nicht-öffentlicher Mann und selbst bei Treffen von Wissenschaftlern mit dem Obersten Ayatollah saß er bescheiden am Rande. Trotzdem war er Geheimdiensten auf der ganzen Welt als „Vater der iranischen Atombombe“ bekannt. Aber ist sein „Kind“ auch entstanden? Das geheime Projekt „Amad“ zur Schaffung eines nuklearen Sprengkopfes wurde Anfang der 2000er Jahre abgebrochen. Aber in Israel sind sie sich auch 15 Jahre später sicher: Es ist Fakhrizadeh, der geschickt alle Beweise versteckt hat:

„Er war es, der vorschlug, die Schließung des Amad-Projekts zu verkünden und die Entwicklung dann unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Forschung fortzusetzen“, erklärte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Aber viele in der Welt neigen dazu zu denken, dass die Operation zur Liquidierung Fakhrizadehs von den Vereinigten Staaten durchgeführt wurde. Einst war es Donald Trump, der sich aus dem „Iran-Deal“ zurückgezogen hat. Im Januar dieses Jahres genehmigte er persönlich die Ermordung des einflussreichen iranischen Generals Suleimani. Übrigens gibt es seltene Bilder, auf denen der ermordete General und der ermordete Wissenschaftler zusammen zu sehen sind. Der 45. US-Präsident hat sich möglicherweise gewünscht, dass der 46. Präsident die Gespräche mit Teheran nicht wieder aufnimmt. Der ehemalige CIA-Chef John Brennan rät dem Iran, nicht heiß zu reagieren, sondern auf Bidens Machtübernahme zu warten:

„Das war eine kriminelle und rücksichtslose Tat, voller tödlicher Verachtung und eine neue Runde im regionalen Konflikt. Der Iran muss auf die Rückkehr einer verantwortungsvollen amerikanischen Führung auf die Weltbühne warten und darf nicht den Forderungen nach Maßnahmen gegen die mutmaßlichen Schuldigen folgen“, sagte Brennan.

Der Mord an Fakhrizadeh ist ein Schlag für die gesamte Wissenschaft des Iran. Der Wissenschaftler leitete auch die Entwicklung der ballistischen Raketen, die in diesem Sommer getestet wurden, und kämpfte gegen das Coronavirus.

„Dr. Fakhrizadeh leitete das Projekt zur Entwicklung eines iranischen Coronavirus-Impfstoffs. Wir werden Ihnen später mehr darüber erzählen. Er hat das Land sowohl mit Waffen als auch mit der Wissenschaft verteidigt“, sagte der iranische Verteidigungsminister Mamir Khatami.

In sechs Monaten wählt der Iran einen neuen Präsidenten. Aufrufe, hart auf die USA und Israel zu reagieren, werden bei den Wählern beliebt sein. Der Favorit bei der Wahl, ein Assistent von Ayatollah Hossein Dehghan, hat bereits versprochen, alle iranischen Märtyrer zu rächen.

Ende der Übersetzung

In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich direkt hier über den Verlag bestellbar.

Hier geht es zum neuen Buch

Werbung

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Eine Antwort

  1. Möglich und nicht unwahrscheinlich – aber vielleicht auch eine Möglichkeit: Die CIA und das Biden-Team stecken dahinter.
    Biden ist genau wie Obama und Bush ein Kriegsverbrecher – nicht schlechter aber auch nicht besser als seine letzten Vorgänger. Genau wie Bush, Obama und Trump wünscht sich auch Biden einen Krieg gegen den Iran.
    Er weiß aber, dass die Bevölkerung genug von den Kriegen hat – also versucht er jetzt noch schnell vor dem eigenen Amtsantritt, durch eine Mordaktion eine Iranische Reaktion auszulösen, auf die Trump mit Bomben antwortet. So hat er den Krieg den er wollte, und kann immer behaupten „Trump war’s“. (Das dürfte dann auch noch dazu führen, dass viele Trump-Wähler abspringen, falls doch noch ein Gericht in einem Swing State entscheidet, dass die Wahl ungültig ist und wiederholt werden muss).
    Dass die CIA Biden-hörig ist auch wenn er noch kein offizielles Amt hat, wissen wir spätestens seit „Russiagate“. Die Möglichkeit dazu hätte er also auch.
    Dafür, dass es eher Biden war, spricht die Tatsache, dass die europäischen Trumphasser ruhig bleiben.
    Vielleicht war es Trump, vielleicht Biden, vielleicht auch beide gemeinsam.

Schreibe einen Kommentar