Erdgas und Energiewende

Die Schizophrenie der EU in Sachen Erdgas und „Green Deal“

Russland baut neue Pipelines nach China, was in der EU zu Besorgnis führt. Wenn die EU es mit der Energiewende so ernst meint, wie sie behauptet, warum macht sie sich nun plötzlich Sorgen um russische Gaslieferungen ab etwa 2030?

2019 wurde die Pipeline Power of Siberia in Betrieb genommen, die russisches Gas von Gasfeldern in Sibirien nach China pumpt. Da beide Seiten mit dem Projekt sehr zufrieden sind, wurde bereits der Bau von Power of Siberia-2 beschlossen, der 2024 beginnen soll. Das jedoch macht EU-Experten wegen der europäischen Energiesicherheit Sorgen, wobei man sich fragt, warum eigentlich? Die EU will doch aus dem Gas aussteigen und russisches Gas will sie ohnehin weniger importieren und setzt mehr und mehr auf Flüssiggas aus Übersee. Da das ein komplexes Thema ist, wollen wir es uns der Reihe nach anschauen.

Die Politik der EU-Kommission

Die offizielle Politik der EU-Kommission ist oft ziemlich unlogisch. Die letzte EU-Kommission hat den Gasmarkt neu reguliert, wobei die Ausrichtung der Änderungen klar gegen Gaslieferungen aus Russland gerichtet waren. Den meisten dürfte bekannt sein, dass dabei zum Beispiel festgelegt wurde, dass der Betreiber einer Pipeline nicht auch der Gasproduzent sein darf. Diese Regelung war eindeutig gegen Nord Stream 2 gerichtet und kann die fertiggebaute Pipeline theoretisch immer noch verhindern. Aber selbst wenn Nord Stream 2 nicht verhindert wird, so wird die Zulassung dank dieser Vorschrift massiv verzögert.

Weitere damals eingeführte Reformen betrafen den Handel mit Gas. Da die europäischen Gasreserven schwinden und keine neuen Gasfelder in Europa mehr erschlossen werden, hat die EU-Kommission die Rahmenbedingungen geschaffen, um von langfristigen Lieferverträgen zum kurzfristigen Börsenhandel von Gas überzugehen. Langfristige Verträge sind für die Gasförderer wichtig, weil sie auf dieser Basis die hohen Kosten der Erschließung besser kalkulieren können.

Da in Europa keine Gasfelder mehr erschlossen werden, war die EU-Kommission der Meinung, keine langfristigen Verträge mehr zu brauchen und stattdessen den Börsenhandel zuzulassen, weil – so die in Stein gemeißelte Philosophie im Westen – der Markt es am besten richten kann. Dass das ein Irrtum war, erleben wir gerade, denn die derzeit hohen Gaspreise sind eine direkte Folge der Reform und die hohen Gaspreise sind für die Gasimporteure eine gutes Geschäft, weil sie die (künstlich knapp gehaltene?) Ware zu den überhöhten Börsenpreisen gewinnbringender verkaufen können.

Gleichzeitig spielen kurzfristige Verträge det US-Fracking-Industrie in die Hände, denn die Förderung von Frackinggas ist ein kurzfristiges Geschäft, weil jede erschlossene Frackinggas-Quelle – im Gegensatz zu klassischen Gasfeldern – nicht lange Gas liefert. Für eine Frackinggas-Fima ist es viel schwerer, eine langfristige Gaslieferung zu garantieren, weshalb denen kurzfristige Verträge und Börsenhandel in die Hände spielen.

Die Gasreform der EU-Kommission spielte also Börsenspekulanten und der US-Fracking-Industrie in die Hände und richtete sich im Ergebnis gegen russisches Gas.

Die neue EU-Kommissionschefin von der Leyen hat außerdem noch ihren „Green Deal“ verkündet, mit dem sie in zehn Jahren eine Billion Euro in die Energiewende und in die Abkehr fossiler Energieträger investieren will. Die EU-Kommission wiederholt außerdem Mantra-mäßig, man müsse sich unabhängiger vom russischen Gas mache. Da verwundert es, dass nun Stimmen laut werden, die wegen der neuen russischen Pipelines nach China um die europäische Energiesicherheit fürchten.

Power of Siberia

2019 wurde die Pipeline Power of Siberia nach vierjähriger Bauzeit in Betrieb genommen und weil Russland und China so zufrieden damit sind, wird bereits Power of Siberia-2 geplant. Baubeginn ist 2024, man kann also davon ausgehen, dass diese Pipeline nicht vor 2028 in Betrieb gehen wird. Sie hat also keinerlei kurzfristige Auswirkungen und bis dahin sollte die EU – wenn man den offiziellen Verkündungen der Klimapropheten glauben will – schon einen Riesenschritt weiter sein bei ihrem Umstieg auf erneuerbare Energiequellen.

Russland hört die Klimarhetorik der EU auch und sieht jeden Tag, wie sich die EU gegen Russland wendet und auch Gaslieferungen aus Russland künstlich erschwert. Russland hat vor einigen Jahren das Gasfeld Jamal erschlossen, von dem aus Europa nun beliefert wird und von wo aus Russland auch Flüssiggas nach Asien exportiert.

Da Russland sich darauf einstellen muss, dass die EU die Gasimporte aus Russland reduzieren und durch Flüssiggas aus den USA und alternative Energieträger ersetzen will, wird das Jamalgasfeld nun auch mit Power of Sibiria-2 verbunden und auch China wird in Zukunft von dort Gas beziehen. Das macht den Experten in der EU Sorgen, denn sie verlieren nun – dank ihrer anti-russischen Politik – ihre Rolle als führender Kunde des Jamalgasfeldes.

Der Grund. Heute ist Russland bei dem Jamalgasfeld im Grunde von der EU abhängig, da die praktisch das gesamte Gas bekommt, das dort für den Export gefördert wird. Und wenn der Großkunde sich so offen gegen den Produzenten stellt, sucht der Produzent sich eben neue Kunden,

Über diese Sorgen haben britische Zeitungen berichtet und das russische Fernsehen hat die Berichte kurz zusammengefasst. Ich habe den Artikel des russischen Fernsehens übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Der Wunsch Russlands und Chinas, die Gaslieferungen nach Asien zu erhöhen, ist in Europa und Großbritannien, wo man über das Schicksal über Nord Stream-2 streitet, fast unbemerkt geblieben, berichtet die britische Zeitung The Telegraph.

Die Kapazität der Gaspipeline Power of Siberia-2 nach China wird 50 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr betragen, was mit der Kapazität von Nord Stream-2 vergleichbar ist.

Der Westen ist sicher, dass Power of Siberia-2 die Kapazität Russlands, Gas auf den Weltmarkt zu liefern, erhöhen und die Energieunabhängigkeit Europas beeinträchtigen wird.

Das nach China gelieferte Gas stammt aus Feldern in Ostsibirien, aber Power of Siberia-2 wird an Gasfelder in Jamal angeschlossen, von wo aus auch Europa mit Gas versorgt wird. All dies wirft Fragen zu den Gaslieferungen in die EU auf.

Russland verfügt über genügend Ressourcen, um die Nachfrage auf den europäischen und asiatischen Märkten zu befriedigen, könnte aber einem Käufer den Vorzug geben, der das Gas zu einem höheren Preis kauft, glauben westliche Experten.

Im Gegensatz zu Europa kauft China Gas hauptsächlich im Rahmen langfristiger Verträge, die an den Ölpreis gebunden sind.

In diesem Zusammenhang fordern die Experten Brüssel auf, die „richtigen Vereinbarungen“ über die Gaslieferungen abzuschließen, damit keinen Gasmangel zu erleben, wie in diesem Winter geschehen.

Power of Siberia-2 führt von Gasfeldern in Sibirien in die autonome Region Xinjiang-Uighur im Westen Chinas. Der Bau der Pipeline wird 2024 beginnen.

Ende der Übersetzung

Wenn man so etwas liest, dann fragt man sich, ob die Politiker in Europa sich selbst eigentlich ernst nehmen. Sollten sie russisches Gas wirklich nicht wollen, kann es ihnen doch egal sein, wohin Russland Pipelines baut. Gemäß den offiziell verkündeten Plänen braucht die EU bis 2030 angeblich viel weniger Gas. Oder weiß man in Brüssel, dass diese Pläne, die man großspurig vor der Presse verkündet, in Wahrheit Produkte der Fantasie sind?

Und dass Russland sein Gas dahin verkauft, wo mehr bezahlt wird, ist auch Unsinn, denn Russland hat mit den Staaten der EU früher die gleichen Verträge abgeschlossen, wie jetzt mit China. Die Verträge waren langfristig und die Preise stabil, weil sie an den mittleren Ölpreis über einen bestimmten Zeitraum gebunden waren, der nicht über längere Zeiträume nicht so stark schwankt, wie die nervösen Börsenpreise. Diese Verträge bietet Russland der EU auch weiterhin an, allerdings ist die EU-Kommission nun gegen langfristige Verträge.

Aber was kann Russland dafür?

Die Gründe für die Energiekrise in Europa

Über die Gründe für die Energiekrise in Europa habe ich oft berichtet, daher fasse ich sie hier der Vollständigkeit halber nur noch einmal kurz zusammen.

Erstens: Der letzte Winter war kalt, weshalb viel Gas verbraucht wurde. Pipelines und Tanker reichen nicht aus, um im Winter genug Gas nach Europa zu bringen, weshalb die Gasspeicher normalerweise im Sommer aufgefüllt werden. Das ist in diesem Jahr ausgeblieben und während die Gasspeicher normalerweise zu Beginn der Heizsaison zu fast 100 Prozent gefüllt sind, waren es in diesem Jahr nur knapp 75 Prozent.

Zweitens: Die Energiewende hat zu einem zu großen Anteil von Windenergie am Strommix geführt. Da der letzte Sommer aber außergewöhnlich windstill war, fehlte die Windkraft und es wurde unter anderem Gas zur Stromerzeugung genutzt, das eigentlich in die Speicher hätte geleitet werden müssen.

Drittens: Der Wunsch vieler europäischer Politiker, russisches Gas durch vor allem amerikanisches Flüssiggas zu ersetzen, hat dazu geführt, dass in Europa nun Gas fehlt. Der Grund: In Asien sind die Gaspreise noch höher als in Europa und die fest eingeplanten amerikanischen Tanker fahren nach Asien, anstatt nach Europa.

Viertens: Die Reform des Gasmarktes der letzten EU-Kommission hat den Handel mit Gas an den Börsen freigegeben. Dadurch wurde Gas zu einem Spekulationsobjekt. Während Gazprom sein Gas gemäß langfristiger Verträge für 230 bis 300 Dollar nach Europa liefert, ist es für die Importeure ein gutes Geschäft, das Gas an der Börse für 1.000 Euro weiterzuverkaufen und diese Spekulationsgewinne in Höhe von mehreren hundert Prozent in die eigene Tasche zu stecken.

Warum Gazprom trotzdem langfristige Verträge möchte? Die Antwort ist einfach, denn das war auch in Europa so, als in Europa noch Gasfelder erschlossen wurden. Der Produzent von Gas muss Milliardeninvestitionen planen und das geht nur, wenn er weiß, wie viel Gas er langfristig zu welchem Preis verkaufen kann. Daher möchte ein Gasproduzent langfristige Verträge, auch wenn der Preis zeitweise möglicherweise viel niedriger ist als der, den er an der Börse erzielen könnte.

Auch für den Kunden ist es von Vorteil, wenn er die Gaspreise und die Gasmengen im Voraus planen kann, denn was passiert, wenn man sich auf kurzfristige Verträge einlässt, erleben wir gerade in Europa. Dass die EU-Kommission sich trotzdem für kurzfristige Verträge und Börsenhandel von Gas einsetzt, ist entweder Inkompetenz, oder der Wunsch europäischen Konzernen die lukrative Börsenspekulation mit Gas auf Kosten der Verbraucher zu ermöglichen, oder die politische Abhängigkeit von den USA, die auf kurzfristige Verträge setzen, weil ihrer schnelllebigen Frackingindustrie schnelle Gewinne wichtiger sind als langfristige Planungssicherheit.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

21 Antworten

  1. Grundsätzlich dazu einige Gedanken zur „Energiewende“. Die Voraussetzung für eine Industrialisierung schuf eine kontinuierliche Energieversorgung. Ohne auf Details einzugehen, Stein- oder Braunkohle, Öle von Meerestieren(Tran), Erdöl. Energie wurde kontinuierlich verfügbar. Vorher war Wasser bzw. Windkraft schon ein Fortschritt, konnten aber auf Grund ihrer Diskontinuität keinen massiven Vorschub der Entwicklung erreichen. All das, was in dieser Zeit, wir reden hier von 2 Jahrhunderten, möglich wurde, war energieabhängig. Von der Erfindung der Stahlerzeugung; Düngemittel, einfach so gut wie alles, bis zur Fertigung von Halbleitern aus Siliziumdioxid. Merkt ihr denn all nicht, das ihr veralbert werderdet , vom „Grünen Punkt“ angefangen über EEG Umlage, CO2 Besteuerung usw. nur die Verbrauchsbesteuerungen erhöhtwerden, auch wenn ihr denkt, „Na gut der Spediteur“, wir alle zahlen und in Frankreich waren deswegen die „Gelbwesten“ unterwegs. Andererseits, wir können nicht weiter wie bisher, der Umweltschutz wird uns vorgespiegelt, ein ganz Teil der Bevölkerung fühlt sich wohl mit dem SUV auf den Biohof ihrer Wahl zu fahren und die eigene Bude ist warm wärend lt. RND über 20% der Werktätigen von der Erhöhung des Mindestlohnes „provitieren“werden, Bei was für eine Invlationsrate? Es ist traurig, hatte so vor 1990 in einem Staat den es nicht mehr gibt richtig gute Diskussionen, heute nicht mehr möglich, nur noch dogmatisch. Aber um auf das Erdgas zu kommen, Erdgas aus RF zusätzlich AKK (Importiert aus RF, gibt da so was, was den „Atommüll“ verbrennt) wäre sicher möglich, Amiland hat gerade verkündet bei AKK gleiches zu haben. Wenn wir Abfall haben, der keine 200 Jahre mehr strahlt was wollen wir mehr. Ich stelle aber noch abschließend eine gefährliche Frage: Die der Weltbevölkerung. Die bösen Kommunisten in China hatten da mal ihre „Ein Kind Politik“(damals einfach Ernährungsfrage) Heute anders, wie in allen entwickelten Ländern, in denen die Eltern nicht mehr auf die Fürsorge von vielen Kindern angewiesen zu sein scheinen Wollen Paare gar keine Kinder mehr. Mit sozialer Sicherheit bestände das Poblem m.M.n. nicht mehr….

    1. Man sollte nicht vergessen, daß die „Kohle“ vor der Kohle in der Regel grüne Blätter hatte, und schon vor einigen tausend Jahren flächendeckend unseren Aktivitäten zum Opfer gefallen ist. Und ein Großteil davon wurde nicht verbaut, „verschmiedet“ oder „vertöpfert“, etc., sondern einfach verheizt und das schon seit mindestens 10.000 Jahren, also seit dem Neolithikum..

      Daß wir heute noch einen Wald haben, liegt u.a. auch daran, daß wir damals noch nicht so viele waren – und umgekehrt – ohne Kohle, Öl und Gas wären wir heute nicht zu zahlreich. …

        1. Erstens haben Sie mich offenbar nicht recht verstanden, was an einem etwas eigentümlichen Humor liegen mag, der mich da ab und zu überkommt – obwohl der Begriff „Wald“ hier eigentlich Klarheit geschaffen haben müßte.

          Zweitens ist die Herkunft von Kohle unbestreitbar, man findet da wohl sogar noch Reste von Bäumen oder erkennbar pflanzlichen Strukturen.
          Im Falle von Öl und Gas gibt es allerdings eine alternative Hypothese, wonach selbige geologischen Ursprungs seinen – auch sowjetische Wissenschaft soll sich damit befaßt haben.

          Dritten geht es nicht um die Herkunft dieser Energiequellen, sondern um deren Erschließung durch den Menschen.

          1. Kohle = ÖL = Gas = Kohlenstoff Das hat aber mit einem alten Wald nichts zu tun.
            Versteinerte Bäume oder auch nur altes Holz findet man auch an anderen Orten aber da ist keine Kohle oder Öl. Warum nicht:

            Öl und Gas werden durch Bodenorganismen im Zusammenhang mit chemischen Reaktionen gebildet.

      1. Ich habe mal gelesen, vor 200 Jahren habe es auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands kaum nennenswerte Waldflächen gegeben; das sei dann erst wieder aufgeforstet worden. Diese Lektüre ist aber schon eine Weile her, also kann ich dafür keine Quellen benennen. Wenn sie aber stimmt, dann wäre der heutige Waldbestand nicht darauf zurückzuführen, dass wir vor 10000 Jahren noch nicht so viele waren wie heute.

  2. Wie aus einem Artikel von „Germany Trade & Invest“ hervorgeht, sind die Pläne für den Bau von Erdgas-Pipeplines nach Chinas schon recht weit gediehen
    (https://www.gtai.de/gtai-de/trade/branchen/branchenbericht/russland/russland-diversifiziert-seine-gasexporte-628018).
    Hier ein Auszug:
    „Um die Exportmenge nach China zu steigern, begann Gazprom im November 2020 mit dem Bau des zweiten Abschnitts der Pipeline „Power of Siberia“. Das Unternehmen Stroytransneftegaz des Oligarchen Igor Rotenberg übernimmt bis 2022 für rund 1,8 Milliarden Euro die Verlegearbeiten im 800 Kilometer langen Abschnitt zwischen den Gasfeldern Kowyktinskoje im Gebiet Irkutsk und Tschajandinskoje in der Republik Sacha (Jakutien).
    Russlands größter Gaskonzern nahm im Mai 2020 die Planungs- und Erkundungsarbeiten für die Pipeline „Power of Siberia 2“ auf. Dazu wurde die Projektgesellschaft Gasoprowod Sojus Wostok gegründet, um bis 2022 eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Die Pipeline soll jährlich bis zu 50 Milliarden Kubikmeter Erdgas von der Jamal-Halbinsel über die Mongolei nach China liefern. Zudem ermöglicht die Trasse auch den Anschluss an eine West-Ost-Verbindung. Gazprom kann damit kurzfristig auf Nachfrageschwankungen reagieren und die Durchleitung nach China erhöhen.
    Daneben erwägt Gazprom den Bau einer weiteren Gaspipeline mit einer Kapazität von 30 Milliarden Kubikmeter von den Feldern Westsibiriens nach China. Der Konzern gab im Oktober 2020 bekannt, mit der chinesischen Holding CNPC über die Vertragsbedingungen zu verhandeln.“

  3. Ihre Ausführungen sind interessant, aber mir ist nicht so richtig klar, was Sie uns eigentlich sagen wollen. Können Sie Ihre Aussage evtl. nochmal in 1 – 3 kurzen, prägnanten Thesen zusammenfassen, so nach dem Motto „Energiewende á la EU ist Menschenverdummung, weil …

  4. anti-spiegel schreibt: „… war die EU-Kommission der Meinung, keine langfristigen Verträge mehr zu brauchen und stattdessen den Börsenhandel zuzulassen, weil – so die in Stein gemeißelte Philosophie im Westen – der Markt es am besten richten kann. “ In dieser Aussage steckt m.E. eine logische Unschärfe. Niemand kann zwei Marktteilnehmern (z.B. einem russischen Gaskonzern und einem deutschen Energiekonzern) verbieten, langfristige Lieferverträge miteinander abzuschließen. Das ist absolut marktkonformes Verhalten. Die Öffnung des Gasmarkts für den Börsenhandel schließt nicht aus, dass weiterhin langfristige Lieferverträge geschlossen werden – wenn die Marktteilnehmer marktwirtschaftlich und unabhängig von politischen Weisungen und Weichenstellungen agieren. Gazprom agiert m.E. in erster Linie marktwirtschaftlich, nämlich kosten- und gewinnorientiert, wie jeder westliche Konzern es tun würde. Die Lieferung von Gas über Nordstream 2 ist aus Gazprom-Sicht betriebswirtschaftlich absolut sinnvoll – kürzerer Transportweg bedeutet geringere Transportkosten, die Umgehung der Ukraine und Polens spart Transitgebühren. Würde ein westlicher Konzern eine Investition in der Größenordnung von Nordstream 2 tätigen, könnte er sich darauf verlassen (oder würde durch rechtzeitige politische Abstimmung dafür sorgen), dass der deutsche Staat voll dahinter stünde und politischen Flankenschutz leistete. Ebenso selbstverständlich ist, dass die russische Regierung hinter Gazprom und seinen Projekten steht. Man könnte da von Staatskapitalismus sprechen, aber Staatskapitalismus ist nur ein Spezialfall von Marktwirtschaft, keine Abkehr von ihr. Ich sehe in der Öffnung des Gasmarkts für den Börsenhandel ein Zugeständnis an das internationale Finanzkapital, dem unsere Regierung in den letzten 2 Jahrzehnten immer neue Spielwiesen für die Inszenierung lukrativer Spekulationsgeschäfte eröffnet hat. Die großen Akteure auf dem Gas- und Erdölmarkt könnten, ohne sich um die Machenschaften der „Finanzmärkte“ zu kümmern, ihre traditionellen Geschäftsmodelle beibehalten, wenn sie dies nur wollten. Ich vermisse auf Seiten der deutschen Teilnehmer an Nordstream 2 ein selbstbewusstes und offensives Eintreten für ein aus betriebs- und marktwirtschaftlicher Sicht absolut sinnvolles Projekt.

  5. Jetzt ist man in dieser „eu“ ja schon soweit – Atomkraft „grün“ anzupinseln – in der Hoffnung, das Volk ist so dumm und läßt sich alles ungeprüft verkaufen…..

    …dabei ist die Seele dieser „eu“ sowas von Cthulhu-Schwarz – da können die pinseln wie die wollen… 🤣😎

  6. Und Putin lächelt milde……….

    Selbst die meisten EU-Nachbarn sind wenig von der Kinderkreuzzugsidee gegen die eigene Energiewirtschaft beseelt. Mehrheitlich wird man in Brüssel den Atomstrom zusammen mit dem Gas zur „grünen“ also emissionsarmen Technologie adeln, mögen die deutschen Grünen auch Zeter und Mordio schreien. Deutschland würde dann zur Not mehr französischen, belgischen, niederländischen oder tschechischen Atomstrom für teures Geld importieren und über die Weisheit einer politischen Klasse rätseln, die vor elf Jahren – weil im fernen Japan ein gealtertes AKW wegen eines zu niedrig gebauten Notstromaggregates, den ein Tsunami ins Meer spülte, havarierte – als einzige Regierung der Welt den Panikknopf drückte.

    Ironie des Schicksals: Nur drei Wochen nach ihrer Machtübernahme werden die angeblich so internationalen und EU-föderalen Grünenminister für Klima, Umwelt und Äußeres ausgerechnet bei ihrer heiligen Kuh – dem Atomausstieg – einen politischen Schiffbruch der Sonderklasse erleiden. 🙂 🙂 🙂

    https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2022/energieversorung-in-deutschland-putin/

  7. Putin und Xi sollten bei ihren Treffen Anfang Februar die beidseitige Beschleunigung der in Planung befindlichen Gastrassen beschliesen. Das würde Chinas Energieabhängigkeit mindern, Russland stabile Einnahmen sichern und viele Milliarden US-Dollar aus dem internationalen Markt nehmen.

  8. In E.U.-Leyens Portefeuille Femme von „verkündeten Plänen“ zu sprechen, scheint mir ein mittelschwerer sprachlicher Missgriff zu sein. „Verkündete Dogmen“ – passen besser zu dieser ausdruckshaften blonden Fönfrisur. Im übrigen verstehe ich mich auch dann als „Europäer“, wenn mich die sympathischen Landsleute im Osten dieses kleinen Erdteils interessieren: „Meine kommende und größer werdende Gas-Diversität fände ich daher voll in Ordnung.“ Werde mich also einzurichten wissen, wenn meine frierenden Beine (denn) viel froh-gemuter tippeln, wenn sie genau wissen: wir tippeln alle gemeinsam für den Sieg der Volksrepublik ! Bätschi, Uschi!

  9. Gazprom muss doch auch Wohnungsmiete zahlen, sollen sie jetzt Schuhbändel verkaufen gehen. Hat das der EU Kommission denn niemand erklärt?
    Das Bild oben ist lustig, wer hat denn diese Dame in den Topf gestellt.

  10. Man hat nicht nur einen Gasmarkt geschaffen sondern ihn mit Quoten ausgestattet. Damit beschränkte man die Mengen für langfristige Verträge künstlich. Wenn man sich die weiteren Änderungen ansieht wird keine Firma vergleichbar streng reglementiert wie Gazprom. Außerdem zwang man durch die Sanktionsandrohungen Gazprom förmlich die Mehrheit an NS 2 auf.
    Was mich am aktuellen Geschehen in Bezug Gas und Atom verwundert ist die Stille jenseits der Grünen in Bezug auf Atomstrom. Gab es hier hinter den Kulissen Absprachen? Frankreich behält seinen Atomstrom und Deutschland das Gas? Vor einiger Zeit gab es hier doch einmal eine Zwischenmeldung zur EU Klage von Gazprom bei der der Klage von Gazprom gute Erfolgsaussichten eingeräumt wurden.

  11. Das wirklich schlimme ist das diese Parasiten meinen da überhaupt mitreden zu können. Es ist russisches Gas, die können das Zeug verkaufen an wen sie wollen. Auch kann Russland über die Pipelines liefern, die das Land bevorzugt. Wegen Nordsteam 2 z.B wo Balten, Polen, Ungarn und die Ukraine so viel rumgeheult haben weil diesen Parasiten nun Transitgebüren entgehen.
    Und die EU mit ihren Geisteskranken Klima Fantasien kann man schon lange nicht mehr ernst nehmen. Hier sind bescheuerte Schulschwänzer soetwas wie Helden, für die das Radio bei der Arbeit die ganze Zeit Werbung macht und Leute die gegen unsinnige Corona Maßnahmen protestieren irgendwelche Rechtsradikale, Verschwörungsspinner und Corona-Leugner die in Berlin mit Wasserwerfern beschossen werden.

  12. Im Hinblick darauf, dass Russland volle “ Reservefonds“ und die Zentralbank über Gold und Devisenreserven im Gegenwert von 740 Milliarden Dollar hat ( Tendenz steigend) , kann Russland bis zur Inbetriebnahme von Power Sibiria 2 6 Jahre lang gut überstehen, zumal die Öl und Gasexporte nur noch die Hälfte der Gesamtausfuhr ausmachen und Russland 2021 147 Milliarden Dollar Handelsbilanzüberschuss hat!

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