Interview mit dem indischen Premierminister Modi über das indisch-russische Verhältnis

In den nächsten Tagen findet ein wichtiges Gipfeltreffen in Asien statt, bei dem unter anderem die Präsidenten Russlands, Chinas und die Regierungschefs Japans und Indiens teilnehmen werden. Da es in den deutschen Medien darüber keine Berichte gibt, werde ich darüber berichten und bei der Gelegenheit ein Interview des indischen Premierministers übersetzen.

In Wladiwostok findet in diesen Tagen das „Östliche Wirtschaftsforum“ statt, eine sehr wichtige und hochkarätige Konferenz der asiatischen Staaten. Putin hat sowohl zum chinesischen Präsidenten, als auch zum indischen Premierminister ein sehr gutes privates Verhältnis und wird sicher versuchen zu helfen, die strittigen Themen zwischen diesen Ländern zu schlichten. Auch mit dem japanischen Premierminister Abe wird Putin sprechen, beide Länder verhandeln über den Abschluss eines Friedensvertrages nach dem Zweiten Weltkrieg.

Heute will ich aber über den indischen Premierminister Modi schreiben, über den in Deutschland kaum etwas bekannt ist.

Indien ist eine aufstrebende und sehr selbstbewusste Macht in Asien, die – auch aufgrund der Erfahrung als britische Kolonie – auf ihre Souveränität bedacht ist und sich von niemandem auf dem internationalen Parkett Vorschriften machen lässt, was die USA sehr ärgert, weil Indien zum Beispiel trotz aller Drohungen aus Washington weiterhin russische Waffen kauft und generell sehr eng mit Russland zusammenarbeitet.

Der indische Premierminister Modi und Putin kennen sich schon sehr lange und sind privat befreundet. Wie eng ihre Beziehung ist, konnte man vor einigen Jahren bei einer Podiumsdiskussion beim St. Petersburger Wirtschaftsforum beobachten, bei dem die beiden auf der Bühne sichtlich Spaß an den Frage der US-Journalistin hatten, die die Diskussion moderiert hat. Der indische Premierminister, eigentlich ein sehr beherrschter und eleganter Mann, hat sich dabei in seinem Sessel vor Lachen geschüttelt und Tränen gelacht. Ich habe diese Szene, weil die Fragen der Journalistin zur angeblichen russischen Einmischung in die US-Wahlen politisch interessant waren, ausführlich in meinem Buch über Putin zitiert. Leser haben mir geschrieben, dass sie schon beim Lesen des Dialoges lachen mussten, wer es aber im Original gesehen hat, kam aus dem Lachen kaum heraus. Das war ein Beispiel dafür, dass Politik manchmal wirklich unterhaltsam sein kann.

Jedenfalls ist das Verhältnis zwischen Putin und Modi ein sehr gutes und so hat das russische Fernsehen den indischen Premierminister vor seinem Abflug nach Wladiwostok interviewt und ich habe das Interview übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Frage: Wir treffen uns hier ein paar Stunden vor Ihrem Flug nach Wladiwostok. Welche Erwartungen haben Sie an das Östliche Wirtschaftsforum?

Narendra Modi: Ich möchte dem russischen Volk danken und ihm die herzlichsten Grüße übermitteln, denn Indien und Russland stehen sich in vielerlei Hinsicht nahe.

Ich kam mal zu einem bilateralen Gipfel nach Russland und am selben Tag am Abend wurde uns ein Kulturprogramm gezeigt. Nur Russen traten auf, aber ich war absolut beeindruckt über die Art und Weise, wie Indien auf der Bühne gezeigt wurde. Sie zeigten indische Traditionen, indische Kleidung, indische Kultur und ich fühlte, wie die Russen Indien lieben. Was die Beziehungen zwischen Indien und Russland betrifft, so stelle ich fest, dass ich vor zwei Jahren auf Einladung von Präsident Wladimir Putin St. Petersburg das Wirtschaftsforum besucht habe. Und er lud mich vor einem Jahr zu diesem Forum in Wladiwostok ein, vor den Wahlen, als der Wahlsieger noch gar nicht bekannt war (allgemeine Parlamentswahlen in Indien fanden im April-Mai dieses Jahres statt). Aber Putin hat mir trotzdem gesagt: Sie kommen. Solches Vertrauen, Respekt, Liebe zu einem Freund, das ist sehr wichtig. Unsere Beziehung beschränkt sich sicher nicht auf die Verbindungen zwischen zwei Politikern oder zwischen den Hauptstädten Delhi und Moskau. Indien ist ein riesiges und vielfältiges Land. Jedes Land hat unterschiedliche Regionen mit seinen eigenen Stärken. Und wenn wir Beziehungen entwickeln wollen, müssen wir das ganze Land kennen lernen. Ich glaube, wenn wir den Fernen Osten Russlands nicht kennen lernen, werden wir Russland nicht vollständig kennen. Das ist eine sehr starke Region.

Ich erinnere mich an das letzte Mal, als ich nach St. Petersburg kam, da hatte ich die Gelegenheit, mit den Gouverneuren der fernöstlichen russischen Regionen zu sprechen. Eine Reihe von Vertretern aus dem Fernen Osten sind zum Internationalen Investitionsforum „Vibrant Gujarat“ gekommen (Anm. d. Red. des Originalartikels: Vibrant Gujarat ist ein internationales Forum, das von der Regierung des indischen Bundesstaates Gujarat organisiert wird). Und jetzt bin ich bereit, Anstrengungen zu unternehmen, um bei diesem fernöstlichen Forum zu einer neuen Stärkung und Erweiterung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Indien und Russland beizutragen. Deshalb halte ich dieses Forum für sehr wichtig.

Aber das Forum beschränkt sich nicht auf Sitzungen und den Austausch von Standpunkten. Wir bereiten uns seit sechs Monaten darauf vor. Eine große Delegation aus Fernost kam zu uns. Die Ministerpräsidenten unserer indischen Bundesstaaten, Minister und Unternehmer waren schon dort und haben die Region mit eigenen Augen gesehen. Und jetzt fahre ich hin. Ich bin sicher, dass der Besuch den Beziehungen zwischen unseren Ländern eine neue Richtung, neue Energie und eine neue Geschwindigkeit bringen wird.

Frage: Sie haben frühere Treffen mit Präsident Putin erwähnt, unter anderem auf dem Forum in St. Petersburg, jetzt wartet Wladiwostok auf Sie. Wie läuft der persönliche Dialog zwischen Ihnen und Putin? Sie sagen, dass sich zwischen Ihnen eine persönliche Beziehung entwickelt hat, wie man es ausdrückt, die Chemie zwischen Ihnen stimmt.

Narendra Modi: In den letzten 20 Jahren haben die Beziehungen zwischen Indien und Russland große Fortschritte gemacht. Aber die wichtigste Errungenschaft ist das gegenseitige Vertrauen, das von großer Bedeutung ist. Ich hatte 2001 zum ersten Mal die Gelegenheit, Präsident Putin zu treffen, als ich mit dem damaligen Premierminister Atal Bihari Wajapi (Premierminister Indiens 1996, 1998 – 2004) nach Moskau kam. Ich war der Staatsminister und das war unser erstes Treffen. Aber Putin hat nicht deutlich gemacht, dass ich weniger wichtig bin, dass ich aus einem kleinen Staat komme oder dass ich „der Neue“ bin. Er behandelte mich freundlich und auf Augenhöhe. Dadurch wurden die Türen der Freundschaft geöffnet. Wir haben eine Vielzahl von Themen diskutiert, nicht nur über unsere Länder, wir sprachen über Frieden und Probleme der Welt, über unsere Hobbys. Wir haben offen wie Freunde gesprochen. Es ist sehr interessant, mit Putin zu sprechen, und ich gebe offen zu, dass die Gespräche mit ihm sehr informativ sind.

Zweitens ist Putin ein sehr offener Mann. Er spricht direkt und offen und erwartet, dass man auch direkt und offen mit ihm spricht. Deshalb reden wir ohne „Wenn“ und „Aber“. Wir verstehen ganz klar, wie Präsident Putin über die Dinge denkt. Deshalb ist es sehr einfach für mich, alles offen mit ihm anzusprechen.

Ich weiß, dass er körperlich sehr fit ist und einen aktiven Lebensstil führt, sich in Form hält. Das gefällt mir wirklich. Er interessiert sich auch für die Umwelt, die Tierwelt, die Unterwasserwelt, vor allem den Schutz der Tiger. Ich bin von Natur aus genauso. Deshalb haben wir natürlich viel gemeinsam.

Drittens haben Indien und Russland in fast allen Fragen der internationalen Tagesordnung ähnliche Ansichten. Und wo sie sich unterscheiden, ist der Unterschied gering. Das hat auch einen großen Einfluss auf unsere Beziehung. Mit jedem Treffen mit Präsident Putin kommen wir uns näher und unsere Beziehungen entwickeln sich. Während eines früheren informellen Treffens nahm mich Präsident Putin mit, um eine Schule zu besuchen. Ich habe mich gefreut, die Schüler zu treffen und sie hierher nach Indien eingeladen. Sie kamen und trafen sich mit unseren Schülern, was sehr schön war.

Als ich das letzte Mal Russland besuchte, beschloss ich, eine große Gruppe indischer Unternehmer in den russischen Fernen Osten zu schicken, damit sie sich selbst ein Bild machen konnten. Also unsere Beziehungen sind völlig offen.

Frage: Sie haben erwähnt, wie nahe sich das russische und indische Volk stehen. Zar Nikolai II. schrieb darüber Ende des 19. Jahrhunderts, als er sich auf eine Weltreise begab. Er wollte sogar ein Konsulat in Bombay eröffnen. Es hat nie Konflikte oder Kriege zwischen unseren Ländern gegeben. Wie sehen Sie die Aussichten für die Zukunft der russisch-indischen Beziehungen?

Narendra Modi: Ich möchte darauf hinweisen, was viele Menschen gar nicht wissen, dass, als Wladiwostok noch eine geschlossene Stadt war, die einzige Ausnahme Indien war. Indien war der erste ausländische Staat, der sein Konsulat dort eröffnet hat. Das ist spiegelt das Vertrauen zwischen unseren Ländern wider.

Frage: Und doch sehen Sie unerfülltes Potenzial? Sie werden einiges mit Präsident Putin zu besprechen haben. Welche Fragen sollten bei der Entwicklung der Beziehungen besonders beachtet werden?

Narendra Modi: Schauen Sie, das offizielle Forum arbeitet nach seiner festen Tagesordnung, aber die informellen Gespräche sind von besonderer Bedeutung. Und wir wissen aus Erfahrung, dass Präsident Putin und ich immer Zeit zum Reden finden werden, ob es sich nun um ein bilaterales oder multilaterales Forum handelt.

Wir sitzen zusammen und reden, gehen spazieren und reden. In unserer Beziehung gibt es eine besondere Chemie, eine besondere Leichtigkeit. Auf diesem Forum werden wir viel Zeit haben, ich hoffe, dass wir in der Lage sein werden, viele Themen zu diskutieren.

Unsere bilateralen Beziehungen zu Russland sind das Eine. Aber wir treten auch bei in multilateralen Formaten mit gemeinsamen Standpunkten an und Russland nimmt immer eine freundliche Position uns gegenüber ein. Sowohl wir, als auch Russland träumen von einer multipolaren Welt. Das ist es, was die Welt heute braucht. Wir sind von einer bipolaren Welt zu einer unipolaren Welt übergegangen, aber jetzt bewegen wir uns allmählich in Richtung einer multipolaren Welt. Dabei müssen wir sorgfältig über alle Fragen dieses Fortschritts nachdenken, um schrittweise voranzukommen. Indien und Russland haben in dieser Frage die gleichen Ansichten.

Wenn wir weiter über die Beziehungen zwischen Indien und Russland sprechen, möchte ich anmerken, dass, wenn Sie beabsichtigen, den Fernen Osten zu entwickeln, Arbeitskräfte erforderlich sind. Und Indien hat in diesem Bereich große Möglichkeiten. So arbeiten beispielsweise seit 30-40 Jahren etwa 9 Millionen Inder in den Golfstaaten. In jedem Staat Westasiens, des Persischen Golfs, wird man Ihnen erzählen, welche große Rolle Inder und ihre Arbeitskraft bei deren Entwicklung in den letzten 40 Jahren gespielt haben. Aber es gibt eine andere wichtige Eigenschaft der Inder: Von den 9 Millionen Menschen, die in den letzten 40 Jahre im Ausland gearbeitet haben, hat keiner auf seine Staatsbürgerschaft verzichtet. Sie alle sind Bürger Indiens geblieben, ihre Familien leben hier. Sie kommen im Urlaub nach Hause und stehen in ständigem Kontakt mit ihren Verwandten. Das ist ein Merkmal des indischen Volkes. Ich bin sicher, dass Millionen von Indern, die im Fernen Osten arbeiten werden, danach wieder nach Hause zurückkehren werden.

Nehmen wir zum Beispiel die Diamantenindustrie, die in meinem Heimatstaat Gujrat sehr stark ist. Auch der Ferne Osten ist in diesem Bereich aktiv. Beide Seiten können ihre Kräfte bündeln.

Mir scheint, dass die Natur selbst uns mit dem Fernen Osten verbindet. Zum Beispiel kommen jeden Dezember sibirische Kraniche in meinen Heimatstaat Gujarat. Für sie ist es eine Art Touristenziel. Viele Inder gehen in den Fernen Osten. Es ist also eine natürliche Verbindung.

Frage: Sie haben mit Präsident Putin über mehrere Ihrer Initiativen gesprochen. Ich weiß, dass Sie gemeinsam für den Schutz der Tiger kämpfen, ein symbolisches Tier für Indien. Wie ich es verstehe, wollen Sie, dass das eine internationale Bewegung wird?

Narendra Modi: Fakt ist, dass wir 2020 ein großes Forum zum Thema Tigerschutz veranstalten möchten. Ich erinnere mich, dass Präsident Putin vor zehn Jahren eine solche Initiative ergriffen hat und in den letzten zehn Jahren hat Indien viel getan, um Tiger zu schützen. Die Zahl dieser Tiere hat sich in dieser Zeit verdoppelt. Das ist ein großer Erfolg für Indien und für die Welt. Ich möchte mich mit Präsident Putin zu diesem Thema beraten, da er über viel Erfahrung und Interesse an diesem Thema verfügt.

Ich möchte mit ihm auch Fragen im Zusammenhang mit der Entwicklung der Arbeitskräfte im Fernen Osten besprechen, damit Indien sich dem Prozess anschließen kann.

Frage: Sie halten sich fit, machen aktiv Yoga und Sie haben ein neues Yoga-Festival ins Leben gerufen. Und jetzt ist auf Ihre Initiative hin die neue Bewegung „Fit India“ in Indien entstanden. Welche Aufgaben hat diese Bewegung?

Narendra Modi: Es ist der natürliche Instinkt des Menschen, überall auf der Welt, zu wachsen und sich weiter zu entwickeln. Der Mensch möchte stärker, energiegeladener werden. Das ist die Natur des Menschen. Selbst ein kleines Kind, wenn es schläft, dann versucht es im Schlaf zu laufen. Wir sehen, wie Schüler zehnmal am Tag versuchen, zu klettern oder an Seilen hochzuklettern, also körperliche Übungen zu machen, um zu wachsen und ihre Fähigkeiten zu verbessern. Das bringt ihnen niemand bei, sie tun es selbst aus eigenem Antrieb. Es liegt in ihrer Natur. Aber heute sind die Menschen in ihrer Routine gefangen,die solche natürlichen Instinkte unterdrückt. Die Menschen müssen zu ihren Wurzeln zurückkehren.

Aber es ist für den Einzelnen schwierig, das allein zu erreichen. Aber wenn dies ein gemeinsames Ziel wird, kann mit wenig Aufwand viel mehr erreicht werden. Darum habe ich die Massenbewegung Fit India ins Leben gerufen. Ich glaube, dass Fit India eine große Rolle bei der Prävention von Krankheiten spielen kann und eine solche Bewegung erfordert keine finanziellen Mittel, aber gibt viel zurück. Also versuche ich, eine gemeinsame Bewegung zu schaffen, bei der alle gemeinsam, mit vereinten Kräften, daran arbeiten und ihre Erfahrungen austauschen. Dann entwickelt sich die Bewegung sich von selbst weiter.

Frage: Wie beurteilen Sie die militärisch-technische Zusammenarbeit unserer Länder?

Narendra Modi: Ich sage Präsident Putin immer, dass die Beziehungen zwischen Indien und Russland keine Beziehung zwischen Käufer und Verkäufer sein sollten. Wir sind enge Freunde und müssen darüber nachdenken, was wir in Zukunft gemeinsam tun können. Heute, mit dem Technologietransfer, kann Indien billige militärische Ausrüstung produzieren und wir können Waffen zu sehr niedrigen Preisen an Drittländer liefern. Diese Möglichkeit sollte genutzt werden. Unser Land macht Fortschritte in der Raumfahrtindustrie. Jetzt, da wir das Gagan-Projekt entwickeln, wird Russland uns helfen, unsere Astronauten auszubilden.

Frage: Unsere Länder entwickeln aktiv Verbindungen innerhalb von Organisationen wie der UNO, den G20, den BRICS-Staaten und der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit. Wie beurteilen Sie die internationale Zusammenarbeit zwischen Russland und Indien?

Narendra Modi: Unsere Beziehung hat verschiedenen Herausforderungen bestanden und hat ihre Stärke in den letzten 50 bis 60 und vor allem den letzten 20 Jahren bewiesen. Indien und Russland haben in allen internationalen Fragen ähnliche Positionen. Unsere gemeinsame Meinung hat die Weltpolitik immer beeinflusst. Schauen Sie: Wir sind keine Nachbarn, wir haben keine gemeinsame Grenze, aber unsere Seelen sind ähnlich. Daher bremst nichts unsere Zusammenarbeit. Es ist erstaunlich für mich, dass russische Menschen Lieder aus indischen Filmen besser kennen, als ich. Bei der Feier zum bevorstehenden 150. Jahrestag der Geburt von Mahatma Gandhi haben russische Künstler, die ihr ganzes Leben in Russland verbracht haben, ein religiöses Lied in Gujarati, der Sprache meines Heimatstaates, gesungen. Und das taten sie auf höchstem Niveau. Ich habe ein Video des Auftritts dann sogar Präsident Putin gezeigt.

Frage: Indien ist eine kulturell vielfältige, aber geeinte Gemeinschaft, es akzeptiert und respektiert die Freiheit und Vielfalt des anderen. Heute konzentriert sich die Aufmerksamkeit der Welt auf das sehr schwierige Kaschmir-Thema. Wie würden Sie die Situation in Kaschmir kommentieren?

Narendra Modi: Seit den Tagen von Jawaharlal Neru (Indiens erstem Premierminister) haben wir versucht, dieses Problem zu lösen. Aber es ist nicht gelungen. Indien achtet nun besonders auf die Rechte seiner Bürger in Kaschmir. Sie werden überrascht sein, aber die Frauen in Kaschmir hatten nicht die gleichen Rechte, wie die Frauen im Rest von Indien. Gewöhnliche Kaschmiris hatten nicht die Rechte der einfachen Bürger Indiens. Die Menschen, die 1947 von Pakistan nach Indien auswandern mussten, erhielten alle Rechte. Aber diejenigen, die nach Kaschmir zogen, erhielten nicht die gleichen Rechte. Sie waren nicht einmal wahlberechtigt. In Kaschmir gab es keine Antikorruptionsgesetze. Die Kashmiris waren damit unzufrieden. Wir glauben, dass auch ihnen die Möglichkeiten zur Entwicklung gegeben werden sollten.

Frage: Russland ist einer der wichtigsten Energielieferanten Indiens. Wie sehen Sie das Potenzial der Zusammenarbeit unserer Länder im Energiesektor?

Narendra Modi: Sie haben Recht, einer der wichtigsten Energielieferanten für Indien ist Russland. Unsere Unternehmen haben begonnen, in die russische Energieindustrie zu investieren und ich denke, das ist richtig. Ich verstehe, dass Ölförderung und -transport teuer sind, aber diese Zusammenarbeit ist für beide Seiten von Vorteil. Wir möchten sie noch aktiver entwickeln.

Frage: Letztes Jahr wurden Sie auf der UN-Vollversammlung in New York mit einer der weltweit höchsten internationalen Auszeichnung, dem Champion der Erde, für Ihren herausragenden Beitrag zum Umweltschutz ausgezeichnet. Was ist für Sie das wichtigste für Ihre Umweltaktivitäten?

Narendra Modi: Zunächst einmal dürfen wir nicht an uns selbst denken, sondern müssen für die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes und zum Wohle der Welt arbeiten, um zukünftigen Generationen einen sicheren Planeten zu hinterlassen. Indien arbeitet in dieser Richtung, wir arbeiten daran, Natur und Atmosphäre zu erhalten. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich ausgezeichnet wurde. Aber als ich Ministerpräsident von Gujarat war, dachte ich nicht darüber nach, ob sie von mir bei der UNO gehört haben oder nicht. Ich war ein Naturschützer, habe mich für die Tiger in meinem Staat eingesetzt und hart dafür gearbeitet. Wir dürfen die Natur nicht töten. Wir müssen sie respektieren und bewahren, sie anbeten – diese Haltung ist in unserer Kultur verankert. Es ist eine gute Sache, dass die ganze Welt jetzt darüber nachdenkt.

Frage: Indien ist ein Land mit einer alten Kultur und Zivilisation, mit reichen Traditionen. Wie verbinden sich nationale Traditionen und die moderne indische Gesellschaft heute?

Narendra Modi: Indien hat seinen eigenen Entwicklungsweg gewählt, in dem es keinen Platz für Konflikte zwischen dem Alten und dem Neuen gibt. Indiens wichtigstes Mantra ist: keine Revolution, die für Zerstörung und das Abwenden von der eigenen Vergangenheit steht. Indien spricht von Evolution, nicht von Revolution. Wir glauben an die ewige Seele, an die Tatsache, dass sich der Körper je nach den Umständen verändert, aber die Seele bleibt dabei unverändert. Wie Mahatma Gandhi sagte, wie der Gott Buddha sagte, glauben wir an die Einheit allen Lebens, aller Tiere, Vögel, Menschen, egal ob weiß oder schwarz, aus dem Osten oder aus dem Westen, alle sind eins. Wir betrachten die ganze Welt als eine Familie. Und so wählen wir den Weg ohne Konflikte – den Weg der Verhandlungen, des gegenseitigen Verständnisses, der Einigung. Das ist das wichtigste Mantra oder die Idee von Indien!

Ende der Übersetzung


Wenn Sie sich dafür interessieren, wie Russland auf die Fragen der internationalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und ungekürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. Leser schreiben mir immer wieder, dass die dort ausführlich zitierte Diskussion zwischen Modi, Putin und der amerikanischen Moderatorin der Podiumsdiskussion wirklich lesenswert und das war auch schon mein Eindruck, als ich das Buch geschrieben habe.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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