Kein Scherz: Russland gibt Europa eine Sicherheitsgarantie zum Schutz vor einem atomaren Konflikt

Russland will Europa vor einem drohenden Atomkrieg nach der Kündigung des INF-Vertrages schützen. Was für manchen erst einmal absurd klingen mag, ist tatsächlich wahr: Putin hat, wenn auch indirekt, erklärt, dass – und vor allem wie – er Europa vor einem drohenden Atomkrieg schützen wird. Russland wird damit zur tatsächlichen Schutzmacht ausgerechnet der europäischen Nato-Staaten und schützt sie vor möglichen US-Alleingängen.

Wir erinnern uns: In den 1980er Jahren lag die Gefahr eines Atomkrieges in der Luft, nachdem die Sowjetunion und die USA Kurz- und Mittelstreckenraketen in Europa stationiert hatten. Diese waren in der Lage innerhalb von 10-15 Minuten jedes Ziel in Europa zu treffen, also praktisch ohne Vorwarnzeit. Das erhöhte die Gefahr eines Atomkrieges „aus Versehen“, wenn jemand unter Zeitdruck ein verdächtiges Signal irrtümlich als Angriff eingestuft und seine Atomraketen daher abgefeuert hätte. Erst der 1987 unterschriebene INF-Vertrag beendete diesen Alptraum.

Die USA haben diesen Vertrag nun einseitig gekündigt und die Geschichte droht, sich zu wiederholen, wenn die USA wieder derartige Raketen in Europa aufstellen. Russland hat angekündigt, dies nicht als erstes zu tun, aber auf eine Stationierung solcher Waffen durch die USA ebenfalls mit der Stationierung von Raketen zu antworten.

Die USA sind eigentlich fein raus, schon in den 1980ern war die Idee der USA, dass es nur zu einem auf Europa begrenzten Atomkrieg kommen könnte. Europa wäre zwar verwüstet und verstrahlt, aber da Kurz- und Mittelstreckenraketen die USA nicht erreichen können, könnten die USA verschont bleiben, wenn sich ein Krieg nur auf diese Waffen beschränkt und keine Interkontintalraketen zum Einsatz kommen.

Putin kündigte nun an, im Falle einer Stationierung solcher Raketen durch die USA, nicht nur die neuen Standorte der Raketen in Europa ins Visier zu nehmen, sondern auch die „Entscheidungszentren“. Und die Entscheidungszentren liegen in den USA, zum Beispiel im Pentagon. Damit hat Putin klar gemacht, dass ein solcher Konflikt sich nicht auf Europa beschränken würde und die USA sich nicht der Hoffnung hingeben sollten, dass sie davon unberührt bleiben. Diese Hoffnung hat Putin nun vor wenigen Tagen in seiner Rede an die Nation endgültig zerstört.

Auf diese Weise hat sich Russland – ob gewollt oder nicht – zur tatsächlichen Schutzmacht Europas aufgeschwungen. Sollten die USA einen Atomkrieg in Europa riskieren, trifft er in jedem Fall auch die USA. Das werden sie sich (hoffentlich) zweimal überlegen.

Sicher, das erste Ziel Putins ist es, die USA von einem Angriff auf Russland abzuschrecken. Die daraus folgende Sicherheit für Europa ist quasi ein „Abfallprodukt“ davon. Daher kann man nicht sagen, ob Russland dies auch zum Schutz der Europäer tut, oder ausschließlich im eigenen Interesse. Fakt ist aber, dass mir die Motive herzlich egal sind, mir ist wichtig, dass die USA vor einem Atomkrieg in Europa zurückschrecken. Und das hat Russland hoffentlich erreicht, indem es die Illusion der amerikanischen Unverwundbarkeit im Falle eines europäischen Krieges zerstört hat.

In der wöchentlichen Sendung „Nachrichten der Woche“ des russischen Fernsehens wurde dies im Detail erklärt. Ich habe den Beitrag übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Im letzten Teil der Rede vor der Bundesversammlung, der der Sicherheit gewidmet war, sprach Wladimir Putin das Thema Gerechtigkeit an. Es ging um internationale Gerechtigtkeit in dem Sinne, dass es nur beiderseitige Sicherheit geben kann. Und da die Vereinigten Staaten beschlossen haben, sich einseitig aus dem INF-Vertrag zurückzuziehen und beabsichtigen, wieder Kurz- und Mittelstreckenraketen in Europa zu stationieren, erklärte Putin ausdrücklich die Gefahren, die ein solcher Schritt für Russland darstellt. Schließlich beträgt die Flugzeit solcher Raketen nach Moskau nur 10-12 Minuten.

„Das ist eine sehr ernste Bedrohung für uns. In diesem Fall werden wir gezwungen sein, ich möchte das unterstreichen, wir werden gezwungen sein, gleichartige und asymmetrische Reaktionen zu planen. Was bedeutet das? Russland wird gezwungen sein, Waffen zu stationieren, die nicht nur gegen Gebiete eingesetzt werden können, von denen eine direkte Bedrohung durch Raketen ausgehen wird, sondern auch gegen jene Gebiete, in denen die Entscheidungen über den Einsatz dieser Raketen getroffen wird.“ betonte der Staatschef.

Entscheidungszentren. Das ist eine grundlegend neue Wende in Richtung Gerechtigkeit. Bisher saß Amerika sicher jenseits des Ozeans und hat nur seine Verbündeten der Gefahr durch Vergeltungsschläge ausgesetzt. Jene Verbündeten, die sich leichtsinnig bereit erklären, beispielsweise Startvorrichtungen für Mittelstreckenraketen zu stationieren. Wer ist das? Zum Beispiel Rumänien. Dort sind Startvorrichtungen des Typs MK-41 bereits stationiert. Auch Polen stimmte einer solchen Stationierung zu. Aber was interessiert uns Polen? Im Falle eines Raketenangriffes von seinem Gebiet bekommt es sein Fett weg. Für uns ist es aber prinzipiell wichtig, dass unsere Vergeltungsmaßnahmen in einem solchen Fall direkt die Vereinigten Staaten treffen, wie Putin sagte, die „Entscheidungszentren“. Es werden in einem solchen Fall ja nicht die Polen oder die Rumänen sein, die auf den Knopf drücken. Sie sind nicht einmal in der Nähe des Knopfes.

Folgen wir Putins Gedanken weiter. Das ist wichtig. Wir haben eine technologische Antwort.

„Ich möchte heute eine weitere vielversprechende Neuheit vorstellen: Die Entwicklung verläuft erfolgreich und nach Zeitplan und wird sicherlich bald abgeschlossen sein. Es geht um die neue Hyperschallrakete „Zircon“ mit einer Fluggeschwindigkeit von etwa Mach 9 und einem Einsatzradius von mehr als tausend Kilometern, die sowohl See- als auch Landziele treffen kann. Sie ist für den Einsatz von See konzipiert, also von Schiffen und U-Booten aus, und kann von bereits im Einsatz befindlichen Schiffen und auch von noch im Bau befindlichen Schiffen, die für den Einsatz unserer Marschflugkörper vom Typ „Kalibr“ ausgerüstet sind, eingesetzt werden. Das heißt, es entstehen keine hohen Kosten für uns“ sagte der Präsident.

Nun sehen wir uns dieses Versprechen auf der Karte an. Was sind die Entscheidungszentren in den USA, wenn sie amerikanische Kurz- und Mittelstreckenraketen in Europa stationieren? Und was ist die Funktion der auf der Welt einzigartigen, seegestützten Hyperschllrakete „Zircon“ mit ihrer Reichweite von mehr als tausend Kilometern? Hier sind einige Entscheidungszentren an der Ostküste der USA. Stellen wir es uns vor.

Das Pentagon. Es ist das oberste Führungsgremium der US-Streitkräfte und Sitz der Stabschefs.

Camp David ist ein Regierungsbüro, das dem Präsidenten der Vereinigten Staaten zur Verfügung steht.

Fort Ritchie (Maryland) ist ein Büro des US-Präsidenten und Kommandozentrale für die Stabschefs.

Und nun schauen wir uns die Westküste an. McClellan in Kalifornien, das Kommandozentrum der offensiven Streitkräfte. Jim Creek im Bundesstaat Washington ist das Kontrollzentrum der Atomaren Streitkräfte.

Wenn wir, ohne gegen Verträge zu verstoßen und ohne jemanden zu stören, unsere U-Boote mit Raketenwerfern für die „Zircon“, vierzig Stück auf jedem U-Boot, im Ozean vor den Küsten stationieren, dann können die russischen Hyperschallwaffen genau diese Entscheidungszentren treffen und ausschalten. Davon sprach Putin.

„Lassen Sie uns die Reichweite und Geschwindigkeit unserer zukünftigen Waffensysteme betrachten. Wir fordern nur Folgendes: Rechnen Sie zuerst nach, bevor Sie Entscheidungen treffen, die eine zusätzliche ernste Bedrohungen für unser Land darstellen können und natürlich zu Vergeltungsmaßnahmen Russlands führen werden. Russlands Sicherheit wäre zuverlässig und bedingungslos gesichert“ sagte Wladimir Putin.

Rechnen wir nach. Unsere U-Boote befinden sich außerhalb der Wirtschaftszone der USA von 200 Meilen, also 370 Kilometern. Setzen wir sie großzügig in eine Entfernung von 400 Kilometern von der Küste. All diese Entscheidungszentren sind nicht weit von der Küste entfernt. Sprich, auch 400 Kilometer. Macht insgesamt 800 Kilometer. Die „Zircon“ fliegt mit einer Geschwindigkeit von 11.000 Kilometern pro Stunde. Wenn das so ist, dann braucht die „Zircon“ für die 800 Kilometer etwas weniger als fünf Minuten. Eine Matheaufgabe für Schüler der dritten Klasse. Hier ist das Ergebnis: die Flugzeit.

Deshalb sagte Putin: „Rechnen Sie!“ Ist es wirklich eine gute Idee, Ihre Raketen gegen uns in Europa aufzustellen? Wir drohen bislang niemandem. Aber wenn eine solche Stationierung stattfindet, wird unsere Antwort augenblicklich folgen.

Ende der Übersetzung

Eine Zusammenfassung der neuentwickelten russischen Waffensysteme finden Sie hier.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Eine Antwort

  1. Russlands PUTIN-Vortrag, die Entscheidungszentren anzugreifen, hält einen zuerst europäischen, dann automatisch folgenden globalen Atomkrieg, den dritten und letzten Weltkrieg, leider nicht auf. Du gehst nämlich davon aus, dass dieser Krieg von irgendwelchen Orten aus irgenwelchem Grund angeordnet werden würde. Andererseits beschreibst Du aber zutreffend den weitaus wahrscheinlicheren grundlosen Anlass: „In den 1980er Jahren lag die Gefahr eines Atomkrieges in der Luft, nachdem die Sowjetunion und die USA Kurz- und Mittelstreckenraketen in Europa stationiert hatten. Diese waren in der Lage innerhalb von 10-15 Minuten jedes Ziel in Europa zu treffen, also praktisch ohne Vorwarnzeit. Das erhöhte die Gefahr eines Atomkrieges „aus Versehen“, wenn jemand unter Zeitdruck ein verdächtiges Signal irrtümlich als Angriff eingestuft und seine Atomraketen daher abgefeuert hätte.“
    Heute sind aufgrund der bis an russische Grenzen aufgerückten NATO und der hyperschnellen russischen Raketen diese Vorwarnzeiten von damals in den Achtzigern so weit verkürzt, dass menschliches Handeln, Reagieren auf einen vermeintlichen gegnerischen Angriff ausgeschlossen bleibt, nur Technik, Technik, Technik und deren „künstliche Intelligenz“ aufgestellt werden kann.
    Die Wahrscheinlichkeit „Eins“ dass es zu Schein/Fehlerkennungen und daraus begründeten eigenen Raketenstarts kommen muss, lässt sich schon heute mit Sicherheit feststellen. Einzig die verbleibende Zeit bis zum Kriegsausbruch steht noch nicht fest. Eine einzige Fehlmeldung/PC-Panne führt GESETZMÄßIG zu einem sich gegenseitig blitzschnell „künstlich intelligent“ sich aufschaukelnden Nuklearangriff der Stärke 100 %.
    Ich habe inzwischen zu den neuen russischen Raketenabwehrsystemen soviel erfahren, dass bei einer genügend dichten Staffelung dieser Systeme zuzüglich der Vorab-Ausschaltung NATO-Europas in den damit geschützten sensiblen russischen Bereichen nur noch 0, 00027 gegnerische westlich werte Nukes einzuschlagen in der Lage wären.
    Das Szenario endet aus meinen Schätzungen/Hochrechnungen mit einer kompletten Ausradierung einzig und allein zweier ungenannter Entscheidungszentren:
    1. NATO-Europas
    2. Des Staatsgebietes der zuvor USA

    Russland, China, Japan, Neuseeland etc. könnten eventuell noch auffindbar bleiben. Mit der Schleifung des INF-Vertrages durch die JewSA und das gedankenlose Mitgehen der UNO-Abstimmungs-Befürworter-Mehrheiten wurde das Ende des nordamerikanischen Imperiums als das des schnellsten der Weltgeschichte programmiert.

    Und ich las viele wütende Friedensbewegte, die den Europäern ansagten, sie hätten das Ausgelöschtwerden durch ihr NICHT-Verhalten zu Recht verdient.

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