Lobbyismus als Studie verkleidet: Bertelsmann-Studie fordert mehr Zuwanderung

In diesen Tagen macht eine Studie der Bertelsmann-Stiftung Schlagzeilen, die zu dem Ergebnis kommt, dass Deutschland im Jahre 2060 260.000 Zuwanderer jährlich braucht. Ein näherer Blick auf die Studie lohnt sich, denn bei der Lektüre merkt man schnell, dass sie interessengesteuert ist und das gewünschte Ergebnis schon vorher feststand. Die Aufgabe war es also, für ein gewünschtes Ergebnis eine „Studie“ zu schreiben.

Wenn die Bertelsmann-Stiftung eine Studie herausbringt, ist immer Wachsamkeit angesagt. Die Stiftung kontrolliert einen Großteil der deutschen Medien, sodass ein positives Medienecho garantiert ist. Schon diese Gemengelage muss skeptisch machen: Jemand möchte ein bestimmtes Ziel erreichen, bezahlt Experten, damit sie eine Studie schreiben, die dieses Ziel als erstrebenswert ansieht und dann berichten die eigenen Medien positiv über die Studie und dieses Ziel.

So auch hier. Zunächst muss man sich doch mal fragen, wie seriös eigentlich eine Studie sein kann, die Voraussagen zur Wirtschaftsentwicklung in den nächsten 41 Jahren macht. In der Studie werden ja auch zum Beispiel Lohnentwicklungen berücksichtigt. Um zu verstehen, wie seriös eine solche Studie sein kann, muss man sich fragen, wie zutreffend denn Studien aus dem Jahre 1979 zur wirtschaftlichen Situation im Jahre 2020 gewesen sind. Antwort: völlig unzutreffend.

Und das ist auch kein Wunder. 1979 herrschte der Kalte Krieg und man dachte, diese Konfrontation der Systeme wäre auf ewig in Stein gemeißelt. Als zehn Jahre später der Ostblock auseinanderfiel, da wurden auch in der Wirtschaft die Karten neu gemischt. Und was sich politisch bis 2060 noch alles tun kann, wissen wir genauso wenig, wie man 1979 wusste, was die Zukunft bringt.

Aber auch die technische Entwicklung kann alles verändern. 1979 hatten Telefone noch ein Kabel und eine Wählscheibe. Wenn ich aus Kiel meine Oma in Bremen anrufen wollte, dann ging das fast nur um 20.00 Uhr, weil dann ganz Deutschland Tagesschau sah und die Leitungen frei waren. Zu anderen Tageszeiten kam man telefonisch nicht durch, es war immer nach wenigen gewählten Zahlen besetzt. Heute völlig unvorstellbar, aber so war es 1979. Damals konnte niemand die digitale Revolution voraussehen und wie sie die Wirtschaft verändern wird.

Schon bei dieser Betrachtung wird klar, dass die Studie, selbst wenn sie wissenschaftlich korrekt erstellt worden wäre, gar nicht zutreffen kann. Es gibt einfach viel zu viele Unbekannte in der Rechnung.

Aber Bertelsmann hat mit der Studie konkrete Ziele verfolgt. Man propagiert, dass Deutuschland viel Zuwanderung braucht, um einen Fachkräftemangel zu verhindern und die Löhne niedrig zu halten. Schon hier geht eine Alarmglocke an: Wer will denn niedrige Löhne? Sie etwa? Das ist das Interesse der Wirtschaft, nicht das Interesse der Menschen im Land. Ein wenig Fachkräftemangel wäre gar nicht verkehrt, denn dann müssten die Arbeitgeber mit höheren Löhnen um Fachkräfte werben. Solange das nicht passiert, gibt es auch keinen Fachkräftemangel, auch wenn Medien und Politik ständig davon reden. Ich bin sicher, dass sich morgen viele als Altenpfleger oder Erzieher ausbilden lassen würden, wenn eine gute Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen winken würden. Um aber die Löhne niedrig zu halten, kommen eben angelernte Pflegekräfte aus Osteuropa nach Deutschland.

Wie gesagt, sind die Medien bei einer Studie der Bertelsmann-Stiftung völlig unkritisch und beten alles, was dort gesagt wird, als Wahrheit herunter. Hinterfragt wird nichts. Schon die Überschrift im Spiegel ist eindeutig: „Studie zu Arbeitskräftebedarf – Deutschland braucht 260.000 Zuwanderer pro Jahr

Sonst setzt der Spiegel die Aussagen anderer in Anführunggsstriche, um sie als Meinung oder Zitat zu kennzeichnen. Aber nicht in diesem Fall. Wenn die Bertelsmann-Stiftung etwas behauptet, dann ist es für den Spiegel wahr. Und so beginnt der Artikel folgendermaßen: „Um den Arbeitskräftebedarf der Wirtschaft zu decken, braucht Deutschlandeiner Studie zufolge in den nächsten 40 Jahren jährlich netto mindestens 260.000 Einwanderer. Ohne Migration werde das Angebot an Arbeitskräften angesichts der alternden Gesellschaft bis zum Jahr 2060 um rund 16 Millionen Personen – also um fast ein Drittel – massiv schrumpfen, schreiben die Forscher.

Was ist so schlimm daran, wenn das Angebot an Arbeitskräften schrumpft? Die Produktivität wächst kontinuierlich und immer weniger Arbeitskräfte produzieren immer mehr. Wir hatten deshalb Jahrzehnte lang viele Arbeitslose. Dass es heute weniger Arbeitslose sind, hat mit Hartz 4 nicht viel zu tun, auch wenn die Medien es immer behaupten. Es hat einerseits mit Tricks in der Statistik zu tun, die mittlerweile ca. eine Million Arbeitslose nicht mehr als arbeitslos erfasst. Und es hat damit zu tun, dass die geburtenschwachen Jahrgänge ins Berufsleben eintreten und geburtenstarke Jahrgänge in Rente gehen. Im Klartext: Das Angebot an Arbeitskräften sinkt. Das führt zu geringerer Arbeitslosigkeit. Und irgendwann dürfte es auch zwangsläufig zu steigenden Löhnen führen, wenn es einen Arbeitskräftemangel gibt. So weit sind wir aber noch lange nicht.

Das alles sind keine schlechten Nachrichten. Natürlich wäre es besser, wenn die Bevölkerung in Deutschland nicht wegen der niedrigen Geburtenraten schrumpfen würde. Aber so ist es nun mal und solange niemand in Deutschland eine familienfreundliche Politik macht, wird sich daran auch nichts ändern.

Aber Bertelsmann findet diese Nachrichten schlecht, denn höhere Löhne zahlen zu müssen ist „pfui“.

Um die Seriosität der Studie zu betonen, berichtet der Spiegel: „Deren Zahlen basieren auf Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und der Hochschule Coburg.“

Klingt gut, ist aber irreführend, wie ein Blick ins Impressum der Studie zeigt. RT-Deutsch hat einen sehr lesenswerten Artikel dazu geschrieben und da ich mich nicht mit fremden Federn schmücken möchte, formuliere ich es nicht neu, sondern zitiere hierzu RT-Deutsch: „Norbert Haering weist noch auf einen weiteren interessanten Aspekt der Studie hin. Diese vereinnahme fremdes Renommee. Die Autoren sind zwar Wirtschaftswissenschaftler, die beim Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) und der Hochschule Coburg arbeiten, sie haben diese Studie allerdings privat verfasst. Dies erfährt der Leser der Studie allerdings erst im Impressum auf Seite 114. In den Medien werden dann auch das IAB und die Hochschule Coburg als Urheber bezeichnet – unzutreffend, aber aus Sicht der Bertelsmann-Stiftung sicher nicht unbeabsichtigt.

Das bedeutet, dass Bertelsmann zwei Wissenschaftler bezahlt hat, damit sie privat diese Studie in Bertelsmanns Sinne schreiben, die Medien das aber verschweigen und stattdessen den Eindruck erwecken, die genannten Hochschulen hätten mit der Studie etwas zu tun.

Und so kommt die Studie wenig überraschend zu dem Ergebnis, das Zuwanderung aus der EU nicht ausreicht. Um das zu belegen, prognostizieren sie die Lohnentwicklung in EU-Ländern für 40 Jahre voraus und stellen laut Spiegel fest: „Die Forscher rechnen aber damit, dass die Einwanderung aus anderen EU-Ländern im Vergleich zu den vergangenen Jahren künftig abnehmen wird. Denn Wirtschaftskraft und Lebensqualität näherten sich innerhalb der EU voraussichtlich allmählich an und der Reiz sinke, einen Job in Deutschland zu suchen. Folglich komme der Zuwanderung aus außereuropäischen Drittstaaten eine wachsende Bedeutung zu.

Dass es aber reichlich unseriös ist, die Einkommen auf 40 Jahre im Voraus zu prognostizieren, verschweigt der Spiegel. Und das mit gutem Grund, denn wie ich gesehen habe, sind die angewendeten Methoden so gewählt, dass sie zu einem vorher gewünschten Ergebnis kommen. Bei RT-Deutsch kann man dazu lesen: „Frühere Vorhersagen für Zeiträume von über 40 Jahren hätten regelmäßig weit daneben gelegen. Genauso lassen sich die in der Studie vorhergesagten Niveaus von Arbeitslosigkeit und Lohnniveau in Europa hinterfragen. So kommt die Studie durch das bloße Extrapolieren aktueller Wachstumszahlen zu dem Schluss, dass im Jahr 2060 in Polen und Lettland deutlich höhere Löhne gezahlt werden als in Deutschland.

Logsicherweise wachsen die Löhne in Osteuropa derzeit schneller als in Westeuropa, einfach weil sie dort niedriger sind. Aber wer nun meint, das gehe 40 Jahre ungebremst so weiter und dass die Löhne dort deshalb in 40 Jahren höher, als in Deutschland sein werden, der arbeitet nicht seriös. Aber so arbeitet die Studie und kommt auf dieser Grundlage zu folgendem Schluss: Aus EU-Ländern kommt dann keiner mehr nach Deutschland, weil sie zu Hause besser bezahlt werden. Deshalb brauchen wir mehr Einwanderung aus nicht EU-Ländern, sprich Afrika und Asien.

Damit sind wir beim Kern der Studie: Sie will den Deutschen sagen, dass viel Einwanderung aus Afrika gut ist. So ein Zufall, wo wir seit 2015 schon über eine Million von dort aufgenommen haben. Bisher hat das allerdings nur Geld gekostet und es ist nicht absehbar, dass sich daran etwas ändert. Bisher hat die massenweise Einwanderung aus Afrika und dem Nahen Osten nur negative Folgen gezeigt, nämlich hohe Kosten für den Steuerzahler und eine Erhöhung der Kriminalität um 20% im Vergleich zu 2014. Aber die Fachkräfte, die Deutschland händeringend braucht, also zum Beispiel Ärzte und Ingenieure, waren nicht dabei.

Aber dem Spiegel ist das egal, er zitiert im letzten Absatz die Schlussfolgerungen der Studie unkritisch: „Es sei dringend nötig, den Zuzug nach Deutschland besser zu steuern, fordern die Studienmacher. Das von der Bundesregierung kurz vor Weihnachten auf den Weg gebrachte Einwanderungsgesetz müsse daher schnell verabschiedet werden, forderte die Stiftung. Es sei zu begrüßen, dass sich das Gesetz auch an Menschen mit mittlerem Qualifikationsniveau richte – hier liege der höchste Bedarf. Allerdings reiche ein Gesetz nicht aus. Ohne eine anhaltende Willkommenskultur und attraktive Integrationsangebote werde der Fachkräftemangel nicht ausgeglichen werden können.

Es geht also bei der Studie um nichts anderes, als um Lobbyarbeit für mehr Zuwanderung, nicht erst in 40 Jahren, sondern jetzt. Und um zu diesem Ergebnis zu kommen, wurden die nötigen Kennzahlen so ausgesucht und hochgerechnet, dass sie ins Konzept passen, siehe Lohnentwicklungen in Polen oder Lettland.

RT-Deutsch kommt dann in seinem letzten Absatz auch zu einem ganz anderen Schluss, als der Spiegel: „Festzuhalten bleibt: Eine offensichtlich nicht nach wissenschaftlichen Kriterien erstellte Studie nutzt den Schein der Wissenschaftlichkeit, um die fortgesetzte Zuwanderung für notwendig zu erklären und Werbung für das Fachkräfteeinwanderungsgesetz der Regierung zu machen. Und der gesamte mediale Mainstream spielt mit.“

Das hätte ich auch nicht treffender formulieren können.

Nachtrag: Schon einen Tag nachdem ich diesen Artikel geschrieben habe, ging die Lobbywelle zu dem Thema weiter. Unter dem Titel „Fachkräftemangel – FDP fordert lockereres Zuwanderungsgesetz“ schrieb der Spiegel über das Zuwanderungsgesetz: „Das Bundeskabinett beschloss im Dezember ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Es sieht vor, dass die Hürden für die Einreise von Arbeitnehmern aus Nicht-EU-Staaten gesenkt werden. Wer qualifiziert ist und gut Deutsch spricht, soll bereits im Frühjahr auch ohne Arbeitsvertrag kommen dürfen, um sich einen Job zu suchen. Das war bisher nur für Hochschulabsolventen möglich.

Die Tür nach Deutschland steht also für alle weit offen, obwohl man im selben Artikel lesen kann, in welchen Berufen tatsächlich ein Mangel an Arbeitskräften herrscht: „Ein Mangel an Fachkräften herrscht derzeit unter anderem bei Informatikern, Ingenieuren für Elektrotechnik und Metallbau, in den Bereichen Gesundheit und Pflege sowie in einigen Handwerksberufen.

Natürlich muss man einen solchen Mangel, wenn er tatsächlich besteht, beheben. Aber man sieht auch, dass es eben in erster Linie Berufe mit Hochschulabschluss, also Ingenieure, Informatiker und Ärzte sind, wo Deutschland Zuwanderer braucht. Warum aber werden dann im Gesetz auch Menschen ohne Hochschulabschluss zur Einreise aufgefordert, selbst wenn es in ihrem Beruf gar keinen „Fachkräftemangel“ gibt? Warum dieses Gießkannenprinzip? Einzige logische Antwort: Um zu verhindern, dass die Löhne steigen. Solange es genug Bewerber gibt, hat kein Betrieb einen Grund, mit höheren Löhnen Mitarbeiter zu suchen.

Sinnvoll wäre es, wenn man Kriterien festlegen würde, um festzustellen, in welchen Berufen tatsächlich ein echter Mangel herrscht und dann diesen Fachkräften die Einreise zur Arbeitssuche zu erlauben. Wenn man dabei Lohndumping verhindern möchte, kann man auch noch festlegen, dass Ausländer nur dann eingestellt werden, wenn zum Beispiel 35% über Mindestlohn bezahlt wird. In der Altenpflege zum Beispiel schwanken die Stundenlöhne zwischen Mindestlohn und mehr als 13 Euro. Wenn ein Heim auch für 13 oder 14 Euro Stundenlohn keine Pfleger findet, dann kann man den Bedarf auch mit Arbeitsmigranten decken. Aber wenn diese Migranten dann für Mindestlohn arbeiten müssen, dann ist genau das gegeben, was ich kritisiere: Lohndumping. Und das macht das Gesetz in der heutigen Form möglich und das kann nicht im Interesse der Mitarbeiter sein, egal ob sie deutsch oder zugewandert sind.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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