Bisher nur 15 Infizierte: Wie die russischen Behörden gegen den Coronavirus vorgehen

Das Coronavirus ist natürlich auch in Russland ein großes Thema, obwohl sich noch nicht ein Patient in Russland infiziert hat. Daher hat das russische Fernsehen ausführlich über die Lage in Russland und die Maßnahmen der russischen Behörden berichtet.

Die Coronaepidemie ist in Deutschland außer Kontrolle. Waren es am Samstag noch 670 Infizierte, sind es am Sonntag schon 1.041. Ganz anders in Russland, wo es aktuell 17 Fälle gibt, von denen die ersten keine Russen, sondern Chinesen waren. Auch gab es bisher in Russland noch keinen Fall, in dem sich ein Patient in Russland infiziert hat. Alle Betroffenen haben die Infektion aus dem Ausland mitgebracht. Die russischen Behörden haben sich ein Beispiel an China genommen und greifen von Anfang an zu konsequenten Maßnahmen. Ob das freilich einen Ausbruch in Russland verhindern kann, wird die Zeit zeigen.

Italien hat am Sonntag über weite Teile des Nordens eine Quarantäne verhängt, das dürfte in Deutschland auch bald unvermeidbar werden, wenn man die Verbreitung des Virus eindämmen möchte.

Das russische Fernsehen hat in der Sendung „Nachrichten der Woche“ am Sonntag über die Maßnahmen berichtet, die die russischen Behörden ergriffen haben und auch über bisherigen Fälle in Russland. Da das Vorgehen der russischen Behörden sich sehr von dem in Deutschland und der EU unterscheidet, habe ich den Bericht des russischen Fernsehens übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Hier ist eine gute Nachricht. Am 6. März verließ der Russe, der als erster das Coronavirus aus Italien mitbrachte, gesund das Moskauer Krankenhaus. Am 23. Februar wurde ihm am Flughafen die Diagnose gestellt und er wurde in eine Behandlungsstation gebracht. Die Therapie war erfolgreich.

Inzwischen gibt es mehr als 100.000 Fälle in 90 Ländern. Alles begann mit China, aber in den letzten Wochen haben sich auf der Welt ein einige weitere Brutstätten gebildet. Und zwar im Iran, Südkorea und in Europa, in Italien.

Die Weltgesundheitsorganisation fordert dazu auf, nicht auf ein schnelles Ende der Epidemie zu hoffen:

„Es ist eine trügerische Hoffnung, dass das Virus im Sommer wie eine Grippe verschwindet. Wir hoffen, dass das geschieht, aber es wäre ein Geschenk des Schicksals. Wir können davon nicht ausgehen. Bisher haben wir keinen Grund zu der Annahme, dass es geschehen wird. Wir müssen das Virus jetzt bekämpfen und dürfen nicht hoffen, dass es von selbst verschwindet“, sagte Michael Ryan, Exekutivdirektor des WHO-Programms für gesundheitliche Notfälle.

In Russland ist die Situation aufgrund des rechtzeitigen Handelns der Behörden im Allgemeinen gut. Es gibt noch keine Infektionen innerhalb des Landes. Alle 17 gemeldeten Fälle sind importiert. Persönliche Hygienemaßnahmen sind jedoch wichtig. Das Coronavirus wird durch Händeschütteln übertragen, was bedeutet, dass es für Männer sinnvoll ist, zu lernen, einander anders zu begrüßen und sich generell die Hände häufiger zu waschen.

Ja, es wird jetzt wärmer und im ÖPNV Oberflächen und Griffe mit leichten Handschuhen zu berühren, senkt das Infektionsrisiko. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme ist es, nicht das Gesicht zu berühren und mit den Fingern nicht die Augen und den Mund zu berühren.

Eine Engländerin oder Amerikanerin – wer weiß das schon genau? – hat diese Ratschläge auch verkündet. (Anm. d. Übers.: Im Bericht wird gezeigt, wie die Frau dazu rät, nicht Augen, Mund und Nase mit den Fingern zu berühren, nur um sich dabei selbst den Finger mit der Zunge anzufeuchten, um ihr Manuskript umzublättern, aus dem sie abliest)

Wie schützt Russland sich vor COVID-19?

Krankenwagen, die zu Patienten fahren, bei denen das Coronavirus vermutet wird, sind mit dem Wichtigsten ausgestattet. Den Patienten selbst sofort Masken anzulegen, senkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Infektion weiter verbreiten. Darüber hinaus gibt es allen möglichen Geräte an Bord: zum Beispiel ultraviolette Bestrahlung, die die Luft im Auto selbst desinfiziert. Es gibt auch viele Sprays, um die Oberflächen zu desinfizieren, Spalten, die nur schwer erreichbar sind, werden mit einem Sprühgerät behandelt. Die Ärzte selbst arbeiten in bakteriellen Schutzanzügen, die nach jedem Patienten entsorgt werden. Die Menschen werden in die Notaufnahme gebracht, wo sie von anderen Ärzten empfangen werden, die auch in Schutzanzügen arbeiten.

Dieser Patient ist gerade angekommen. Zusammen mit seiner Tasche wird er in eine sogenannte Isolationsbox geführt. Wer ohne Schutzanzug hier ankommt, kommt erst nach 14 Tagen Quarantäne wieder heraus. Es gelten maximale Sicherheitsmaßnahmen ab dem Moment, wenn die Patienten eintreffen.

Dank der Tatsache, dass Krankenhäuser und städtische Dienste in höchste Alarmbereitschaft versetzt wurden, gibt es derzeit keine Massenausbreitung der Infektionen. Virologen bestehen darauf, dass es keinen Grund zur Panik gibt – das neue Coronavirus ist nicht gefährlicher als die bekannte saisonale Grippe. Und wenn man es mit den vorherigen Coronaviren vergleicht, ist das neue das schwächste von allen.

Für gesunde Menschen bedeutet das Coronavirus nur eine minimale Gefahr. Aber: Es breitet sich viel schneller aus, als frühere Arten von Coronaviren. Deshalb ist es das Wichtigste, den Kontakt mit Infizierten auszuschließen. In dieser Hinsicht begannen die russischen Behörden, dem Beispiel Chinas zu folgen und rechtzeitig die Bedingungen zu schaffen, nicht nur die Kranken isolieren zu können – das sind bisher Einzelfälle -, sondern auch diejenigen, die mit ihnen in Kontakt waren.

Für diejenigen, die Fieber oder Husten haben, nachdem sie aus Risikogebieten zurückgekehrt sind, wurden bereits ganze Krankenhausgebäude als Isolierstationen eingerichtet.

Dieses riesige 7-stöckige Gebäude des medizinischen Zentrums in Kommunarka ist ein Ort, an den Patienten mit Verdacht auf Coronavirus gebracht werden. Während der Quarantäne leben sie alleine oder zu zweit in den Krankenzimmern und nach den internen Regeln müssen sie alle 3 Stunden die Masken wechseln wechseln. Das Gebäude ist durch einen Korridor vom Rest des Krankenhauses abgetrennt.

Für schwere Fälle wurde eine Intensivstation eingerichtet, hier gibt es noch keine Patienten. In den Zimmern sind nicht mehr als zwei Betten, viele verschiedene Desinfektionsarten, wie eine isolierte Belüftung, um die Infektion nicht über die Luft zu übertragen und der obligatorische Knopf, um mit dem Personal Kontakt aufzunehmen.

In St. Petersburg wurden 700 Studenten der medizinischen Universität Metschnikov unter Quarantäne gestellt. Der italienische Austauschstudent Ricardo kam in St. Petersburg an und zwei Tage später bekam er Fieber. Alle Einwohner des Studentenwohnheimes stehen nun unter Beobachtung. Wer Symptome zeigte, kam ins Krankenhaus.

Unsere Korrespondentin Salima Zarif konnte sich vom Balkon des Botkin-Krankenhauses ein Bild der Bedingungen machen, unter denen die Betroffenen leben. Die Fenster sind dick, man kann einander nicht hören. Aber Zarif konnte mit der Studentin Evgenia hinter dem Fenster telefonieren und sie befragen. „Ein Austauschstudent aus Italien kam an unsere Universität und er bekam Fieber. Das Essen ist OK, wir bekommen es durch solche Durchreichen“, berichtete das Mädchen.

Die Durchreichen sind spezielle, isolierte Boxen, die auch desinfiziert sind.

Die Atmosphäre im Studentenwohnheim filmen die Studenten auf ihren Telefonen. Bevor es ins Bett geht, spricht der Vizekanzler der Uni zu den Studenten.

Die Sicherheitsmaßnahmen an den Flughäfen werden jede Woche verstärkt. So sah die Ankunft eines Fluges von Shanghai im Februar aus. Jeder füllte einen Fragebogen aus, in dem er seine Wohnadresse angab, damit er jederzeit gefunden werden konnte.

Der Coronavirus-Test bestehend aus zwei Abstrichen aus Mund und Nase und war vor einem Monat noch freiwillig. Heute ist er Pflicht für alle, die aus China, dem Iran oder Südkorea kommen.

Damit die Passagiere schnell abgefertigt werden können, arbeitet ein riesiges Team von Sanitätern. Je nach Gesundheitszustand wird den Menschen entweder Quarantäne oder Selbstisolation empfohlen. In Moskau gibt es für diejenigen, die vor kurzem aus dem Ausland gekommen sind, ein Call-Center.

Hier werden die Anrufe derjenigen, die vor kurzem aus Risiko-Ländern angekommen sind, angenommen. Die Krankschreibungen für 14 Tage Isolierung zu Hause werden hier ausgestellt. Man gibt das Datum des Grenzübertritts an, in welchem Land man wann und wie lange war und diese Daten werden vom Grenzschutz überprüft, danach bringt ein Kurier den Menschen die Krankschreibung direkt nach Hause.

Sowohl russische, als auch ausländische Institutionen arbeiten derzeit an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Coronaviren. Nach Angaben von Virologen, kann man damit in den nächsten 3 bis 6 Monaten rechnen. Die Entwicklung basiert auf einem Impfstoff, der für frühere Coronaviren entwickelt wurde.

„Es gab schon einmal ein Modell eines solchen Impfstoffs. Das Problem ist, dass diese Impfstoffe präklinisch entwickelt wurden, also bei Tieren. Was die Tests am Menschen betrifft, so ist das ein sehr langwieriger und heikler Weg. In den dringendsten Fällen dauert es drei Monate, aber in der Regel 6 Monate, um einen Impfstoff zu testen“, sagte einer der Wissenschaftler.

Es ist jedoch möglich, dass der Höhepunkt des Coronavirus viel früher vorbeigeht. Wenn es wärmer wird, wird sich das Infektionsrisiko stark reduzieren.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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