Welche Maßnahmen die USA gegen Russland planen: Teil 16 – Atom-U-Boote und das Schwarze Meer

In diesem 16. Teil meiner Reihe über die von der RAND-Corporation empfohlenen Maßnahmen gegen Russland geht es um Maßnahmen im Bereich der Atom-U-Boot-Flotte und um Maßnahmen im Schwarzen Meer.

Die RAND-Corporation ist ein enorm mächtiger Think Tank der USA, dessen Empfehlungen von den US-Regierungen sehr oft eins zu eins umgesetzt werden. 2019 hat die RAND-Corporation eine Studie mit dem Titel „Russland überdehnen – aus vorteilhafter Position konkurrieren“ (Extending Russia – competing from advantageous ground) veröffentlicht, die im Grunde eine Anleitung zu einem wirtschaftlichen, politischen und medialen Krieg gegen Russland ist. Es werden alle Maßnahmen gegen Russland erörtert und empfohlen, außer einem heißen Krieg. Man will Russland in die Knie zwingen.

Das ist insofern bemerkenswert, weil die RAND-Corporation 2019 in einer anderen Studie auch festgestellt hat, dass Russland keinerlei aggressive Absichten hat. Anstatt sich aber darüber zu freuen und nun für eine Entspannung gegenüber Russland zu plädieren, hat RAND ein sehr umfangreiches Maßnahmenpaket vorgeschlagen, mit dem Russland endlich dazu gebracht werden soll, aggressiv auf die Provokationen aus den USA zu reagieren. Die Details finden Sie hier.

Die Studie unter dem Titel „Russland überdehnen“, um die es in dieser Reihe geht, ist quasi die Fortsetzung der anderen Studie, denn sie führt im Detail auf, wie man Russland in existenzielle Not bringen und damit zu aggressiven Reaktionen provozieren kann. In dieser Reihe werde ich darauf im Detail eingehen.

Maßnahmen zur See

Das Kapitel der Studie, das wir heute behandeln, beschäftigt sich mit Maßnahmen zur See, die Russland in hohe Kosten stürzen und so letztlich schwächen sollen. Es hat vier Unterkapitel, die ich in drei Artikeln abhandeln werde. Heute nehmen wir uns das dritte und vierte Unterkapitel vor.

Vorher ist es jedoch wieder interessant, sich die Einleitung des Kapitels anzuschauen, die vor den Unterkapiteln kommt.

Wie schon bei den vorherigen Kapiteln zeigt auch diese Einleitung eindeutig, dass Russland keine aggressiven Ansichten hat. Mehr noch: Russland hat zur See nicht einmal die Mittel, aggressiv vorzugehen, wie die RAND-Corporation aufzeigt. Das geht aus dem Vergleich der Seestreitkräfte der USA und Russlands hervor, die diese Tabelle der Studie zeigt.

Wie man sieht, ist Russland den USA zur See um ein Mehrfaches unterlegen. Die einzige Ausnahme sind die kleinen Kampfschiffe, die allerdings zur Verteidigung der russischen Küste dienen und nicht in der Lage sind, die USA oder andere Länder anzugreifen. Außerdem sieht man, dass Russland bei den mit Interkontinentalraketen bestückten Atom-U-Booten (SSBN) fast mit den USA gleichziehen kann. Die allerdings sind auch eine defensive Waffe, denn diese U-Boote gelten auf beiden Seiten als „Lebensversicherung“ und sind für einen nuklearen Gegenschlag vorgesehen, falls man atomar angegriffen werden sollte.

Russlands Marine ist eindeutig defensiv aufgestellt und wenn man dann noch die Seestreitkräfte der Nato-Länder mit einbezieht, dann wird deutlich, wie lächerlich das westliche Mantra von der „russischen Bedrohung“ vor allem zur See ist.

Und das sagt RAND auch ganz offen: Die russische Marine ist für die Verteidigung der russischen Küste ausgelegt, nicht für größere Operationen in der „Blue Sea“, also auf hoher See.

Da die Kapitel der Studie, das wir heute behandeln, recht kurz sind, habe ich beschlossen, sie nicht zusammenzufassen, sondern stattdessen zu übersetzen.

Beginn der Übersetzung:

Maßnahme 3: Verschiebung der nuklearen Haltung in Richtung Atom-U-Boote

Die Vereinigten Staaten könnten ihre Atom-U-Boot-Flotte vergrößern, die als das sicherste Bein der strategischen Triade gilt. Atom-U-Boote werden in den Operationsgebieten im Atlantik und im Pazifik eingesetzt, was ein außerordentlich schwieriges Problem für Russland darstellt. Die Suche und Verfolgung der Atom-U-Boot-Flotte würde eine vollständige Reihe von Hochseefähigkeiten und eine robuste Anti-Schiffs-Truppe erfordern.

Potenzielle Vorteile

Im Erfolgsfall würde diese Maßnahme Russland dazu veranlassen, in Fähigkeiten zu investieren, die auf hoher See in zwei Ozeanen operieren können. Russland müsste die Fähigkeit entwickeln und erwerben, diese extremen Stealth-U-Boote zu finden und zu verfolgen, zusammen mit der Fähigkeit, diese Anti-Schiffs-Einheiten gegen den heftigen Widerstand der US-Marine zu schützen. Wenn Russland diesen Weg einschlagen würde, wären erhebliche Investitionen erforderlich.

Risiken

Die Risiken für die strategische Haltung der USA sind begrenzt. Um tatsächlich das Unterwasser-Bein der strategischen Triade zu bedrohen, muss Russland in der Lage sein, zumindest einen erheblichen Teil der eingesetzten Atom-U-Boot-Flotte gleichzeitig zu bedrohen. Das ist eine unglaublich schwierige Aufgabe und jeder russische Fortschritt auf dem Weg zu diesem Ziel wäre für die Vereinigten Staaten sehr sichtbar. Ein zweites Risiko besteht darin, die US-Atom-U-Boot-Flotte zu vergrößern. Atom-U-Boote sind teuer zu bauen und zu betreiben und die Erweiterung der Flotte würde wahrscheinlich Opportunitätskosten schaffen, weil die U.S. Navy nicht in der Lage wäre, diese Mittel in anderen notwendigen Bereichen zu investieren. Und schließlich würde jede Änderung der nuklearen Haltung auch einen Umgang mit einschlägigen Rüstungskontrollverträgen und anderen politischen Erwägungen erfordern. (Anm. d. Übers.: Zur Erinnerung: Die Studie ist von 2019, damals gab es noch den INF-Vertrag und dass der NEW START Vertrag tatsächlich nicht verlängert wird, wie es jetzt scheint, war damals noch nicht absehbar. Hier finden Sie eine Zusammenstellung aller ehemaliger Abrüstungsverträge)

Erfolgswahrscheinlichkeit

Es ist unwahrscheinlich, dass eine Verschiebung der strategischen Haltung der USA Russland dazu verleiten wird, seine Strategie zu ändern. Die Anforderung, eine robuste Hochseemarine aufzubauen, die in der Lage ist, große Anti-Schiffs-Task Forces über zwei Ozeane hinweg zu verteidigen, ist zu teuer und die Erfolgsaussichten sind zu gering. Darüber hinaus wäre die Umsetzung durch Russland so langsam, dass die Vereinigten Staaten leicht mit weit weniger Kosten reagieren könnten. Außerdem könnte jede Änderung der nuklearen Haltung der USA von Russland mit Besorgnis betrachtet werden, aber das könnte nicht ausreichen, eine Änderung seiner Politik herbeizuführen.

Maßnahme 4: Überprüfen eines Aufbaus im Schwarzen Meer

Das Schwarze Meer ist seit langem ein wichtiger wirtschaftlicher und strategischer Punkt für Russland. Als eine der wenigen ganzjährig warmen Wasserküsten des Landes bilden die Schwarzmeerhäfen einen wichtigen wirtschaftlichen Transitpunkt. Rund 74.300 russische Schiffe durchquerten 2013 den Bosporus, 2014 flossen rund 24,6 Millionen Tonnen russisches Öl durch das Schwarze Meer. Es überrascht nicht, dass das Schwarze Meer auch eine wichtige Basis für die russische Machtprojektion bietet und die Basis in Sewastopol ist die Heimat der russischen Schwarzmeerflotte.

Seit der Annexion der Krim hat Russland seine militärische Präsenz in der Region verstärkt. Es plante ein Upgrade der Schwarzmeerflotte im Wert von einer Milliarde US-Dollar bis 2020, darunter sechs U-Boote, sechs Fregatten, zwei Raketenkorvetten und andere kleinere Schiffe. Russland plant auch, den Luftwaffenstützpunkt Belbek auf der Krim zu modernisieren und hat ein fortschrittliches S-400-Boden-Luft-Raketensystem zur Kontrolle des Himmels über dem Schwarzen Meer stationiert. Es hat auch etwa 28.000 Soldaten dort stationiert und könnte bis zu 43.000 zwischen 2020 und 2025 stationieren, dreimal so viele wie vor der Annexion der Krim.

Russlands militärischer Aufbau im Schwarzen Meer erhöht die Bedrohung für die NATO-Verbündeten Rumänien, Bulgarien und die Türkei sowie für die Ukraine und Georgien. In einem Konflikt mit der NATO könnte die russische Schwarzmeerflotte jedoch blockiert werden. Unter der Annahme einer türkischen Zusammenarbeit könnten die NATO-Truppen in das Schwarze Meer einrücken, aber die russischen Streitkräfte könnten es nicht verlassen.

Unter den gegenwärtigen Umständen (und wiederum mit türkischer Zusammenarbeit) könnten die Vereinigten Staaten und ihre NATO-Verbündeten die Zahl der Marineübungen im Schwarzen Meer erhöhen, obwohl die Dauer des Aufenthalts von Kriegsschiffen im Schwarzen Meer durch das Übereinkommen von Montreux auf 21 Tage begrenzt ist. Die NATO verstärkte bereits nach der Annexion der Krim durch Russland ihre Rotationspräsenz, was Russland dazu veranlasste, sich darüber zu beschweren, dass die NATO gegen dieses Abkommen von 1936 verstoße. Wenn die NATO ihre maritime Präsenz im Schwarzen Meer erhöhen würde, könnte Russland die Notwendigkeit verspüren, stärker in seine Verteidigung der Krim zu investieren und Einheiten von anderswo in die Schwarzmeerflotte zu verlegen. Tatsächlich hat Russlands halboffizielle Nachrichtenagentur Prawda 2016 eine Geschichte erzählt, in der sie befürchtete, dass die Türkei den Bosporus-Kanal erweitern könnte, um die Einfahrt eines US-Flugzeugträgers ins Schwarze Meer zu ermöglichen. Russland macht sich auch Sorgen um seinen eigenen Zugang zum Mittelmeer. Während des Anstiegs der türkisch-russischen Spannungen im Jahr 2015, nachdem die Türkei ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen hatte, das in den türkischen Luftraum abstürzte, berichtete die russische Nachrichtenagentur Sputnik: „Die Türkei hat keine rechtliche und wirtschaftliche Grundlage, um den Bosporus für russische Schiffe zu schließen“.

Alternativ und vielleicht produktiver wäre es für die Vereinigten Staaten, den Aufbau von Luftabwehrraketen mit größerer Reichweite und landgestützter Anti-Schiff-Raketen auf dem Territorium der NATO-Schwarzmeerstaaten unterstützen. Die US-Luftwaffe und die Marine haben derzeit Anti-Schiffs-Raketen in ihrem Inventar, die effektiv in der Region eingesetzt werden könnten. Während die Vereinigten Staaten keine landgestützten Versionen haben, kam eine RAND-Studie aus dem Jahr 2013 zu dem Schluss, dass „landgestützte [Anti-Schiff-Raketen] auf den weltweiten Waffenmärkten leicht verfügbar, kostengünstig und in der Lage sind, den US-Streitkräften erhebliche zusätzliche Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen.“ In Verbindung mit den NATO-Luftstreitkräften in der Region könnten solche Einsätze die russischen Befürchtungen über die Sicherheit ihres Marinestützpunkts erhöhen und infolgedessen zu größeren Investitionen in die Verteidigung der Krim führen.

Potenzielle Vorteile

Der Hauptvorteil verstärkter anti–access and area denial Maßnahmen (A2AD) durch die NATO gegen den Zugang zum Schwarzen Meer bestünde darin, dass sie die Kosten für die Verteidigung russischer Stützpunkte auf der Krim in die Höhe treiben und den Nutzen für Russland, dieses Gebiet erobert zu haben, senken.

Rumänien hat seine Besorgnis über den russischen Aufbau im Schwarzen Meer zum Ausdruck gebracht und versucht, seine Beziehungen zur NATO entsprechend zu stärken. In der Tat hat es auf eine Schwarzmeer-NATO-Brigade sowie auf Marinemanöver in der Region gedrängt. Die Ukraine konzentriert sich wohl nach wie vor stärker auf den Landkonflikt im Osten ihres Landes, aber auch sie hat ihre Besorgnis über die Sicherheit des Schwarzen Meeres zum Ausdruck gebracht und angeboten, sich dort an einer NATO-geführten Task Force zu beteiligen. Ebenso wünscht sich Georgien eine Erhöhung der NATO-Fähigkeiten in der Region. Da es ihm an einer Marine fehlt, hat es der NATO einen Stützpunkt in der Nähe des Hafens von Poti angeboten.

Risiken

Grundsätzlich würde Russland eine Erhöhung der NATO-A2AD-Fähigkeiten rund um das Schwarze Meer sicherlich als bedrohlich ansehen und eine energische diplomatische und mediale Kampagne starten, um die NATO und Nicht-NATO-Staaten an der Schwarzmeerküste von der Teilnahme abzuhalten.

Jede verstärkte US-Marinepräsenz würde auch ein operatives Risiko mit sich bringen. Mit einer Reichweite von 400 bis 500 km könnten russische Anti-Schiffs-Raketen auf der Krim die meisten US-Schiffe erreichen, die im Schwarzen Meer operieren. Eine zunehmende Präsenz birgt auch die Gefahr einer zufälligen Konfrontation. Historisch gesehen haben russische Flugzeuge US-Kriegsschiffe im Schwarzen Meer „gebuzzed“ oder sind in ihrer Nähe geflogen. Wenn russische und US-Streitkräfte in so unmittelbarer Nähe operieren, besteht die Möglichkeit, dass eine Seite eine Machtdemonstration für einen tatsächlichen Einsatz von Gewalt hält und eine internationale Krise, wenn nicht gar einen Krieg auslöst.

Schließlich könnte Russland auch auf die verstärkten NATO-Marineeinsätze im Schwarzen Meer reagieren, indem es seine eigene Präsenz in der Karibik, insbesondere in Kuba und Venezuela, erhöht – aber es ist wahrscheinlich noch teurer für Russland, dort zu operieren, als es für die Vereinigten Staaten ist, im Schwarzen Meer zu operieren.

Erfolgswahrscheinlichkeit

Die Verbesserung der A2AD-Fähigkeiten der NATO im Schwarzen Meer wird in erster Linie von der Bereitschaft der Anrainerstaaten abhängen, den russischen Einwänden zu trotzen und die Risiken zu akzeptieren, die im Falle eines tatsächlichen Konflikts bestehen. Rumänien scheint am ehesten positiv auf eine solche Initiative zu reagieren. Es ist weniger klar, wie die Türkei reagieren würde, und Bulgarien wird sich wahrscheinlich nicht beteiligen. Im Juni 2016 widersetzte sich der bulgarische Ministerpräsident Bojko Borissow der Idee, dass Bulgarien an einer NATO-Seeübung teilnehmen sollte, und sagte: „Ich sage immer, dass ich will, dass das Schwarze Meer Segelboote, Yachten und große Boote mit Touristen sieht und nicht zu einer Arena militärischer Aktionen wird. (…) Ich brauche keinen Krieg im Schwarzen Meer.“

Es ist politisch und logistisch schwieriger für die US-Marine, im Schwarzen Meer zu operieren, als es für die russische Marine ist; es ist im Falle eines Konflikts auch gefährlicher. Daher scheint eine verstärkte Marinepräsenz keine vielversprechende Wettbewerbsstrategie zu sein.

Die Verbesserung der landgestützten A2AD-Fähigkeiten der NATO über dem Schwarzen Meer scheint ein vielversprechenderer Ansatz zu sein. Die Folge wäre, dass die russischen Kosten für die Verteidigung seiner Krim-Einrichtungen in die Höhe getrieben und die Bedrohung der Nachbarländer gesenkt wird.

Ende der Übersetzung

In ihrem Fazit dieses Kapitels, das ich in drei Artikeln behandelt habe (die beiden anderen Artikel finden Sie hier und hier) stellt die RAND-Corporation fest, dass die Erhöhung der Nato-Präsenz entlang der russischen Küsten (erstes Unterkapitel, Teil 14 meiner Reihe) die besten Chancen bietet, für Russland Kosten zu provozieren. Die Vorteile und Erfolgsaussichten werden als mittel eingestuft, die Risiken hingegen als gering. Die finale Einschätzung der RAND-Corporation zu diesem Kapitel sehen Sie in dieser Tabelle.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. Wie gesagt, das ist alles dermaßen banal, daß man für so etwas kein Denkfaß braucht, sondern nur ein paar Grundkenntnisse und vor allem die passende Motivation für solche Vorhaben.

    Ich meine mich zu erinnern, vor längerer Zeit erwähnt zu haben, daß die Nato gerade dabei ist, das schwarze Meer in ihr maritimes Heerlager zu verwandel – und die Luft brennt, wenn der erste amerikanische Flugzeugträger dort einschwebt. (Ob das hier war, weiß ich nicht genau.)

    Rußland war schon immer, und gilt nicht von ungefähr primär als Kontinentalmacht.
    Das liegt nicht nur an der Größe der Landmasse, sonder auch daran, daß es im Grunde nur über eine offene Seegrenze verfügt, und die liegt im Norden.
    Selbige zu verteidigen, stellt schon im Hinblick auf die klimatischen Verhältnisse erheblich Anforderung, und wenn es wärmer wird ergeben sich da neue Probleme – zumal sich andeutet, daß die Amerikaner dort vorstellig werden wollen.
    Die Ostsee ist seit 2000 NATO-Meer, da steht die RF praktisch allein. Flottenverbände strategischer Bedeutung dort dauerhaft zu unterhalten, dürfte eine ziemlich dumme Idee sein.
    Das schwarze Meer tendiert in die gleich Richtung – und nach den Dardanellen kommt auch noch Gibraltar.
    Im Osten sieht es etwas besser aus, nur dort haben wir auch Japan mit US-amerikanischen Truppen.
    Deshalb auch werden die Japaner die von ihnen beanspruchten Inseln der Kurilen frühestens dann bekommen, wenn der letzte US-Militär von dort verschwunden ist oder sich die Weltsicht der Amerikaner grundsätzlich ändert – beides auf absehbare Zeit eher unwahrscheinlich.

    Putin hat auf irgend einer Veranstaltung einmal lapidar über die Situation im Zuge der Kündigung des ABM-Vertrages – halb sinngemäß, halb wörtlich – im Zusammenhang mit den Vorhaben der Amerikaner, ihre Raketenabwehr auf- und auszubauen folgendes erläutert:
    „Wir haben den Amerikaner gesagt, ‚wir wissen nicht genau, ob so etwas funktioniert, wie es funktioniert und wie teuer es würde, aber wir werden eine passende Antwort finden.'“

    Und da haben sie das gemacht, was sie richtig gut können, nämlich Raketen bauen.
    Daß sie im Bereich der ELOKA auch nicht ganz schlecht sind, und daher Ihre Luftverteidigung nicht zu verachten ist, hängen sie nicht allzusehr an die Große Glocke – gut so.
    Letztendlich haben sie verstanden, daß bei einem derartig ökonomischen und geographischen Ungleichgewicht das Sklapell dem Schlachtermesser oder das Florett der Streitaxt in der Regel vorzuziehen sind.
    Da wird eine Menge Hirnschamz draufgehen, aber im Gegensatz zu früher, wo man solches stinkgeheim gehalten hat (und was die Amerikaner davon in den 90igern geklaut haben, will ich gar nicht so genau wissen, sonst läuft mir wieder die Galle über), wird heute da doch einiges für den vernünftigen Teil der Wirtschaft abfallen.

    Und wenn man sich fragt, warum die Russen doch recht freigiebig ihre S-400 in der Welt verteilen, so ist die Antwort recht einfach.
    Klar führt das früher oder später zu einem „Technologieabfluß“, nur sind analoge Entwicklungen letztlich nicht eine Frage von „Können“ sonder von „Zeit“ (und die sich daraus ergebenden absurden Konsequenzen thematisieren liberale Wettbewerbsfanatiger dann doch lieber nicht).
    Dem steht ein nicht zu unterschätztende Vorteil gegenüber: Wenn die Dinger so gut sind, wie man sagt, so schränken sie bei entsprechnder Verteilung den Handlungsspielraum der US-Kriegsmarine in Gestalt ihres Kerns – den Flugzeugträgerverbänden – doch möglicherweise nicht unerheblich ein.
    Und es hat schon was, wenn die Amerikaner nicht ohne weiteres in jede Gegend der Welt schippern und überall ungestraft und folgenlaos Bombenteppichmuster häckeln können.

  2. Russland hat vor einigen Jahren eindrucksvoll gezeigt, was deren Verteidigungssysteme können. Damals haben Russische Jets einen Zerstörer der USA Lahmgelegt. Die gesamte Elektrik ist außer Gefecht gesetzt worden. Das Schiff konnte sich nur mit Mühe in einen Hafen retten. Über 50% der Besatzung haben daraufhin den Dienst Quittiert. Der Zerstörer soll noch nach Jahren nicht mehr einsatzfähig gewesen sein.
    Wenn die USA sich im Schwarzen Meer breitmachen will, dann kann es durchaus zu einer Wiederholung dieses Ereignisses kommen. Was gleichbedeutend mit der Ausschaltung eines Großteils der US Seemacht ist.
    Wenn es im Pentagon nur ein paar helle Köpfe gibt, die sich an dieses Ereignis erinnern können, werden die von solch einem Unternehmen abraten.

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