Lawrow in China

Das russische Fernsehen über die Gespräche der Außenminister Russlands und Chinas

In westlichen Medien habe ich keine Meldungen über die Chinareise des russischen Außenministers Lawrow gefunden, dabei war das eine sehr wichtige Reise, deren Auswirkungen wir wohl erst wirklich einschätzen können, wenn sich die Präsidenten der beiden Länder treffen.

In diesem Jahr jährt sich der russisch-chinesische Freundschaftsvertrag zum 20. Mal und er wird turnusmäßig erneuert. Das soll bei einem Treffen der Präsidenten der beiden Länder geschehen, das die Außenminister letzte Woche in China vorbereitet haben. Dabei sind sehr interessante Aussagen gemacht worden und russische Analysten spekulieren, um welche Elemente der Freundschaftsvertrag wohl erweitert wird.

Außerdem verschweigen die westlichen Medien den „Baumwollkrieg„, bei dem westliche Firmen – offensichtlich auf Druck aus den USA – chinesische Baumwolle boykottieren, was in China zu einem Eigentor wird, weil dort die Menschen nun die Waren der entsprechenden westlichen Konzerne boykottieren. Die Chinesen sind ein stolzes Volk und reagieren bei so etwas sehr empfindlich.

Da es in Deutschland sonst keine Berichte über den Chinabesuch des russischen Außenministers Lawrow gibt, obwohl dort offenbar wichtige geopolitische Weichen gestellt wurden habe ich den Bericht des russischen Fernsehens aus der Sendung „Nachrichten der Woche“ von Sonntagabend übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Während seines Besuchs in Peking sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow, Russland und China sollten sich schneller von den westlichen Zahlungssystemen entfernen, was die Sanktionsrisiken verringern würde. Das ist vorausschauend.

Aus China berichtet unser Korrespondent Alexander Baletsky.

In den Flammen der chinesischen Wut brennen nicht nur Turnschuhe einer berühmten amerikanischen Marke, es verbrennt ihr chinesischer Umsatz. Die Antwort der chinesischen Verbraucher an die ausländischen Marken lautet: „Ihr boykottiert unsere Baumwolle, wir boykottieren Eure Kleidung.“ Der chinesische Boykott wird auch der „digitale Tod“ genannt. Die bekannte schwedische Marke H&M, deren Buchstaben die Chinesen jetzt nur noch mit den chinesischen Hieroglyphen für „absurde Lügen und Fehler“ benutzen, ist von allen Internetplattformen Chinas verschwunden.

Im Pekinger Geschäft von H&M ist kein einziger Käufer. Ob überhaupt noch welche kommen werden, wenn das Unternehmen seine Haltung gegenüber China nicht ändert, ist fraglich. Das auf den Etiketten immer noch von hochwertiger Baumwolle die Rede ist zeigt, dass es sich dabei noch um die alte Kollektion handelt. Die Baumwollfrage ist jetzt ein politisches Thema.

Weltweite Unternehmen spielen im selben Team mit westlichen Politikern und beschuldigen China des Völkermordes an den Uiguren. Repression, Menschenrechtsverletzungen und regelrechte Sklavenarbeit blühen angeblich in Xinjiang.

„Dies ist ein Bild von Sklaven, die früher auf Baumwollfeldern in den Staaten arbeiten mussten. Und ich fand dieses Foto im Internet und bat meinen Kollegen, es auszudrucken. Es zeigt die mechanisierte Ernte in Xinjiang. Ist das „Zwangsarbeit“? Alle Anschuldigungen sind unbegründet“, sagte Hua Chunying, die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums.

Aber warum sollte man etwas überprüfen, wenn Washington andere Ziele hat? Biden hat bereits bestätigt, dass sich mit dem Wechsel im Weißen Haus für China nichts ändert. „Chinas ultimatives Ziel ist es, das führende, reichste und mächtigste Land der Welt zu werden. Aber solange ich hier bin, wird es das nicht schaffen“, sagte Biden.

Die Europäische Union, die vorher noch versucht hatte, sich aus den anti-chinesischen Querelen herauszuhalten und sogar ein großes Investitionsabkommen mit Peking abgeschlossen hat, dessen Schicksal jetzt in Frage steht, macht eine scharfe Kehrtwende und hat nicht damit gerechnet, dass die chinesische Antwort sofort kommen würde. (Anm. d. Übers.: Über die Sanktionen der EU und die für Brüssel offensichtlich unerwartete deutliche Reaktion aus China habe ich berichtet, den Artikel finden Sie hier.)

Peking hat an einem Tag den EU-Botschafter vorgeladen und Sanktionen gegen zehn europäische Beamte und vier Unternehmen verhängt. Den Europäern folgten Politiker der Vereinigten Staaten und Kanadas. Diplomatische Zurückhaltung ist Chinas Sache nicht mehr. Die chinesische Presse zitiert die Aussagen Amerikaner über die chinesische Reaktion auf die Washingtoner Frechheit: „Insgesamt hat China den USA gesagt, dass sie nicht mehr die Nummer 1 sind. Lernt, andere als gleichwertig zu behandeln. Haltet die Schnauze über Freiheit, Demokratie und Menschenrechte.“ Oder: „Bruce Lee ist die einzige Figur, die westliche Stereotypen der Ignoranz gegenüber asiatischen Männern in Frage gestellt hat.“

In seiner Anti-China-Politik hat der Westen den Faktor Russland eindeutig nicht berücksichtigt, das der Westen zusammen mit China zur wichtigsten Bedrohung erklärt hat. Lawrows Nachname war in allen chinesischen Nachrichtensendungen. Und die wichtigsten Bilder von den Gesprächen der russischen und chinesischen Außenminister in Guilin interpretieren die Zeitungen so: „Kein Land in der Region kann allein gegen China oder Russland stehen, geschweige denn im Kampf gegen die beiden Mächte gleichzeitig. Das wäre eine Katastrophe für jedes Land, das versucht, China und Russland durch die Bildung einer Allianz mit den Vereinigten Staaten entgegenzutreten.“

Es ist keine Freundschaft gegen irgendwen. Es ist einfach so, dass Russland und China gegen den sogenannten „langen Arm Gerichtsbarkeit“ sind, mit dem Washington versucht, alle anderen zu erreichen. Und die beste Antwort im Jahr des 20. Jahrestages des Freundschaftsvertrags zwischen Moskau und Peking werden die finanzielle und technologische Unabhängigkeit und die Beziehungen sein, die es mit Europa nicht mehr gibt.

„Die gesamte Infrastruktur der Beziehungen wurde durch die einseitigen Beschlüsse aus Brüssel zerstört. Wenn die Europäer es als zweckmäßig ansehen sollten, diese Anomalie in den Kontakten mit ihrem größten Nachbarn doch mal zu beseitigen, werden wir natürlich auf der Grundlage der Gleichberechtigung und der Suche nach einem Gleichgewicht der Interessen bereit sein, diese Beziehungen aufzubauen. Aber bisher gilt, im Westen nichts Neues, während wir im Osten meiner Meinung nach eine sehr intensive Agenda haben, die jedes Jahr umfangreicher wird“, sagte Sergej Lawrow.

Chinesische Experten kommentierten die Aussagen der beiden Minister.

„Es ist wichtig, dass Russland und China füreinander einstehen, nicht einmal füreinander, sondern für das gesamte Völkerrecht. Unsere Länder sind bereit, das Völkerrecht angesichts globaler Ungerechtigkeit und Ungleichheit zu verteidigen“, sagte Yuan Tsungjie, stellvertretender Direktor des China Institute of International Studies.

Amerikanische Diplomaten kennen diese Formulierungen sehr gut. Sie waren auch im Saal. Und sie haben sogar gelächelt. Nicht zum Lachen zumute ist den westlichen Handelsunternehmen nach den anti-chinesischen Maßnahmen. Der Schaden durch den Verlust des chinesischen Marktes kann in Milliarden gezählt werden.

Ende der Übersetzung

Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich die Berichterstattung in Deutschland gewandelt hat. Haben die Medien Trump noch für seine anti-chinesische Politik kritisiert, feiern sie nun Biden, der diese Politik fortsetzt und stellen China mittlerweile klar als neuen Feind dar. Das war in den ersten Jahren von Trumps Amtszeit noch anders, da wurde Trump kritisiert und China als wichtiger Handelspartner dargestellt, auch wenn es natürlich an Kritik an China nie gefehlt hat. Aber inzwischen sind die Hinweise auf Chinas Wichtigkeit als Handelspartner weitgehend aus den Mainstream-Medien verschwunden.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

13 Antworten

  1. es werden noch mehr westliche Eigentore kommen, der Lernprozess hat noch nicht begonnen.
    China ist der größte und am schnelslten wachsende Markt für Luxusgüter, und es sind praktisch nur Westfirmen, die diesen Markt dort füllen. Umgekehrt gibt es (außer IT) keine chinesischen Firmen, die auf diesem Markt im Westen sind.
    Mit dem „Baumwollkrieg“ (dessen Grundlage vielleicht teilweise wahr ist, kann ich nicht beurteilen, aber jedenfalls werden die terrorischischen Aktivitäten dort hier verschwiegen, also wohl mehr ein halbwahr und halbunwahr) sind die Westländer dabei, große Teile ihres eigenen Wohlstandes zu gefährden. Wenn H&M, Adidas, BMW, etc. in China Probleme bekommen, wirkt sich das direkt hier aus. Ebenso, wie in England seinerzeit das Buy British ausgerufen wurde, könnte China, ohne wirkliche Probleme zu haben, ein Buy Chinese ausrufen, mit der Wirkung, dass hunderte von Milliarden USD nich tmehr ausgegeben werden.

    Es zeichnet sich dabei noch ein Aspekt ab: Bei dem Treffen der Außenminister soll Lawrow (sinngem.) nebenbei gesagt habe, die Vorbereitung für eine (gemeinsame) Umstellung der Zahlungen für Im- und Export mit Drittländern sei praktisch abgeschlossen, ebenso sei man genügend vorbereitet, sollten die USA Russland vom SWIFT abkoppeln (bei China trauen sie sich das nicht).

    Das könnte dazu führen, dass nun sehr schnell auch Importe aus und Exporte nach USA in China nicht mehr in USD fakturiert werden, sollten die USA weitere Unfreundlichkeiten versuchen.

    1. Du hast Recht, bist aber inkonsequent.
      Um weiter Handel zu treiben ist es nötig ein Verrechnungssystem zu haben, Swift handelt in Dollar. Die US Amerikaner leben davon das die ganze Welt Dollar braucht um International zu handeln.
      Wenn die Russland, Chinesen und Indien ein anderes Verrechnungssystem haben wird das nicht in Dollar verrechnen.
      Das heißt die „Feinde der USA“ mit dem Verbot von Swift zu belegen führt dazu das es weit weniger Dollars braucht und es für die USA Inflation gibt oder sie verbrennen Milliarden Dollar.
      Alleine wenn die den 5 Jahresplan der Chinesen liest wirst du sehen das sie sich nicht mehr auf Internationale Arbeitsteilung verlassen, wg. Sanktionen und alles selbst entwickeln wollen. Das alleine wird das Gehetze verschärfen.
      Du hast Recht, was bei den Uiguren passiert weis ich auch nicht, was könnte denn der Grund sein das die von der Regierung Sanktioniert werden. Ich könnte mir gut vorstellen das fremde Mächte die Leute mittels Glauben aufhetzen. Wenn ich schaue was die Türkei mit Ihren Imame in Deutschland machen dürfen. Selbst unser Bundespräsident hat Unschuldige von den US Amerikanern Quälen lassen und sie nicht wieder nach Deutschland geholt. Wer als Kritisiert da?

  2. „…Ну, а пока на западном фронте у нас без перемен, на Востоке у нас, по-моему, очень интенсивная повестка дня,…“

    Lawrow hat einerseits von der „Westfront“ und andererseits vom „Osten“ gesprochen, und da der Mann erfahrungsgemäß genau das sagt, was er meint und auch meint was er sagt, hilft ein „Weichspülen“ da nicht, und daß in diesem Kontext „im Westen nichts Neues“ i.S. eines E. M. Remarque verstanden wird, halten wir doch für eher unwahrscheinlich.

      1. So, so – und ich dachte immer, der Mann habe „Deutsch“ geschrieben, und es handelt sich um eine „Deutsche Metapher“, und – vor allem – wir „verständigten“ uns über diese Plattform auf „Deutsch“.

        1. Es geht um ein Zitat von Lawrow, und der spricht Russisch und nicht Deutsch. Dass der Buchtitel und damit das berühmte Remarque-Zitat in anderen Sprachen so übersetzt wird, ist weder meine, noch Lawrows Schuld. Eine korrekte Übersetzung zeichnet sich dadurch aus, dass sie den Sinn wiedergibt und wenn das deutsche Zitat in anderen Sprachen anders übersetzt wird, hat der Übersetzer nicht das Recht, das Original-Zitat zu verändern. Lawrow hat das Remarque-Zitat benutzt und das in der deutschen Übersetzung zu verändern, würde den Sinn des Gesagten verändern. Genau das darf ein Übersetzer aber nicht machen.

          1. 1.
            „Lawrow hat das Remarque-Zitat benutzt“
            Woraus ergibt sich bzw. schließen Sie das?

            2.
            „Im Westen (nichts Neues)“ erschließt sich nur als Synonym für „Westfront“, wenn man das Buch i.V.m. der Sprache der deutschen Heeresleiung in ihren Lageberichten kennt und present hat.
            Daß das nicht zwingend ist, ergibt sich z.B. gerade aus der von Ihnen erwähnten Übertragung des Buchttitels ins Englische – Im Übrigen: Welche Bedeutung im Verhältnis „orginal deutsch“ zu „russisch“ das „Englische“ zukommt, erschließt sich mir nicht.

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            Zudem wird diese Floskel, zwar in Anlehnung an den Titel des berühmten Buches, jedoch mentaphernhaft überweigend außerhalb des ursprünglichen Verständnisses der deutschen Heeresleitung gebraucht.

            4.
            Beim Thema Übersetzen gehen wir insoweit konform, als daß eine Verfälschung von Sinn und Bedeutung zumindest vermieden werden muß, was nicht immer ganz einfach ist.
            Dazu kann es allerdings erforderlich sein, vom exakten Wort abzuweichen.
            Das haben Sie vorliegend getan.
            Unabhängig davon, ob das in diesem Falle richtig war, (das hängt auch von der Antwort auf die 1. Frage ab) war es jedenfalls vorliegend deshalb falsch weil:
            Lawrow macht dem Wortlaut nach einen ganz entscheidenden Unterschied zwischen „West“ und „Ost“, und der geht in Ihrer „Übersetzung“ verloren, auch und gerade wegen… (siehe Ziff. 2. un 3.).
            Daß in diesem Kontext „im Westen nicht Neues“ vom deutschen Leser mit „an der Westfront nicht Neues“ assoziiert wird, glaube ich nicht.
            .

            1. Ich tue es. Herr Röper spricht Russisch und versteht den Sinn des gesagten. Auch wenn ich kein Russisch könnte, würde ich den Sinn dieser Worte sehr genau verstehen. Es liegt auf der Hand. Sanktionen, Sanktionen, San…. Gibt es da etwas Neues?

              1. Das Problem ist nicht, was Sie und Ich denken.
                Wir wollen und müssen wissen, was Lawrow denkt.
                Das können wir nur durch Worte und Taten erfahren.
                Und es ist da doch von einiger Bedeutung, wenn der höchste Diplomat der RF ganz offiziell von einer „Front“ spricht.

  3. Um hehre Ziele, wie Sklavenarbeit oder Diskriminierungen von Volksgruppen ging es dem globalen westlichen Geldadel noch nie, dafür werden Herrscher schnell mal zu Diktatoren erklärt und umgebracht oder Kriege geführt. Seit 1939 wissen wir, daß die keinen Spaß verstehen, wenn sie am Welthandel nicht mitverdienen können. Man braucht nur Schultze-Rhonhof zu lesen.
    Das Selbstbestimmungsrecht der Völker interessiert die bei ihrer Grenzziehung mit dem Lineal in Einflußsphären seit 200 Jahren einen feuchten Staub.

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