Gaskrise

Europa hat sein im Sommer eingelagertes Gas aufgebraucht

Am 26. Februar hat Europa das im letzten Sommer eingelagerte Gas aufgebraucht. Die Gasspeicher in der EU sind damit auf den Niveau vom Ende der Heizperiode des letzten Jahres.

Ich will hier jetzt nicht wieder über die Gründe für die Energie- und Gaskrise in der EU berichten, das habe ich schon so oft getan. Auch will ich hier nicht darüber philosophieren und spekulieren, was das Aus von Nord Stream 2 oder die Abkoppelung einiger russischer Banken für die Gasimporte aus Russland bedeuten könnten. Ich weise einzig darauf hin, dass Russland jährlich etwa 200 Milliarden Kubikmeter Gas in die EU gepumpt hat und dass die vorhandenen Flüssiggasterminals, die laut EU-Kommission die Rettung sein sollen, wenn die EU sich entscheiden sollte, auf russisches Gas zu verzichten, um Russland zu bestrafen, nur 150 Milliarden Kubikmeter pro Jahr abfertigen können.

Da die EU in 2022 so viel Gas brauchen wird, wie nie zuvor in der Geschichte, wenn sie die Gasspeicher zum Beginn der nächsten Heizperiode wieder füllen will, steht ein sehr spannender Sommer bevor. Die Bundesregierung hat gerade beschlossen, die Betreiber von Gasspeichern zu verpflichten, dass die Speicher zukünftig Anfang Dezember zu 90 Prozent gefüllt sein müssen. Wenn in diesem Jahr die Energiezusammenarbeit mit Russland eingeschränkt oder gar abgebrochen wird, kann man dazu nur sagen: Na dann viel Glück!

Das russische Fernsehen hat berichtet, dass die gesamten im letzten Sommer für diesen Winter eingelagerten Gasreserven aufgebraucht sind. Ich habe die Meldung des russischen Fernsehens vom 28. Februar übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Europa hat seine im Sommer eingelagerten Gasreserven vollständig aufgebraucht

Die europäischen Länder haben alle Gasreserven des Sommers aufgebraucht, so Gazprom unter Berufung auf die europäische Gasplattform Gas Infrastructure Europe, gemäß Angaben vom 26. Februar. Der Gaspreis in Europa ist heute bei Handelseröffnung zum zweiten Mal in dieser Woche um 40 Prozent auf 1.500 Dollar pro tausend Kubikmeter gestiegen. Nur die gestiegenen Lieferungen von Gazprom drücken den Preis, Gas wird jetzt für 1.200 Dollar gehandelt, ein Anstieg von 12 Prozent gegenüber Ende der letzten Woche.

„Es wurden bereits 47 Milliarden Kubikmeter entnommen, das sind 100 Prozent des im Sommer eingelagerten Gases, das heißt, es bleiben die im letzten Jahr gebildeten Reserven“, so Gazprom.

Die Gesamtmenge des in unterirdischen Gasspeichern in Europa verbleibenden Gases beträgt 29,5 Prozent. Das ist die Gasmenge, die aus den Vorjahren übrig geblieben ist. Die unterirdischen Gasspeicher in Deutschland sind zu 70,6 Prozent und die in Frankreich zu 77,1 Prozent leer.

Am 26. Februar lag die Menge an aktivem Gas in den unterirdischen Speichern in Europa um 21,5 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Seit dem 7. Januar 2022 befinden sich die europäischen Lagerbestände auf einem Mehrjahrestief und einem Verbrauchsmaximum.

Die Entnahme von Gas aus den europäischen Speichern dauert traditionell bis Ende März oder Mitte April.

Europa wird im Sommer Gas in seine Erdgasspeicher pumpen müssen, und zwar in gigantischen Mengen, wie es sie noch nie gegeben hat.

„Das ist eine sehr ernste Herausforderung, wenn man unter anderem die täglichen Maximalmengen berücksichtigt, die durch die technischen Möglichkeiten der Speicheranlagen streng begrenzt sind“, so Gazprom. „Die auf dem europäischen Markt verfügbare Gasmenge ist in hohem Maße von der Nachfrage auf dem wachsenden asiatischen Markt abhängig“

In den ukrainischen Gasspeichern befinden sich nur noch 10,3 Milliarden Kubikmeter Gas. Das sind 44 Prozent weniger als im letzten Jahr und ein Drittel weniger als zum Zeitpunkt des Beginns der Einleitung im April 2021.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

11 Antworten

  1. Jo, Herr Röper.

    Das Thema darf gerne noch ausgeweitet werden. Versorgungssicherheit ist seit einigen Jahren das zentrale Thema in Deutschland/Europa.

    Wenn Europa es sich mit dem wichtigsten Handelspartner verBaerbockt, dann iss Schicht im Schacht mit Versorgungsssicherheit.

    Russland kann sich autark versorgen. Wir können das nicht. Aber so weit denkt der gemeine Kohlenstoffhüpfer, Neolinksfaschist oder der neu erfundene „Wir können mit dem Finger auf den bösen Iwan zeigen und brauchen nicht vor der wertegemeinschaftlichen Haustüre kehren“ Friedensaktivist nicht.

    Und spätestens wenn man das Smartphone nicht mehr laden kann oder aus der Dusche kein Wasser mehr kommt, weil keine Energie für die Wasserpumpen mehr da sind – und ich kann mir noch dramatischere Szenarien ausmalen, dann hat der Übeltäter schon einen Namen. Solange der Idiot im Wandschrank nen guten SündenBaerbock macht, so lange braucht man über die eigene Dummheit nicht nachzudenken.

    Привет из Вюрцбурга в Петербург

  2. Ich stell mir grad die verblüften Gesichter vor, die mit hoch erhobenen Arm auf der Suche nach Netz sind, weil die Knotenpunkte nicht mehr senden.
    Wie auch Heizung, Gas, Paketdienste, Müllabfuhr, selbst Abwasser wäre davon betroffen.
    Die wenigsten haben sich wirklich gedanken gemacht was alles Strom braucht.
    Da zählt zB nur Bargeld, per Karte is dann nicht mehr.

  3. Man kann das auch so sehen, daß das eine bilige Möglichkeit ist, die meist privaten Betreiber der Gasspeicher zu enteignen. Wenn diese die 90% nicht schaffen, dann wird es heissen, ihr seid zu doof, wie, es gab kein Gas, billige Ausreden, daher nehmen wir, die EU, euch gerne diese Last ab, die Gasspeicher gehören dann der EU, und dafür gibt es minimale Entschädigung. Wenn die EU dann zentral die Gasspeicher kontrolliert, sind neue Preissteigerungsorgien und Erpressungen möglich.

  4. Lieber Thomas, die börsen-technischen Wirkungen sind seit OKT21 schon längst eingetreten und werden die nächsten Monate noch viel verheerender werden. Bis Herbst 21 stehende stabile Energiemärkte (Strom, Gas) existieren nicht mehr. Niente! Damit muss ein Großteil der daraus entstehenden ‚Schiffbrüchigen‘ (Privat/Gewerbe/Industriekunden) durch die Pflichtversorger (nach §§36, 38 EnWG) aufgefangen werden. Jedoch damit verschieben sich nur die sog. Händler (Lieferschuldner) von ‚freiwillig‘ nach ‚Pflicht‘. Und meist sind das jetzt kommunale Versorger. Die allerdings müssen nun ‚diese unwillkommenen Flüchtlinge‘ auch mit Termin-Kauforder an der Börse bedienen. Entlang unseres föderalen Grundgesetzes (Bund, Länder, Kommunen) gerät also unsere unterste Ebene auch bald unter den staatlichen Schutzschirm. Wenn selbst nun die Pflichtversorgung ohne staatliche Stützung unauspreisbar wird. Praktisch wird also der ‚jemand‘ die Energie an Letztverbraucher ausliefern werden – ‚es ist der Staat‘. Die Frage (Einschränkung: Altverträge!) ist nur: zu welchem Markt-Anteil müsse Staat in die Pflicht? – – [Statistik] Damit wird folgende Tendenz sichtbar: 2016 hatten wir eine absoluten Tiefpunkt an der börslich gehandelten Grundlast-Preisen mit 2,2 Cent/kWh (ca. Anteil 10% am Strom-Arbeitspreis). 2021 waren es 4,5 Cent/kWh. Ab 2022 veröffentlichen Grundversorger ihre ’neuen‘ Preisstellungen mit ab 30 Cent/kWh (ca. Anteil 60% am Arbeitspreis). Somit steigen Arbeitspreise (netto, all inclusive) von 21 Cent auf 53 – 65 Cent/kWh. Ähnliche Verdreifachung bei Gas (von 4 Cent auf 12 Cent/kWh). Und da röhrt der Hirsch im Wald, wenn er jetzt verkündet: „Wir müssen uns auf steigende Energiepreise einstellen“. – Russland muss ja für seinen neuen Mittelstreckenflieger MC21 einige fulminante Dauerstress-Tests führen, um Sicherheits-Zertifikat zu erreichen. Ich nehme mit einiger Sicherheit an: der Flieger dort wird abheben. Das hiesige Pendant sich nicht mehr lange in der Luft halten! – Gefühlt, agiert die EU gegen eine Zeitfunktion zum mittelbaren Zusammenbruch. Das kann aber auch ganz ‚unmittelbar‘ kommen. (1989: ‚Ich denke, das gilt sofort!‘) Vielleicht ist es ja genau das, was die absolute Hektik in Brüssel, Berlin, Paris und London verständlich (Sanktionen, Medien-Verbote, Flugverbote, Sportausschluss, Kulturausschluss) machen müsse. Und es wird jetzt viel ‚europäische Einigkeit beschworen‘. Und dann kommt Herr Selenskij und begehrt Eintritt in das zusammenbrechende Zeltlager namens EU. – Ich sage voraus: „Fehltritt, an dem Tag an dem die Ukraine beitritt, wird es den ‚Glückwunsch‘ nicht mehr geben.“

  5. Es kann für Europa nur gut sein, wenn Russland verhindert, dass sich die Ukraine atomar bewaffnet. Die Ukraine hätte alle Mittel und die Raketen dafür, die auch bis zu uns reichen.

    Wir denken nur an den Iran, der bereits voll sanktioniert wird nur für einen vermuteten Plan.

    Es kann für Europa auch nur gut sein, wenn Russland die Ukraine entnazifiziert. Das ist auch unser täglicher Kampf.

  6. Putzig, die Speicher haben mit dem Handel nichts zu tun. Laut EU Recht extra so gemacht. Sie handeln nur mit der Eeinlagerungskapazität. Wer nichts einkauft muss auch nichts einlagern. Dann bleiben die Lager eben leer.
    Viele verschiedene Stellen haben immer wieder darauf verwiesen das Russland vertragsgerecht liefert selbst jetzt. Die diversen Einkäufer haben also bekommen was sie orderten. Die Speicher Betreiber u.a. auch Gazprom hatten nichts einzulagern.
    Aber wer weis schon wie viele so agiert haben wie hier

    https://www.bz-berlin.de/berlin/umland/mit-millionen-verspekuliert-brandenburger-stadtwerke-pleite

    https://wealthysuperstar.com/2022/01/24/omer-varol-vermogen/

    zu denen die oft beweinten ersten „Opfer“ der hohen Energiepreise gehörten.

    Kaum einer denkt an das veränderte Marktumfeld der letzten 2 Jahre. Erst die absichtlichen Verzögerungen bei NS 2, dann die überproportionale Verschiebungen des Energieverbrauchs in den Privatbereich ( Lockdown) denn wer nicht außer Haus ist benötigt eben auch mehr Strom und Heizung. Gleichzeitig überschlugen sich die EU Einflüsterer mit immer neuen „freien Markt Ideen“

    Man hat zwischenzeitlich Kernkraftwerke,, Kohlekraftwerke und Gasspeicher geschlossen. Nun sehen wir das Ergebnis.
    Und wenn unser Wirtschaftsguru nun mal wieder auf den Russen einprügelt weil Gazprom Speicher besitzt dann hat er wohl „vergessen“ das dafür eine EU Genehmigung vorlag.

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/basf-und-gazprom-tauschen-firmenanteile-in-milliardenwert-a-1051387.html

    „Mit dem EU-Binnenmarktpaket zur Strom- und Erdgasmarktliberalisierung, zuletzt geändert mit dem Dritten Binnenmarktpaket, werden die Tätigkeitsbereiche der Marktakteure neu festgelegt. Um den Wettbewerb zu fördern, werden die Betreiber von Gasversorgungsnetzen und Speichern vom Erdgashandel getrennt.“

    https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Energie/gas.html

    Wir haben 16 Netzbetreiber die mit den Speichern und Kraftwerken die Versorgung sichern sollen und wie viele Assgeier verschieben das Produkt „Gas“ auf dem Markt? Hat das zu bezahlbaren Preisen geführt? Das sind nur mehr Taschen geworden die die Verbraucher füllen müssen.

    https://www.finanztip.de/blog/vier-urteile-gegen-stromanbieter-wie-finanztip-sie-schuetzt/

  7. das ganze gas und energieproblem wird immer sehr auf den privaten haushalt fixiert. klar kann man damit eindrückliche bilder in die köpfe malen von kalten, dunklen wohnungen, ausgefallener kommunikation, wasser ver- und entsorgung und dergleichen mehr aber vergesst mal bitte die industrie nicht. wie viele industrien können nicht mehr konkurenzfähig produzieren wenn sich die energiekosten vervielfachen? wieviel lebensmittel können noch produziert werden wenn es nicht mehr genug düngemittel gibt? wieviele industrien werden kaputt gehen oder abwandern?
    in d gibt es nix was man mal eben aus dem boden budeln oder pumpen kann und international verkaufen. man ist mehr oder weniger in d und ganz europa darauf angewiesen materialien, rohstoffe und energie einzukaufen daraus mit viel hirnschmalz weltweit gefragte produkte zu erschaffen um leben und wohlstand zu finanzieren. hirnschmalz wird weniger, industrie wird vernichtet durch sanktionsscheisse und das saudämliche handeln was eben zu diesen energiepreisen führt – was soll den in einigen jahren noch übrig bleiben vom wohlstandseuropa ???

  8. Soso, man hat die Betreiber also dazu „verpflichtet“ die Speicher zu füllen.
    Und was passiert wenn sie es nicht tun? Gefängnis? Geldstrafe? Oder ein „Ohwee du böser, böser Bube, nächstes mal hältst du dich aber (bitte) an deine „Verpflichtung“?

    Aus dem verlinkten Spiegel-Artikel:
    „Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und die scharfen Sanktionen westlicher Staaten als Reaktion darauf gibt es Befürchtungen, dass Russland seine Gaslieferungen nach Europa komplett einstellt. “

    Also wenn WIR die Pipelines nicht betreiben und nichts einkaufen dann könnte RUSSLAND seine Lieferungen einstellen?

    NEIN! Doch! Oohh!

    Lustig auch das es laut Spiegel „Putins“ Gas ist.

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