Valdai-Club

Putin im O-Ton über die Sprengung der Nord Streams

Wie jedes Jahr hat Putin sich auch in diesem Jahr fast vier Stunden den Fragen der Teilnehmer des Valdai-Forums gestellt. Dabei ging es auch um die Sprengung der Nord Streams.

Wie jedes Jahr übersetze ich die in meinen Augen interessantesten Fragen und Putins Antworten, die ihm auf dem Valdai-Forum gestellt wurden. Der russische Präsident hat auch dieses Jahr wieder an der Podiumsdiskussion teilgenommen und stundenlang die Fragen der internationalen Experten beantwortet. Hier übersetze ich eine Frage über die Sprengung der Nord Streams.

Beginn der Übersetzung:

Grivatsch: Ich danke Ihnen für die Gelegenheit, eine Frage stellen zu können. Sie hat auch einen Forschungscharakter. Wir befassen uns mit den jüngsten Ereignissen im Gassektor.

Vor etwas mehr als einem Jahr wurden wir alle Zeugen eines unglaublichen, noch nie dagewesenen Akts des internationalen Terrorismus gegen europäische grenzüberschreitende kritische Infrastrukturen. Ich meine die Explosionen der Nord Streams.

Sie haben sich ausführlich zu diesem Thema geäußert, auch zur demonstrativen Fahrlässigkeit der europäischen Ermittler und Politiker bei der Bewertung dieser Situation. Wir können sagen, dass wir das Fehlen einer klaren Reaktion – einer Verurteilung dieser Tatsache – von Seiten der Führung, zum Beispiel von Bundeskanzler Scholz oder Präsident Macron, feststellen, obwohl die Unternehmen dieser Länder, direkt unter diesen Aktionen gelitten haben, da sie Aktionäre und Miteigentümer dieser Vermögenswerte und Co-Investoren dieser Projekte waren und sind.

Aber gleichzeitig sind in letzter Zeit zahlreiche „Leaks“ aufgetaucht, die direkt oder indirekt versuchen, die Schuld zuzuweisen: Angeblich kommen die Ermittlungen zu den Schlussfolgerungen, dass ukrainische Kameraden hinter diesen Taten stecken. In diesem Zusammenhang habe ich zwei Fragen an Sie.

Erstens: Gab es irgendeine Reaktion seitens dieser Herren – der politischen Persönlichkeiten, Ihrer europäischen Gegenüber – in direkten Kontakten, nicht in offiziellen Reden, da hat es sie meines Erachtens nicht gegeben, oder auf diplomatischem Weg?

Die zweite Frage: Welche Konsequenzen könnte und wird es geben, wenn die sogenannten europäischen Ermittlungen, die Untersuchungsorgane der europäischen Länder, die ukrainische Seite in irgendeiner Form für diese Ereignisse und Handlungen verantwortlich machen?

Putin: Als erstes möchte ich darauf hinweisen, dass der US-Präsident lange vor diesen Explosionen öffentlich gesagt hat, dass die USA alles tun würden, um die Lieferung russischer Energieträger nach Europa durch diese Pipelinesysteme zu stoppen. Er lächelte vielsagend und sagte: Ich werde Ihnen nicht sagen, wie es geschehen wird, aber wir werden es tun. Das war das erste.

Zweitens: Die Zerstörung dieser Infrastruktureinrichtungen ist natürlich ein Akt des internationalen Terrorismus.

Drittens: Trotz unserer Vorschläge und wiederholten Aufforderungen lässt man uns keine Ermittlungen anstellen.

Weiter: Es gibt keine Ergebnisse der Untersuchung und allem Anschein nach wird es auch keine geben.

Und schließlich muss man bei der Beantwortung der Frage, wer die Schuld trägt, immer auch die Frage beantworten, wer ein Interesse daran hat. Der amerikanische Energielieferant für den europäischen Markt hat natürlich ein Interesse daran. Die Amerikaner wollten das schon lange, und sie haben es erreicht. Durch wessen Hände, das spielt keine Rolle.

Es gibt noch eine andere Komponente in diesem ganzen Problem. Wenn jemals herausgefunden wird, wer es getan hat, muss er natürlich zur Rechenschaft gezogen werden. Das ist ein Akt des internationalen Terrorismus.

Aber eine Leitung von Nord Stream 2 ist noch vorhanden, sie ist unbeschädigt und kann 27,5 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa liefern. Es ist lediglich eine Entscheidung der Regierung der Bundesrepublik Deutschland. Mehr ist nicht nötig. Heute fällt die Entscheidung, morgen drehen wir den Hahn auf und das war’s – das Gas fließt. Aber sie tun es nicht, zum Nachteil ihrer eigenen Interessen, weil der Washingtoner Oberkommandierende es nicht zulässt.

Wir liefern weiterhin Gas über Turkish Stream nach Europa, und es hat den Anschein, dass ukrainische Terrorgruppen darauf abzielen, auch diese zu beschädigen. Unsere Schiffe bewachen die auf dem Grund des Schwarzen Meeres verlegten Pipelinesysteme, aber sie versuchen ständig, sie mit Hilfe von Drohnen anzugreifen, die unter direkter Beteiligung englischsprachiger Spezialisten und Berater vorbereitet werden. Wir hören es per Funk: Wo diese unbemannten Halbtaucherboote vorbereitet werden, hören wir englische Sprache, das ist für uns eine offensichtliche Tatsache. Wer dort am Ende das Sagen hat? Ziehen Sie Ihre eigenen Schlüsse.

Aber die Gaslieferungen gehen weiter, auch durch das Gebiet der Ukraine. Wir liefern durch das Territorium der Ukraine und zahlen übrigens Geld für diesen Transit. Ich habe bereits darüber gesprochen. Wir hören, dass wir Aggressoren sind, dass wir so und so und böse sind. Aber Geld stinkt anscheinend nicht, das Geld für den Transit bekommen sie, sie kassieren das alles ein.

Wir verhalten uns offen und transparent, wir sind bereit, zu kooperieren. Wenn sie nicht wollen, dann nicht. Wir werden die Menge des produzierten und verkauften Flüssigerdgases erhöhen. Wir werden es auf andere Märkte bringen. Wir werden dort neue Pipelinesysteme bauen, wo man unser Produkt haben möchte, wo es absolut wettbewerbsfähig ist und die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaften der Länder steigert, in die unser Produkt geht.

Was die Ermittlungen angeht, so werden wir sehen. Am Ende wird man die Wahrheit nicht verstecken können. Am Ende wird klar, wer es getan hat.

Lukjanow: Wladimir Wladimirowitsch, Sie haben selbst den Transit durch die Ukraine erwähnt. Ein Teil unserer Öffentlichkeit versteht das nicht: Warum tun wir das? Warum bezahlen wir ihnen Geld?

Putin: Wir zahlen Geld, weil die Ukraine das Transitland ist, und wir liefern nur deshalb Transit durch die Ukraine, weil wir unsere vertraglichen Verpflichtungen gegenüber unseren Geschäftspartnern in Europa erfüllen.

Lukjanow: Aber das stärkt die Verteidigungskapazitäten unseres Gegners.

Putin: Aber es stärkt auch unsere finanzielle Situation – wir bekommen ja Geld dafür.

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

5 Antworten

  1. „Putin: Als erstes möchte ich darauf hinweisen, dass der US-Präsident lange vor diesen Explosionen öffentlich gesagt hat, dass die USA alles tun würden, um die Lieferung russischer Energieträger nach Europa durch diese Pipelinesysteme zu stoppen. Er lächelte vielsagend und sagte: Ich werde Ihnen nicht sagen, wie es geschehen wird, aber wir werden es tun.Das war das erste. “
    Und unser Bundeskanzler stand grinsend und ohne mit der Wimper zu zucken daneben.
    Das war das zweite.

  2. “ Wir hören es per Funk: Wo diese unbemannten Halbtaucherboote vorbereitet werden, hören wir englische Sprache, das ist für uns eine offensichtliche Tatsache. Wer dort am Ende das Sagen hat? “

    Und wer da das sagen hat, hat es erst recht in der Ostsee, wo Russland die Pipelines leider nicht militärisch bewachen konnte, weil NATO-Terroristenzone!

  3. Hmm , ich halte die Behauptung von Grivatsch , „Wir wären alle Zeugen“ , als sehr schwierig .
    Wir Alle waren keine Zeugen , die Geschichte wurde Uns von den Medien verpasst , Niemand von Uns verfügt über genaue Belege was da wegen Nord Stream wirklich passiert ist .
    Seit über einem Jahr wird spekuliert und nur ein enger Kreis weiß was da wirklich passiert ist , das macht Uns nicht zu Zeugen .

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