Radikalen Islamisten in Afghanistan Kopfgelder für getötete Soldaten zahlen? Das gab es doch schon mal…

Die USA werfen Russland vor, den Taliban Kopfgelder für getötete US-Soldaten zu zahlen. Offensichtlich schließen die USA da von sich auf andere, denn so etwas hat es schon mal gegeben, nur eben umgekehrt. Und zwar auch in Afghanistan.

Im ersten Afghanistan-Krieg, als die Sowjetunion gegen die Mudschaheddin kämpfte, haben die USA die Mudschaheddin unterstützt, aus denen dann später Taliban, Al-Qaida und andere islamistische Extremisten bis hin zum IS hervorgegangen sind. Ohne diese US-Unterstützung, bei der die CIA in der Operation Cyclone die Islamisten mit fast 10 Milliarden Dollar unterstützt hat, würde es den islamistischen Terror unserer Tage gar nicht geben.

Übrigens ist auch die in den Medien verbreitete Geschichte, die Sowjetunion sei einfach so in Afghanistan einmarschiert, gelogen. Das wissen wir heute, weil die damals Verantwortlichen längst ganz offen zugegeben haben, dass die USA die Islamisten schon vorher unterstützt haben, in der Hoffnung, die Sowjets würden gegen diese Gefahr an ihrer Südgrenze militärisch vorgehen. Die USA wollten den Sowjets ihr Vietnam bereiten, was ja auch gelungen ist. Die Details finden Sie hier.

Die CIA und der pakistanische Geheimdienst

Der US-Jounalist George Crile hat 2003 das Buch „Charlie Wilson’s War: The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History“ herausgebracht. Später wurde auf Basis des Buches die Politsatire „Der Krieg des Charlie Wilson“ gedreht, die aber mit dem Buch und der geschichtlichen Wahrheit nicht allzu akkurat umgegangen ist.

Crile hat an dem Buch knapp 15 Jahre gearbeitet und hatte nicht nur gute Kontakte in Washington, sondern auch in Afghanistan. In seinem Buch beschreibt Crile die Unterstützung der Mudschaheddin detailliert. Da die CIA sich nicht direkt die Hände schmutzig machen wollte, hat sie den pakistanischen Geheimdienst ISI zwischen sich und die Mudschaheddin geschaltet. Crile schreibt dazu in seinem Buch:

„Weil ISI-Ausbilder im Wesentlichen Blutsbrüder der Afghanen waren, waren sie mehr als bereit, Dinge zu tun, die für die Amerikaner politischer Selbstmord gewesen wären. Zum Beispiel schreckten sie nicht vor Sabotage und Mord zurück. Im Gegensatz zu ihren amerikanischen Kollegen konnten sie sogar Belohnungen für Schläge gegen Ziele ausloben, die am wertvollsten schienen.
(…)
ISI-Offiziere argumentierten ohne jede Verlegenheit, wie wertvoll es war, selektiv zu töten. Sie gingen davon aus, dass Krieg eben Krieg sei, und versuchten, die Mudschaheddin davon zu überzeugen, dass die Tötung bestimmter Feinde wichtiger sei, als die Tötung anderer. Sie erklärten ihren afghanischen Untergebenen fleißig, wie man einen sowjetischen General oder Kommandeur identifiziert: Sie beschrieben, wo er sich normalerweise in einer Gruppe von Soldaten befindet oder wo er sich in einem Konvoi befindet, der sich von einem Stützpunkt zu einem anderen bewegt. So war es für einen afghanischen Kämpfer einfacher zu entscheiden, auf wen er zuerst schießen sollte, wenn er nicht nur wusste, wer der General war, sondern auch wusste, dass die Belohnung, die er in Peshawar erhalten würde, umso größer war, je höher der Dienstgrad der getöteten sowjetischen Offiziere war.“

Bodycount

Natürlich war man in Washington darauf bedacht, sich nicht selbst die Hände schmutzig zu machen, denn ein direkter Mordaufruf gegen und Kopfgelder auf sowjetische Soldaten hätte zu einer unkontrollierbaren Eskalation zwischen den Atommächten führen können. Der vor Ort für die Operation zuständige CIA-Offizier Gustav (Gust) Avrakotos war deshalb sehr vorsichtig, wie Crile in seinem Buch schrieb:

„Avrakotos achtete darauf, dass die CIA niemals mit einer solchen Aktion in Verbindung gebracht wird: Das wäre eine politische Zeitbombe gewesen. Allerdings war die Vernichtung von Russen das Ziel der gesamten Operation, und er sorgte dafür, dass jeder Mord als sein Verdienst angesehen wurde.“

Zu diesem Zweck wurde- ähnlich wie zuvor in Vietnam – ein Bodycount geführt, also eine Zählung der mit Hilfe der US-Unterstützung ermordeten Sowjetsoldaten. Um zuverlässige Zahlen zu bekommen, stimmte Avrakotos

„der Idee zu, die ermordeten Soldaten durch die Anzahl der eroberten Gürtelschnallen zu zählen. Und er war furchtbar angetan von den Belohnungen, die die Pakistaner im Austausch für diese Trophäen anboten: Bargeld, Waffen, manchmal sogar Alkohol – eben das, was sich der jeweilige „afghanische“ Kommandant oder Militant wünschte. Avrakotos sorgte dafür, dass jeder Getötete erfasst wurde, und die Zählungen wurden in die streng geheimen Berichte für die politische Führung der Vereinigten Staaten aufgenommen, deren Unterstützung er brauchte.“

Die USA sind – wie jedes Land – ein Kind ihrer Geschichte. Kopfgelder und Skalps (hier in Form von Gürtelschnallen) als Trophäen haben in dem Land Tradition. In Russland allerdings nicht.

Übrigens setzte Crile das Wort „afghanische“ bewusst in Anführungsstriche, denn mit dem Geld der USA waren militante Islamisten aus der gesamten arabischen Welt angeworben worden und sie stellten die Mehrheit der Mudschaheddin. Es war also sehr vergleichbar mit dem IS in Syrien.

Russische Kopfgelder?

Die Taliban kämpfen seit 2001 gegen die USA und ihre Verbündeten von der Nato und sie taten und tun das aus Überzeugung, ohne dass sie dafür irgendjemand bezahlen musste. Selbst wenn wir einmal annehmen, dass die Russen sich über in Afghanistan getötete Soldaten freuen sollten, warum aber sollten die Russen so doof sein und Kopfgelder für etwas bezahlen, was die Taliban auch ohne russische Hilfe hochmotiviert tun?

Aber außer den Medien behauptet ja auch niemand, dass Russland den Taliban Kopfgelder angeboten hätte. Die US-Geheimdienste haben die Meldung zwar bekommen, aber sie als unglaubwürdig abgetan, weshalb übrigens Trump darüber auch nicht unterrichtet wurde. Über die Fakten, wer wie darauf reagiert hat und was die Medien daraus gemacht haben, können sie hier mehr erfahren.

Fakt ist jedenfalls, dass es für den Hype um die angeblichen russischen Kopfgelder keine Belege gibt, sondern nur einen Artikel der New York Times, der keinerlei Quellen nennt, auf den sich nun aber alle „Qualitätsmedien“ berufen. Für die Demokraten in den USA ist die Geschichte sogar schon wieder ein Grund, neue und sehr harte Sanktionen gegen Russland zu fordern.

Anscheinend schließt man in den USA gerne von sich auf andere, denn bisher sind es doch die USA, die laufend auf alle möglichen Feinde Kopfgelder aussetzen, und nicht die Russen.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

7 Antworten

  1. die dürfen das, das sind ja die Guten.
    Mich kotzt diese ständige Propaganda-Lügerei der USA und unser Bashing gegen Russland und China und auch gegen Trump nur noch an.
    Die USA lügen seit 50 Jahren, immer wieder, Vietnam, Libyen, Irak, usw. usw., ist deren Regierungs- und Handlungsgrundlage, nennt man dann „Auslegungshoheit“.

    1. Nein, die USA dürften seit ihrer Gründung lügen, das scheint dort Staatsräson zu sein. Nur zwei Beispiele dafür. Du wirst dich doch sicher an deine Kindheit und diverse Indianerfilme erinnern? Und was der „Große Weiße Vater in Washington“ den Indianern so alles versprochen hat? 1898 sank das Kriegsschiff Maine nach einer Explosion im Hafen von Havanna. Die Umstände wurden nie geklärt, aber danach begann der Spanisch-Amerikanische Krieg und Spanien war Cuba und die Philippinen los!

  2. Es erschreckt mich immer wieder wie Menschen völlig ohne Not bzw. ohne konkrete Bedrohung für ihr eigenes Leben, es vermögen andere Menschen umzubringen oder -noch perdider- umbringen zu lassen. So viel Leid und Elend und wahrscheinlich haben die wegen ihrer Taten noch nicht mal schlafllose Nächte. Geht das überhaupt ohne eine sozio- oder psychopathische Persönlichkeit?
    Ich weiß durchaus, dass ein Mechanismus dahinter die Entmenschlichung des Gegners ist, aber ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass unsere Apparate tatsächlich eher die wirklichen Mörder in entscheidende Positionen bringen und sie auch ohne Entmenschlichung willfährig oder beiläufig töten können.

  3. Das Problem beginnt bereits damit, daß man das was die UdSSR dort gemacht hat, als „Krieg“ bezeichnet, und es so mit dem, was der Westen da treibt, gleichsetzt.

    Im Grunde hat die UdSSR damals das getan, was heute die RF in Syrien tut.
    Allerdings war sie mit einem zusätzlichen Problem konfrontiert, nämlich diesem „kommunistischen“ Umsturz 1978.
    Der hat denen überhaupt nicht in den Kram gepaßt.

    Um das zu verstehen, muß man sich aber von einigen Narrativen dieses freiheitlich-demokratischen Welt – und Geschichtsverständnises verabschieden.

    Man muß halt wissen, daß die Beziehungen zwischen beiden Ländern stets jedenfalls pragmatisch bis sehr gut waren, und das bereits seit den 20iger Jahren, als beide Länder die jeweils die ersten waren, die sich wechselseitig diplomatisch anerkannten – da hatte Afghanistan noch einen König und der Staat war ganz „neu“.

    Die UdSSR hat auch schon vor 1978 unter der bürgerlichen Regierung massiv Entwicklungshilfe in das Land gepumpt – sicher spielte da auch eine Rolle, an der Südgrenze Ruhe zu haben.

    Die Hintergründe dieses Umsturzes 1978 versteht man, wenn man sich die weltpolitische Lage in den 70iger Jahren vor Augen führt.
    Die war ganz entscheidend vom Ausgang des Vietnamkrieges und er damit einher gehenden Krise des Westens, die zwar auch eine ökonomische, aber vor allem eine moralische, insbesondere der U.S.A., war.

    Es besteht ja immer noch die Auffassung, der KGB wäre da um die Welt gezogen, um „kommunistische“ Revolutionen anzuzetteln. Das ist einfach Blödsinn.
    Die UdSSR hat selbstverständlich jede Regierung unterstützt, die Ihr jedenfalls nicht feindlich gesinnt war. Und da haben wir sie eben nicht „verrecken“ lassen, allerdings damit sicher auch einige recht „unappetitliche“ Erscheinungen in Kauf genommen.

    Der Umsturz in Afghanistan war gerade deshalb so problematisch, weil er unter diesen Gesichtspunkten für die UdSSR nicht nur keinen Sinn ergab, sonder im Gegenteil Unruhe brachte, weil man dort ebensowenig „Kommunismus“ etablieren konnte, wie man heute eine „Demokratie“ nach westlichem Vorbild errichten kann – denn die Völker sind eben noch nicht soweit, es fehlt an einem entsprechenden „gesellschaftliche und historischen Bewußtsein“.

    Das wußten wir, nur entgegen anders lautender Annahmen, kann man soziale Entwicklungen und Strömungen in den verschiedenen Länder kaum steuern, mit etwas Glück allenfalls beeinflussen – „kaufen“ kann man sie allerdings fast immer.

    Es gab damals auch die Vermutung, daß da doch Beziehungen der Umstürzler zu diversen Diensten des Westens bestehen könnten – gefunden hat man dazu nichts, was recht wenig besagt.
    Das ganze ist auch nicht so abwegig, denn die U.S.A. haben mit „Kommunismus“ überhaupt kein Problem, wenn sie ihn instrumentalisieren können – siehe China in den 70iger und 80iger Jahren, siehe Pol Pot.

    1. „…
      Der frühere britische Diplomat und Autor des Buches „Afgantsy” (2011), Rodric Braithwaite, berichtete (rus) auf einer Lesereise, dass er von der starken Bindung zwischen den sowjetischen Soldaten und der afghanischen Zivilbevölkerung überrascht gewesen sei. „Die Soldaten hatten enge Beziehungen zu den Menschen im Land, zu Bauern, Geschäftsleuten, Mullahs. Als ich in Afghanistan war, habe ich den Leuten dort die Frage gestellt, wann es ihnen besser gegangen sei: Jetzt oder damals unter den Russen. Alle hielten dies für eine dumme Frage, da die Antwort für sie klar auf der Hand lag: Besser ging es ihnen unter den Russen.”
      …“
      https://de.rbth.com/geschichte/81566-mythen-afghanistan-krieg-sowjetische-truppen

  4. https://www.rubikon.news/artikel/am-hindukusch-wird-die-ard-verteidigt

    „…Verena Tobler, Züricher Sozio- und Ethnologin, …,seinerzeit für die UNO und für die schweizerische Humanitäre Hilfe in Pakistan (in einer Epoche, in der von dort aus die afghanischen „Mujaheddin“ von den Saudis und den USA massiv unterstützt wurden in ihrer Guerilla gegen die Sowjets), schrieb in einer E-Mail über die Entwicklungshilfeleistungen der Sowjetunion an Afghanistan:

    „Wasserversorgung, Gesundheitszentren, Mädchenbildung, Frauenbefreiung etc. Von einer Mehrheit der Bevölkerung begrüßt und gutgeheißen … Was jedoch die meisten Sozialisten übersehen haben: Es existierte kein Bevölkerungssegment, mit dem man hätte durchführen können, was man als Revolution bezeichnen könnte. Hingegen gab es jenen ländlichen, traditional bzw. vormonetär organisierten Teil der Bevölkerung, mit dem eine Konterrevolution zu machen war….
    Die Russen marschierten am 25. Dezember 1979 ein, nachdem in Herat 40 russische Lehrer und Experten getötet – geteert und gefedert! – worden waren. Ein Racheakt der „Konterrevolutionäre“ gegen die Regierung in Kabul, die das landesweite Schulobligatorium für Mädchen beschlossen hatte und damit begann, Alphabetisierungskurse für Frauen zu organisieren. Racheakte, welche in der Folge die Aufmerksamkeit der USA erregten und die schließlich von dem, was mir persönlich als das dümmste und arroganteste Imperium der Nachkriegszeit vorkommt, blindwütig unterstützt wurden. Zuerst nur mit Dollars, Waffen und Logistik. Später dann lösten die USA sowie die NATO und ihre Verbündeten die Russen ab. […]“ (7)
    http://www.kernkultur.ch/resources/Artikel/DieTalibanverstehenNZZ.pdf
    http://www.kernkultur.ch/resources/Artikel/Krieg-der-KulturenVHS.pdf .
    …“

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