Wurde Navalny vergiftet? Die bekannten Fakten und ein Vergleich über die Berichte in Russland und Deutschland

Für Politik und Medien in Deutschland steht fest: Navalny wurde vergiftet. Wie diese Feststellung in den Medien entstanden ist, ist ausgesprochen bemerkenswert und interessant. Interessant ist auch, mit welchen Mitteln in den Medien von dem abgelenkt wurde, was in Russland dazu erklärt wurde.

Nachdem Navalny in Russland krank geworden ist, war man sich in Deutschland sofort sicher: Er ist vergiftet worden. Es ist faszinierend, wie schnell sich Politik und Medien sicher sind, wenn es darum geht, Russland wegen etwas zu beschuldigen. Wie sehr hier mit zweierlei Maß gemessen wird, wird deutlich, wenn man sich an den Mord von Khashoggi erinnert, bei dem Politik und Medien lange zum Abwarten gedrängt haben, bis etwas erwiesen wäre. Und als es dann unbestreitbar bewiesen war, da hat niemand ernsthaft nach Sanktionen gegen Saudi-Arabien geschrien, als Feigenblatt wurde lediglich ein Exportstopp für Rüstungsgüter beschlossen, der jedoch so viele Ausnahmen hatte, dass die Waffenlieferungen an Saudi-Arabien ungestört weitergehen konnten.

Die Fakten

Die Charite hat in einer Pressemitteilung erklärt:

„Die klinischen Befunde weisen auf eine Intoxikation durch eine Substanz aus der Wirkstoffgruppe der Cholinesterase-Hemmer hin. Die konkrete Substanz ist bislang nicht bekannt und es wurde eine weitere breitgefächerte Analytik initiiert. Die Wirkung des Giftstoffes, d.h. die Cholinesterase-Hemmung im Organismus, ist mehrfach und in unabhängigen Laboren nachgewiesen.“

Ich habe am Freitag in einem Interview, das dann jedoch nicht veröffentlicht wurde, bereits vorhergesagt, dass es genau so kommen würde: Die Charite findet nichts, aber sie wird auf etwas „hindeuten“. Und das wird Medien und Politik in Deutschland bereits ausreichen, um Russland eines versuchten Giftmordes zu beschuldigen. So habe ich es am Freitag gesagt und so ist es am Montag auch gekommen.

Das hat System, wenn man sich die Fälle der Vergangenheit anschaut. Vor zwei Jahren war es das gleiche Spiel mit einem Mitglied von Pussy Riot, vor einem Jahr wurde ein allergischer Schock, den Navalny hatte, bereits als angeblicher Giftanschlag durch die westlichen Medien getrieben und im Fall von Skripal war (und ist) die Beweisführung der britischen Regierung so schwach, dass die westlichen Medien sie nie im Original gezeigt haben. Das haben die russischen Medien jedoch getan, als die britische Botschaft in Moskau sie der Öffentlichkeit präsentiert hat. Die sechsseitige Powerpoint-Präsentation der Briten von damals ist ausgesprochen lesenswert und wäre wirklich lustig, wenn das Thema nicht so ernst wäre. Sie finden Sie hier.

Man muss sich also fragen, sind die Russen wirklich zu blöd, jemanden so zu vergiften, dass er auch daran stirbt? Oder war es jemand anders? Oder waren es am Ende keine Vergiftungen, sondern es gab andere Gründe?

Aber zurück zu den Fakten. Die Erkenntnisse der deutschen Charite, die nun von Medien und Politik zu einem Skandal aufgeblasen werden, sind nicht neu. Sie decken sich exakt mit denen, die die Russen schon letzte Woche gemeldet haben, als Navalny vor seinem Abtransport nach Deutschland in Omsk behandelt wurde. Die russischen Ärzte haben die exakt gleichen Testergebnisse und Symptome gemeldet, wie sie nun von der Charite verkündet wurden.

Der Unterschied ist, dass die Russen bei den Fakten geblieben sind, während die Charite Spekulationen veröffentlicht hat. Die Fakten sind die Symptome, die Gründe für diese Symptome sind aber unbekannt und es kommen weit mehr Erklärungen in Frage, als nur eine Vergiftung. Und das sagt die Charite ja auch, wenn man genau liest, denn sie sagt die Wirkung sei nachgewiesen worden – die Charite meldet also die Symptome – und schließt daher auf einen Giftstoff als Grund, den sie aber gar nicht gefunden hat.

Es ist also gar nicht bekannt, wo die Symptome herrühren, es ist reine Spekulation. Aber für Politik und Medien steht bereits alles fest: Die Russen waren´s.

Wie gesund ist Navalny?

In den Medien wird immer wieder behauptet, Navalny sei kerngesund. Und als Beleg werden eine Reihe von Ärzten zitiert, die Navalny seit Jahren behandeln. Wenn jemand aber kerngesund ist, warum ist er dann zum Beispiel seit sieben Jahren bei einem Kardiologen in Behandlung, wie man unter anderem im Spiegel erfahren konnte und worüber ich vor einigen Tagen berichtet habe?

In Russland wird Navalny auch mit Kokain in Verbindung gebracht. Das wurde nicht in seinem Blut gefunden, das sei gleich vorweg gesagt. Aber die Charite könnte – um diese Gerüchte zu entkräften – seine Haare analysieren, denn in einem Haar ist Kokain auch noch nachweisbar, wenn man es vor Wochen konsumiert hat. Abwegig sind diese Gerüchte nicht, denn Navalny steht in engem Kontakt mit Pussy Riot und feiert mit denen auch gerne mal wilde Partys und der Drogenkonsum von Pussy Riot ist kein Geheimnis. In ihrem „Programm“ fordern sie sogar die totale Freigabe aller Drogen in Russland.

In Russland gibt es auch Gerüchte, Navalny habe Diabetes. Das sind Gerüchte, aber die Charite könnte ja mal Informationen über seine Vorerkrankungen veröffentlichen. Das wird allerdings nicht passieren, da die Familie von Navalny entscheidet, welche medizinischen Informationen an die Öffentlichkeit dürfen und welche nicht. Das ist natürlich verständlich, nur sollte man entweder alles offenlegen oder alles aus Gründen des Datenschutz vertraulich behandeln. Wenn aber Informationen selektiv freigegeben werden, dann ist der Manipulation Tür und Tor geöffnet.

In Russland wurde gemeldet, Navalny habe in den ersten Blutuntersuchungen 0,2 Promille Alkohol im Blut gehabt. Außerdem sei Koffein in seinem Blut nachgewiesen worden, ansonsten jedoch nichts anderes.

Um zu verstehen, was mit Navalny passiert ist, wäre es also wichtig, seinen allgemeinen Gesundheitszustand zu kennen. Darüber werden aber keine Angaben veröffentlicht, nur seine behandelnden Ärzte werden in der Presse mit Aussagen zitiert, der Mann sei kerngesund. Nur warum hat ein kerngesunder Mann eine ganze Armee behandelnder Ärzte?

Woher hatten der Spiegel so schnell die Informationen?

Die Charite hat am Montag um 16.22 Uhr einen Tweet veröffentlicht, in dem sie ihre Erklärung über die Untersuchungsergebnisse mitgeteilt hat. Wann die Pressemitteilung online gestellt wurde, ist nicht ersichtlich, aber man darf vermuten, dass das zeitgleich geschehen ist, denn warum sollte man mit dem Tweet Stunden warten? (Anmerkung: Sollte in dem Tweet hier im Artikel 17.22 Uhr als Uhrzeit angezeigt werden, dann liegt das daran, dass ich in Russland lebe und es bei mir zu dem Zeitpunkt eine Stunde später war)

Der Spiegel hat dann sofort über die Ergebnisse berichtet. Und mit „sofort“ meine ich auch sofort. Der Spiegel-Artikel darüber ist bereits um 16.23 Uhr online gegangen, nur eine Minute später. Und der Artikel war lang, er hatte elf Absätze und er hat detailliert über die Cholinesterasehemmer und so weiter berichtet.

Wie kann das sein? Wie kann der Spiegel schon eine Minute nach der Veröffentlichung des Tweets der Charite einen ausführlichen Artikel über etwas schreiben, was zwei Minuten zuvor außerhalb der Charite niemand wusste?

Was Politik und Medien daraus gemacht haben

Die Bundesregierung hat schon Stunden zuvor mitgeteilt, dass Navalny mit „einer gewissen Wahrscheinlichkeit“ vergiftet wurde. Auch hier also schon eine Vorverurteilung, bevor es irgendwelche Untersuchungsergebnisse gab. Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang gerne an die ausweichenden Antworten der Regierung, als Khashoggi zerstückelt worden ist und wie sehr die Regierung laviert hat, um nur ja kein böses Wort über Saudi-Arabien zu sagen. Der Unterschied springt ins Auge.

Aber dann wurde es am Montag interessant. Wie gesehen hat der Spiegel um 16.23 Uhr gemeldet, es gäbe „Hinweise“ auf eine Vergiftung. Keine drei Stunden war das für den Spiegel schon eine erwiesene Tatsache, denn um 18.45 Uhr lautete die Überschrift des nächsten Spiegel-Artikels dazu bereits: „Reaktionen auf Nawalnys Vergiftung – „Schockierend und eine abstoßende Politik der russischen Führung“

Und richtig abstrus wurde es um 22.22 Uhr, als der Spiegel in einem weiteren Artikel titelte „Im Fall Nawalny – Russische Ärzte fanden nach eigenen Worten keinen Cholinesterase-Hemmer“ und den Eindruck erweckte, die russischen Ärzte würden etwas vertuschen. Dabei ist die Wahrheit, dass die Charite selbst auch keinen Cholinesterase-Hemmer gefunden hat, sondern in ihrer Pressemitteilung davon gesprochen hat, die Symptome eines solchen Mittels gefunden zu haben, aber nicht das Mittel selbst. Und exakt das gleiche hatten die russischen Ärzte schon Tage zuvor gemeldet. Aber in der Einleitung des Spiegel-Artikels klang es so:

„Anders als die deutschen Kollegen will der Cheftoxikologe in Omsk keine Vergiftung bei Alexej Nawalny festgestellt haben. „Das Ergebnis war negativ“, so zitieren ihn russische Nachrichtenagenturen.“

Das ist nun schon wirklich dreist vom Spiegel, denn die Charite hat ja auch keine Vergiftung festgestellt, sie spricht von Hinweisen darauf. Aber diese Hinweise können auch auf andere Gründe, als eine Vergiftung, hinweisen. Die Charite hat ausdrücklich keine Vergiftung gemeldet, auch wenn der Spiegel hier wahrheitswidrig etwas anderes suggeriert. Und auch die Ärzte der Charite würden auf die Frage, ob sie eine Vergiftung festgestellt haben und nach einer Substanz gefragt würden, antworten: „Das Ergebnis war negativ.“ Das schreibt die Charite ja selbst in ihrer Pressemitteilung: Eine „konkrete Substanz“ wurde bisher nicht gefunden, das bedeutet, dass alle Tests negativ waren.

Was der Spiegel hier macht, ist seine Leser vorsätzlich zu desinformieren.

Die russische Reaktion…

In Russland ist die Regierung sicherlich nicht überrascht über die Schmutzkampagne aus Deutschland, daran dürfteman nach all den Jahren gewöhnt sein. Dennoch gibt es natürlich russische Reaktionen. Die Nachrichtenagentur Interfax hat über die Erklärungen von Kremlsprecher Peskow berichtet, die dieser vor der Presse abgegeben hat. Da der Spiegel darüber berichtet hat, habe ich den Interfax-Artikel übersetzt, damit wir uns zuerst anschauen können, was Peskow gesagt hat und das dann damit vergleichen können, wie der Spiegel darüber berichtet hat.

Beginn der Übersetzung:

Der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow hält Gespräche darüber, der Oppositionsführer Navalny sie eindeutig vergiftet worden, für übereilt und falsch.

„Wir verstehen nicht, aus welchem Grund unsere deutschen Kollegen es so eilig haben, das Wort Vergiftung zu verwenden. Diese Version gehörte zu den ersten, die von unseren Ärzten in Betracht gezogen wurden, aber die Substanz ist noch nicht identifiziert“, sagte er bei einer Pressekonferenz am 25. August.

Ihm zufolge „ist die medizinische Analyse unserer und der deutschen Ärzte exakt die gleiche, nur die Schlussfolgerungen sind unterschiedlich.“

„Vielleicht haben die Deutschen noch irgendwelche Daten. In diesem Zusammenhang sind unsere Ärzte bereit, die Proben der ersten Tests zur Verfügung zu stellen, um die deutschen Kollegen zum Austausch von biologischem Material einzuladen“, versicherte der Sprecher.

Der Kreml sieht in der Stellungnahme der Berliner Klinik „Charite“ nichts Neues über mögliche Ursachen für die starke Verschlechterung der Gesundheit Navalnys.

„Hier sollte kein Platz für laute und leere Erklärungen sein. Es ist notwendig, in Ruhe zu analysieren, was hier mitgeteilt wurde“, sagte Peskow. „Wir haben in der Erklärung noch nichts Neues erfahren. Wir haben uns extra an unsere Ärzte gewandt und sie gefragt, wie wir das Schriftstück aus professioneller Sicht einschätzen können.“

„Fakt ist, dass die Tatsache des reduzierten Gehalts an Cholinesterase von unseren Ärzten im Krankenhaus in Omsk in den ersten Stunden festgestellt wurde“, erinnerte der Sprecher und fügte hinzu, dass das Atropin, das die Deutschen zur Behandlung wählten, Navalny in der ersten Stunde seines Aufenthaltes auf der Intensivstation verabreicht wurde.

„Die Verringerung des Cholinesterasespiegels ist aus einer Vielzahl von Gründen möglich: Es ist bei der Einnahme von Medikamenten möglich, das gilt für verschiedene Medikamente. Das heißt, Medikamente senken den Cholinesterasespiegel“, fuhr Peskow fort. „Es ist sehr wichtig herauszufinden, was die Verringerung des Cholinesterasespiegels verursacht hat. Weder unsere Ärzte, noch die Deutschen konnten diese Ursache bisher feststellen. Zumindest ergibt sich das aus den Aussagen der deutschen Kollegen und unserer Ärzte. Es gibt keine Substanz, leider kann sie nicht festgestellt werden, die Tests zeigen sie nicht an.“

„Mein deutscher Kollege (Anm. d. Übers.: Gemeint ist Merkels Sprecher Seibert) fing sofort an, über die Möglichkeit einer Vergiftung zu sprechen. Wir können dem nur teilweise zustimmen, denn er hätte auch sagen müssen, dass es auch noch eine zweite, dritte und vierte Möglichkeit gibt. Das sind alles Möglichkeiten, die von unseren Ärzten geprüft wurden, nur über eine Möglichkeit zu sprechen, halten wir zum jetzigen Zeitpunkt für falsch“, so Peskow weiter.

Für strafrechtliche Untersuchungen darüber, was mit Nawalny passiert ist, „muss es einen Grund geben“, sagte Peskow. Ihm zufolge müssen die Ärzte zuerst die Substanz finden, um festzustellen, was diesen Zustand verursacht hat.

„Bisher wissen wir nur, dass der Patient im Koma liegt“, sagte der Sprecher.

Peskow wusste nicht, dass der Oppositionelle überwacht wurde, worüber die eine russische Zeitung berichtet hat. In diesem Zusammenhang forderte er dazu auf, „den Aussagen der Quellen gegenüber weise zu sein und sich doch lieber auf offizielle Informationen zu konzentrieren“

Auf die Frage, ob der Präsident einen Bericht erhalten habe, dass eine solche Überwachung durchgeführt werden könne, sagte er: „Ich weiß nicht, ob eine Überwachung durchgeführt wird und wenn ja, von wem, warum und so weiter. Aber es gibt die Geheimdienste und Sie können sich an die wenden.“

„Wir haben keinen Grund, uns damit zu befassen, wir sehen keinen Grund, dies zu tun. Jetzt geht es vor allem darum, dass dem Patienten geholfen wird, sich zu erholen, und wir hoffen, dass die Bemühungen der Ärzte Wirkung zeigen“, fügte Peskow als Antwort auf die Frage hinzu, ob der Kreml herausfinden wolle, ob der Oppositionelle überwacht wird.

Auf die Frage, wodurch, nach Peskows Meinung, Navalny für Russland eine Gefahr darstellt, antwortete er: „Es gibt keine Gefahr. Welche Gefahr? Ich kann nichts über die Überwachung sagen.“

Journalisten erinnerten Peskow daran, dass Navalnys Anhänger den Kreml und Wladimir Putin persönlich für die Vergiftung des Politikers verantwortlich gemacht haben.

„Wir können die von Ihnen erhobenen Vorwürfe nicht ernst nehmen. Diese Anschuldigungen können nicht wahr sein“, antwortete der Sprecher des Präsidenten und nannte solche Anschuldigungen „leeren Lärm“. „Wir beabsichtigen nicht, das ernst zu nehmen“, fügte er hinzu.

Laut Peskow wurde Putin über Nawalnys Zustand während des Gesprächs mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinisyo informiert, aber der russische Präsident gab keine Anweisungen, um seinen Transport ins Ausland zur Behandlung sicherzustellen.

„Dieses Thema wurde angesprochen. Es wurde nicht diskutiert, es wurde angesprochen. Das ist kein Thema für Verhandlungen, aber es wurde erwähnt“, sagte Peskow. „Welche Anweisungen sollte er (Putin) geben? Sollte er die Ärzte anweisen, den Patienten zu behandeln? Sollte er die Ärzte anweisen, seinem Transport zuzustimmen? Nein, das hat er nicht getan, die Ärzte brauchen die Anweisungen des Präsidenten nicht.“

Er erinnerte daran, dass russische Ärzte um das Leben Nawalnys gekämpft haben, „sein Leben vielleicht gerettet“ hätten und daran, dass andere Behörden „alle formalen Probleme so schnell wie möglich gelöst haben, als Ausnahme, und unter Berücksichtigung der schwierigen Situation und des Wunsches seiner Frau, ihn möglichst nach Deutschland zu bringen“.

„Es gab keine Anweisungen des Präsidenten, sie wurden nicht gebraucht. Das System selbst funktioniert hervorragend“, so Peskow abschließend.

Peskow wurde gefragt, wie sehr es der Kreml für notwendig hält, eine besondere Haltung gegenüber „Verbrechen gegen Regimekritiker, Morde oder versuchte Morde gegen diejenigen, die als Oppositionelle oder Kremlkritiker bezeichnet werden“, zu zeigen.

„Hier sehe ich keine Tendenz zu Morden, die in verschiedenen Ländern der Welt an denjenigen stattfinden, die den russischen Präsidenten kritisieren. Das ist nicht so. Ich kann dem nicht zustimmen, dass dies eine Art Tendenz ist“, sagte er.

Im Zusammenhang mit der Situation mit Navalny wurde er gefragt, wie der Kreml die Ergebnisse der Untersuchungen der „Vergiftung von Vladimir Kara-Murza“, die Vergiftung von Petr Wersilow, Mitglied von Pussy Riot und Herausgeber von „Mediazona“, einschätzt und ob Putin „persönlich zufrieden oder unzufrieden mit der Art und Weise ist, wie solche Vorfälle in der Vergangenheit gelaufen sind“.

„Zunächst einmal wissen Sie und ich nicht, ob wir über Vergiftungen sprechen. Sie erwähnen gewisse Vorfälle, die in anderen Ländern stattgefunden haben“, antwortete der Sprecher.

Er kenne die Ergebnisse von Wersilows Untersuchung nicht und wisse nicht, „ob es eine Vergiftung war und ob er vergiftet wurde“.

„Sehen Sie, es gibt jeden Tag in jedem Land der Welt viele Vergiftungen. Und auch hier, aber wenn wir über einen bestimmten Fall sprechen, müssen wir immer auch mit genauen Informationen arbeiten. Ich habe diese Daten nicht. Wenn Sie sie haben, dann teilen Sie sie mir mit“, schlug Peskow vor.

Auch der Mord an dem Oppositionellen Boris Nemzow wurde in dem Gespräch erwähnt. „Das ist eine schreckliche Tragödie. Sie kennen alle Ermittlungsmaßnahmen“, sagte Peskow.

Ende der Übersetzung

… und was die Medien daraus machen

Wir sehen also, dass sich der Kremlsprecher der Presse gestellt hat und dabei eine Menge unangenehmer Fragen gestellt wurden und dass in Russland darüber auch berichtet wird. Deutsche Medien hätten darüber detailliert berichten können, das ist aber nicht geschehen. Offensichtlich will man beim deutschen Leser den Eindruck erwecken, in Russland würde sich kein Verantwortlicher der Presse stellen und kritische Fragen wären in Russland verboten.

Jedenfalls berichtete der Spiegel unter der Überschrift „Oppositionspolitiker Nawalny im Koma – Kreml äußert Unverständnis über deutsche „Eile“ bei Giftdiagnose“ über die Reaktion des Kreml, erwähnte aber nicht, dass es eine ausführliche Pressekonferenz gegeben hat. Über die Aussagen von Peskow kann man dann lesen:

„Er sagte, die Befunde der deutschen Ärzte zeigten nicht eindeutig, dass Nawalny vergiftet worden sei. „Wir verstehen diese Eile der deutschen Kollegen nicht.““

Anschließend trieb der Spiegel wieder die oben schon behandelte Desinformation, bei der der Spiegel die „Hinweise“ der Charite als Fakten darstellt.

Danach hat der Spiegel – wieder sehr geschickt – einen falschen Eindruck verbreitet. Er hätte über die Pressekonferenz und Peskows Aussagen berichten können, stattdessen berichtete er über einen Tweet einer BBC-Journalistin:

„Nawalnys Mitstreiter warfen dem Präsidenten vor, selbst in den Mordanschlag involviert gewesen zu sein. Das wies Peskow zurück. „Wir können solche Anschuldigungen nicht ernst nehmen“, sagte er laut einem Tweet der Moskauer BBC-Korrespondentin Sarah Rainsford. „Sie können absolut nicht wahr sein. Sie sind mehr wie leeres Rauschen, wir haben nicht vor, sie ernst zu nehmen“, sagte Peskow demnach.“

Warum hat der Spiegel, der ja ein Büro in Moskau hat und vielleicht sogar bei der Pressekonferenz anwesend war, nicht über die Pressekonferenz berichtet, sondern stattdessen über einen Tweet der BBC?

Nun kann sich wieder jeder selbst ein Bild machen: Sie kennen die Pressekonferenz von Peskow und den kompletten Spiegel-Artikel über die russische Reaktion habe ich verlinkt. Fühlen Sie sich, wenn sie das vergleichen, vom Spiegel gut, umfassend und objektiv informiert?


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

12 Antworten

  1. Also echt mal, merken die nichts mehr?

    20.08.2020 gegen 10 Uhr flatterte die Meldung über DPA rein
    21.08.2020 gegen 3.15 Uhr startet der Flieger von uns und landete ca. 8.15 später vor Ort

    In dieser Zeit wird Erstversorgung betrieben und erste Untersuchungen vorgenommen. Dann versetzt man Navalny ins künstliche Koma. Weitere Untersuchungen folgen.
    Vorläufige Diagnose laut russischer Ärzte lautete eine Stoffwechselstörung und man vermutete das längerer Verzicht auf Nahrung auch beim Krankheitsbild eine Rolle spielen könnte.

    Man beachte vom Ereignis bis zum Abflug Richtung Omsk vergehen grad einmal 17 Std.
    Vom Eintreffen in Omsk bis zum Abflug vergehen ca. 19 Std.

    Nach Eintreffen des Flugzeuges muss die Übergabe erfolgen. Also die rein med. Seite. Aber eben nicht nur das.
    Anstatt die ganze Welt verrückt zu machen, wilde Thesen zu verbreiten und ihre Fan Gemeine mit Bilder aus allen Richtungen zu versorgen hätte man die Zeit zum Beispiel nutzen können um sich bei den Leuten zu melden die für die Anordnung „Moskau nicht zu verlassen“ verantwortlich sind. Wir sehen mal wieder einen Gesetzesverstoß und kein Unrechtsbewusstsein.
    Das gleiche Spiel wie bei den unangemeldeten Demos.

    Dann sind noch mehr rechtliche Dinge zu klären wie z.B. die Aufhebung der Auflage und ob der Herr überhaupt das Land verlassen darf.
    Visa- Angelegenheiten sind zu klären und solche Dinge wie Verantwortungs-und Haftungsfragen. Aber vielleicht hat man gedacht wenn man nur laut genug rumkeifert denkt keiner dran, da ist es schon lästig wenn sich die Gemahlin mal belehren lassen und dann die alleinige Verantwortung übernehmen muss.

    Da schien es einfacher zu sein Merkel und ihren Gesprächspartner aus Finnland in der Unterredung zu stören um ihren Willen durchzusetzen. Selbst der EGM musste medienwirksam eingespannt werden.

    https://twitter.com/vigimadi/status/1296823384081342464

    Piloten Pausen

    Da die Maschine aus dem EU Bereich kam gelten die EU Richtlinien. Die Dienstzeit gilt so zu sagen ab Wetterbericht bis Abschluss der vorgeschriebenen Arbeiten nach Landung. Bei gut 5 Stunden reiner Flugzeit und den anderen Arbeiten dürften ca 7 Stunden zusammenkommen.Hin und zurück also ca 14 Stunden. Obendrauf kommt die Übergabezeit des Patienten. Alles zusammen dürfte letztendlich für eine Pflichtpause sprechen. Denn alles steht im Buch welches dem Fahrtenschreiber gleicht und ob die Piloten schon einen Einsatz hatten ist nicht bekannt.

  2. Ich denke, sehr viel interessanter für Alle die daran interessiert sind, sowie speziell für Russland wird es sein, was er selbst darüber wird sagen.
    Was wird er den deutschen Journalisten sagen, wenn zum Beispiel das “ Scheißblatt DER SPIEGEL“ ihn mit den Aussagen der deutschen Polit-Elite konfrontieren, Putin selbst, wäre „über die Kaffeetasse geflogen“ um ihn um die Ecke zu bringen…. Und was sagt dann wieder die russische Presse darüber…. Das alles wird sehr viel mehr zum Knüller , als das was ein Röttgen da rumsuselt…

  3. Ich finde die Russen sollten das nicht mehr ernst nehmen. Den diejenigen hier im Westen die bislang nicht glaubten, das die Russen irgendwen vergiftet haben werden das auch zukünftig nicht glauben. Zumindest nicht ohne Beweise. Und über diejenigen, die das heute noch glauben kann sich Russland nun wirklich auch mal lustig machen. Es ist ja schon unverschämt (dumm) zu glauben, der russische Geheimdienst sei nicht wie das CIA in der Lage Menschen so zu töten, dass es nicht nachweißbar ist. Dass die da was „finden“ beweißt ja, dass es nicht die Russen sein können. Außerdem was wollen die mit Nawalny .. da gäbe es doch deutlich bessere Zielpersonen. Diese ganzen Hetzer im TV zum Beispiel .. und da käme es dann auch gut, wenn die glauben würden es sei der russische Geheimdienst gewesen ..

  4. Wem muss man eigentlich wieviel bezahlen um in mitten einer „Globalen Gesundheitskatastrophe“ als nicht-deutscher in ein deutsches Krankenhaus (die doch alle so sehr überlastet sind) zu fliegen und sich dort zu behandeln lassen?

  5. Um einer Spekulation noch was draufzugeben: Die Sitznachbarin vom Krawallny im Flieger sagte gegenüber Reportern: Der Mann war an sich unauffällig, verhielt sich normal, wie wollte sich mit ihm fotografieren, da empfahl er sich auf die Bordtoilette, wo er nach einiger Zeit stöhnte und um Hilfe rief. Meine / unsere Variante: Der Typ hat sich auf Klo eine Spur … oder 2, keine Ahnung, (denke mal, Kokain) reingezogen. Das alles, noch in Kombination mit einigen Tagen zuvor Alkoholexzess, u.a. mit Samogon, Selbstgebranntem… Keine Fragen, Euer Ehren.

    1. Vielleicht haben ihn auch seine Geldgeber unter Druck gesetzt, nun endlich mal was gegen Putin auf die Reihe zu kriegen und als Märtyrer scheint er ja einen größeren Nutzen zu bringen, als als jämmerlicher „Oppositionsführer“!

      1. Wenn man sich bei archive org mal einige Adressen anschaut könnte man auf die Idee kommen.

        Natürlich ist Bekämpfung von Korruption zu begrüßen nur ist fraglich was z.B. wirklich in der Panama Papers stand. Im Grunde wurde zu den mir bekannten Ländern immer nur die Unliebsamen aufgezeigt, die durften sich nicht hinter einem Steuergeheimnis verstecken. Schon merkwürdig oder?

  6. Der wohl wichtigste Unterschied liegt am „Tatort“ denn dieses mal hat Russland eigene Proben. Es muss nicht darum bitten an „unabhängigen“ Untersuchungen beteiligt zu werden. 🙂

    Und die Proben sind inhaltlich viel aussagekräftiger wegen dem Zeitfaktor.

    o.t.
    Was ist denn auf dem russischen Mobilfunkmarkt los? Die rennen rum wie aufgeschreckte Hühner weil eine sms irgendwie öffentlich auftauchte? Lags an der US-ip?
    Oder daran das Simkarten jetzt nur noch registriert ausgegeben werden?

  7. Was auch auffällig ist, in Russland sind die Ärzte vor die Presse getreten, bei der Charité steht nicht mal ein Name darunter. Will sich keiner der Ärzte den Ruf versauen, der durch den Drosten ja schon ohnehin arg ramponiert ist?
    Jetzt müssten ja mal die Befunde samt dieser Substanz nach Russland geschickt werden, damit wegen einer Vergiftung Ermittlungen aufgenommen werden sollen.
    Aber ich gehe davon aus, dass geht aus wie im Fall Skripal und dem Tiergartenmord. Es werden keine Fakten geliefert, es wird lediglich ein Geständnis aus Russland, am besten von Putin selber, gefordert und irgendwann wird die nächste Sau durchs Dorf getrieben und in dem Zusammenhang wird auf Nawalny verwiesen!

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