Propaganda auf „Bild“-Niveau: Kommentar des Chefredakteurs der NZZ über Russland

Der Chefredakteur der Neuen Züricher Zeitung (NZZ) scheint es sich in den Kopf gesetzt zu haben, mit der Bild-Zeitung in Sachen primitive anti-russische Propaganda konkurrieren zu wollen, wie ein Kommentar von ihm am Freitag zeigte.

Immerhin gibt der Chefredakteur die Linie seiner Redaktion vor und wenn das, was der Chefredakteur der NZZ, Eric Gujer, am Freitag in einem Kommentar abgesondert hat, die Linie der Zeitung ist, braucht man sie nicht mehr lesen. In einem Kommentar soll der Verfasser seine Meinung mitteilen, es ist keine neutrale Berichterstattung gefragt. Aber dass in einem Kommentar massiv gelogen werden soll, das habe ich noch nicht gehört. Herr Gujer hat aber genau das getan, wie ich gleich aufzeigen werde.

Die NZZ ist mir in letzter Zeit immer wieder durch Artikel mit massiver Nato-Propaganda aufgefallen, die auch noch vor Unwahrheiten geradezu übergequollen sind. Ich habe am 18. August und am 29. August über zwei besonders plakative Machwerke berichtet.

Der Kommentar von Herrn Gujer wurde unter der Rubrik „Der andere Blick“ veröffentlicht und trägt den schönen Titel „Putins Killer in Berlin und Merkels rote Linie„. Man sieht schon an der Überschrift, dass die NZZ sich offensichtlich das Ziel gesetzt hat, die Bild-Zeitung noch zu übertrumpfen. Und die Einleitung bestätigt das:

„Der russische Präsident befiehlt einen Mord in Berlin und schürt in der Ukraine die Spannungen. Deutschland kann sich in diesem Konflikt nicht drücken, aber die Koalition ist wie immer uneins.“

Damit könnte ich meinen Artikel darüber beenden, denn es ist eigentlich alles gesagt. Herr Gujer stellt völlig unbelegte Anschuldigungen, die, außer ihm und vielleicht der Bild-Zeitung, niemand so aufstellt, als Tatsachen dar. Glückwunsch, das nenne ich wirklich kritischen Journalismus. Wie gesagt, es ist ein Kommentar und Herr Gujer soll seine Meinung haben und wenn er Russland und Putin nicht mag, ist das seine Sache. Aber dass er offen lügen muss, um seine Meinung zu begründen, das sollte jeden Leser dieses Flaggschiffs der schweizerischen Presselandschaft nachdenklich machen.

Aber in dem Kommentar kommt es noch dicker, daher werde ich auch darauf eingehen.

Zunächst geht Herr Gujer auf den Zustand der deutschen Regierung und ihrer Parteien CDU und SPD ein. Er ist spitzzüngig dabei, das ist in Kommentaren so, aber man kann ihm, was den Zustand der Bundesregierung angeht, nicht einmal ernsthaft widersprechen.

Danach kommt er auf Macron, der in letzter Zeit die Nerven seiner westlichen Kollegen beansprucht, weil er sich offen dafür ausspricht, dass Europa sich Russland wieder annähern sollte. Das gefällt Herr Gujer absolut nicht, aber das ist legitim, jedem seine Meinung. Merkel, die seiner Meinung nach die Russland-Sanktionen aufrecht erhalten und die Ukraine verteidigen will, findet Herr Gujer offensichtlich wesentlich sympathischer.

Aber dann kommt er zu Russland und beginnt mit den Worten

Russland rüstet auf

Schon das ist gelogen, immerhin gehen die russischen Verteidigungsausgaben zurück, während die Nato aufrüstet und von dem Zwei-Prozent-Ziel redet. Das sind objektive Fakten. Wie gesagt, in einem Kommentar darf und soll jemand seine Meinung schreiben, aber wenn die Meinung des Chefredakteurs der NZZ auf Unwahrheiten aufbaut, was sagt das dann über seine Qualifikation als Journalist aus?

Danach kommt folgender Absatz:

„Statt abzurüsten, stationierte Moskau an der Grenze zum Baltikum atomwaffenfähige Mittelstreckenraketen und leitete damit eine neue Runde im Rüstungswettlauf ein. Washington kündigte daraufhin den INF-Vertrag, der Europa von dieser besonders gefährlichen Waffenkategorie befreit hatte. Die Europäer und die Nato haben kein Rezept, wie sie dieser Verschlechterung ihrer Sicherheitslage begegnen können – ausser selbst Mittelstreckenraketen aufzustellen.“

Dass die USA nur einen Vorwand gesucht haben, um den INF-Vertrag zu kündigen, verschweigt er. Die USA haben für ihre Vorwürfe gegen die russischen Raketen nie Beweise vorgelegt. Mehr noch: Die USA haben bereits 2018 Gelder für die Entwicklung von Raketen, die gegen den INF-Vertrag verstoßen in den Haushalt eingestellt. Das US-Haushaltsjahr beginnt immer am 1. Oktober und der Haushalt wird im Sommer beschlossen. Im Sommer 2018 haben die USA Russland noch keine Vorwürfe gemacht, aber schon Geld genehmigt, mit dem Raketen entwickelt werden sollten, die gegen den INF-Vertrag verstoßen. Spätestens seit Sommer 2018 ist das jedem bekannt, der sich den Haushalt angeschaut hat und im Oktober hat Putin darauf öffentlich hingewiesen. Nur berichtet wurde darüber im Westen nicht.

Dass Putin sich dazu geäußert hat, lag daran, dass im Oktober die Medienkampagne mit den US-Vorwürfen begonnen hat und Putin von einem Journalisten danach gefragt wurde.

Die Chronologie ist also folgende: Die USA beschließen im Sommer 2018 still und heimlich, Raketen zu entwickeln, die gegen den INF-Vertrag verstoßen, damit zeigen sie offen, dass sie den Vertrag loswerden wollen. Es fehlt aber noch ein Grund. Und so begann im Oktober 2018 die Kampagne mit Vorwürfen, Russland würde gegen den Vertrag verstoßen und im Februar 2019 haben die USA den Vertrag gekündigt. Er lief damit Anfang August 2019 aus und keine drei Wochen später haben die USA eine neue Rakete getestet, die gegen den Vertrag verstoßen hätte, wenn er noch in Kraft gewesen wäre. Die Details über die verschiedenen Abrüstungsverträge, die alle in den letzten Jahren von den USA gekündigt worden sind, finden Sie hier.

Das sind die Fakten, aber bei Herrn Gujer klingt es irgendwie anders, gerade so, als hätte es die Pressestelle des Pentagon formuliert. So sieht kritischer Journalismus in der NZZ heute aus.

Dann kam Herr Gujer zur Ukraine:

„Statt Entspannungspolitik zu betreiben, sorgt Putin für immer neue Spannungen in der Ukraine. Russlands Armee und Geheimdienste kontrollieren die Separatisten im Donbass, sie verstärken sie, wo nötig, und rüsten sie aus. Während der neue ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sichtlich um eine Annäherung an Russland bemüht ist, stellte Putin Vorbedingungen für das Vierertreffen mit Merkel und Macron diese Woche in Paris.“

Putin stellte also Vorbedingungen, ja das stimmt. Aber was Herr Gujer verschweigt ist, worum es dabei ging. Die Ukraine hält bis heute keinen einzigen der 13 Punkte im Minsker Abkommen ein. Putin wollte zumindest in einem Punkt, dass die Ukraine endlich liefert, weil ein weiteres Treffen mit leeren Versprechungen keinen Sinn gemacht hätte. Die Details zum Minsker Abkommen finden Sie hier und die Hintergründe zum des Treffens in Paris finden Sie hier.

Ob Selensky „sichtlich um eine Annäherung an Russland bemüht ist“, wie Herr Gujer schreibt, sei mal dahin gestellt. Mich würde interessieren, wie er darauf kommt, denn ich sehe dafür keine Anzeichen. Was ich sehe ist, dass Selensky, im Gegensatz zu seinem Vorgänger Poroschenko, offensichtlich ehrlich um einen Frieden bemüht ist. Und wer einen Frieden aushandeln will, der muss nun einmal mit dem Gegner reden und auch zu Kompromissen bereit sein. Ob aber Putin oder Selenskys Landsleute im Osten der Ukraine Kiews Gegner sind, ist die nächste Frage. Selensky verweigert immer noch den direkten Dialog mit den Vertretern der Rebellen im Osten des Landes, wie er auf der Pressekonferenz in Paris klar gesagt hat. Der Weg zum Frieden ist unter solchen Vorzeichen noch sehr weit.

Danach schreibt Herr Gujer:

„Putin schürt die Spannungen. Er setzt mit einem dosierten Kleinkrieg im Donbass die Ukraine unter Druck, um eine Annäherung des Landes an die EU und eine positive gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung zu verhindern. So hat es Moskau schon in Georgien gemacht, in der Moldau und in Armenien.“

Die Unterstellung, Russland würde im Osten der Ukraine kämpfen, ist nicht neu, wird aber durch ständiges Wiederholen auch nicht wahrer. Fakt ist, dass die OSZE-Beobachter, die täglich Berichte aus dem Gebiet veröffentlichen, noch keinen einzigen russischen Soldaten gemeldet haben.

Was Gujer dann aneinanderreiht, hat ebenfalls mit der Wahrheit nichts zu tun. Georgien hat 2008 völkerrechtswidrig einen Krieg gegen Südossetien angefangen, eine Stadt bombardiert und dabei hunderte Zivilisten getötet. Da dort auch russische Friedenstruppen waren, hatte Russland keine andere Wahl, als seinen Soldaten zur Hilfe zu kommen. Das ist keine russische Propaganda, sondern das Ergebnis der Untersuchung des Europarates, die Details finden Sie hier. Aber die westlichen Medien ignorieren den Bericht und lügen ganz offen über den Konflikt zwischen Georgien und Russland.

Über die Lage in Moldau ist kaum jemandem etwas bekannt. Das kleine Land ist beim Zerfall der Sowjetunion entstanden und ist von Anfang an geteilt gewesen. Der Grund ist, dass in dem einen Teil, den der Westen anerkannt hat, Rumänen die Mehrheit stellen, in dem anderen Teil, Transnistrien, stellen Russen die Mehrheit, die am liebsten, ähnlich wie Kalinigrad, eine russische Exklave wären. Das will der Westen aber nicht. Nur mit Putin hat das nichts zu tun, denn der Konflikt ist unter Jelzin entstanden. Und was Herr Gujer mit dem Hinweis auf Armenien meint, erschließt sich mir nicht einmal.

Aber so funktioniert Propaganda per Definition: In drei aufeinanderfolgenden Absätzen hat Herr Gujer ganz viele Anschuldigungen gepackt, die alle einer Überprüfung nicht standhalten. Wer von seinen Lesern weiß das schon? Aber die Menge der Vorwürfe und die Formulierungen stimmen den Leser negativ gegenüber Putin und Russland ein, das ist das Ziel. Dass Gujer dabei weit von der Wahrheit abweichen muss, scheint ihn nicht zu interessieren.

Wie gesagt, es ist ein Kommentar und Her Gujer darf natürlich der Meinung sein, die Nato und das Pentagon hätten in allem Recht, aber es ist auffällig, dass diese Linie nur dann funktioniert, wenn man die Unwahrheit schreibt.

Dann folgt dieser Satz, der die ganze Verdrehung der Tatsachen auf den Punkt bringt:

„«Frozen conflict» nennt sich diese zynische Strategie. In der Ukraine haben für sie bisher 10 000 Menschen mit ihrem Leben bezahlt.“

Er hat Recht, aber die Politik des „Frozen conflict“ ist die Politik des Westens. Man könnte all die „Frozen conflicts“ in der Ukraine, Moldau, Georgien und so weiter morgen lösen. Man müsste nur den dortigen Bevölkerungen die Möglichkeit geben, unter Aufsicht der UNO in einer Volksabstimmung zu entscheiden, wie sie leben möchten und diese Entscheidungen dann anerkennen. Die Menschen in der Ostukraine würden sich sicher nicht für eine Zugehörigkeit zu Kiew entscheiden. Die Wahl würde entschieden zwischen staatlicher Unabhängigkeit und Vereinigung mit Russland. Gleiches gilt für Südossetien und Abchasien, die beide eines nicht wollen: zu Georgien gehören. Und auch in Transnistrien würde bei einer solchen Abstimmung kaum eine Vereinigung mit Moldau als Sieger hervorgehen.

Man muss also fragen, warum der Westen, der gegen solche demokratischen Entscheidungen in den genannten Gebieten ist, diese „Frozen conflicts“ aufrecht erhält, anstatt sie zu lösen. Es ist offensichtlich so, dass der Westen nicht möchte, dass die Welt sieht, dass so viele Gebiete zu Russland gehören oder unabhängig sein wollen von Ländern, die der Politik des Westens folgen. Auch wenn im Westen kaum jemand weiß, wo die genannten Gebiete eigentlich liegen, will der Westen eine für ihn peinliche Entscheidung verhindern. Demokratie will der Westen nur, wenn für das gestimmt wird, was dem Westen gefällt.

Herr Gujer hat also Recht: Die Strategie der „Frozen conflicts“ ist zynisch. Aber der Zyniker ist nicht Putin, die Zyniker regieren in den westlichen Hauptstädten. Und anscheinend in der Redaktion der NZZ.

Erst danach wird dann deutlich, worum es Herr Gujer wirklich geht. Die NZZ, die nicht einmal in einem Nato-Mitgliedsland zu Hause ist, hat sich in letzter Zeit zum größten Trommler für das Zwei-Prozent-Ziel der Nato entwickelt. In der NZZ wird dieses milliardenschwere Konjunkturprogramm für die US-Rüstungsindustrie am heftigsten propagiert. So auch hier wieder:

„Wer heute das Zwei-Prozent-Ziel einfach vom Tisch wischt, macht sich erpressbar für Putins Powerplay in Osteuropa. Insgesamt ist die Nato Russland zwar haushoch überlegen, doch diese Militärmaschinerie kommt nur langsam auf Touren, weil die Nato kaum Truppen an ihrer Ostgrenze stationiert hat. Das Baltikum ist daher einem Überraschungsangriff schutzlos ausgeliefert. Moskau könnte mit einer raschen Attacke Fakten schaffen, und es wäre dann nicht völlig unwahrscheinlich, dass die Nato das Fait accompli akzeptierte. Mourir pour Riga? Sicher nicht.“

Der absurde Widerspruch seiner Position scheint ihm gar nicht bewusst zu sein. Er fordert einerseits das Zwei-Prozent-Ziel für die Nato, also viel mehr Geld. Andererseits gibt er offen zu, dass die „Nato Russland haushoch überlegen“ ist. Sie ist seiner fachkundigen Meinung nach jedoch zu langsam und ihre Truppen stehen nicht da, wo sie nach seiner Meinung stehen sollten. Aber was bitte ändert mehr Geld daran?

Ganz abgesehen davon, dass Russland die Balten nicht angreifen will, niemals damit gedroht hat und es ja nicht russische Soldaten sind, die in Mexiko an der Grenze zur USA stehen, sondern es sind US-Truppen, die im Baltikum an der russischen Grenze stehen. Das übrigens ist ein Verstoß gegen die Nato-Russland-Akte, die die dauerhafte Stationierung von Nato-Truppen östlich von Deutschland ausdrücklich untersagt hat. Dagegen verstoßen die neuen Nato-Truppen im Baltikum, dagegen verstoßen die Pläne, US-Truppen in Polen zu stationieren und dagegen verstößt auch die US-Raketenabwehr, die in Polen und Rumänien mit US-Soldaten stationiert wird.

Immerhin gibt er danach zu, dass es kaum zu einem russischen Angriff kommen wird, aber dann legt er nach:

„Selbst wenn es aller Wahrscheinlichkeit nach nie so weit kommen wird, verfehlt diese Drohkulisse ihre politische Wirkung nicht. Die 30.000 bis 60.000 Mann, die Russland in mobilen Einheiten an seiner Westgrenze stehen hat, sind eine klare Ansage. Russland betrachtet die ehemaligen Sowjetrepubliken noch immer als seine Einflusssphäre und versucht deren Anbindung an den Westen mit allen Mitteln zu sabotieren.“

Die Nato rüstet auf, sie stationiert Truppen an Russlands Grenz, sie ist Russland „haushoch überlegen“, wie Herr Gujer zugibt, aber wenn Russland als Reaktion Truppen an seiner eigenen Grenze stationiert, dann ist das ganz böse. Und wie genau sabotiert Russland eigentlich die Anbindung der Balten an den Westen? Sie sind alle Mitglieder von EU und Nato. Wenn Russland da etwas hätte sabotieren wollen, dann hätte es das vor 20 Jahren machen müssen, als über deren Mitgliedschaften noch verhandelt wurde. Aber heute ist der Zug abgefahren. Aber Gujer ist eben ein einfacher Propagandist, er erzählt Unsinn, der seine Leser in die gewollte Richtung beeinflussen sollen. Und die Wahrheit, das haben wir schon gesehen, scheint dabei enorm zu stören.

Und so kommt er wieder zurück zu seinem Herzensthema, dem Konjunkturprogramm für die US-Rüstungsindustrie, wenn er schreibt, wie wichtig Deutschland ist und dass es entscheidend auf Deutschlands Bundeswehr ankommt:

„Das aber kostet Geld, das Deutschland nicht wegen Trump ausgibt, sondern weil eine glaubwürdige Abschreckung allemal besser ist, als aus Schwäche einem Erpressungsmanöver nachgeben zu müssen.“

Genau, nicht Trump erpresst Deutschland, wenn er mehr deutsches Geld für die Nato fordert und sogar will, dass Deutschland die gesamten Kosten für die Stationierung der US-Truppen in Deutschland „plus 50 Prozent“ bezahlen soll, nein, Putin ist der Erpresser! Nur hat Herr Gujer vergessen zu schreiben, worin eigentlich Putins „Erpressungsmanöver“ bestehen soll. Aber ich sagte ja schon, Nato-Propaganda und die Wahrheit haben ein kleines Problem miteinander.

Dann kommt Gujer auf den Tiergarten-Mord. Er behauptet:

„Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Bundesregierung nach langem Zögern zwei als Diplomaten getarnte russische Geheimdienstler auswies. Damit protestierte sie dagegen, dass Moskaus Geheimdienste ihre Killerkommandos nun auch nach Berlin schicken.“

Herr Gujer sollte seine Leser als Journalist eigentlich informieren, aber hier tut er das Gegenteil. Es gab keine „als Diplomaten getarnten russischen Geheimdienstler“, die Wahrheit ist, dass in jeder Botschaft eines jeden Landes immer auch Mitarbeiter des Geheimdienstes sind. Das ist nicht schön, aber normal. Und es ist allgemein bekannt.

Wie allgemein bekannt das ist, zeigt folgendes Beispiel. Als im Fall Skripal der Westen russische Diplomaten ausgewiesen und Russland darauf ebenfalls mit der Ausweisung der gleichen Anzahl von Diplomaten reagiert hat, war ich auf einer Veranstaltung mit deutschen Diplomaten in Russland, die ich schon länger kannte. Und als ich fragte, ob wir uns voneinander verabschieden müssten, weil sie vielleicht von Russland ausgewiesen werden, da war die Antwort: „Nein, wir sind nicht von der entsprechenden Abteilung.“

Es weiß jeder, dass in Botschaften und Konsulaten auch Geheimdienstler sitzen und es ist auch allgemein bekannt, wer das ist. Nix mit „getarnt“, Herr Gujer!

Und dass Russland „Killerkommandos“ geschickt habe, behauptet niemand. Es gibt offiziell einen Anfangsverdacht für eine Beteiligung Russlands oder Tschetscheniens an dem Mord, mehr hat der Generalbundesanwalt nicht gesagt. Aber für Herrn Gujer ist es erstens schon erwiesen und zweitens sagt seine Formulierung wieder einmal alles darüber aus, was er seinen Lesern eintrichtern will. Wieder natürlich wahrheitswidrig, denn erwiesen ist gar nichts.

Das stört ihn aber nicht, denn danach kommt – wen könnte es überraschen? – noch der Vergleich mit Skripal, wo für Herrn Gujer ebenfalls alles erwiesen ist:

„Nach dem Giftanschlag auf den übergelaufenen russischen Nachrichtendienstoffizier Sergei Skripal in Grossbritannien war der Mord in Moabit schon die zweite Attacke, deren Spur eindeutig nach Moskau führt. Putin versucht nicht einmal, die Urheberschaft abzustreiten. Nach dem Ukraine-Gipfel in Paris sagte er: «In Berlin wurde ein Krieger getötet, der in Russland gesucht wurde, ein blutrünstiger und brutaler Mensch.»“

Schön, wenn man Aussagen von Putin aus dem Zusammenhang reißen muss, damit sie die gewünschte Wirkung erzielen. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass man es mit der Wahrheit nicht allzu genau nimmt. Was Putin tatsächlich gesagt hat, können Sie hier nachlesen.

Auf den Fall Skripal möchte ich jetzt nicht wieder eingehen, nur so viel: Da ist gar nichts erwiesen und wohin die Spur führt, weiß kein Mensch. Die Details und die Chronologie des Falls Skripal finden Sie hier, wenn Sie sich für die bekannten Fakten interessieren.

Was soll man zu diesem Kommentar des Chefredakteurs der NZZ sagen? Ich wiederhole: Jeder soll seine Meinung haben und Kommentare sollen auch die Meinung des Verfassers ausdrücken. Und diese Meinung muss weder meine Meinung sein, noch muss sie mir gefallen. Aber was sagt es über den Verfasser, immerhin Chefredakteur der NZZ, aus, wenn er seine Meinung nur äußern kann, indem er sie mit Lügen untermauert?


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. VERFIXTE WAHRHEIT
    Eine steile Felswand die nur mit Seil und gutem Schuh durchstiegen werde kann. Doch halt was sage ich da…. Es ist ein malerischer Hang mit ollen Kühen, fettem Gras und Blumen, und im oberen Teil mit Tannen.
    Hmm, auch das ist nicht genau beschrieben, eher dünkt es mich wohin ich schaue der ganze Hang ist mit Ferienhäuschen stark besiedelt. Ein Skilift oder Kieswerk könnte es auch sein… doch mit dieser hohen Brücke und all den Lichtermasten? – Nein, wohl eher eine Autobahn. Doch muss das täuschen, da ist nur Wald sonst nichts! Oder sind es rauchende Fabriken? Nein nur Wald.
    Buchen Tannen einzelne Weiden und ein paar Frauen die Dressur reiten. Nein, sonst ist da nichts nur Wald. Und ein kleiner See. Und Häuser. Und ein lustiges Karussell und Riesenrad und eine blinkende laut beschallte Botschautobahn.
    Ja, und mit prächtigen Attraktionen und Sensationen und farbenfrohen Buden aller Art werden die Leute die aus allen Himmelsrichtungen zur Chilbi strömen da fürstlich verwöhnt. Da gibt es was zu gucken, Schwertschlucker, jonglierende Liliputaner und eine hell erleuchtete weil unter Strom stehende spindeldürre Frau. Und einen indischen mit Oker und Weiss und Orange bemalten und sogar mit Messingglöckchen behangenen Elefanten gibt es zu bewundern. Schiessbuden und Zuckerwatte und heissen süssen Tee gibt es. Und Pizza. Und runde Frauen die mit hoch gekrempelten Ärmeln und glänzenden Gesichtern grosse schöne Bratwürste kehren. Und andere die mit roten Lippen und frivolem frischem Lachen farbenfrohe Kleider an errötende Herren verkaufen…
    All das und mehr ist völlig normal und geradezu bezeichnend für diese Gegend. Denn dieses Marschgebiet ist mit Wassermassen meist überflutet. So jedenfalls steht das paradoxerweise in meinem Führer beschrieben! Also mir persönlich scheinen es dann doch eher die staubigen Maisfelder dieser Gegend zu sein. Oder sind es Fabriken oder Wald und sonst nichts?
    Jetzt wird es mir aber wirklich zu bunt, jetzt steige ich hoch hinauf zum Gipfel und schaue mir alles von oben an. Und so ist es dann auch im ganzen Leben, dass man die Dinge von verschiedenen Seiten anschauen sollte um an Wahrheit zu gelangen.
    Wie schön! Jetzt bin ich oben, Zutritt verboten steht auf meiner Armbanduhr. Vermutlich weil zu dieser späten Stunde die Nacht hereingebrochen ist. Sie ist ein guter Campingplatz. Stock dunkel.

    Ähh ja das ist so in etwa meine Meinung dazu, ich segne Euch.

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